Kunstakademie Düsseldorf

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Siegelmarke der K. Kunstakademie

Die Anfänge ab 1773

Die Kunstakademie entstand 1773 als „Kurfürstlich-Pfälzische Academie der Maler, Bildhauer- und Baukunst“ aus der um 1762 durch Lambert Krahe (1712–1790) gegründeten Zeichenschule. Wegen fehlender finanzieller Mittel erlebte das Institut, das unter ihrem Direktor Johann Peter Langer vom Palais Hondheim in das ehemalige Düsseldorfer Franziskanerkloster an der Schulstraße umziehen musste, nach 1806, der Zeit des Großherzogtums Berg, einen Niedergang. Zuletzt waren nur noch drei Lehrkräfte tätig, Heinrich Christoph Kolbe, Karl Friedrich Schäffer und Ernst Carl Gottlieb Thelott.

Da die berühmte Düsseldorfer Bildergalerie des kurfürstlichen Hauses Pfalz-Neuburg 1805/1806 im Zuge eines Ländertausches, an dem sich auch das Königreich Preußen beteiligt hatte, von Düsseldorf nach München abtransportiert worden war und da Düsseldorf bei der Eingliederung in das Königreich Preußen seine Hauptstadtfunktion eingebüßt hatte, beschloss die preußische Regierung als Entschädigung die Wiederbegründung der alten Akademie als Königlich-Preußische Kunstakademie. Ihre Gründung erließ Friedrich Wilhelm III. am 9. März 1819. Als erster Direktor wurde auf Empfehlung Barthold Georg Niebuhrs zum 1. Oktober 1819 Peter von Cornelius (1783–1867) berufen, der seine Ausbildung bei seinem Vater, dem Maler und Galerieinspektor Johann Christian Aloys Cornelius, erhalten hatte und seit 1811 unter den Lukasbrüdern in Rom lebte. Der Lehrbetrieb begann 1822. Cornelius stellte darin die Zeichenkunst und die Monumentalmalerei in den Vordergrund.

Bereits 1824 ging Cornelius mit vielen seiner Schüler an die Kunstakademie München, wo ihm sein Verehrer, der bayerische Kronprinz Ludwig, bessere Möglichkeiten für die Entfaltung der Monumentalmalerei und ein deutlich höheres Direktorengehalt angeboten hatte. Nach einer Zeit der Ungewissheit folgte 1826 Friedrich Wilhelm von Schadow (1788–1862) aus Berlin kommend als neuer Direktor. Einige seiner Berliner Schüler schlossen sich ihm an und ließen sich ebenfalls in Düsseldorf nieder. Der preußische Kultusminister Karl vom Stein zum Altenstein hatte sich für Schadow als bekannten Porträtisten mit der Überlegung entschieden, dass unter den Bedingungen der aufsteigenden bürgerlichen Gesellschaft für die an der Kunstakademie auszubildenden Maler insbesondere Aufträge in der Porträt- und Tafelmalerei entstehen würden. Unter Schadows Ägide (bis 1859) entwickelte sich die Akademie zu einer Institution von internationalem Rang. Mit ihr verband sich seit den 1830er-Jahren der Begriff der Düsseldorfer Malerschule, die über den eigentlichen Kreis der Akademielehrer und -schüler hinaus reichte. Speziell die Landschaftsmalerei, aber auch das Genre, genossen einen hervorragenden Ruf; zahlreiche Maler aus Skandinavien, Russland und den Vereinigten Staaten von Amerika kamen zur Ausbildung nach Düsseldorf.

Nach dem Brand des Düsseldorfer Residenzschlosses, in dem die neugegründete Akademie zunächst untergebracht war, wurde zwischen 1875 und 1879 für sie am Gelände eines früheren Sicherheitshafens am nördlichen Rand der Düsseldorfer Altstadt nach einem Entwurf von Hermann Riffart ein Neubau in historistischen Formen der italienischen Renaissance erbaut.

Zum 1. April 1919, unter der Ägide Fritz Roebers, wurde die Kunstakademie mit wesentlichen Teilen der Kunstgewerbeschule Düsseldorf zusammengelegt. Diese Schule hatte von 1904 bis 1907 unter der Leitung von Peter Behrens, eines früheren Studenten der Kunstakademie und Mitgründers des Deutschen Werkbundes, gestanden und neue Ideen der Architektur- und Designerausbildung verwirklicht. Die Vereinigung beider Einrichtungen bewirkte eine weitere programmatische Öffnung der Kunstakademie. In den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts war die Kunsthochschule ein Kristallisationskern der Moderne. Richtungen wie der Rheinische Expressionismus und Künstlervereinigungen wie Das Junge Rheinland und der Sonderbund setzten neue Impulse und schufen ein innovatives Klima. Studenten der 1920er-Jahre waren unter anderem Arno Breker und Wilhelm Lehmbruck.

In der Zeit des Nationalsozialismus wurden einige Lehrer wie Paul Klee und Ewald Mataré entlassen. Werner Peiners Professur für Monumentalmalerei wurde nach Kronenburg in der Eifel ausgelagert, dort erfolgte die Gründung der Hermann-Göring-Meisterschule für Malerei, aus der der DDR-Staatskünstler Willi Sitte hervorging. Das eigens errichtete Gebäude wurde von Emil Fahrenkamp entworfen.


Nach 1945

Nach dem Krieg erfolgte die Neuausrichtung der Akademie unter dem Rektor Ewald Mataré. Studenten dieser Zeit waren unter anderem sein späterer Meisterschüler Joseph Beuys, Erwin Heerich und Günter Grass, der seinen Kommilitonen Herbert Zangs in der Blechtrommel als „Maler Lanke“ verewigte.

1958 wurde das Ateliergebäude westlich des Hauptgebäudes fertiggestellt.

1959 wurde Karl Otto Götz an die Akademie berufen, aus dessen Klasse die Maler Gerhard Richter, Gotthard Graubner und Sigmar Polke hervorgingen.

In den bewegten 1960er- und 1970er-Jahren (68er-Bewegung, Punk nahm seinen Ausgang in Düsseldorf) erlebte die Akademie eine intensive Auseinandersetzung durch viele Fluxus-Veranstaltungen und Aktionen, etwa das Festival Festum Fluxorum Fluxus am 2. und 3. Februar 1963 oder die Gründung einer Organisation für direkte Demokratie durch Volksabstimmung am 19. Juni 1971. Es kam auch zu größeren Konflikten zwischen Professoren der Hochschule und Professor Joseph Beuys, gegen den sogar ein Manifest verfasst wurde. Johannes Rau führte als Minister für Wissenschaft und Forschung mit Beuys eine juristische Auseinandersetzung um seine Kündigung, die erfolgt war, weil Beuys das Sekretariat gemeinsam mit abgewiesenen Studenten besetzt hatte. Der spätere Rektor Markus Lüpertz wurde in den 1960er-Jahren der Akademie verwiesen.

Nach wie vor ranken sich Legenden um die Düsseldorfer Akademie mit ihrem eindrucksvollen Gebäude und den riesigen Ateliers, so beispielsweise um den legendären Raum 20, in dem unter Professor Beuys die Künstler Katharina Sieverding, Blinky Palermo, Imi Knoebel und Jörg Immendorff arbeiteten, bevor Knoebel, Immendorff und Palermo Raum 19 für sich beanspruchten. Ein ähnlicher Ausgangspunkt wichtiger künstlerischer Strömungen war die Foto-Klasse von Bernd Becher mit den Schülern Andreas Gursky, Thomas Ruff, Candida Höfer und Thomas Struth.

Weitere wichtige Lehrer nach dem Zweiten Weltkrieg waren Professor Klaus Rinke mit den Meisterschülern Reinhard Mucha und Professor Fritz Schwegler, bei dem unter anderem Thomas Demand, Gregor Schneider, Thomas Schütte und Katharina Fritsch studierten, Prof. Alfonso Hüppi mit einer Vielzahl an interessanten Schülern wie Dirk Skreber und Corinne Wasmuht und der Theoretiker Oswald Wiener.

In den 1980er-Jahren gab es eine kulturpolitische Landtagsinitiative, nach der die Kölner Werkschulen (heute: Kunsthochschule für Medien Köln) zusammen mit der 1971 gegründeten Kunstakademie Münster als Unterabteilung der Kunstakademie Düsseldorf geführt werden sollten.

In der Akademie befanden oder befinden sich kunsthistorisch relevante Werke wie die Fettecke von Joseph Beuys in Raum 3 (heute Professorenraum), Imi Knoebels Raum 19 (Verbleib: Dia:Beacon, New York), Gerhard Merz Installation eines Oberlichts in Raum 301 im Nordturm der Akademie und eine aus Kakteen bestehende Arbeit von Klaus Rinke. Dies hat unter anderem mit der Tradition zu tun, den Professoren nicht nur Klassenräume zur Verfügung zu stellen, sondern auch ein eigenes Atelier.


Heute

Die Konzeption des Studiums gilt als eine der weltweit freiheitlichsten und dem künstlerischen Denken verpflichtet. Aktuell unterrichtet an der Akademie eine divergente und internationale Professorenschaft mit Peter Doig, Richard Deacon (Großbritannien), Rita McBride und Christopher Williams (beide USA), Siegfried Anzinger, Herbert Brandl und Martin Gostner (alle Österreich), Tal R (Dänemark/Israel), Didier Vermeiren (Belgien), Tony Cragg (England) und den deutschen Künstlern Rosemarie Trockel, Reinhold Braun, Andreas Schulze, Andreas Gursky, Eberhard Havekost, Katharina Fritsch, Tomma Abts, Marcel Odenbach, Hubert Kiecol, Georg Herold, Max Dudler und Thomas Grünfeld (Auswahl). Im Bereich kunstbezogene Wissenschaften wurden unter Anderem Durs Grünbein und Siegfried Gohr berufen.

Jährlich zum Ende des Wintersemesters lädt die Akademie zum Rundgang ein. Alle Klassen stellen der Öffentlichkeit ihre künstlerischen Arbeiten vor. Das qualitative Niveau reicht von der Studie bis zum frühen Meisterwerk. Da sich immer wieder interessante Arbeiten finden, die nicht hundertprozentig vollendet sind, empfiehlt es sich für Interessenten, Mängellisten aufzustellen, die dann zügig abgearbeitet werden können.

Am Burgplatz besteht im Gebäude der früheren Kunstgewerbeschule seit 2005 die sogenannte Akademie-Galerie. Sie bietet den Werken der Professoren der Kunstakademie und ihren früheren Studenten Ausstellungsraum und soll langfristig eine Sammlung der Kunstakademie aufbauen. Großen Erfolg feiern die Absolventen der Düsseldorfer Photoschule. Andreas Gursky als Schüler von Bernd und Hilla Becher ist mittlerweile selber Professor an der Akademie.

Rita McBride als Rektorin kündigte zum Amtsantritt im Oktober 2013 den verstärkten Einsatz von Neuen Medien an und hat erstmals die Ausstattung des gesamten Gebäudes mit WLAN veranlasst. Auch neue 3D-Drucker sind vorgesehen. Die Akademie soll sich stärker als bisher der Öffentlichkeit zuwenden.



Text: Wikipedia

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