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Johann Heinrich Franck

Johann Heinrich Franck (* 1792 in Urach;[1] † November 1867) war ein deutscher Unternehmer. Er gründete die Zichorienkaffeefabrik, die unter dem Namen Heinrich Franck Söhne GmbH bekannt wurde.

Inhaltsverzeichnis

Reklamemarken

Verzeichnis der Reklamemarken welche die Firma Heinrich Franck Söhne ausgegeben hatte.

Serie: 1

Serie: 2 Trachten

Serie: 3

Serie: 4

Serie: 5 Feigenkaffee

Serie: 6 Märchen

Serie: 6 a Märchen (Fehldruck)

Serie: 7 Zwerge

Serie: 7 a Zwerge

Serie: 8

Serie: 9 Monatsserie

Entwurf: Fedor Flinzer

Serie: 10 Wittelbacher Serie

Serie: 11 Märchenserie

Serie: 12 Sternzeichen

Serie: 13

Serie: 14

Serie: 15 Regentenserie

Serie: 16 Komponistenserie

Serie: 17 Deutschlands Heldenserie

Serie: 18 Wappen

Entwurf: Ludwig Hohlwein

Sonstiges

Leben

Johann Heinrich Francks Eltern verloren in Kriegsjahren ihr Hab und Gut, weshalb der Sohn eine Ausbildung zum Kaufmann und Zuckerbäcker absolvieren und sich eine neue Existenz aufbauen musste. Als württembergischer Jäger zog er im Jahr 1813 ins Feld. Über Leipzig gelangte er so bis nach Paris und danach für längere Zeit nach Reims, weil sein Regiment den Besatzungstruppen angehörte. In Reims erfuhr er, dass sich normaler Bohnenkaffee mit Zichorien strecken lässt, und gewann Einblick in die französische Kaffeezusatzindustrie. Diese hatte sich während der sogenannten Kontinentalsperre entwickelt, als die Einfuhr englischer Kolonialwaren wie Kaffee und Rohrzucker verboten gewesen war.

Nachdem Franck aus Frankreich zurückgekehrt war, ließ er sich 1822 in Vaihingen an der Enz als Kolonialwarenhändler und Zuckerbäcker nieder und begann nebenbei mit Versuchen zur Herstellung von Zichorienkaffee. Sechs Jahre später begann er mit der fabrikmäßigen Herstellung von Kaffeezusatz. Seine Einkünfte wurden dadurch gesteigert, dass er ein Monopol für den Steinsalzverkauf im Oberamt Vaihingen erhalten hatte.

Zu Beginn arbeiteten in Francks einfach ausgestatteter Fabrik nur drei Taglöhner, die das Rohgut rösten und mahlen mussten, und zehn Packerinnen. Hatte Franck zunächst die Edelzichorien auf seinem ersten Versuchsfeld, dem Bleichacker in Vaihingen, und weiteren eigenen Äckern angebaut, so bezog er sie jetzt von Bauern aus der Umgebung, die aber erst in den Umgang mit der ihnen bislang unbekannten Pflanze eingewiesen werden mussten. Auch galt es den Transport der Pflanzen und der Ware zu organisieren, womit zunächst private Fuhrleute beauftragt wurden.

Als die Nachfrage nach Francks Produkten stieg, errichtete er ein Dörrhaus und kurz darauf einen Göpelbetrieb für die Rösterei. Nach dem Ankauf der Seemühle in Vaihingen konnte auf Nutzung der Wasserkraft umgestellt werden, 1832 wurde eine Darre in Steinach bei Esslingen am Neckar errichtet, 1844 folgte eine weitere Darre in Großgartach, die im Jahr darauf zu einer zweiten Fabrik ausgebaut wurde. Weitere Darren in Meimsheim, Bretten und Eppingen wurden eingerichtet, als Francks Söhne in das Geschäft mit eingestiegen waren und auch im Ausland um Kundschaft warben. Franck verfügte noch kurz vor seinem Tod die Verlegung der Fabrik von Vaihingen, wo die mittlerweile 64 Gebäude für den Betrieb nicht mehr ausreichten, nach Ludwigsburg.[2]

Wie sich der Bau der Fabrik dort später auswirkte, beschrieb Adolf Heller 1934 mit den Sätzen: „Hier liegt dem Bahnhof gegenüber die große Fabrik [...] Es ist ein ganzer Stadtteil, so ausgedehnt sind die Gebäude, Höfe und Anlagen. Eine große Kaffeemühle, die bei Nacht in rotem Licht erstrahlt, soll die Reisenden darauf aufmerksam machen. Es ist nicht nötig, denn über dem ganzen Bahnhof, über der Stadt und selbst über weiten Teilen des Bezirks liegt nicht selten ein herber, scharfer Duft [...]“[3]

Teile der ab 1868 errichteten Ludwigsburger Fabrikanlagen sind erhalten geblieben und mittlerweile denkmalgeschützt: In der Franckstraße 5 und der Pflugfelder Straße 31 steht noch ein Teil des Verwaltungs- und Produktionsgebäudes, ferner an der Bahnlinie der östliche Teil eines einst dreischiffigen Magazingebäudes aus dem Jahr 1909, das im Kern auf zwei Lagerhäuser von 1868 zurückgeht.[4] Auch Villen der Nachkommen Johann Heinrich Francks stehen noch in der Pflugfelder Straße 5 und 20 sowie in der Franckstraße 2 und 4 in Ludwigsburg.[5]

Entwicklung des Unternehmens nach Francks Tod

In Ludwigsburg wurden in den Jahren 1868 und 1869 Neubauten geschaffen; außerdem wurden im Laufe der Zeit auch Werke in weiterer Entfernung eingerichtet: 1879 eines in Linz an der Donau, 1883 Werke im böhmischen Komotau, in Mailand und in Basel, 1899 in Raschau in Böhmen, 1890 in Bukarest, 1892 in Agram, 1895 in Flushing in New York, 1897 im böhmischen Pardubitz, 1899 im slawonischen Belowar, 1909 im ungarischen Nagykanizsa etc. Wichtig war insbesondere auch der Bau der Fabrik in Halle an der Saale, der den Transport der Zichorienwurzeln von der Magdeburger Börde nach Ludwigsburg überflüssig machte. Die 1913 in Neuss am Rhein erbaute Fabrik produzierte Getreidekaffee, der als „Kornfranck“ vermarktet wurde.[2] Von 1871 bis 1914 firmierte das Unternehmen unter dem Namen Heinrich Franck Söhne OHG, danach wurde es in eine GmbH umgewandelt.[6] Kornfranck-Werbung

Beim Ausbruch des Ersten Weltkrieges war das von Franck gegründete Unternehmen das größte seiner Art weltweit. Verluste durch den Krieg wurden bald wieder ausgeglichen; in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg wurden die Produkte des Unternehmens unter Namen wie „Mühlenfranck“ und „Kornfranck“ vermarktet. 1934 nutzte das Unternehmen neben den eigentlichen Fabriken zur Herstellung des Kaffeezusatzes zahlreiche Hilfsbetriebe, darunter eine Mälzerei, eine Druckerei für die Verpackungen, eine Kistenmacherei, eine Schlosserei, ein Dampfkraftwerk und ein Gaswerk.[2] 1935 wurden „aus Sicherheitsgründen“[6] die Warenzeichen aus den Registraturen in Ludwigsburg und Linz nach Berlin überführt; 1944 fusionierte man mit Kathreiner zur Franck und Kathreiner GmbH, Wien. In den Jahren 1943 bis 1947 wurden zahlreiche Akten und Werbemittel wieder nach Ludwigsburg überführt. In der Nachkriegszeit wurden die österreichischen Unternehmensteile in Linz und Wien verselbstständigt. 1964 näherte man sich mit Thomy dem Feinkostgeschäft an und änderte den Firmennamen in Unifranck Lebensmittelwerke GmbH, nach Übernahme des größeren Teils der INGA wurde die Interfranck Holding AG in Zürich gegründet, 1970 ging aus einer weiteren Fusion die Ursina-Franck AG hervor, deren Gesellschaftsvermögen 1971 durch Nestlé übernommen wurde. 1978 erfolgte ein Zusammenschluss mit der Allgäuer Alpenmilch AG. Das letzte Werk, das noch an die Kaffeetradition anknüpfte, befand sich damals in Ludwigsburg. 1987 wurde das einstige Unternehmen Johann Heinrich Francks Teil der Nestlé Deutschland AG in Frankfurt am Main.

Das Archiv der Heinrich Franck Söhne GmbH ist lückenhaft überliefert und befindet sich mittlerweile im Landesarchiv Baden-Württemberg. Dorthin gelangte ein erster Teil der Akten 1978 nach der Firmation mit Nestlé und der Verlegung der Geschäftsleitung der Unifranck Lebensmittelwerke GmbH nach München. Ein weiterer Teil der Akten wurde 1981 dem Landesarchiv übergeben. Dr. Günter Cordes erstellte 1992 Index und Findmittel zu den Beständen.[6] Die Villa Franck in Murrhardt

Ein Nachfahr Johann Heinrich Francks, Robert Franck, ließ 1907 in Murrhardt eine Jugendstilvilla errichten, die mittlerweile als Villa Franck bekannt und denkmalgeschützt ist. Villa und Park gelten als eines der besterhaltenen Jugendstilensembles in Baden-Württemberg. Entworfen wurde das Gebäude von Paul Schmohl und Georg Staehelin.[7]



Text: Wikipedia

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