Jesuitenkirche (Mannheim)

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Reklamemarke der Jesuitenkirche

Die Jesuitenkirche St. Ignatius und Franz Xaver ist eine katholische Kirche in der Mannheimer Innenstadt im Quadrat A 4. Sie wurde 1738 bis 1760 erbaut und ist eine der drei Pfarrkirchen der Seelsorgeeinheit Mannheim-City sowie Sitz des Dekans des katholischen Stadtdekanats Mannheim. Der Kunsthistoriker Georg Dehio bezeichnete sie zu Beginn des 20. Jahrhunderts als bedeutendste Barock­kirche Südwestdeutschlands.


Geschichte

Als Johann Wilhelm 1716 starb, wurde Carl Philipp unerwartet Kurfürst von der Pfalz. Die an seinem Hof in Innsbruck lebenden Jesuiten zogen mit ihm zunächst nach Heidelberg und nach der Verlegung der pfälzischen Residenz auch nach Mannheim. Carl Philipp schenkte ihnen 1727 einen Bauplatz unweit des sich im Bau befindlichen Schlosses, wo sie zunächst ein Kolleg mit Gymnasium errichteten.

Am 12. März 1733 wurde der Grundstein für die Kirche gelegt. Da der Schlossbau gewaltige Summen verschlang, begannen die eigentlichen Bauarbeiten an der Kirche allerdings erst 1738. Carl Philipp hatte sich bereit erklärt, die Kosten aus seiner Privatschatulle zu übernehmen. Nach seinem Tod 1742 fuhr der neue Kurfürst Carl Theodor aufgrund der angespannten Finanzlage des Landes zunächst einen Sparkurs, so dass auch die Baustelle der Jesuiten ruhte. 1744 wurden die Arbeiten wieder aufgenommen, der Kurfürst forderte aber eine Modifizierung der Pläne um „unnötige“ Kosten zu vermeiden. 1748 konnte das Richtfest für die Kuppel gefeiert werden und im Jahr darauf war der Rohbau weitgehend abgeschlossen, so dass mit der Inneneinrichtung begonnen werden konnte. Nach dem Ende des Österreichischen Erbfolgekriegs (1740–1748) entspannte sich auch die finanzielle Lage, was der prachtvollen Ausstattung zugutekam. Am 15. November 1756 wurde die Jesuitenkirche benediziert und am 18. Mai 1760 durch den Fürstbischof von Augsburg Joseph von Hessen-Darmstadt – im Auftrag des Wormser Bischofs Johann Friedrich Karl von Ostein – den Heiligen St. Ignatius von Loyola und St. Franz Xaver konsekriert.

Die bau- und kunstgeschichtliche Entstehung der Jesuitenkirche ist nur unvollständig dokumentiert. Für den Entwurf und die Bauleitung der ersten Phase zeichnete der italienische Architekt Alessandro Galli da Bibiena verantwortlich. 1746 kam der spätere Hofbaumeister Franz Wilhelm Rabaliatti hinzu. Nach dem Tod Bibienas 1748 wurde Guillaume d’Hauberat Oberbaudirektor und damit auch nominell Leiter der Arbeiten. Er starb aber bereits im Jahr darauf, so dass der Kurfürst Nicolas de Pigage berief.

Auch an der künstlerischen Ausgestaltung waren namhafte Künstler beteiligt. Die Reliefs schuf Paul Egell. Den Hochaltar und die sechs Seitenaltäre gestaltete Peter Anton von Verschaffelt. Mit den Stuckarbeiten und den Deckenfresken wurde Egid Quirin Asam aus München beauftragt. Er gestaltete die Vierungskuppel mit Szenen aus dem Leben des Ordensgründers Ignatius von Loyola, während er die Langhausdecke mit einem über 400 m² großen Fresko ausstattete, dessen Inhalt auf das Motiv des Hochaltars Bezug nahm, nämlich die Missionsreise des heiligen Franz Xaver nach Indien. Bei dieser Arbeit verunglückte er tödlich am 29. April 1750. Die Fresken in den Zwickeln der Kuppel malte Philipp Hieronymus Brinckmann. Holzschnitzarbeiten lieferte Johann Matthäus van den Branden.

1773 hob Papst Clemens XIV. den Jesuitenorden auf und die Jesuitenkirche wurde offiziell zur Großen Hofkirche. Bereits fünf Jahre später jedoch trat Kurfürst Carl Theodor sein bayerisches Erbe an und zog mit dem größten Teil des Mannheimer Hofs nach München. Ende 1781 erhielten die Lazaristen die Kirche zur Nutzung, doch 1794 wurde ihre Niederlassung in Mannheim wieder aufgelöst. 1802 dann wurde die Jesuitenkirche Mannheimer Stadtpfarrkirche, zunächst provisorisch und ab 1804 durch den Beschluss des neuen Landesherrn Karl Friedrich von Baden endgültig, weil sie größer und in besserem Zustand war, als die St.-Sebastian-Kirche. Im Dezember 1824 wurde an St. Sebastian wieder eine eigene Pfarrei errichtet. Seither bürgerten sich die Bezeichnungen Obere (Jesuitenkirche) und Untere Pfarrei (St. Sebastian) ein. Innerhalb der katholischen Kirche gehörte die Obere Pfarrei nach der Auflösung des Bistums Worms ab 1827 zum Dekanat Heidelberg im Erzbistum Freiburg bis 1902 das Stadtdekanat Mannheim gegründet wurde.

Zum 300-jährigen Stadtjubiläum wurde die Kirche 1906 umfassend renoviert. Es entstanden die beiden Stifterfiguren in der Vorhalle des Bildhauers Thomas Buscher. Im Zweiten Weltkrieg erlitt der Kirchenbau durch britisch-amerikanische Luftangriffe schwere Schäden, besonders im Chor und im Kuppelraum. Dabei wurden auch Teile der Ausstattung zerstört oder beschädigt. Nach dem Krieg entschloss man sich die Kirche in ihrem historischen Stil wiederherzustellen. Unter der Leitung von Anton Ohnmacht und Hans Rolli erfolgte der Wiederaufbau und am 6. November 1960 durch Erzbischof Hermann Schäufele die feierliche Konsekration. Seit 1947 sind auch wieder Jesuiten in Mannheim tätig. Zwischen 1986 und 2004 wurden weitere Rekonstruktionen im Inneren der Kirche durchgeführt, insbesondere der marmorne Hochaltar im Jahr 1997 sowie die kurfürstlichen Hoflogen. Aufgrund der Abwanderung der Bevölkerung aus der Innenstadt und der schwindenden Zahl von Gläubigen wurden am 1. September 2005 die drei Innenstadtpfarreien der Oberen und Unteren Pfarrei sowie der Liebfrauenkirche zu einer Seelsorgeeinheit zusammengefasst.



Text: Wikipedia

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