Justizvollzugsanstalt Düsseldorf

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Siegelmarke Direktion des Königl. Gefängnisses

Die Justizvollzugsanstalt Düsseldorf ist eine in Ratingen im Kreis Mettmann angesiedelte Justizvollzugsanstalt für erwachsene männliche Gefangene. Von 1893 bis zum Februar 2012 befand sich das Gefängnis in Düsseldorf-Derendorf. In der Häftlings- und Umgangssprache wurde der alte Standort aufgrund der Postadresse Ulmenstraße 95 und der leicht erhöhten Lage als „Ulmer Höh’“ oder auch kurz als „die Ulm“ bezeichnet.


Geschichte

Das etwa 3,2 Hektar große Areal lag Ende des 19. Jahrhunderts noch außerhalb einer dichten Besiedelung. Das Gefängnis wurde ab 1889 auf einer Anhöhe errichtet und 1893 eröffnet. Ob es sich bei der Anhöhe um einen ehemaligen Hinrichtungsplatz handelt, ist nicht belegt. Das Zuchthaus wurde nach damals modernen Gesichtspunkten im Kreuzbau als preußisches Zellengefängnis errichtet. Der preußische Bauboom von Gefängnissen hatte schon in der Mitte des 19. Jahrhunderts mit den Anstalten Köln-Klingelpütz (1834), Berlin-Moabit (1842) und Münster (1853) begonnen. Im heutigen Nordrhein-Westfalen gehören hierzu die Gefängnisse Herford (1882), Siegburg (1893), Willich-Anrath (1900), Remscheid-Lüttringhausen (1902) und Werl (1905).

In der Zeit von 1892 bis 1934 sollen acht Hinrichtungen wegen Mordes erfolgt sein. Eine Reihe historischer Rechtsfälle und viele Begebenheiten der Geschichte der Stadt Düsseldorf sind mit der „Ulmer Höh'“ verknüpft, wie etwa die Separatistenaufstände von 1919 und 1923, der Schlageter-Anschlag, die Mordserie von Peter Kürten, die Verfolgung politischer Gegner während der gesamten Zeit des Nationalsozialismus, die Majdanek-Prozesse oder die RAF-Prozesse der 1970er Jahre. Am 28. April 1944 traf ein alliierter Luftschlag die Haftanstalt. Die Gefangenen waren zu der Zeit im Luftschutzkeller des im Areal befindlichen Bezirkskrankenhauses untergebracht. Aber auch dieses wurde getroffen. Der Angriff forderte 36 Todesopfer.

Die Ulmer Höh’ gehörte seit 1933 zum Strafvollzugsamt Düsseldorf. Mit einer Behördenreform von 1970 wurde das Land Nordrhein-Westfalen nach dem Vorbild des heutigen Landschaftsverbandes auf zwei Mittelbehörden (Justizvollzugsämter) aufgeteilt, die eine im Rheinland, mit Sitz in Köln, und die andere in Westfalen-Lippe, mit Sitz in Hamm. Die Ulmer Höh’ gehörte bis zu deren Auflösung dem Justizvollzugsamt Rheinland an.


Männerhaus

Im Männerhaus, dem größten und ältesten Bautrakt, wurden überwiegend Freiheitsstrafen zwischen mindestens drei und maximal 48 Monaten sowie Untersuchungshaften vollstreckt. Es konnte bis zu 529 Gefangene aufnehmen. Strafgefangene und Untersuchungsgefangene saßen in getrennten Abteilungen. Bereits verurteilte Personen sollten während ihrer Inhaftierung auf ein straffreies Leben vorbereitet werden. Weitere Abteilungen waren die Aufnahmeabteilung, die alle Untersuchungsgefangene durchliefen, und die Abstinenzorientierte Abteilung, in der Gefangene auf eine Drogentherapie außerhalb des Vollzuges vorbereitet wurden.


Neubau in Ratingen

Der Neubau der Justizvollzugsanstalt liegt an der Oberhausener Straße in Ratingen auf einem Grundstück direkt an der Stadtgrenze zu Düsseldorf. Er besitzt über 125.000 Quadratmeter Gesamtfläche und hat 180 Millionen Euro gekostet. Es bestehen 855 statt bisher 470 Haftplätze. Bis Ende 2011 gehörten zum Gesamtkomplex noch das Hafthaus Neuss und ein Jugendhaus. Abgesehen von wenigen Gemeinschaftszellen werden die Gefangenen überwiegend in Einzelzellen mit einer Fläche von 10,5 Quadratmetern und angeschlossener Nasszelle untergebracht. Fünf Hafträume verfügen über eine barrierefreie Ausstattung. Auf ca. 26.000 Quadratmetern Hauptnutzfläche der neuen JVA ist auch für die Freizeitgestaltung ausreichend Platz vorhanden: Ein Fußballfeld mit Kunstrasen sowie eine unterteilbare Sporthalle ermöglichen zahlreiche sportliche Aktivitäten. Ein Freizeitzentrum mit einem großen Raum für kulturelle Veranstaltungen, einer Kapelle und einem „multireligiösen Raum“ trägt sozialen, kulturellen und religiösen Bedürfnissen Rechnung.


Übergangshaus

Das Übergangshaus in Düsseldorf-Gerresheim (Heyestr. 63, 40625 Düsseldorf) ist eine Einrichtung des offenen Vollzugs und kann 34 Inhaftierte aufnehmen. Im Gegensatz zum geschlossenen Vollzug können die Inhaftierten außerhalb der Justizvollzugsanstalt einer Arbeit, Ausbildung oder Weiterbildung nachgehen. An Wochenenden besteht für sie zusätzlich die Möglichkeit auf Ausgang oder Urlaub. Für Unterkunft und Verpflegung zahlt der Inhaftierte einen Haftkostenbeitrag. Über das restliche Einkommen darf frei verfügt werden. Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Allgemeinen Vollzugsdienstes helfen unter anderem bei der Arbeitsplatzsuche sowie Schuldenregulierung und halten Kontakt zum Arbeitgeber.



Text: Wikipedia

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