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Jöhstadt

Jöhstadt ist eine Landstadt im sächsischen Erzgebirgskreis.

Reklamemarken und Siegelmarken

Geschichte

Jöhstadt wurde 1513 auf der Flur des schon 1386 erwähnten Waldhufendorfes Goswinsdorf gegründet. Vermutlich wurde Goswinsdorf schon um 1200 gegründet, später hieß der Ort Josephsdorf. Im Jahr 1429 wurde es als Wüstung genannt. 1459 hatte der Ort jedoch wieder 64 Häuser und 5 Hufen.[2]

Zu Beginn des 16. Jahrhunderts setzte im Zuge des zweiten Berggeschreys aus Richtung Annaberg eine Besiedlungswelle von Bergleuten auf dem ehemaligen Standort von Goswinsdorf ein. Der Silberbergbau setzte in Jöhstadt im Jahr 1513 mit dem ersten erfolgreichen Schürfen ein. 1555 wurde der Ort als Bergstädtchen und 1591 als Flecken bezeichnet. 1518 erhielt der Ort die Bergfreiheit, 1655 das Stadtrecht, durfte aber erst ab 1791 eigene Steuern erheben. Im Jahr der Verleihung des Stadtrechts wurde 1655 auch die bis heute bestehende „Berg-, Knapp- und Brüderschaft Jöhstadt“ gegründet.[3] Zwischen dem 16. und dem 19. Jahrhundert wurde in Jöhstadt Bergbau auf Silber, Kobalt, Eisen und Kupfer betrieben. Im Jahre 1539 erfolgte in Schlössel die Eröffnung eines Pochwerks. Fundgruben um Jöhstädt waren u. a. der Augusta-Schacht, Buquoy-Rottenhan-Erbstolln, die Friedrich-August-Fundgrube, der Hilfe-Gottes-Stolln, der Josephsstolln und der Maschkeschacht. Mit der Schließung des Josephsstollns im Jahr 1836 endete der aktive Bergbau in Jöhstadt.[4]

Goswinsdorf und das spätere Jöhstadt gehörten bis zur Reformation zur Parochie Arnsfeld. Um 1459 war ein Geistlicher aus dem Kloster Wolkenstein Geistlicher in Arnsfeld und hatte vierteljährlich eine Messe in Goswinsdorf zu lesen.[5] Das älteste Gotteshaus des Orts war die St.-Josephs-Kirche, die ihren Standort auf dem Markt hatte. Nach einer Nachricht aus dem Jahr 1459 war sie dem heiligen Joseph, dem Mann der Maria geweiht. Daher stammt auch der spätere Name Jöhstadt.[2] Das Gotteshaus verfügte über Reliquien des Namenspatrons, weshalb es in der katholischen Zeit eine Wallfahrtskirche war. Während der Regierungszeit des Kurfürsten Johann des Beständigen (1525 bis 1532) wurden diese Heiligtümer weggenommen. Kurz darauf erfolgte im Zuge der Reformation die Ernennung zu einer eigenständigen protestantischen Pfarrkirche. Im 17. Jahrhundert erlebte Jöhstadt an der kursächsischen Grenze einen Zustrom protestantischer Glaubensflüchtlinge aus Böhmen, sogenannter Exulanten, die in ihrer katholischen Heimat aufgrund ihres Glaubens im Zuge der Gegenreformation vertrieben wurden. Diese Einwanderer siedelten sich in Grenznähe an und gründeten in der Zeit zwischen 1623 und 1651 den Ort Dürrenberg. Aufgrund der steigenden Zahl evangelischer Christen in Jöhstadt wurde die bestehende St.-Josephs-Kapelle zu klein. Da die Bergstadt nicht in der Lage war, den Bau einer Kirche finanziell zu tragen, wurde mit Genehmigung des Kurfürsten Johann Georg II. von Sachsen ein Spendenaufruf gestartet. Die Grundsteinlegung für das neue Gotteshaus erfolgte am 15. April 1675. Nach zweieinhalbjähriger Bauzeit wurde die Kirche am 2. September 1677 auf den Namen „St. Salvator“ („der heilige Erlöser“) geweiht. Erst 1852 erhielt sie ihren 45 Meter hohen Turmanbau.[6] Die St.-Josephs-Kapelle wurde noch bis ins 19. Jahrhundert bei Fasten- und Leichenpredigten benutzt. Danach wurde das inzwischen baufällig gewordene Gebäude im Jahr 1838 entwidmet und ein Jahr später abgetragen.[7] Anfang der 1960er-Jahre entstand in Jöhstadt eine neue, katholische St.-Josephs-Kapelle.[8]

Jöhstadt lag bis 1856 im kursächsischen bzw. königlich-sächsischen Amt Wolkenstein.[9] Im Jahr 1835 wurde das westlich der Stadt gelegene Einzelgut Weißer Hirsch (heute als „Berghof“ bekannt) unter die Verwaltung von Jöhstadt gestellt.[10] Ab 1856 gehörte die Stadt mit ihren Siedlungsteilen Dürrenberg und Schlössel zum Gerichtsamt Jöhstadt und ab 1875 zur Amtshauptmannschaft Annaberg.[11]

Am 1. Juni 1892 erhielt Jöhstadt mit der Schmalspurbahn Wolkenstein–Jöhstadt Eisenbahnanschluss. Im folgenden Jahr wurde die Bahn bis zur Fladerschen Feuerlöschgerätefabrik (heute: PF Pumpen und Feuerlöschtechnik GmbH) an der Landesgrenze verlängert. Eine in den Jahren 1912–1914 geplante Weiterführung über die böhmische Landesgrenze nach Pleil-Sorgenthal und Weipert scheiterte am Ausbruch des Ersten Weltkriegs und der folgenden politischen Entwicklung. Der Abschnitt vom Bahnhof Jöhstadt zur Landesgrenze wurde 1964 stillgelegt, im Januar 1984 folgte der Abschnitt von Jöhstadt nach Niederschmiedeberg. Zwischen 1992 und 2000 wurde der Abschnitt zwischen Jöhstadt und Steinbach als Museumsbahn (Preßnitztalbahn) wieder aufgebaut.

Durch die zweite Kreisreform in der DDR kam Jöhstadt im Jahr 1952 zum Kreis Annaberg im Bezirk Chemnitz (1953 in Bezirk Karl-Marx-Stadt umbenannt), der ab 1990 als sächsischer Landkreis Annaberg fortgeführt wurde und 2008 im Erzgebirgskreis aufging. Zwischen 1994 und 1999 erfolgte die Eingemeindung der heutigen Ortsteile.


Text: Wikipedia

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