Jüterbog

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Jüterbog ist eine Kleinstadt im Landkreis Teltow-Fläming im Bundesland Brandenburg.

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(c) Karte: CC-BY-SA OpenStreetMap.org contributors

Reklamemarken und Siegelmarken

Verzeichnis der sortierten Reklamemarken und Siegelmarken mit einem Bezug zu Jüterbog.

Geschichte

Bis zum 18. Jahrhundert

Im Jahr 1007 erwähnte erstmals Thietmar von Merseburg, der Chronist des Erzbischofes Tagino von Magdeburg, die dörfliche Siedlung mit Burgwall als „Jutriboc“. Anderthalb Jahrhunderte nach Thietmars Chronik eroberte der Magdeburger Erzbischof Wichmann den Ort (1157) und wandelte ihn in einen deutschen Burgward um, der Zentrum einer stiftsmagdeburgischen Exklave zwischen der Mark Brandenburg (Askanier) und dem Herzogtum Sachsen-Wittenberg (Askanier) war. Die Exklave entwickelte sich schnell zu einem besonders geförderten Fernhandelszentrum. So erhielt der Ort 1174 das Stadtrecht, das zweitälteste des heutigen Landes Brandenburg. In dieser Urkunde wird Jüterbog als Mittelpunkt der provincia Iutterbogk (Land Jüterbog) bezeichnet, als ihr Ausgangspunkt und Haupt (exordium et caput). Dieses Land (oder Ländchen) Jüterbog umfasste auch Kloster Zinna, Luckenwalde und Trebbin und erstreckte sich nach Norden hin bis zum Seddiner See vor den Toren Potsdams. Von kriegerischen Auseinandersetzungen hielt sich die Stadt eher fern, stattdessen wurden Soldaten gestellt oder Ausgleichszahlungen geleistet.[4]

Um 1350 ist in Jüterbog „vor dem Zinnaer Tor“ ein Leprosorium (ein Siechenhaus und ein Hospital) nachweisbar. Die Kapelle des Leprosoriums wurde im Jahr 1523, das Hospital 1711 abgerissen.[5]

Nach dem Stadtbrand 1478 wurde der Wiederaufbau durch die Magdeburger Erzbischöfe gefördert. Jedoch forderte die Pest in den Jahren 1637 und 1639 sowie eine damit einhergehende Hungersnot erhebliche Opfer. Die Anzahl der Einwohner sank von 4.000 auf rund 300.

Von 1517 an ist nachgewiesen, dass der Ablassprediger Johann Tetzel im Auftrag des Erzbischofs von Mainz an mehreren mitteldeutschen Orten auftrat, darunter in Jüterbog. Dies war ein Anlass, der zu Martin Luthers 95 Thesen führte und damit zur Reformation.[6]

Während des Dreißigjährigen Kriegs kam Jüterbog 1635 durch den Prager Frieden an Kursachsen. Am 21. November 1644 besiegten in der Schlacht bei Jüterbog die Schweden unter Lennart Torstensson die Kaiserlichen unter Matthias Gallas, die den Dänen zu Hilfe kommen wollten. Die kaiserliche Armee löste sich dabei faktisch auf. Nach Ende des Dreißigjährigen Kriegs 1648 lag Jüterbog wie viele andere Städte darnieder und hatte seine alte Bedeutung endgültig eingebüßt. Von 1657 bis zu Rückkehr nach Kursachsen 1746 gehörte Jüterbog zum Herzogtum Sachsen-Weißenfels. Der Siebenjährige Krieg (1756–1763) brachte erneut Elend nach Jüterbog. In den Häusern wurden bis zu 100 Soldaten versorgt, die sämtliche Vorräte aufbrauchten. Nach dem Krieg wurde Kloster Zinna als preußische Weberstadt vor den Toren des sächsischen Jüterbog gegründet. Zeitgleich entwickelte sich das benachbarte Luckenwalde langsam zum Industriestandort. Die auf dem Handwerk beruhende Wirtschaft Jüterbogs brach zusammen, und die Stadt verarmte zusehends.

19. Jahrhundert

Nach der Schlacht bei Jena und Auerstedt zogen französische Truppen auf dem Weg nach Berlin durch Jüterbog.

Infolge des Wiener Kongress musste das Königreich Sachsen 1815 seine Nordhälfte als Kriegsentschädigung an Preußen abtreten. Bei der Neu-Einteilung das Staates entstand 1817 im Regierungsbezirk Potsdam der Provinz Brandenburg aus der Zusammenlegung der bisher sächsischen Ämter Jüterbog und Dahme mit dem preußischen Luckenwaldeschen Kreis der Kreis Jüterbog-Luckenwalde. Jüterbog wurde Kreishauptstadt. Als Ausweg aus wirtschaftlicher Not bat die Bürgerschaft seit 1824 um die Stationierung von Soldaten, die die Kommune versorgen könnte. Erst 1832 ist mit der Einquartierung von Teilen der preußischen 3. Artillerie-Brigade die Bitte erfüllt worden. 1841 wurde der Bahnhof Jüterbog an der Berlin-Anhaltischen Eisenbahn eröffnet und 1897 eine Pferdebahn der Jüterboger-Straßenbahn-Gesellschaft. Als diese 1928 durch Omnibusse abgelöst wurde, war sie eine der letzten ihrer Art in Deutschland gewesen.

Ab 1864 konnte die in Jüterbog stationierte Artillerie auf der nördlich gelegenen Birkheide einen eigenen Schießplatz nutzen. In der Gemeinde Niedergörsdorf wurden 1870 vom preußischen Militär Flächen für zwei Barackenlager angekauft. Hier wurde die Jüterboger Artillerieschule gegründet.[7] Die beiden Militärsiedlungen gehörten zum Militär-Gutsbezirk „Schießplatz Jüterbog“. Im Jahr 1893 erhielt Jüterbog Anschluss an die Königlich Preußische Militär-Eisenbahn.

Die Heilig-Geist-Kapelle auf dem Heilig-Geist-Platz fiel 1870 einem Brand zum Opfer. Von 1820 bis 1874 hatte sich die Einwohnerzahl auf etwa 6800 verdoppelt.

20. Jahrhundert

Im Ersten Weltkrieg befanden sich bei Niedergörsdorf zwei Luftschiffhallen. Dort wurde 1933/34 der Flugplatz Altes Lager errichtet. 1934/35 entstand mit dem Fliegerhorst Jüterbog-Damm ein weiterer Militärflugplatz.

In der Zeit des Nationalsozialismus hatten Rechtsreferendare von 1933 bis 1939 einen Ausbildungsabschnitt zentral im eigens hierfür auf dem Gelände des Neuen Lagers eingerichteten Gemeinschaftslager Hanns Kerrl abzuleisten: Schätzungsweise rund 20.000 junge Juristen, darunter auch Sebastian Haffner und Karl Carstens, mussten als Pflichtprogramm während ihrer Ausbildung hieran teilnehmen und wurden acht Wochen lang im Sinne der nationalsozialistischen Ideologie geschult. Weiterhin wurden die Kasernen der preußischen Armee wieder genutzt.

Im März/April 1945 wurde in Jüterbog der letzte Großverband der Wehrmacht, die RAD-Infanterie-Division „Friedrich Ludwig Jahn“ aufgestellt. Von den Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges blieb die Stadt weitestgehend verschont. Erst am 18. April 1945 erfolgte durch die US Air Force ein größerer Bombenangriff, der vor allem die Bahnanlagen zum Ziel hatte und von dem die Innenstadt nicht betroffen war. Am 20. April besetzte die Rote Armee Jüterbog ohne schwere Kämpfe. In der Folge waren GSSD-Truppen in Jüterbog stationiert. Bei der Bildung des Landes Brandenburg verlor die Stadt den Kreissitz an Luckenwalde, erhielt ihn aber mit den Kreisreformen in der DDR 1952 zurück. Die territoriale Neugliederung in Bezirke ließ zwei Kreise entstehen, den Kreis Jüterbog und den Kreis Luckenwalde (beide Bezirk Potsdam).

Die industrielle Entwicklung beschränkte sich auf die Verarbeitung landwirtschaftlicher Produkte und die Instandhaltung bzw. Mechanisierung dieses Wirtschaftszweiges. Die Perestroika-Reformen unter Gorbatschow und ein Staatsvertrag zwischen der DDR und der UdSSR führten bereits im Mai 1989 zum Abzug der 32. Garde-Panzerdivision „Poltawa“. Die politische Wende in der DDR beendete die militärische Tradition. Im April 1994 verließ der letzte Soldat die Region.[8]

21. Jahrhundert

Im Juni 2019 kam es auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz Jüterbog zum größten Waldbrand Brandenburgs seit den 1970er Jahren. Insgesamt brannten rund 750 ha Land. Der Brand dauerte mehrere Tage und konnte schließlich durch Feuerwehr und einsetzenden Regen gestoppt werden. Als besonders problematisch erwiesen sich die mit Munitionsresten verseuchten Böden, die es der Feuerwehr unmöglich machten, manche Flächen des betroffenen Gebietes zu betreten.[9]

Nach der Neugründung der Länder im Jahr 1990 wurde der Kreis Jüterbog Teil des Landes Brandenburg. Durch die Kreisreform entstand 1993 aus den bisherigen Kreisen Jüterbog, Luckenwalde und Zossen der Landkreis Teltow-Fläming.


Text: Wikipedia

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