Kevelaer

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Die Wallfahrtsstadt liegt am unteren linken Niederrhein im Nordwesten des Bundeslandes Nordrhein-Westfalen.

Reklamemarken und Siegelmarken

Verzeichnis der sortierten Reklamemarken und Siegelmarken mit einem Bezug zu Kevelaer.

Geschichte

Frühzeit und Spätmittelalter

Die ersten Zeugnisse für das Vorhandensein einer Siedlung im Stadtgebiet Kevelaers gehen bis in die ältere Eisenzeit zurück (etwa 800 v. Chr.). Sedimente einer vorzeitlichen Brunnenanlage sowie Urnenfunde deuten darauf hin. Eine erste schriftliche Nachricht über die Bewohner dieses Raums gibt der römische Feldherr Julius Caesar in seiner Beschreibung des Gallischen Krieges (58–51 v. Chr.). Er nennt sie Menapier (Volksstamm im belgischen Gallien, der sich von der Nordsee bis an den Rhein ansiedelte).

Die Gründung des Ortes erfolgte in der Merowingerzeit, wie Reste von Grabfunden belegen, die in den 1960er Jahren gefunden wurden. Sie stammen aus dem mittleren Drittel des 6. Jahrhunderts.[5] Circa 450 m westlich davon wurden nahe der heutigen Antonius-Kirche bei Ausgrabungen Scherben des 9. Jahrhunderts gefunden, die die Lage der ersten Siedlung anzeigen.[6]

Urkundlich wird Kevelaer erstmals am 10. Mai 1300 erwähnt. Bei dieser Urkunde handelt es sich um eine Verkaufsurkunde über einen Bauernhof. Zu dieser Zeit besteht Kevelaer aus Bauernhöfen und Katen und befindet sich zu großen Teilen im Besitz des Stiftes Xanten und des Klosters Graefenthal. Die Bauerschaften Kevelaer und Wetten bildeten einen Gerichtsbezirk und gehörten im Spätmittelalter zum Niederamt Geldern der Grafschaft Geldern. Am 19. März 1339 wurde die Grafschaft zum Herzogtum erhoben. Die heutigen Gemeinden Kervenheim und Winnekendonk gehörten zu diesem Zeitpunkt dem Herzogtum Kleve an.

Spanische Niederlande (Generalstaaten)

Durch den Vertrag von Venlo vom 12. September 1543 wurde das Herzogtum Geldern in seiner damaligen Form aufgehoben und zu einer der 17 Provinzen der Spanischen Niederlande erklärt. 1559 erfolgte eine Bistumsreform durch Margarethe von Parma, wodurch die Bauerschaften Kevelaer, Twisteden und Wetten, die bis dahin zum Erzbistum Köln gehörten, dem neuen Bistum Roermond unterstellt wurden. Winnekendonk und Kervenheim verblieben im Erzbistum Köln.

Im Jahr 1578 (ebenso 1633) verbreitete sich die Pest am Niederrhein, wovon auch Kevelaer betroffen war. Im Krieg um die Vorherrschaft in den Spanischen Niederlanden marschierten niederländische Truppen in die Stadt Geldern ein und plünderten die umliegenden Dörfer Kevelaer, Twisteden und Wetten. Zudem wurde die Ausübung der katholischen Religion verboten. 1586 wurde die Pfarrkirche des unbesetzten, im Herzogtum Kleve gelegenen Winnekendonk von Spaniern geschändet.

Dreißigjähriger Krieg und Westfälischer Frieden

1614, wenige Jahre vor dem Dreißigjährigen Krieg, fiel das Herzogtum Kleve an das protestantische Kurbrandenburg. Mitten durch das heutige Stadtgebiet verlief eine neue Staatsgrenze. Kervenheim und Winnekendonk gehörten nun zum protestantischen Brandenburg, und Kevelaer, Twisteden und Wetten gehörten zu den katholischen Spanischen Niederlanden. Ende Juli 1635 zogen zunächst niederländische, dann spanische und kroatische Reitertruppen durch Kevelaer. Die kroatischen Söldner stürmten am 1. August die Schanze in Kevelaer und töteten 100 Dorfbewohner. An dieses Ereignis erinnern die Kroatenstraße und das sogenannte Kroatenkreuz in Kevelaer.

Das wohl wichtigste Datum für die Geschichte Kevelaers ist der 1. Juni 1642. Der geldrische Händler Hendrick Busmann hörte kurz vor Weihnachten 1641 an der Kreuzung der alten Handelsstraßen Amsterdam–Köln und Münster–Brüssel dreimal den geheimnisvollen Ausruf: „An dieser Stelle sollst du mir ein Kapellchen bauen!“. Ausgelöst durch diese Ereignisse fasste er den Beschluss, den Ruf zu befolgen. Nachdem seine Ehefrau Mechel bei Nacht ein großes, glänzendes Licht gesehen hatte, in dessen Mitte sich ein Heiligenhäuschen mit einem Andachtsbild befand, löste er sein Versprechen ein und baute trotz widriger Zeiten einen Bildstock in der Gestalt, wie ihn Mechel gesehen hatte, an dieselbe Stelle, wo er die Stimme vernommen hatte. Am 1. Juni 1642 weihte der Pfarrer von Kevelaer ein Bildstöckchen an der Wegkreuzung und setzte einen Kupferstich der Gottesmutter Maria „Consolatrix Afflictorum“ (Trösterin der Betrübten) von Luxemburg ein. Damit beginnt die Geschichte der Wallfahrt in Kevelaer (s. u.).

Durch den 1648 geschlossenen Westfälischen Frieden wurde die Situation für die Bevölkerung in Kevelaer und Umgebung allerdings nicht ruhiger und besser, da sie immer wieder Opfer von Plünderungen wurde. Mit Ausbruch des Holländischen Krieges 1672 wurden Kevelaer, Twisteden und Wetten sowie Kervenheim und Winnekendonk von französischen, kölnischen und münsterschen Truppen besetzt und waren wiederholt von Raubzügen der Franzosen betroffen. Im Jahre 1689 wurde die Pfarrkirche in Winnekendonk erneut geplündert und abgebrannt, ebenso wurden etwa 90 Häuser und Bauernhöfe in Kervenheim und Winnekendonk vernichtet. Einige Jahre später, während des Spanischen Erbfolgekriegs 1702, stürmten französische Truppen Kevelaer, wobei Häuser geplündert und zerstört sowie bis zu 80 Bürger getötet wurden.

Im folgenden Jahr 1703 belagerten preußische Truppen die Festung Geldern. Die Belagerung dauerte circa ein Jahr an, bis Geldern kapitulierte. Neben Kervenheim und Winnekendonk, die schon zu Preußen gehörten, fielen mit dem Frieden von Utrecht 1713 auch Kevelaer, Twisteden und Wetten an Preußen. Kirchlich unterstand Kevelaer weiterhin dem Bistum Roermond, das zu dieser Zeit österreichisch wurde.

Französische Besatzung (Koalitionskriege) Im April 1792 begann der Erste Koalitionskrieg gegen Frankreich, an dem auch Preußen teilnahm. Im Zuge des Krieges wurden Kevelaer und Kervenheim noch im Dezember desselben Jahres durch französische Truppen besetzt. Das Gnadenbild versteckte man zum Schutz vor den Besatzern in der St.-Antonius-Pfarrkirche. Die Franzosen erpressten vom 1647 gegründeten Kloster der Oratorianer bzw. der Bevölkerung circa 100 Pfund Fleisch und 200 Pfund Brot, kurz darauf nahmen sie die Patres als Geiseln. Zu ihrer Auslösung wurden etwa 3000 bis 4000 Taler gezahlt.

Nach einer kurzen Aufhebung der Besatzung marschierten französische Truppen 1794 erneut in das Rheinland ein und konnten diesmal die französische Staatsgrenze bis zum Rhein ausweiten. Durch den Frieden von Basel im Jahr 1795 wurde das gesamte linksrheinische Gebiet mit Kevelaer französisch. Schnell wurden dabei in der Franzosenzeit französische Strukturen im Rheinland aufgebaut. Kevelaer gehörte zum Arrondissement de Clèves im Département de la Roer. Drei Jahre später entstand die Mairie (später Bürgermeisterei) Kevelaer, zu der die Gemeinden Kevelaer, Kleinkevelaer, Twisteden und Wetten gehörten.

Im selben Jahr wurden Prozessionen im Freien verboten und sämtliche Kreuze an Wegen und Kirchen entfernt, was verständlicherweise einen schweren Schlag für den Wallfahrtsort Kevelaer darstellte. 1801 wurde das Bistum Roermond aufgelöst und Kevelaer dem Bistum Aachen zugeordnet. Im Sommer des folgenden Jahres wurden durch Konsularbeschluss alle Klöster aufgelöst, auch das Oratorianerkloster in Kevelaer. Infolge der von den Franzosen betriebenen Säkularisation befanden sich die Gnaden- und Kerzenkapelle von 1802 bis 1806 in staatlichem Besitz.

Vormärz (Preußen) Mit dem Ende der Herrschaft Napoleons wurde Kevelaer 1814/1815 durch die Entscheidungen auf dem Wiener Kongress wieder preußisch und gehörte dem neuen Clevischen Bezirk im Generalgouvernement Niederrhein an. Durch den Vulkanausbruch des Tambora von 1815 kam es zu verheerenden Regenfällen, bei denen die Niers über die Ufer trat. Die schrecklichen Folgen waren Missernten und Hungersnöte, von denen Kevelaer nicht verschont blieb.

1816 wurde der Regierungsbezirk Kleve geschaffen. Kevelaer, im Kreis Geldern gelegen, war weiterhin eine Bürgermeisterei, die die Ortschaften Kevelaer, Twisteden und Wetten umfasste, und gehörte bis 1975 zum Kreis Geldern. Kervenheim und Winnekendonk, die seit 1969 zur Stadt Kevelaer gehören, bildeten die Bürgermeisterei Kervenheim. 1821 wurde Kevelaer nach 20 Jahren im Bistum Aachen erneut einem anderen Bistum unterstellt. Seither gehört Kevelaer zum Bistum Münster.

In Kevelaer, wo eine niederfränkische Mundart gesprochen wird, löste ein Beschluss des Bischofs von Münster und der preußischen Herrschaft Unmut aus. Predigten und Schulunterricht mussten ab sofort auf Hochdeutsch gehalten werden. Ebenso wurden neue Gebetbücher in deutscher Sprache gedruckt. Für die Menschen in Kevelaer war das damals eine kaum verständliche Sprache. Bis heute wird in Kevelaer noch von einigen Altersgruppierungen das Kevelaerer Platt gesprochen.

1822 wurde nach nur sechs Jahren der Regierungsbezirk Kleve aufgelöst und dem Regierungsbezirk Düsseldorf angeschlossen. Im selben Jahr wurde auch eine Armenkommission für die Bürgermeisterei Kevelaer gegründet, welche die ersten Grundzüge des heutigen Sozialwesens trug.

In den 1820er Jahren wurden Wallfahrten, vor allem aber Wallfahrten mit Übernachtungen, durch den Bischof von Münster und durch die preußische Herrschaft verboten. Dieses Verbot, das die Kevelaerer zum wiederholten Male beträchtlich traf, wurde erst um 1840 aufgehoben.

Märzrevolution

1831 wurde Kevelaer vom späteren Kaiser Wilhelm I. und zwei Jahre später, 1833, vom preußischen Kronprinzen Friedrich Wilhelm IV. besucht. Nach dem Besuch des Kronprinzen wurden die Verbote gegenüber der Wallfahrt etwas gelockert. Zwölf Jahre später suchte der Kronprinz, dann jedoch als König von Preußen, den Wallfahrtsort erneut auf. 1848 trat die nach der Niederschlagung der Revolution von 1848 vom König oktroyierte Preußische Verfassung in Kraft. Kevelaer selber wurde von der Märzrevolution kaum tangiert. Es ist nur bekannt, dass sich in Kervenheim einige Übergriffe auf Besitzer und deren Eigentum ereignet haben sollen.

Drei Jahre nach der Revision der Verfassung wurde 1853 in Winnekendonk ein Rathaus am heutigen Alten Markt gebaut. Mit dem Bau übernahm Winnekendonk die Verwaltung der Bürgermeisterei Kervenheim. Ebenso wurde in den 1850er Jahren mit dem Bau einer Eisenbahnanbindung und Eisenbahnstation begonnen, deren Bauarbeiten 1863 abgeschlossen wurden.

Kulturkampf

War Kevelaer von der Märzrevolution noch kaum betroffen, so änderte sich dies 1871 durch den vom Reichskanzler Otto von Bismarck initiierten Kulturkampf. Zwischen 1871 und 1873 wurden der Kanzelparagraph eingeführt, der Jesuitenorden verboten und zum Höhepunkt des Kulturkampfes die Maigesetze erlassen. Im Oktober 1873 predigte der Mainzer Bischof Wilhelm Emmanuel von Ketteler, dem mehr als 25.000 Menschen nach Kevelaer gefolgt waren, gegen diese Erlasse.

In dieser Zeit wurden im Regierungsbezirk Düsseldorf nur noch Prozessionen erlaubt, die schon seit Jahrzehnten zu einem Wallfahrtsort pilgerten. Im Zuge des Kulturkampfes wurde das Kevelaerer Priesterhaus beschlagnahmt. Die Polizisten, die die Ausführung verweigerten, wurden aus dem Dienst entlassen. Im Gegenzug wurden diejenigen, die bei der Beschlagnahmung mitwirkten, für knapp zwei Jahre exkommuniziert. Durch den nun offen ausgetragenen Kampf zwischen der Staatsgewalt und der katholischen Kirche war die Existenz der Kevelaerer Wallfahrt bedroht.

Im Mai 1879 wurde das Kevelaerer Volksblatt (auch Kävels Bläche, Kevelaerer Blatt) durch Elisabeth Ingmanns gegründet. Im Untertitel hieß es damals „für Thron und Altar“. Mit dem sich nähernden Ende des Kulturkampfes kaufte die Gemeinde Kevelaer 1880 den heutigen Marktplatz, auf dem ein wöchentlicher Markt stattfand und immer noch stattfindet. Ein Jahr später begannen die Bauarbeiten für das Marienhospital in Kevelaer.

1882 ereignete sich ein Großbrand im Zentrum der Gemeinde Kevelaer, welche noch nicht über eine Freiwillige Feuerwehr verfügte. Zahlreiche Häuser und Scheunen fielen den Flammen zum Opfer, zugleich wurden jedoch auch neue Möglichkeiten zur Bebauung geschaffen, die im Sinne der Wallfahrt auch genutzt wurden. 1884 wurde dem Pfarrer von Kevelaer das Privileg verliehen, an den Marienhochfesten den päpstlichen Segen zu erteilen. Dieses Privileg besteht noch bis heute.

Im Jahr des 250-jährigen Bestehens der Kevelaerer Wallfahrt, 1892, wurde dem Gnadenbild durch den Papst eine goldene Krone verliehen. Die Krone wurde in einer Kevelaerer Goldschmiede hergestellt und durch Votivgaben geschmückt. Durch diese Krönung wurde das Gnadenbild in die von Rom anerkannten und bestätigten Gnadenbilder aufgenommen. Im Jubiläumsjahr 1892 gründeten Klarissen ein Kloster in Kevelaer.[7]

Jahrhundertwechsel und Erster Weltkrieg

1900 wurden in der Pfarrkirche Wetten während des Abbruchs des Hochaltars vier Reliquien entdeckt. Eine davon stammte vom Hl. Klemens.

Vier Jahre später wurde mit dem Bau des Kevelaerer Wasserturms begonnen. Die Arbeiten wurden 1905 abgeschlossen. Statt über Privatbrunnen sollten die Kevelaerer nun über diese zentrale Stelle mit Wasser versorgt werden. 1906 floss das erste Leitungswasser.

Im Ersten Weltkrieg war Kevelaer Garnisonsstadt, bekam aber außer der Einquartierung von Soldaten und der Aufhebung des Bahnverkehrs direkte Kriegsfolgen kaum zu spüren.

Weimarer Republik

Dies änderte sich erst 1918 mit der Niederlage Deutschlands und der folgenden Besatzung Kevelaers durch belgische Truppen (Alliierte Rheinlandbesetzung). Die Bewohner wurden mit strikten Auflagen konfrontiert. Personen, die uniformierte Besatzer nicht grüßten, wurden inhaftiert. In den Hausfluren mussten Hausbewohnerverzeichnisse ausgehängt werden. Es bestand ein nächtliches Ausgehverbot. Briefe, die länger als zwei Seiten waren, wurden nicht befördert. Alle Briefe wurden von einer Behörde überprüft und gegebenenfalls zensiert. Lebensmittel wie Brot, Fleisch und Fett waren rationiert. Man erhielt sie nur gegen Lebensmittelkarten. Die belgische Besatzung blieb bis 1926.

Ende 1919 fanden die ersten Wahlen zur Nationalversammlung der Weimarer Republik und die ersten Gemeindewahlen in Kevelaer statt. Im Rheinland entstand eine Separatistenbewegung, die 1923 die Rheinische Republik ausrief. Im Siebengebirge kam es deshalb zur Schlacht von Aegidienberg, bei der 14 Separatisten ums Leben kamen. Unter ihnen sollen auch Personen aus Kevelaer gewesen sein.

Im Oktober 1920 fand der Niederrheinische Katholikentag in Kevelaer statt. 1923 wurde die Marienkirche zur päpstlichen Marienbasilika erhoben.

Während der Inflation in der Weimarer Republik druckte Kevelaer 1921 eigenes Notgeld. Die Scheine zeigten unter anderem als Motive das Wappen Kevelaers, die Gnadenkapelle, die Gottesmutter Maria und Bauern in der Kevelaerer Tracht mit den Worten „Dor hör ek t’hüß“ („dort bin ich zu Hause“).

Zeit des Nationalsozialismus Die Zeit des Nationalsozialismus hat auch in Kevelaer Spuren hinterlassen. Anfänglich war Kevelaer politisch noch durch die Zentrumspartei bestimmt. Dies änderte sich erst in späteren Jahren in dieser Zeit. Auch im Kevelaerer Volksblatt wurde deutlich Position gegen den Nationalsozialismus bezogen.[8][9]

In der Ratssitzung vom 11. April 1933 wurde einstimmig beschlossen, das Ehrenbürgerrecht der Stadt an Hindenburg und Hitler zu verleihen. Dies wurde umgehend telegraphisch mitgeteilt. In der Sitzung am 11. Juni 2003 wurde Hitler aus der Liste der Ehrenbürger gestrichen, da eine förmliche Aberkennung nicht möglich gewesen ist. Dies geht nur für verurteilte Kriegsverbrecher. Hitler konnte aber nicht verurteilt werden, da er sich durch Selbstmord einer Verurteilung entzogen hatte.[10][11]

Für den 29. Juni 1934 war ein Besuch Hitlers und seines Stellvertreters Rudolf Heß über den Essener Gauleiter Josef Terboven geplant. Aktionen des Reichspräsidenten von Hindenburg haben laut Himmler dann Hitler und seine Gefolgschaft veranlasst, vorher nach Bad Godesberg abzureisen und nicht nach Kevelaer zu kommen.[12]

In den 1930er und 1940er Jahren wandte sich der Kevelaerer Maler Karl Wenzel der profanen Malerei zu. Seine naturalistische Arbeitsweise und sein „völkischer Malstil“, der inhaltlich und formal den Kunstvorstellungen des Nationalsozialismus entsprach, fanden großen Anklang. Ab 1937 erfolgten Ausstellungen mit Aquarellen und Radierungen im Folkwang-Museum der Künstler aus dem Gau Essen, in Rheine und Kevelaer.[13] 1943 war er mit mehreren Ölbildern in einer Ausstellung im Münchener Haus der Deutschen Kunst vertreten.

Da in Kevelaer keine Juden ansässig waren, konnte der Juden-Hass hier keine Ziele finden. Anders als in den Nachbarorten gab es keine entsprechenden Aktionen. Es gab in Kevelaer sowohl Mitglieder der SA als auch die Hitlerjugend, und die lokale Politik hat sich für den Nationalsozialismus ausgesprochen. Der Grundstein für das neue Haus der Heimat im Marienpark wurde 1937 gelegt, im Frühjahr 1938 das Kreismuseum eröffnet, in dem Errungenschaften des Dritten Reiches ausgestellt wurden. Beide fielen den Fliegerbomben 1945 zum Opfer.[14]

In dieser Zeit hat auch die Wallfahrt einen Teil einbüßen müssen. So stellte die Reichsbahn keine Sonderzüge mehr bereit.[15]

Zweiter Weltkrieg

Wie bereits während der französischen Besatzung und während des Ersten Weltkrieges wurde das Gnadenbild auch im Zweiten Weltkrieg versteckt. Im April 1940 wurde ein Aufklärungsflugzeug der Royal Air Force bei Kevelaer abgeschossen. Bis Anfang des Jahres 1943 spürte die Gemeinde Kevelaer selber kaum etwas von den Bombenangriffen, die auf Nachbargemeinden geflogen wurden. Kevelaer selbst wurde vorerst verschont, da die Marienbasilika ein wichtiger Orientierungspunkt der britischen Flieger war.

In der Nacht vom 8. auf den 9. April 1943 wurden etwa 300 Brandbomben auf Kevelaer und umliegende Orte abgeworfen. Mehrere Bauernhöfe in Winnekendonk brannten aus.

Im September, Oktober und November 1944 erfolgten mehrfach Ankündigungen und Anordnungen zur Evakuierung Kevelaers; der größte Teil der Bevölkerung ignorierte diese und blieb in Kevelaer. Ab Ende Januar erhöhte das NS-Regime den Druck. Am 5. Februar 1945 griffen über 1000 Mann „grüne Polizei“ der SS rigoros durch, um Kevelaer zu räumen.[16] Vom 7. bis 22. Februar 1945 tobte nördlich von Kevelaer im Raum Kleve die Schlacht im Reichswald; die Front kam näher.

Kevelaer erlitt schwere Luftangriffe am 9., am 11.[17] und am 15. Februar[18] sowie am 1. März 1945[19].

Am 28. Januar 1945 wurde Winnekendonk von 8 bis 11 Uhr bombardiert und großenteils zerstört.[19]

Am 3. März 1945 frühmorgens rückten britische und kanadische Truppen kampflos in Kevelaer ein.[20]

Gegenwart

Drei Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs fand in Kevelaer im April 1948 der erste internationale Kongress der katholischen Friedensbewegung statt. Der Besuch des französischen Bischofs Pierre-Marie Théas gehörte zu den ersten, weithin beachteten Initiativen zur Völkerversöhnung zwischen Franzosen und Deutschen. Am 3. April 1948 wurde in Kevelaer auch formell die deutsche Organisation von Pax Christi gegründet. In den Jahren 1958, 1973 und 1988 fanden in Kevelaer weitere Pax-Christi-Treffen statt.

Durch Erlass des Innenministers des Landes Nordrhein-Westfalen wurde der Gemeinde Kevelaer am 25. Mai 1949 das Stadtrecht verliehen.

1985 fanden die erste Motorradwallfahrt und das erste Weltmusikfestival (anfangs als Int. Folkfestival) statt, die seitdem jährlich durchgeführt werden.

Im Jahre 1987 wurde Kevelaer anlässlich des Marianischen Weltkongresses von Papst Johannes Paul II., der heiligen Mutter Teresa, sowie von Joseph Kardinal Ratzinger besucht.


Text: Wikipedia

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