Kaufbeuren

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Kaufbeuren ist eine kreisfreie Stadt am nordöstlichen Rand des bayerischen Allgäus. Die frühere Reichsstadt ist mit 44.398 Einwohnern die viertgrößte Stadt im Regierungsbezirk Schwaben. Kaufbeuren nennt sich aufgrund seiner Randlage zum Allgäu auch Tor ins Allgäu.

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Historische Informationen von Kaufbeuren

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Geschichte

Anfänge der Ansiedlung

Archäologische Funde belegen Siedlungsaktivitäten in der Region Kaufbeuren in fast allen Epochen ab der Jungsteinzeit. In und um die Stadt finden sich hallstattzeitliche Grabhügel, auf der Vorderen Märzenburg liegen Reste einer bronzezeitlichen Siedlung. Ferner gibt es nahe der Stadt bei Frankenhofen eine keltische Viereckschanze.[7] Mit dem Auftreten der Römer ab 15 v. Chr. wurde die Region erstmals staatlich erfasst und administrativ erschlossen. Ab Ende des 5. Jahrhunderts ließen sich Alamannen in der Region, die die Römer 401 n. Chr. verlassen hatten und nun den Ostgoten unterstand, nieder.[8] Raumpolitisch bedeutsam wurde Kaufbeuren erst nach der endgültigen Unterwerfung der Alamannen durch die Franken unter Karl Martell und Pippin dem Jüngeren 730 bzw. 746.[9] Ausgang der Kaufbeurer Siedlung war vermutlich ein fränkisch-karolingischer Reichshof, der Mitte des 8. Jahrhunderts in der Oberbeurer Urmark gegründet wurde. Der Hof diente als Verwaltungssitz zur Kolonialisierung des Umlandes und aufgrund der Nähe zum Lech, der die Grenze zum bayrischen Herzogtum markierte, als militärisches Rückzugsgebiet.[10]

Hochmittelalter

Ab 1112 ist das Adelsgeschlecht der Freiherren von Buron/Beuren, aus Stoffen-Oberbergen bei Kaufering stammende Vasallen der Welfen, schriftlich belegt, die den Hof wohl schon seit Ende des 11. Jahrhunderts als erblichen Lehenbesitz innehatten. Nach deren Aussterben im Mannesstamm mit dem Tod Heinrichs des Jüngeren von Buron 1167 brachte Herzog Welf VI. den Ort an sich, da Heinrichs Schwester Liutgard beabsichtigte, das Familienerbe dem Kloster Ottobeuren zuzuwenden. Nach dem frühen Tod seines einzigen Sohnes schloss Welf einen Erbvertrag mit seinem Neffen, dem Stauferkaiser Friedrich Barbarossa, womit der Beurer Besitz nach seinem Tod 1191 an die Staufer fiel.[11][12]

Reichsstadt und Mediatisierung

Am 3. Februar 1286 wurde die Stadt vom römisch deutschen König Rudolf I. von Habsburg als Reichsstadt privilegiert. Im Jahre 1327 erhielt Vils in Tirol durch Ludwig IV. das Stadtrecht nach dem Recht von Kaufbeuren. 1377 wurde die Stadt Kaufbeuren vom Herzog Friedrich von Teck und 1388 von den bayerischen Herzögen vergebens belagert. In den Jahren 1482/84, 1521 und 1627/29 wütete die Pest in Kaufbeuren; bei der letzten und schwersten Epidemie verlor die Stadt rund zwei Drittel ihrer Bevölkerung.[13]

Die Stadt Kaufbeuren, ab 1500 Mitglied im Schwäbischen Reichskreis verlor 1802 mit dem Reichsdeputationshauptschluss den Status einer Reichsstadt und fiel an das Kurfürstentum Bayern, das ab 1806 zum Königreich Bayern wurde.

Weimarer Republik und Nationalsozialismus Bis 1935 war Kaufbeuren eine sich selbst verwaltende Stadt. Zur Zeit des Nationalsozialismus wurde 1939 in einem nordöstlich von Kaufbeuren gelegenen Waldgebiet eine Munitionsfabrik der Dynamit AG, vormals Alfred Nobel u. Co, aufgebaut. Dort wurden Zwangsarbeiter aus dem nahegelegenen Außenlager Riederloh in Steinholz bei Mauerstetten, einer Außenstelle des KZ Dachau, eingesetzt.

Zwischen Mai 1944 und April 1945 bestand auf dem Gelände einer ehemaligen Baumwollspinnerei ein KZ-Außenlager, das ebenfalls zum KZ Dachau gehörte bzw. dem KZ-Außenlager Allach unterstellt war. Hier waren zwischen 300 und 600 Häftlinge untergebracht, die für die Firma BMW in Zwangsarbeit Ersatzteile für Rüstungsgüter herstellen mussten.

Im heutigen Bezirkskrankenhaus für Psychiatrie und Neurologie wurden während der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft unter der Leitung ihres Direktors Valentin Faltlhauser etwa 2.000 psychisch kranke Kinder, Frauen und Männer in der „Euthanasie“-Tötungs-Aktion T4 nach Hadamar, Grafeneck und Hartheim deportiert. An diese Opfer erinnert seit 1989 ein Gedenkstein hinter der Klosterkirche der Anstalt.[14]

Die Stadt überstand den Zweiten Weltkrieg fast ohne Schäden – geplante Bomberangriffe auf die Munitionsfabrik fielen auf Nebeltage. Nur an den Bahnanlagen am Grafensteigle wurden einzelne Einfamilienhäuser durch Bombentreffer beschädigt. Der NSDAP-Bürgermeister Karl Deinhardt übergab die Stadt am 27. April 1945 kampflos den einrückenden Amerikanern, die Stadt und Flughafengelände besetzten und die Munitionsfabrik Dynamit Nobel vor den Toren der Stadt sprengten.

Nachkriegszeit und jüngste Vergangenheit

Ab Frühjahr 1946 entstand auf den Trümmern des Rüstungsbetriebs der heutige Stadtteil Neugablonz, gegründet von sudetendeutschen Vertriebenen aus Gablonz an der Neiße. Maßgeblich beteiligt an der Ansiedlung der Vertriebenen waren der von den Amerikanern wieder eingesetzte Vorkriegs-Bürgermeister Georg Volkhardt, der Landrat Georg Stang sowie der als „Vater von Neugablonz“ bekannt gewordene Ingenieur Erich Huschka. Die Vertriebenen wurden zunächst im Lager Riederloh untergebracht, ehe ihnen Flächen auf dem Gelände der Munitionsfabrik zugewiesen wurden.[15] Kaufbeuren wurde damit eine von fünf bayerischen Vertriebenenstädten.


Text: Wikipedia

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