Karmeliterkloster (Frankfurt am Main)

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Karmeliterkloster (unten) und Weißfrauenkloster (oben) auf dem Merian-Stich 1628

Das Karmeliterkloster in Frankfurt am Main ist Sitz des Instituts für Stadtgeschichte und des Archäologischen Museums. Von 1246 bis 1803 war es ein Kloster des Karmeliterordens.


Geschichte

1246 gründeten Karmeliter aus Köln eine Niederlassung in Frankfurt. Das Kloster zog rasch Stiftungen Frankfurter Patrizier an sich, die sich in fünf sogenannten Bruderschaften zusammenschlossen. Mit ihrer Hilfe konnte die Klosterkirche St. Maria gebaut werden. Das Kloster war einer der größten Baukomplexe in der Frankfurter Altstadt. Bis 1270 entstand zunächst das Langhaus, das bis 1290 durch einen Chor erweitert wurde. Ab 1300 entstand das Querhaus. Südwestlich des Chores lag der erste Kreuzgang des Klosters zwischen der schmalen Ankergasse und der Mainzer Gasse.

Ab 1424 wurde die Kirche im spätgotischen Stil ausgebaut, vermutlich unter Leitung von Madern Gerthener. Zunächst wurde der Chor erhöht, ab 1478 das Langschiff und um 1500 das Querschiff. Um 1494 entstand zudem südlich des Chores die Annenkapelle.

1460 bis 1520 wurden die Räumlichkeiten des Klosters nördlich der Kirche an der Münzgasse erneuert: Es entstanden ein neuer Kreuzgang, das Dormitorium, der Kapitelsaal und das Refektorium. Im Refektorium und im Kreuzgang erschuf Jörg Ratgeb von 1513 bis 1519 das größte Fresko nördlich der Alpen. Das Kloster erlebte damals seine Blütezeit, u. a. durch die Stiftungen von Claus Stalburg dem Reichen. Er wurde 1524 in der Kirche beigesetzt.

Nach der Reformation blieb das Kloster eine katholische Enklave in der lutherisch gewordenen Stadt und verlor rasch an Bedeutung. 1803 wurde es säkularisiert. Seine umfangreichen Besitztümer fielen an die Stadt, als Ersatz für die an Nassau-Usingen verlorenen Rechte an den Dörfern Sulzbach und Soden.

Im 19. Jahrhundert diente die aufgelassene Kirche zunächst als Warenlager für unter Zollverschluss liegende Güter, vor allem Kaffee und Tabak. Südlich des Klosters hatte Stadtbaumeister Johann Friedrich Christian Hess zwischen Mainzer Gasse und Mainquai 1838 ein neues Zollgebäude errichtet.

Von 1866 bis zum Bau der Gutleutkaserne 1877 war das Kloster eine Kaserne des Infanterieregiments Nr. 81, der damaligen Frankfurter Garnison. In der am Kloster entlang führenden schmalen Ankergasse siedelten sich nach 1870 mit stillschweigender Duldung der Behörden zahlreiche Bordelle an. Im Dormitorium und im Prioratbau an der Münzgasse wurde 1873 die erste Feuerwache der neu gegründeten Frankfurter Berufsfeuerwehr eingerichtet.

Aufgrund der profanen Nutzung gerieten die Klostergebäude allmählich in immer schlechteren Zustand. Im 20. Jahrhundert wurde das Kloster als Bühnenhaus der Städtischen Bühnen genutzt. Erst nach dem Ersten Weltkrieg setzte eine Wende zum Besseren ein. 1922 wurden die Bordellbetriebe aufgehoben. In den Klostergebäuden entstand eine Wohnanlage für Künstler. Die wertvollen Wandgemälde und das Refektorium wurden wiederhergestellt. 1936 wurde die Klosterkirche vorbildlich saniert. Im Sommer fanden im Kreuzgang Konzerte und Theateraufführungen statt.

Am 22. März 1944 wurden die Anlagen des Klosters durch Bombenangriffe weitgehend zerstört. 1950 erhielt die ausgebrannte Ruine der Kirche ein Notdach. Die sommerlichen Freilichtaufführungen der Städtischen Bühnen wurden mit großem Erfolg wieder aufgenommen, bis Ende der 1950er Jahre der zunehmende Verkehrslärm, insbesondere auch durch den Flugverkehr, keine Aufführungen mehr erlaubte. Der Nordtrakt des Klosters mit dem Kreuzgang wurde 1955 bis 1957 wiederhergestellt. 1959 wurde das Karmeliterkloster Sitz des Stadtarchivs (heute Institut für Stadtgeschichte).

Erst in den 1980er Jahren wurde die Klosterkirche in vereinfachter Form (ohne das gotische Kreuzrippengewölbe) wiederaufgebaut. 1995 erhielt sie einen Dachreiter mit vier kleinen Glocken. Damit war auch das 1954 konzipierte Frankfurter Stadtgeläute vollendet.


Archäologisches Museum

1984 bis 1988 schuf der Architekt Josef Paul Kleihues einen Neubau südlich der Klosterkirche. Der Neubau und die Klosterkirche beherbergen seitdem die Sammlungen des Museums für Vor- und Frühgeschichte (heute Archäologisches Museum).

Das Archäologische Museum umfasst Sammlungen zu folgenden Themen:

Im Querschiff der Karmeliterkirche werden vorgeschichtliche Funde aus Frankfurt und Umgebung präsentiert. Die Exponate umfassen den Zeitraum von der Altsteinzeit bis zur frühen Eisenzeit.

Der Neubau beherbergt eine Ausstellung Vorderer Orient mit altiranischen Funden.

In der Antikensammlung (ebenfalls im Neubau) finden sich Kleinkunst und Gebrauchsgegenstände aus der klassischen Antike von der mykenischen Zeit (14. bis 12. Jahrhundert v. Chr.) bis zur Frühzeit der römischen Republik (5. Jahrhundert v. Chr.).

Im Langhaus der Karmeliterkirche wird die römische Vorgeschichte Frankfurts, insbesondere die Römerstadt Nida dargestellt.

Das frühe Mittelalter bis zur Karolingerzeit ist Thema der Ausstellung in der Annenkapelle.


Institut für Stadtgeschichte

Seit 1959 beherbergt das Karmeliterkloster das Institut für Stadtgeschichte, das frühere Frankfurter Stadtarchiv. 1436 legte die Stadt erstmals ein Archiv an, das im Haus Frauenrode, einem Gebäude des Frankfurter Rathauskomplexes seinen Platz hatte. Seit 1614 war das Stadtarchiv ein eigenes Amt mit eigenem Personal. Im 19. Jahrhundert erfuhren die Bestände großen Zuwachs, zum einen durch die Akten der 1803 säkularisierten Stifte und Klöster, zum anderen durch die Frankfurt betreffenden Unterlagen des Reichskammergerichtes und des Oberappellationsgerichtes der vier freien Städte. 1878 wurde die von Dombaumeister Franz Josef Denzinger im neugotischen Stil neu errichtete Stadtwaage am Weckmarkt südlich des Doms Hauptsitz des Stadtarchivs (bis 1944).

Im Zweiten Weltkrieg begann man erst 1942 mit der Auslagerung der wertvollen historischen Bestände. Deshalb fielen wesentliche Akten, vor allem der wertvollen Altbestände, den Bombenangriffen des Jahres 1944 zum Opfer. Nach dem Krieg hatte das Stadtarchiv zunächst mehrere provisorische Standorte, bevor es seinen endgültigen Platz im Karmeliterkloster fand.


Ausstellung „Die Kaisermacher“

Zum 650-jährigen Jubiläum der Goldenen Bulle fand vom 30. September 2006 bis 14. Januar 2007 die von vier Frankfurter Museen gemeinsam organisierte Ausstellung Die Kaisermacher statt. Dabei zeigte das Institut für Stadtgeschichte im Refektorium des Karmeliterklosters Dokumente zur Geschichte der Goldenen Bulle. Erstmals seit langer Zeit war das normalerweise in einem Tresor aufbewahrte Frankfurter Original, das sogenannte Reichsexemplar, während dieser Zeit wieder für die Öffentlichkeit zugänglich.

Im Kreuzgang des Klosters war eine Ausstellung zu verschiedenen Etappen der Verfassungsgeschichte vom Mittelalter bis zur aktuellen Diskussion über die Europäische Verfassung zu sehen.



Text: Wikipedia

Bild: Wikipedia/Matthäus Merian

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