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Kirche St. Elisabeth Königs Wusterhausen

Die Kirche in der Friedrich-Engels-Straße
Das katholische Pfarramt gegenüber der Kirche

Die Kirche St. Elisabeth in Königs Wusterhausen ist eine katholische Pfarrkirche.


Geschichte

Am Ende des 19. Jahrhunderts wurde mit dem verstärkten Zuzug polnischer und schlesischer Katholiken nach Königs Wusterhausen und in die umliegenden Dörfer der Ruf nach einem eigenen katholischen Gottesdienst und einem Kirchgebäude lauter. Die zugezogenen, überwiegend polnisch sprechenden Menschen erhofften sich Arbeit in der Landwirtschaft, in den umliegenden Ziegeleien oder auch in der Schenkendorfer Braunkohlengrube. Gab es im Jahr 1880 lediglich 22 Katholiken in Königs Wusterhausen, stieg die Zahl bis zum Jahr 1898 auf 82 an. Vor der Jahrhundertwende gehörte Königs Wusterhausen zum Pfarrbezirk Köpenick. Demzufolge mussten die wenigen Katholiken weite Wege zum Gottesdienst in Kauf nehmen.


Erster Katholischer Gottesdienst

Der erste Gottesdienst für katholische Christen fand am 8. Oktober 1899 im „Gasthof zum Deutschen Haus“ statt. Otto Utz war damals der Betreiber dieser Lokalität.

In einem Schreiben vom 9. Oktober 1898 forderten die katholischen Christen von der Potsdamer Regierung den Bau einer Kirche und einer katholischen Schule. Das wurde zunächst abgelehnt, da man Angst hatte, dass die Schule „einen überwiegend polnischen Charakter haben würde.“ Durch die hohe Anzahl der Katholiken, vor allem aus Schlesien, sah der Landrat von Teltow, Ernst von Stubenrauch, eine „Gefährdung des Deutschtums vor den Toren der Reichshauptstadt.“ Erst als der Breslauer Bischof dem späteren Oberpräsidenten Theobald von Bethmann Hollweg versicherte, dass keine polnischen Predigten in der Gemeinde abgehalten werden, wurde das Projekt am 29. August 1899 staatlich genehmigt. Noch im selben Jahr wurde mit dem Bau des Gemeindehauses, das gleichzeitig als Schulhaus genutzt werden sollte, begonnen. Im April 1900 wurde es eingeweiht. Bedingt durch die Schließung der Centrum-Grube in Schenkendorf, ging auch die Zahl der katholischen Kinder stark zurück. Es fand deshalb nie ein katholischer Schulunterricht im Gemeindehaus statt. Die Klassenzimmer wurden vielmehr als Kapelle weiter ausgebaut. Am 1. Oktober 1902 erhielt die katholische Gemeinde dann ihren ersten eigenen Seelsorger, den Kuratus Wilhelm Tunkel.

Im Dezember 1909 teilte der Fürstbischof des Bistums Breslau, zu dem Königs Wusterhausen damals gehörte, der Königlichen Regierung auf Anfrage mit, dass er gegen die Errichtung einer selbständigen Kuratiengemeinde in Königs Wusterhausen keine Einwände habe. Die Gemeinde, zu der in dieser Zeit 175 Katholiken gehörten, wurde zum 1. Januar 1910 zur eigenständigen Kuratie. Kuratialkirche war die St. Elisabethkapelle in Königs Wusterhausen. An ein eigenes, großes Gotteshaus war jedoch wegen der Lage in der Diaspora noch lange nicht zu denken. Ab 1911 war Theophil Sweda neuer Kuratus in Königs Wusterhausen. Er und sein Nachfolger Johannes Janotta, der seit 1914 im Amt war, wurden von der Potsdamer Regierung wiederholt auf ihre polnische Einstellung überprüft.

In einem vertraulichen Dokument an den Regierungspräsidenten in Potsdam vom 11. Juli 1914 heißt es zur Versetzung von Teophil Sweda nach Senftenberg wörtlich: „Dem Vernehmen nach ist der bisherige Kuratus Theophil Sweda in Königswusterhausen von dem Kapitular-Vikar des Fürstbischöflichen Stuhles mit der Verwesung der vakanten Pfarrei Senftenberg N/L. beauftragt und zum Pfarrer daselbst in Aussicht genommen worden. Euer Hochwohlgeboren ersuche ich ergebenst um gefällige Äußerung binnen zwei Wochen über die Persönlichkeit und Tätigkeit des Sweda, namentlich ob Tatsachen bekannt sind, die die Erhebung eines Einspruches gegen seine Ernennung zum Pfarrer in Senftenberg (§ 16 des Gesetzes über die Vorbildung und Anstellung der Geistlichen vom 11. Mai 1873 –G.S.S.191-) erforderlich machten. Ich bemerke dabei, daß es nach Lage der Verhältnisse in Senftenberg darauf ankommt, daß der neue Pfarrer von national deutscher Gesinnung ist und der großpolnischen Bewegung durchaus fern steht.“


Neubau der Kirche

In den dreißiger Jahren richtete Christian Schreiber, Bischof von Berlin, einen eindringlichen Spendenaufruf an die Christen in und um Berlin: „Königswusterhausen ist wohl diejenige Seelsorgstelle in der märkischen Diaspora, die z.Zt. am schlechtesten gottesdienstlich versorgt ist. Für fast 2000 Katholiken bildet ein altes Schulhaus ohne Turm, ohne Kreuz, ohne Glöckchen die gottesdienstliche Stätte. In zwei alten, 14 m langen und 9 m breiten Schulklassen müssen jeden Sonntag 4-500 Gemeindemitglieder ihre Christenpflicht erfüllen. Ein Kirchbau ist eine dringende Notwendigkeit. Da die strebsame und eifrige Gemeinde aus eigenen Mitteln nie ihr Ziel erreichen kann, wünsche ich dem Seelsorger, dass er recht viele Förderer und Helfer für seinen Kirchbau-Sammelfond finde.“

Dem schlechten Verhältnis von NS-Staat und katholischer Kirche ist es wohl zuzuschreiben, dass der Beginn des Kirchenbaus ständig verzögert wurde. Erst nachdem bereits mit dem Bau begonnen wurde, erteilte die Stadt nachträglich eine Baugenehmigung. Gebaut wurde nach einem Entwurf des Berliner Diozösanbaurats Carl Kühn, die Bauausführung übernahm der Baumeister Carl Dirk aus Berlin-Heiligensee.

Am 28. Februar 1937 wurde durch Dompropst Bernhard Lichtenberg feierlich der Grundstein gelegt. Die in Latein abgefasste Urkunde im Grundstein lautet in der Übersetzung: „Allen, die diese Urkunde lesen, Gruß und Segen im Herrn! Im Jahre des Heils 1937, am 28. Februar, am dritten Fastensonntag, zur Zeit des Pontifikats Pius XI., als Konrad, Graf von Preysing, Bischof von Berlin, Dominikus Metzner Erzpriester, Alfons Thonemann aus Dülmen in Westfalen Pfarrer in der Pfarrgemeinde St. Elisabeth, zur Zeit, als Adolf Hitler Führer und Reichskanzler des deutschen Reiches war, ist in Königs Wusterhausen dieser Grundstein der neuen Kirche, die zu Ehren der heiligen Elisabeth, nach den Bauplänen des Diozösanbaurates Kühn, gebaut werden soll, gelegt worden. Die Kapelle, die vor 35 Jahren zu Ehren der hl. Elisabeth gebaut wurde, war bei der wachsenden Seelenzahl und dem eifrigen Besuch der Gläubigen, die in Königs Wusterhausen und 30 umliegenden Ortschaften wohnen, nicht mehr ausreichend. Ich versichere hiermit, dass ich im Namen unseres Hochwürdigen Herrn Bischofs diesen Grundstein, der beschrieben ist: ‚Anno 1937‘, gesegnet und diese Urkunde eigenhändig unterschrieben habe.

gez. Prälat Lichtenberg, Pfarrer Kohlsdorf-Eichwalde, Pfarrer Haucke-Zossen, Pfarrer Thonemann - Königs Wusterhausen, Pfarrer v. Kiedrowsky-Erkner“

Die Grundsteinlegung wurde von den Nazis lautstark als Propagandaveranstaltung gegen die Kirche genutzt. Mitglieder der Gemeinde standen nachts Wache, um ein Beschmieren der Mauern mit Naziparolen zu verhindern.

Katholische Kirche Königs Wusterhausen

Bereits am 20. März, dem Palmsonntag des Jahres, wurde Richtfest gefeiert. Nach nur siebenmonatiger Bauzeit, wurde das neue Gotteshaus gegenüber der Kapelle, am 1. August von Bischof Conrad Preysing feierlich geweiht. Die Kirche trägt, wie auch die Kapelle, den Namen der heiligen Elisabeth von Thüringen, die als tönerne Figur über dem Eingangsportal zu sehen ist. Bedingt durch die Zeit, in der die Kirche gebaut wurde, ist sie sowohl außen als auch innen eher schlicht und einfach gehalten. Der Innenraum wird von einer gewölbten Holzdecke überdacht, die im Originalzustand zweifarbig gestrichen war. Das Gotteshaus ist 28 m lang, 13m breit und hat insgesamt eine Höhe von 19 m. Die Außenanlagen wurden im Anschluss an den Kirchbau von der damals größten Baumschule Europas, Späth aus Berlin-Baumschulenweg, angelegt.

Für die Inneneinrichtung war die Gemeinde damals selbst verantwortlich. Die Bänke nahm man zunächst aus der Kapelle. Als erste große Investition beschloss der Kirchenvorstand die Anschaffung von drei Glocken. Aus Kostengründen wurde auf Bronzeglocken verzichtet. Statt dessen wählte man Klangstahlglocken, die bis heute zu hören sind. Die Glocken wurden bei der Firma Schilling und Lattermann in Apolda bestellt. Die Anlieferung erfolgte so früh, dass sie noch während des Baus der Türme hochgezogen werden konnten. Am 11. April 1937 fand die feierliche Glockenweihe durch den Erzpriester Metzner aus Berlin-Neukölln statt. Die Glocken entsprechen den Anfangstönen des „Te deum“ (fis, a, h). Sie sind getauft auf die Namen Michael (950 kg), Paulus (550 kg) und Bonifatius (380 kg). Dementsprechend sind auch die Inschriften auf den drei Glocken geprägt.

„Michael grüße ich, wer ist wie Gott, rufe ich. Für Gottes Ehre kämpfe ich.“

„Paulus ist mein Name, Christus, der Gekreuzigte, der Auferstandene,....Gott, meine Predigt.“

„Bonifatius bin ich genannt. Die frohe Botschaft trag ich ins Land.“

Für die neue Pfarrkirche wurden nur märkische Ziegel und einheimisches Holz verbaut.

Im Zweiten Weltkrieg blieb die Kirche von größeren Schäden verschont. Nur einige Einschusslöcher in den vorderen Fenstern, sind noch heute zu sehen.

Seit 1948 steht der Gemeinde eine Orgel zur Verfügung. Sie stand vorher in der Hauskapelle des Blindenheimes in Königs Wusterhausen und wurde dort bereits 1901 eingebaut. Das von Sauer gebaute Instrument hat 584 Pfeifen und zwölf Register. Nach der Instandsetzung konnte die Orgel am Patronatsfest 1949 geweiht werden.

Ende der fünfziger Jahre wurden vom damaligen Pfarrer Kletschke drei etwa 2m große Holzfiguren angeschafft. Die aus der Werkstatt des Holzschnitzers Hertelt in Cottbus stammenden Figuren stellen eine Maria mit Jesuskind, einen gekreuzigten Jesus und eine Figur des Guten Hirten dar.


Umbauten und Renovierung

Im Jahr 1952 wurde auf Initiative von Pfarrer Bruno Kletschke die Kirche das erste Mal renoviert.

Nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil wurde das Kircheninnere 1975 grundlegend verändert. Der alte Hochaltar musste einem schlichten massiven Altartisch weichen. Somit konnte der Priester während der Eucharistiefeier nun ständig auf die Gemeinde blicken. Die Weihe des neuen Altars erfolgte am 15. August 1976 durch Weihbischof Johannes Kleineidam.

Die Kommunionbänke wurden ganz entfernt. Die Figur des Guten Hirten wurde in das Hinterste der Kirche verbannt. Das Kircheninnere erhielt einen eher nüchternen Anstrich. So wurden z.B. Balken und Empore dunkelbraun angestrichen. Die Reliefs der drei Erzengel wurden dabei einfach übermalt. Der Altarraum, der früher silbrig unterlegt war, wurde weiß gestrichen. Auch die alten Kirchenfenster wurden gegen eine neue Verglasung ausgetauscht. Verändert wurde auch die alte Bestuhlung im unteren Kirchenbereich. Die alten dunkelbraunen und unbequemen Kirchenbänke wurden gegen klarlackierte Kiefernbänke getauscht. Nur auf dem Chor kann man heute noch die Originalbestuhlung ansehen. Die im hinteren Teil der Kirche befindliche kleine Kapelle wurde in einen Beichtstuhl umgebaut.

Im Jahr 1985 wurden die beiden Kirchtürme neu eingedeckt. Man entfernte dabei die maroden Betondachsteine und ersetzte diese durch eine Blechdacheindeckung, die den Anstrich einer Kupferpatina erhielt.

Im Jahr 1995 wurde der Kirchenraum gemalert. Im Zuge dieser Renovierungsarbeiten wurde die alte Heizungsanlage durch eine moderne Fußbodenheizung ersetz. Gleichzeitig wurde der Fußboden des Kircheninnenraums gefliest. Auch eine Lautsprecheranlage wurde eingebaut. Die Elektrik für das Läutewerk der Glocken wurde ebenfalls erneuert.

Im Jahr 2005 wurden sowohl das Kirchendach als auch das Dach des Gemeindehauses neu eingedeckt. Dabei wurden die alten Betondachsteine aus DDR-Zeiten gegen Tonziegel getauscht, die eher der Originaleindeckung entsprechen.

Im Jahr 2008 wurde das Kircheninnere grundlegend renoviert. Dabei wurde versucht, sich möglichst genau an der Originalfarbgebung zu orientieren. Die Deckenschalung wurde nach mehr als drei Jahrzehnten wieder zweifarbig gestaltet. Die drei Erzengelreliefs und der Schriftzug an der Orgelempore mussten aufwendig restauriert werden. Die Originalfarbgebung konnte dabei weitestgehend freigelegt werden. Im Zuge der Renovierungsarbeiten wurde eine neue Beleuchtung eingebaut, die jetzt wie früher über den Kirchenbänken hängt. Zugemauerte Blendnieschen wurden geöffnet. Die Figur des "Gute Hirten" hat seinen alten Platz eingenommen.


Pfarrer

  • 1902–1911 Kuratus Wilhelm Tunkel
  • 1911 Administrator Pfarrer Rennoch (Berlin-Oberschöneweide)
  • 1911–1914 Kuratus Theophil Sweda
  • 1914–1922 Kuratus Johannes Janotta
  • 1922–1926 Kuratus Albrecht Jochmann
  • 1926–1936 Kuratus Pfarrer Georg Roschkowski
  • 1936–1937 Kuratus Alfons Thonemann (Erbauer der Kirche)
  • 1937–1943 Kuratus Anton Majewski
  • 1944–1970 Pfarrer Bruno Kletschke
  • 1970–1999 Pfarrer Johannes Müller
  • seit 1999 Pfarrer Norbert Kliem



Text: Wikipedia

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