Kaiserhalle (Bonn)

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Historische Ansichtskarte der Kaiserhalle

Die Kaiserhalle war ein traditionsreicher Treffpunkt Bonner Studenten und Gymnasiasten am Bonner Kaiserplatz. Errichtet im späten 19. Jahrhundert, wurde sie 1944 zerbombt, 1955 wiederaufgebaut und 1970 im Zuge des U-Bahn-Baues abgerissen. Heute steht hier der zentrale Bonner Busbahnhof.


Vorgeschichte

1844 eröffnete die Bonn-Cölner Eisenbahn-Linie, für die Bonn ein Kopfbahnhof war, der direkt an der Poppelsdorfer Allee lag; auf einer Drehscheibe wurden die Züge dann wieder in Richtung Köln gedreht. Zehn Jahre später waren die Schienen rheinaufwärts bis zum Bahnhof Rolandseck verlängert und die Allee zum Poppelsdorfer Schloss durchschnitten worden. Die Drehscheibe wurde entfernt und auf dem freien Platz eine Veranstaltungshalle mit Freiterrasse errichtet.

Nach dem gewonnenen Krieg von 1870/71 und der Ausrufung des Deutschen Kaisersreichs wurden überall – in einem überschwänglichen Patriotismus – Straßen und Plätze nach Kaiser Wilhelm II. benannt. In Bonn waren dies der Teil der Poppelsdorfer Allee vom Kurfürstlichen Residenzschloss bis zur neuen Eisenbahnlinie, der zum Kaiserplatz wurde, die nunmehr als Kaiserstraße bezeichnete Parallelstraße an der Bahnlinie und die in Kaiserhalle benannte neuerrichtete Festhalle. Um die profanen Eisenbahnschienen etwas zu verstecken, wurde ein Springbrunnen in die Sichtachse des neuen Kaiserplatzes zur „Verschönerung“ angelegt: der Kaisersbrunnen.


Kaiserhalle

Die alte Kaiserhalle war das studentische Zentrum christlicher Burschenschaften. Vereine wie Corps Borussia Bonn, Rhenofrankonia, Salia oder Staufia zu Bonn, feierten ihre Stiftungsfeste und Festkommerse um 1900 bevorzugt in der Kaiserhalle, in der sie zum Teil auch gegründet worden waren, ebenso wie Turnerschaft Germania (1877 gegründet in der Kaiserhalle) oder der Skiclub Bonn (ebenda gegründet 1907). Im Kaiserreich und in der anschließenden Zeit der Weimarer Republik war die Terrasse mit ihren schattigen Kastanienbäumen bevölkert von Couleur-tragenden (oder im vollen Wichs) Verbindungsstudenten singend und saufend, zusammen mit zivil-tragenden Offizieren des Husarenregiments „König Wilhelm“. Buntbemützte Studenten und Primaner gingen nach dem sonntäglichen Gottesdienst zum Frühschoppen in die Kaiserkneipe (der Weg vom katholischen Bonner Münster und von der evangelischen Kreuzkirche ist fast gleichweit entfernt). In Bonn hatte sich die Szene aufgeteilt: Im Königshof die adligen Studenten, in der Lese die intellektuellen Studenten, im Bürgerverein die konfessionell-bürgerlich geprägten Studenten und in der Kaiserhalle die Verbindungsstudenten.

Zur selben Zeit nutzten die Nationalsozialisten die zentral gelegene Kaiserhalle für ihre Agitation: Arbeitslosen wurden hier kostenlos von der SA warme Suppen ausgegeben. Nach 1933 wurden die Studentenverbindungen nach und nach gleichgeschaltet. 1936 wurde eine Fußgängerunterführung der Eisenbahngleise zum Anschluss und Verbindung an die Poppelsdorfer Allee neugeschaffen und der Standort der Kaiserhalle damit nochmals aufgewertet. Im Oktober 1944 wurde die Kaiserhalle zerbombt und erst 10 Jahre später wiederaufgebaut – im typischen Stil der 1950er Jahre, aber wieder mit großer, baumbepflanzter, schattiger Terrasse – und wurde so, wie bereits zuvor, wieder Treffpunkt von Studenten und Gymnasiasten. Zwischen den Vorlesungen oder nach der Schule gingen viele zum Kaiserbrunnen: dort saß man am Wasserbeckenrand und verabredete sich auf ein Getränk auf der Kaiserterrasse links – oder rechts, auf einen Eisbecher im Garten des Italienischen Eiscafés.

1968 hatten sich die schlagenden Verbindungsstudenten in ihre Häuser zurückgezogen und das Feld den revolutionären, langhaarigen und barttragenden „sozialistischen Kommilitonen“ überlassen. Für die Bonner Bürger waren nun der Kaiserbrunnen und die Kaiserhalle der Treffpunkt der Gammler, die gerne mal mit Persil den Springbrunnen zum Schaumbad verwandelten oder sommernachts nacktbadeten, wenn sie ausgetobt aus den Beatkellern des gegenüber – hinter der Bahnlinie – liegenden Bürgervereins kamen.

1969 wurde im Zuge der Anstrengungen, eine einer Bundeshauptstadt angemessene Infrastruktur zu schaffen, mit dem Bau eines U-Bahn-Tunnels vom Hauptbahnhof – unter dem Kaiserplatz zum Hofgarten und weiter, in einem großen Bogen zur Bundesstraße 9 – bis zum Bundeskanzlerplatz (heute Teil der Stadtbahnstrecke Bonn–Bad Godesberg) begonnen, für den die Kaiserhalle 1970 abgerissen werden musste. Neuerdings gibt es Planungen, den Omnibusbahnhof zu verlegen und am alten Standort die Kaiserhalle wieder aufleben zu lassen.



Text: Wikipedia

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