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Kleinkastell Großprüfening

Beim Kleinkastell Großprüfening handelt es sich um eine römische Militäranlage an der raetischen Donaugrenze. Das Kastell liegt im Westen von Regensburg im heutigen Stadtbezirk Großprüfening-Dechbetten-Königswiesen gegenüber der Naabmündung. Neben dem Kastell werden in diesem Artikel auch die zugehörige Zivilsiedlung (vicus) und eine nahegelegene spätantike Befestigungsanlage kurz behandelt.


Kastell

Das Kleinkastell von Regensburg-Großprüfening wurde 1977 anhand von Luftbildarchäologie identifiziert, nachdem bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts erste römische Siedlungsspuren im Bereich der Naabmündung entdeckt worden waren, die auf die Existenz eines Kastells an dieser Stelle hindeuteten.

Für das Kastell konnten zwei Bauphasen festgestellt werden, die sich jedoch nicht näher datieren lassen. Es verfügte über Ecktürme, einen Spitzgraben und zwei Tore an West- und Ostseite. Mit Ausmaßen von 60 x 80 m ist die Anlage für ein Numeruskastell zu klein. Eine Besonderheit des Baus ist die ca. 1 m dicke und 8-9 m hohe Wehrmauer, deren Mindesthöhe sich noch ermitteln ließ, da Teile von ihr im Versturz gefunden wurden und somit noch fast vollständig erhalten waren. Aufgrund der enormen Mauerhöhe kann für die Innenseite eine Holzkonstruktion mit Wehrgang angenommen werden, die noch anhand von Brandspuren auf der Innenseite der Mauer nachweisbar war. Das Kastell lag an einer entlang der Donau verlaufenden römischen Straße und hatte wahrscheinlich die Aufgabe das Naabtal militärisch zu überwachen. Errichtet wurde das Kastell zeitgleich oder kurz nach dem Regensburger Legionslager. Es ging um 260 n. Chr. unter, nachdem es bereits zuvor einmal zerstört und wiederaufgebaut worden war. Die Innenbebauung des Kastells ist noch unerforscht.


Vicus

Auf ca. 1 km Länge und bis zu 250 m Breite dehnte sich von Südwesten nach Nordosten entlang der römischen Straße der Kastellvicus aus. Unter den Gebäuden sind vor allem die Keller hölzerner und steinerner Streifenhäuser erforscht. Öffentliche Bauten sind nicht bekannt. Anhand des Fundmaterials sind verschiedene Handwerksbetriebe im Vicus nachgewiesen wie z. B. durch Schlackenfunde belegte Schmiedewerkstätten. Auch Bronzegießer zählten dem Fundmaterial nach zu den Bewohnern der Streifenhäuser. Neben metallverarbeitenden Betrieben ist zudem die Herstellung von Textilien für den Vicus anhand von Werkzeugen wie Flachskämmen, die bei der Leinenproduktion verwendet wurden und sich in zwei Gebäuden fanden, belegt. Sein Ende fand der Vicus ebenso wie das Kastell um 260 n. Chr., nachdem auch hier ein Jahrzehnt vorher weitreichende Zerstörungen stattgefunden hatten. Ende von Kastell und Vicus stehen vermutlich in direktem Zusammenhang mit Germaneneinfällen in der zweiten Hälfte des 3. Jahrhunderts.


Gräberfelder

Kastell und Vicus zugehörig waren zwei Gräberfelder, wobei das an der Westecke des Kastells gelegene, nachdem es gegen Ende des zweiten Jahrhunderts nur kurzfristig belegt worden war, schließlich aufgegeben und im dritten Jahrhundert überbaut wurde. Auf einem größeren Friedhof fanden sich über 100 Brandgräber, jedoch keine Hinweise auf steinerne Grabbauten. Grabbeigaben wie bronzene Gürtelbeschläge und eiserne Schuhnägel weisen darauf hin, dass auf dem Gräberfeld auch Soldaten oder Veteranen bestattet worden sind. Ansonsten bestanden die Beigaben aus Bronzeschmuck, Glasspiegeln, Öllampen, Glas und Keramikgefäßen, Räucherkelchen und Essbesteck.


Spätrömische Befestigungsanlage

Am Südwestende der Siedlung sind die Überreste eines Burgus mit 7 x 6,25 m Grundfläche und bis zu 1 m dicken Mauern erforscht. Ein für diesen Bautyp normalerweise charakteristischer Wehrgraben ist hier nicht belegt. Anfang und Ende des Bauwerks lassen sich aufgrund des spärlichen Fundmaterials nicht näher datieren. Die Fundamente des Turms schneiden jedoch Brandschuttgruben und Zerstörungen des 3. Jahrhunderts, was eine spätrömische Datierung wahrscheinlich macht.



Text: Wikipedia

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