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Jülich

Jülich ist eine Stadt in Nordrhein-Westfalen.

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Historischer Überblick

Jülich entstand in römischer Zeit als Straßenstation entlang der Römerstraße von Boulogne-sur-Mer nach Köln (Via Belgica). Der vicus (Iuliacum) erlangte eine gewisse Bedeutung wegen seiner strategischen Position an einer Furt der Rur und wurde im 4. Jahrhundert mit einem Kastell befestigt. Im 5. Jahrhundert fiel der Ort in fränkische Hand und entwickelte sich zum Zentrum eines Gaues, des sogenannten Jülichgaus, aus dem später die Grafschaft und 1328 das Herzogtum Jülich hervorgingen.

Möglicherweise im Jahre 1234 wurde Jülich zur Stadt erhoben. Im Krieg gegen den Erzbischof von Köln wurde die Stadt 1239 zerstört. Am 14. Oktober 1279 schlossen die Grafen von Jülich mit Siegfried von Westerburg, dem Kölner Erzbischof, den Pingsheimer Frieden. Im 14. Jahrhundert erhielt die Stadt eine neue Befestigung, von der der Hexenturm und ein Mauerrest in der Stiftsherrenstraße erhalten sind.

1416 erhielt die Stadt von Herzog Rainald von Jülich-Geldern das finanzielle Selbstbestimmungsrecht. Die Macht der Jülicher Herzöge wuchs mit dem Zusammenschluss der Herzogtümer Jülich, Kleve und Berg zu den Vereinigten Herzogtümern. Die Herrschaft Herzog Wilhelm V., genannt der Reiche, bedeutete einen Höhepunkt in der Stadtentwicklung. Zwar wurde Jülich 1543 kampflos an kaiserliche Truppen übergeben und fiel 1547 fast die ganze Stadt einer Feuersbrunst zum Opfer, doch baute der Herzog die Stadt danach mit Hilfe des italienischen Architekten Alessandro Pasqualini zur repräsentativen Residenzstadt und Idealstadt der Renaissance aus. Bei diesen Arbeiten entstanden die Zitadelle und die Stadtbefestigung sowie die Grundzüge des noch heute gültigen Stadtplans (Innenstadt). Jülich verfügte somit zu jener Zeit über die modernsten Befestigungsanlagen Europas.

Als die herzogliche Linie 1609 ausstarb, wurden die Vereinigten Herzogtümer geteilt. Die Stadt Jülich mit dem Herzogtum Jülich gehörte fortan zu Pfalz-Neuburg und später zur Kurpfalz (1685) bzw. Bayern (1777). Jülich wurde 1610 im Jülich-Klevischen Erbfolgestreit erstmals und 1621/1622 zum zweiten Mal belagert. Anschließend war die Stadt bis 1660 von Truppen der Spanischen Niederlande besetzt.

Von 1794 bis 1814 gehörte Jülich als Juliers im Département de la Roer zum französischen Staatsgebiet. Die Franzosen erweiterten die Festungsanlagen um den napoleonischen Brückenkopf an der Rur und zahlreiche Außenwerke. 1815 wurde Jülich preußische Festungs- und Kreisstadt. In einer kurzsichtigen Entscheidung und auf Druck des preußischen Militärs wurde die 1841 eröffnete Eisenbahnlinie Köln–Aachen nicht über Jülich, sondern über das südlich gelegene Düren geführt, das diesem insbesondere im Hinblick auf die einsetzende Industrialisierung einen von Jülich nicht mehr einholbaren Entwicklungsvorsprung einbrachte.

Die Festungswerke wurden 1860 nach einer großen Belagerungsübung der preußischen Armee geschleift, aber die Stadt blieb Garnison und Sitz einer Unteroffiziersschule. Nach der Entfestigung erhielt Jülich 1873 den für den wirtschaftlichen Fortschritt erforderlichen Eisenbahnanschluss in Form von zunächst drei Linien: Jülich–Düren sowie Mönchengladbach–Jülich und Jülich–Stolberg(–Aachen). Zwischen 1882 und 1912 folgten drei weitere Bahnstrecken.

In den 1920er Jahren war Jülich von französischen und belgischen Truppen besetzt (Alliierte Rheinlandbesetzung); das 1918 in Betrieb genommene und auf 1800 Arbeitskräfte ausgelegte Reichsbahnausbesserungswerk (ab 1961/64 Heeresinstandsetzungswerk 800/SysInstZentr 800, jetzt Mechatronikzentrum) sorgte für einen Zustrom an Neubürgern, die im Südviertel (Heckfeld) angesiedelt wurden, das planmäßig ausgebaut wurde.

Die 1862 eingeweihte Synagoge wurde in der Reichspogromnacht am 9. November 1938 geschändet, das Inventar außerhalb der Synagoge verbrannt. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Dach zerstört, die Ruine wurde 1958 abgerissen. Am 16. November 1944 wurde Jülich bei einem heftigen Luftangriff britischer Bomber (Operation Queen) binnen 20 Minuten zu 97 % zerstört, weil es – obwohl die Stadtanlage, der Brückenkopf und die Zitadelle längst nicht mehr als Festung genutzt wurden – als ein Haupthindernis bei der bevorstehenden Einnahme des Rheinlands durch die Alliierten galt. Am 8. Dezember 1944 erreichten amerikanische GIs das Westufer der Rur gegenüber von Jülich (siehe Rurfront). Nach dem Ende der Kämpfe Anfang 1945 war die Stadt praktisch unbewohnt und fast völlig zerstört, ihr Wiederaufbau schien unsicher.

In den Jahren 1949 bis 1956 wurde unter Bürgermeister Heinrich Röttgen der Stadtkern wieder errichtet. Dabei gelang es, den überlieferten Renaissance-Grundriss zu erhalten und der Innenstadt einen harmonischen einerseits modernen, aber zugleich historischen Anblick zu verleihen (einheitliche Traufhöhe, keine Flachdächer, zahlreiche Fassaden aus dunkelroter Ziegel). In den 1950er und 1960er Jahren führte die Errichtung der Kernforschungsanlage (heute Forschungszentrum Jülich) zahlreiche Neubürger, vor allem Akademiker in die Stadt, die sich hauptsächlich im Nordviertel ansiedelten.

Durch Eingemeindungen stieg die Einwohnerzahl am 1. Januar 1972 weiter auf mehr als 30.000. Allerdings wurde der Kreis Jülich im Zuge der Kommunalreform aufgelöst. Die seit dem Krieg verwaiste, teilweise zerstörte Zitadelle wurde instand gesetzt und Sitz des Städtischen Gymnasiums. In den 90er Jahren entwickelte sie sich zum kulturellen und touristischen Mittelpunkt der Stadt.

Nachdem von 1968 bis 1983 alle Jülich berührenden Bahnstrecken bis auf die „Nabelschnur“ nach Düren den Personenverkehr einstellten und auch diese letzte Verbindung stillgelegt werden sollte, übernahm 1993 die Dürener Kreisbahn den Betrieb, führte einen Taktfahrplan mit Leichttriebwagen und abgestimmte Anschluss-Busfahrpläne mit einheitlichem Verbundtarif ein und vervielfachte damit die Fahrgastzahlen. Damit erhielt die Jülicher Bahnanbindung den Charakter einer Regio-S-Bahn.

Vom 25. April bis 4. Oktober 1998 fand die Landesgartenschau in Jülich statt. Dadurch wurde die umfangreiche Restaurierung der Festungsanlagen des Brückenkopfes und die Anlage eines großen Naherholungsgebietes – des Brückenkopfparks – ermöglicht.

Bedeutung hat Jülich vor allem durch das weltweit bekannte Forschungszentrum (seit 1956) und den zur FH Aachen gehörenden Campus Jülich (seit 1970). Der Campus wurde zu Beginn des neuen Jahrtausends für 87 Mio. Euro erweitert und am 3. November 2010 neu eingeweiht.

Ein Wahrzeichen Jülichs ist der Hexenturm an der Straße von Aachen, vor dem bis zur Landesgartenschau 1998 der Busbahnhof Jülichs lag. Besucher von auswärts betraten die Innenstadt durch dieses alte Stadttor. Ein weiteres Wahrzeichen der Stadt wurde inzwischen abgebaut: die Sendetürme des bundesdeutschen Auslandsrundfunks, der Deutschen Welle, die auf der Merscher Höhe nördlich der Stadt standen. Zusammen mit dem Hexenturm zierten sie lange Zeit den Poststempel der Jülicher Post.


Text: Wikipedia

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