Langewiesen

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Langewiesen ist ein Ortsteil der Stadt Ilmenau im Ilm-Kreis in Thüringen.

Reklamemarken und Siegelmarken

Verzeichnis der sortierten Reklamemarken und Siegelmarken mit einem Bezug zu Langewiesen.

Geschichte

Mittelalter

932 tauchte erstmals die Bezeichnung Langwizza auf, die sich damals auf den Längwitzgau bezog. Dieser erstreckte sich entlang der Ilm vom Thüringer Wald bis in die Gegend um Kranichfeld. Am 25. Juli 1198 wurde auch der Ort Longewissen zum ersten Mal erwähnt. 1204 besetzten böhmische Truppen unter König Ottokar I. den Längwitzgau im Rahmen der Thronstreitigkeiten in Thüringen. Auch Langewiesen wurde in diesem Zusammenhang verwüstet. Der Ort gehörte zu dieser Zeit zu den Erfurter Besitzungen des Erzbistums Mainz, das die Grafen von Schwarzburg damit belehnte. Später ging Langewiesen ins Eigentum Schwarzburgs über, bei dem es mit Unterbrechungen bis 1918 blieb. So ist aus dem Jahr 1408 ein Verkauf mit Wiederkaufsrecht von Schwarzburg an Witzleben überliefert. Im selben Jahr vernichtete ein Stadtbrand unter anderem die Kirche. 1421 gehörte das Dorf der Linie Schwarzburg-Leutenberg und wurde von dieser an Heinrich XXIV. von Schwarzburg-Arnstadt verkauft. Dabei blieb es bis 1918.

Frühe Neuzeit

1489 wurde Langewiesen erstmals als Flecken bezeichnet und 1503 erhielt der Ort auch die Statuten eines Stadtfleckens, sodass der Rat über einige Rechte verfügte, allerdings in geringerem Umfang als bei einer Stadt. Damit einher ging die Einrichtung verschiedener Institutionen, wie der Schule (1533), einer Pfarrstelle (1536) und des Brandschutzes (1611). Am Bauernkrieg nahmen auch Bauern aus Langewiesen teil, die sich beim Ort mit denen aus Ilmenau und Königsee sammelten und gegen die Schwarzburger in Arnstadt zogen. In Langewiesen befanden sich eine landesherrliche Domäne und ein Rittergut, das zuletzt in Besitz der Familie von Hopffgarten war. Die Bevölkerung lebte in der frühen Neuzeit von Ackerbau und Handwerk. Eine besondere Rolle spielte das Fuhrmannsgewerbe, das Handel bis in die großen Städte Norddeutschlands und Hollands betrieb. Auch der Bergbau auf Braunstein und Flussspat spielte eine Rolle. Ergänzt wurde das Wirtschaftsprofil durch Glasschleifereien und Holzwarenherstellung.

Im Dreißigjährigen Krieg kam es wiederholt zu Truppendurchzügen und Plünderungen, wobei die Kirche geplündert und beraubt wurde.

Ein großer Stadtbrand am 15. Mai 1675 vernichtete in Langewiesen etwa 350 Gebäude, darunter auch die Kirche. Schon am 23. Juli 1681 kam es erneut zu einem Großbrand, bei dem 75 Häuser ein Raub der Flammen wurden. Ein weiterer Brand am 21. Oktober 1742 zerstörte 46 Gebäude. Auch am 31. Juli 1771 und am 19. Juli 1772 kam es zu größeren Bränden, die 76 bzw. 47 Bauwerke zerstörten. Außerdem erschwerte eine Hungersnot im Jahr 1770 den Bürgern das Leben, 178 Langewiesener starben an deren Folgen.

Johann Sebastian Bach, der zu dieser Zeit Organist in Arnstadt war, besuchte Langewiesen im Jahr 1706, um die neue Orgel in der Liebfrauenkirche zu prüfen.

19. Jahrhundert

Am 8. Februar 1855 wurde dem Stadtflecken Langewiesen gemeinsam mit Gehren und Großbreitenbach durch die Grafen von Schwarzburg das Stadtrecht verliehen, womit der rechtliche Stadtwerdungsprozess abgeschlossen war. Das 19. Jahrhundert war auch geprägt durch die tatsächliche Entwicklung von einem durch das Handwerk geprägten Flecken hin zu einer kleinen Industriestadt. Beispielsweise wurden 1864 ein Postamt eröffnet und 1865 die Freiwillige Feuerwehr gegründet. 1867 erhielt die Schule ein neues Gebäude.

Die nächste große Zäsur der Stadtgeschichte stellte die Eröffnung der Bahnstrecke Ilmenau–Großbreitenbach am 12. Dezember 1881 dar. Ursprünglich sollte diese Linie noch in Königsee mit der Bahnstrecke nach Saalfeld verbunden werden, wozu es jedoch nicht kam. Allerdings genügte auch die Linie nach Ilmenau, um der Stadt einen beträchtlichen wirtschaftlichen Aufschwung zu verschaffen. In den folgenden Jahren wurden zahlreiche Fabriken, vor allem auf den Gebieten der Glas-, Porzellan- und Holzindustrie wie etwa die Porzellanfabrik Schlegelmilch im Jahr 1892 gegründet. Die Einwohnerzahlen stiegen stetig an. Weitere städtische Institutionen entstanden, so wurde 1925 die Realschule als erste höhere Schule eröffnet. 1902 erfolgte die Anbindung an das Fernwasser- und 1924 an das Stromnetz.

20. Jahrhundert

Nachdem Langewiesen bereits seit 1871 Teil des neugegründeten Deutschen Reichs war, gehörte es nach wie vor dem Fürstentum Schwarzburg-Sondershausen (Oberherrschaft), einem der thüringischen Kleinstaaten, an. Die nahe Grenze trennte am Lauf der Schorte über Jahrhunderte die hennebergische, später sächsische Stadt Ilmenau und die schwarzburgische Stadt Langewiesen, die zum Amt Gehren gehörte. Erst nach der Abdankung der Monarchen in Deutschland 1918 wurden die Pläne zur Gründung eines Landes Thüringen vorangetrieben. 1920 schlossen sich sieben thüringische Staaten zu einem Freistaat zusammen. Als 1922 der Landkreis Arnstadt gegründet wurde, fiel die jahrhundertealte Grenze zwischen den benachbarten Städten Langewiesen und Ilmenau weg.

Am 12. Oktober 1931 brannte das Rathaus ab und wurde bis 1935 durch einen Neubau ersetzt. Der seit Juli 1925 amtierende sozialdemokratische Bürgermeister Hermann Worch, der sich energisch nationalsozialistischen Aktionen gegen die Republik widersetzte, wurde im Juli 1933 abgesetzt und emigrierte nach Prag. Die in Deutschland verbliebene Familie wurde von den Behörden inhaftiert.[2] Der Politiker Hermann Brill schrieb 1945 im Plan für den Aufbau der Verwaltung in Thüringen, dass ihm Beamte aus Langewiesen berichteten, dass es in der ersten Zeit nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten in Langewiesen zu Wahlfälschungen gekommen sei, da die Arbeiterschaft der Stadt nach wie vor linke Parteien gewählt habe.

Während des Zweiten Weltkrieges mussten 79 Ostarbeiter bei der Firma Franz Schwabe & Co. Zwangsarbeit verrichten.[3] Zu Zerstörungen kam es im Zweiten Weltkrieg in Langewiesen jedoch nicht.

Die ersten Jahre der Nachkriegszeit waren von Versorgungsengpässen geprägt. Zudem mussten zahlreiche Vertriebene und Flüchtlinge untergebracht werden. Gleichzeitig begann die Abwanderung nach Westdeutschland, die erst durch den Bau der Berliner Mauer ab 1961 unterbunden wurde. 1952 kam es im Rahmen der Zentralisierungsbestrebungen in der neugegründeten DDR zu einer Verwaltungsreform. Das Land Thüringen und der Landkreis Arnstadt wurden aufgelöst; Langewiesen wurde nun dem Kreis Ilmenau im Bezirk Suhl zugeordnet.

Die DDR-Zeit war von wirtschaftlichen Veränderungen geprägt. Unternehmen wurden verstaatlicht und zu größeren Einheiten zusammengefasst. Es entstanden Großkombinate in den Städten, gleichzeitig wurden Altbetriebe auf dem Land stillgelegt. Investitionen in diese kleineren Betriebe unterblieben zudem häufig. Diesem Prozess folgte auch eine Abwanderung der Bevölkerung in die neuen Plattenbaugebiete der Städte. In Langewiesen führte dies zu einem stetigen Bevölkerungsrückgang während der DDR-Zeit.

Nach der Wiedervereinigung 1990 brach die alte Industrie komplett zusammen. Allerdings kam es in den 1990er-Jahren auch zu einem Aufschwung, in dem neue Unternehmen entstanden, die sich in den neuen Gewerbegebieten im Norden und Osten der Stadt niederließen. Gleichzeitig kam es zu einer kurzen Suburbanisierungswelle, die dazu führte, dass einige Ilmenauer in Langewiesen ein Eigenheim errichteten, wodurch die Einwohnerzahl anstieg. Während dieser Prozess um das Jahr 2000 endete, dauert das Wachstum der Wirtschaft an. So wurde 2008 mit der Anlage des Gewerbegebietes Ehrenberg Ost direkt an der Stadtgrenze neben dem Campus der TU Ilmenau begonnen. Allerdings genügten die Neuansiedlungen bisher nicht, um die strukturelle Arbeitslosigkeit, die nach der Wiedervereinigung entstand, voll auszugleichen.

1994 kam es zu einer erneuten Gebietsreform. Dabei wurde der Kreis Ilmenau mit dem Kreis Arnstadt zum neuen Ilm-Kreis vereinigt. Außerdem wurde das südwestlich gelegene Dorf Oehrenstock ein Ortsteil der Stadt Langewiesen.

Auflösung und Eingliederung nach Ilmenau

Aufgrund der Gebietsreform Thüringen 2018 bis 2024 wurde Verhandlungen seitens der Stadt Ilmenau über eine Eingliederung in ebendiese angestoßen. Diese wurde seitens des Stadtrates jedoch abgelehnt, und das Ziel des Zusammenschlusses mit Gehren und der Gemeinde Wolfsberg angestrebt. Nachdem jedoch beide sich für ein Beitritt zu Ilmenau ausgesprochen haben, wurde eine Volksabstimmung abgehalten, in welcher 73 Prozent der Stimmen für eine Eingliederung nach Ilmenau stimmten. Daraufhin beschloss der Stadtrat die Eingliederung nach Ilmenau, welche zum 6. Juli 2018 umgesetzt wurde.


Text: Wikipedia

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