Koelnmesse

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Auf Initiative von Konrad Adenauer – dem damaligen Kölner Oberbürgermeister – beschloss der Kölner Stadtrat am 2. März 1922 die Gründung einer Kölner Messegesellschaft. Am 11. Mai 1924 wurde die erste Messe auf dem neuen Gelände in Deutz im Beisein von Reichspräsident Friedrich Ebert und Reichskanzler Wilhelm Marx eröffnet. Diese Gründung war Teil des Planes, Kölns einstige wirtschaftliche Vormachtstellung im Rheinland zurückzugewinnen. Die erste Messe erfüllte dieses Ziel mit 600.000 Besuchern und 2.800 Ausstellern, während die Leipziger Frühjahrsmesse des Jahres 1924 lediglich 176.500 Besucher zählte. Der Durchbruch im Hinblick auf den nationalen und internationalen Bekanntheitsgrad gelang mit der am 12. Mai 1928 beginnenden Pressa, einer bis Oktober 1928 dauernden internationalen Presseausstellung.

Reklamemarken

Verzeichnis der Reklamemarken mit einem Bezug zur Kölner Messe.

Entwurf: Karl Schulpig

Geschichte

NS-Zeit

Im Nationalsozialismus wurden die Messehallen häufig für messefremde Zwecke missbraucht. Bereits kurz nach der Machtergreifung sprach hier Adolf Hitler am 19. Februar 1933 auf einer Wahlkundgebung der NSDAP. Im Herbst 1939 wurden hier Kriegsgefangene interniert, Ende 1941 war das Deutzer Messegelände zu einem Sammel- und Auffanglager umfunktioniert worden. Im Juni 1942 wurde der Messebetrieb komplett eingestellt. Ab 1940 wurden die Hallen als Zwischenlager für Juden sowie Sinti und Roma genutzt, die von Köln aus nach Polen deportiert wurden. Außerdem wurden dort Zwangsversteigerungen von jüdischem Eigentum vorgenommen, das die Deportierten in ihren Wohnungen zurücklassen mussten. Eine kleine Plakette an den Messehallen erinnert an diese Geschichte. Am 23. August 1944 wurde Konrad Adenauer auf „seiner“ Messe im Zusammenhang mit Verdächtigungen wegen des Hitler-Attentats eingesperrt.

Nach dem Krieg

Köln, als Messestadt international längst etabliert, begann nach dem Zweiten Weltkrieg am 14. September 1947 mit einer Herbstmesse. Die 450 inländischen Aussteller wurden von 60.000 Gästen besucht, um sich über die erste Nachkriegsproduktion zu informieren. Köln war damit nach Leipzig (Mai 1946) und Hannover (August 1947) die dritte deutsche Großstadt, die eine erste Nachkriegsmesse mit überregionaler Ausstrahlung organisieren konnte. Der in Deutschland einsetzende Wirtschaftsaufschwung reflektierte auch auf die Kölner Messen. Am 6. Mai 1950 eröffnet die erste Photokina, am 6. Oktober 1951 folgte nach 14-jähriger Unterbrechung wieder die Anuga. Weitere Messen von internationalem Rang folgten. Im Jahre 1956 wurde wieder das Ausstellungsvolumen der Vorkriegszeit von 66.000 m² erreicht, 1974 stand eine Kapazität von 159.000 m² zur Verfügung, am 17. August 1967 wurde die neue Halle 13 ihrer Bestimmung übergeben, sodass die Kapazität im Jahr 1977 durch die Ost-Hallen auf 203.000 m² anstieg.

Die bisherige Messe- und Ausstellungsgesellschaft mbH firmierte im Oktober 2000 um in KölnMesse GmbH. Die Gebäude der Rheinhallen wurden noch bis Juli 2005 von der Kölnmesse genutzt und dann vorzeitig von der Stadt Köln zurückgekauft. Im Rahmen eines Masterplan2006 stellt die kölnmesse ihr neues Konzept eines an anderer Stelle neu zu errichtenden Messe- und Kongresszentrums vor, das in einer Bauzeit von 16 Monaten realisiert wurde. Es entstanden 11 Hallen mit 284.000 m² Fläche, die am 16. Januar 2006 pünktlich für die Eröffnung der Internationalen Möbelmesse zur Verfügung standen. In den leerstehenden Rheinhallen entstand bis Mai 2010 innerhalb der historischen Backsteinfassade ein Bürokomplex für die RTL-Mediengruppe und Teile der 2006 vom Talanx-Versicherungskonzern übernommenen HDI-Gerling Versicherung. Vom 6. bis 10. Juni 2007 fand der Großteil der Veranstaltungen des 31. Deutschen Evangelischen Kirchentags auf dem Gelände der Koelnmesse statt.

Bedeutung

Die Koelnmesse ist ein wichtiger Faktor für die Wirtschaft Kölns und den Wirtschaftsstandort Köln. Die Ausgaben der 2,5 Millionen Messebesucher generieren jährlich 1,7 Milliarden Euro Umsatz für die Region. Rund 11.000 Vollzeitarbeitsplätze hängen allein in Köln vom Messegeschäft direkt oder indirekt ab, insgesamt sind es mehr als 18.000. Die Hälfte der Übernachtungsgäste in Köln sind Kongress- oder Messeteilnehmer aus aller Welt.

Die Koelnmesse organisiert regelmäßig rund 75 Messen im In- und Ausland. 25 davon gelten als die bedeutendsten Messen im jeweiligen Wirtschaftszweig. Die Koelnmesse ist, gemessen an ihrer Ausstellungsfläche von (Dezember 2011) 284.000 m², die fünftgrößte Messe weltweit. Jährlich werden rund 2,7 Millionen Besucher aus rund 220 Ländern und ca. 44.600 ausstellende Unternehmen aus ca. 120 Ländern gezählt. Das Gelände bietet Kapazitäten für Tagungen mit über 19.500 Teilnehmern und den Rahmen für Kongresse mit begleitenden Ausstellungen. Bis zu 2.000 Tagungen und sonstige Veranstaltungen finden jährlich während und außerhalb der Messen in den Congress-Centren der Koelnmesse und weiteren Locations in Köln statt.

Kritik und Skandale

Während der Grundsteinlegung der Messe-Nordhallen im September 2004 nannte der Bauunternehmer die Bausumme von 140 Mio. €. Die Investitionssumme für den Messeneubau lag allerdings bei 260 Millionen Euro. In den folgenden Monaten weitete sich der Skandal aus. Es wurde bekannt, dass es deutlich günstigere Angebote und Baualternativen gegeben hätte. Bis zu 360 Mio. € an öffentlichen Geldern seien unnötig ausgegeben worden.

Im August 2005 leitete die Kölner Staatsanwaltschaft unter anderem gegen Oberbürgermeister Fritz Schramma (CDU) Ermittlungen wegen Untreue ein. Im Oktober 2006 gab die EU-Kommission bekannt, dass sie Klage gegen die Stadt Köln wegen Verstoßes gegen das europäische Vergaberecht beim europäischen Gerichtshof einreichen werde. Im Oktober 2009 stellte der Europäische Gerichtshof die Rechtswidrigkeit der Vergabe des Messebaus an den Oppenheim-Esch Immobilienfonds fest. Der Europäische Gerichtshof stellte zudem im Oktober 2010 fest, dass der von der Stadt Köln mit der Grundstücksgesellschaft Köln Messe abgeschlossene Vertrag gegen das europäische Vergaberecht verstoße.

Die EU-Kommission wäre nun berechtigt gewesen, eine dreistellige Millionenstrafe zu verhängen, falls die Stadt Köln keine Konsequenzen eingeleitet hätte. In der Folge berief die Stadt Köln sich gegenüber der Grundstücksgesellschaft auf die Nichtigkeit des Vertrags, sprach hilfsweise die außerordentliche Kündigung aus und stellte die Mietzahlungen ein, woraufhin die Grundstücksgesellschaft die Kündigung wegen Mietrückständen aussprach. Mit Beschluss vom 26. April 2012 stellte die EU-Kommission das Verfahren endgültig ein, da das vom EuGH beanstandete Vertragsverhältnis nicht mehr bestand. Damit entfielen auch mögliche Strafzahlungen. Das Oberlandesgericht Köln wies die im Urkundsprozess verfolgten Mietzins- und Nutzungsentschädigungsansprüche mit Rücksicht auf das europäische Vergaberecht ab.

Auf Druck der CDU wurde der für diesen Vorgang verantwortliche ehemalige Oberbürgermeister Schramma, gegen den immer noch ein Verfahren wegen Untreue in Sachen Messebau der Staatsanwaltschaft Köln läuft, von dem von CDU und FDP dominierten Stadtrat in den Aufsichtsrat der Messe gewählt. Wegen öffentlicher Kritik nahm Schramma den Posten jedoch nicht an.



Text: Wikipedia

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