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Hochschule für bildende Künste Hamburg

Reklamemarke für Margarine mit der Kunstgewerbeschule

1767 wurde die Hamburger Gewerbeschule von der Patriotischen Gesellschaft gegründet. 1896 wurde sie zur Staatlichen Kunstgewerbeschule, später zur Landeskunstschule. Das Hauptgebäude am Lerchenfeld 2 im Hamburger Stadtteil Uhlenhorst wurde von dem Architekten Fritz Schumacher zwischen 1911 und 1913 eigens für die Kunstschule gebaut. Während der Zeit des Nationalsozialismus wurden Lehrkräfte wie Karl Schneider, die mit dem Regime nicht konform waren, gezwungen, ihre Lehrtätigkeit aufzugeben. Während dieser Zeit wurde der Name in Hansische Hochschule für bildende Künste geändert, allerdings ohne Zuerkennung des Hochschulstatus. Nach dem Zweiten Weltkrieg nahm sie ab 1945 als Landeskunstschule unter dem aus Hamburg stammenden ehemaligen Professor der Kölner Werkschulen Friedrich Ahlers-Hestermann ihren Lehrbetrieb neu auf. Nach Ahlers-Hestermanns Pensionierung wurde der Architekt Gustav Hassenpflug zum Nachfolger gewählt. Hassenpflug installierte ab 1952 eine Gastdozentenklasse, deren Ergebnisse er dokumentierte. Zudem betrieb er die Umwandlung der Landeskunstschule in die „Hochschule für bildende Künste Hamburg“. Seit 1970 hat sie darüber hinaus den Status einer künstlerisch-wissenschaftlichen Hochschule.


Studiengebühren-Protest 2007

Im Juli 2007 kam es zu einem Eklat, als die Hochschulleitung unter Martin Köttering auf Druck des Hamburger CDU-Senats (Jörg Dräger) hin mehr als die Hälfte der angehenden Künstler exmatrikulierte, weil diese sich an einem Boykott der neu eingeführten Studiengebühren beteiligten. Die Studierenden begründeten ihren Protest mit der finanziellen Unsicherheit ihrer angestrebten Berufe: Auch mit entsprechenden Krediten könnten viele derzeit Studierende sich ein Studium nicht mehr leisten. Zudem wurde der Bologna-Prozess von vielen Studierenden kritisiert, die angestrebten Umstrukturierungen des Studiums (Verschulung) seien speziell in einer Kunsthochschule völlig fehl am Platz. Senat und Hochschulleitung verwiesen dagegen auf die Zahlungspflicht und räumten zunächst weitere Fristen ein. Der Vorgang hatte ein bundesweites Presseecho. Im September 2011 beschloss der mittlerweile SPD-regierte Senat der Freien und Hansestadt Hamburg die Abschaffung der Studiengebühren an allen Hamburger Hochschulen zum Wintersemester 2012/13, im Dezember 2011 schloss sich die Hamburgische Bürgerschaft der Entscheidung an. „Studiengebühren sind sozial ungerecht und in Deutschland mittlerweile ein Auslaufmodell geworden“, sagte Wissenschaftssenatorin Dorothee Stapelfeldt (SPD) gegenüber der Presse.


Das Gebäude am Lerchenfeld

Das heutige Hauptgebäude der Hochschule für bildende Künste entstand in den Jahren 1911 bis 1913 für die damalige Kunstgewerbeschule in Hamburg-Uhlenhorst am Lerchenfeld 2. Auftraggeber war die Freie und Hansestadt Hamburg.

Die von Fritz Schumacher in herausgehobener Lage an einer Wasserfront am Kuhmühlenteich platzierte, von weither sichtbare Baugruppe in dunklem Backstein mit ihren hohen Mansarddächern sollte sich von den übrigen Schulbauten des Hamburger Staates ausdrücklich durch ein »abweichendes, mehr festliches Gepräge« abheben.

Den Kern bildet eine hufeisenförmige Anlage am Lerchenfeld mit vorgelagertem, durch einen Säulengang von der Straße abgetrennten „Zierhof“, den man ursprünglich durch einen kleinen ovalen Pavillon betrat. Von dort gelangt man in den rechts gelegenen Hauptbau und betritt die hohe Eingangshalle von feierlich-strenger Wirkung. Hier kehrt ein in Schumachers frühen Villenbauten entwickelter Raumtyp in gesteigerter Form wieder: eine rechteckige hohe Dielenhalle, die ihr Licht von einer ebenso hohen Fenstergruppe an der Schmalseite erhält. In der zweigeschossigen Halle mit offener Treppenanlage an der Seite ist „das Gerippe der Eisenbetonbauweise“ bewusst sichtbar gelassen, mit an den Oberflächen scharrierten Betonteilen.

Die Anordnung der Gebäudeflügel auf dem winkelförmigen Grundstück begründet sich mit ihren Funktionen: Die Lage und Länge des Hufeisenbaus zum Beispiel ermöglichte die Unterbringung vieler Ateliers auf der sonnenabgewandten Rückseite. Die Absonderung des östlich anschließenden Werkstättenflügels hatte den Zweck, die Ateliers und Klassen von Maschinenlärm und Erschütterungen abzuschirmen.

Schumacher beteiligte bei dem Bau dieses Gebäude Künstler, die an der Kunstgewerbeschule unterrichteten. Das waren insbesondere Richard Luksch für Relieffiguren im Innern und außen, Carl Otto Czeschka für das Hellglasfenster Die Schönheit als Botschaft in der Eingangshalle und Willy von Beckerath mit dem imposanten ca. 44 Meter langen und 4 Meter hohen Wandbildzyklus Die ewige Welle in der Aula sowie Johann Michael Bossard für die figürlichen Reliefs auf der Rückseite des Schmuckhofs, Friedrich Adler für die bekrönten Zapfen, Willi Titze für das Mosaik des Pavillons und Hans Heller für die Innengestaltung des Lesesaals.

Fritz Schumacher schrieb in seinen Erinnerungen "Stufen des Lebens": "Das Treppenhaus zeigt die Konstuktionsformen, wie sie aus der Verschalung herauskommen, die Flächen sind dann wie Steinflächen mit dem Meißel bearbeitet. Den Raum veredelt das große Fenster aus geschliffenen Gläsern von Czeschka, das ich noch heute für eine der besten Arbeiten halte, die in Hamburg entstanden sind. Auch alle anderen Künstler der Schule sind an dem Bau in irgendeinem Zierstück zu Worte gekommen, aber leider war es das einzige Werk, an dem ich sie beschäftigen durfte: es wurde mir untersagt, Baugelder an Personen fließen zu lassen, die ein staatliches Gehalt (Anm.: als Lehrer) bezogen. Man wollte wohl eine Pflanzstätte der Kunst schaffen, aber sie zu benutzen scheute man sich aus sozialen Gründen."



Text: Wikipedia

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