Leipzig Bayerischer Bahnhof

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Siegelmarke K.S. Station Leipzig I. Bayrischer Bahnhof

Der Bayerische Bahnhof in Leipzig liegt südöstlich der Leipziger Altstadt südlich des Bayrischen Platzes. Der Bahnhof wurde 1842 von der Sächsisch-Bayerischen Eisenbahn-Compagnie in Betrieb genommen und galt bis zu seiner Schließung im Jahr 2001 als der älteste in Betrieb befindliche Kopfbahnhof Deutschlands (andere Quellen sprechen vom ältesten noch erhaltenen Kopfbahnhof der Welt). Die Gleisanlagen wurden im Rahmen der Bauarbeiten für den City-Tunnel Leipzig vollständig abgebrochen. An ihre Stelle trat eine unterirdische Station, die im Dezember 2013 in Betrieb genommen wurde.

Der stadtseitige Kopfbau („Portikus“) der früheren Bahnhofshalle steht als Denkmal der Verkehrsgeschichte unter staatlichem Schutz.


Geschichte

Der Bayerische Bahnhof wurde in den Jahren 1841 bis 1844 nach Entwürfen des Leipziger Architekten C. A. E. Pötzsch errichtet und diente als Ausgangspunkt der Bahnstrecke Leipzig–Hof. Bereits am 18. September 1842 wurde er, noch unvollendet, als zusammen mit dem ersten Streckenabschnitt nach Altenburg eröffnet. Die Vollendung des Empfangsgebäudes erfolgte erst am 19. September 1844.

Am 7. September 1883 wurde der Bayerische Bahnhof mit einer Straßenbahntrasse, auf der bis 1897 Pferdebahnen, danach elektrische Straßenbahnen verkehrten, an das Nahverkehrsnetz der Stadt Leipzig angeschlossen.

Seit dem 1. Oktober 1912 verkehrten die Schnell- und Eilzüge über die Bahnstrecke Leipzig Hbf–Leipzig-Connewitz zum neuen Hauptbahnhof, seitdem diente der Bayerische Bahnhof nur noch dem Nah- und Güterverkehr und für Messesonderzüge. Insbesondere für diese bestanden auf dem Leipziger Güterring für Reisezüge zugelassene Fahrstraßen.

Nach Planungen des Düsseldorfer Architekten Emil Fahrenkamp von 1939 sollte der Bahnhof einer Prachtstraße weichen. Bei den Luftangriffen auf Leipzig am 4. Dezember 1943 und 20. Februar 1944 wurde der Bahnhof teilweise zerstört. Während der Portikus und die Gebäude der Westseite weitgehend erhalten blieben, brannte die hölzerne Bahnhofshalle aus; auch die Gebäude der Ostseite mussten später größtenteils abgerissen werden.

1952 wurde das Bahnbetriebswerk geschlossen.

Seit dem 2. Oktober 1961 waren die Gleise im Bahnhof mit elektrischen Fahrleitungen ausgerüstet. Um 1970 sollte er vollständig und ersatzlos stillgelegt werden. 1972 wurde die Stückgutabfertigung zum Magdeburg-Thüringer Bahnhof verlegt. Um 1978 entstanden Pläne, Teile des Bahnhofes in eine ständige Schauanlage umzuwandeln. In einem weitergehenden Schritt sollte eine Museumsbahn zwischen dem Bahnhof und dem Gelände der Technischen Messe eingerichtet werden, die in den Messezeiten und anderen besonderen Anlässen betrieben werden sollte. Mitte der 1980er Jahre wurden die Stellwerke unter Nutzung der vorhandenen Hochbauten erneuert, aus Denkmalschutzgründen behielt man die Formsignale an den Bahnsteiggleisen bei. Der Portikus wurde 1991 denkmalschutzgerecht saniert.

Die Gebäude der Westseite werden seit dem 19. Juli 2000 von einer Gose-Brauerei genutzt, die hier auch Gastronomie anbietet.

Von Anfang 2011 bis Mai 2012 wurde der Portikus nochmals äußerlich saniert. Unter anderem wurde festgestellt, dass die Bausubstanz maroder war als erwartet, so dass sich die Fertigstellung mehrfach verzögerte. Am 25. Mai 2012 wurde der Abschluss der Sanierung mit einem Festakt gefeiert.


Beschreibung

Noch heute ist der zu den Gleisen quergestellte Portikus erhalten, der zugleich den nördlichen Giebel der Bahnhofshalle bildete und durch dessen vier torartige Bögen je ein Gleis führte. Eine Glocke auf dem Portikus kündigte die Abfahrt der Züge an. Sie befindet sich heute im Verkehrsmuseum Dresden. Die vier Gleise vereinigten sich nördlich des Bahnhofes in einer Drehscheibe, auf der die Lokomotiven gewendet werden konnten. Über den vier Portalen verweist eine gebäudebreite Inschrift auf den ehemaligen Eigentümer des Bahnhofs. Ursprünglich war es die Sächsisch-Bayerische Eisenbahn-Compagnie.

Später wurde die Inschrift geändert, zunächst in Sæchs.-bayersche Staats-Eisenbahn, später in Bayrischer Bahnhof und bei der Sanierung nach der Wiedervereinigung wieder in Sæchs.-bayersche Staats-Eisenbahn. In der Mitte des Schriftzugs befindet sich eine große Uhr. Der Portikus wird zu beiden Seiten von je einem Turm mit quadratischem Grundriss flankiert.

Nach Süden schloss sich direkt an den Portikus die nicht mehr erhaltene 95 m lange Bahnhofshalle an, deren hölzerne Dachkonstruktion von zwanzig zwölf Meter hohen Eichensäulen getragen wurde. Auf beiden Seiten der Halle befanden sich zweigeschossige Längsgebäude: im Osten die Ankunft, im Westen die Abfahrt. An diese Längsgebäude waren je ein Verwaltungsgebäude im Norden und im Süden angebaut. Die nördlichen, zweigeschossigen Verwaltungsgebäude waren mit dem Portikus durch je eine dreibogige, zur Nordfassade aber zurückgesetzte Galerie verbunden.


Neubau des Tiefbahnhofs

Am 10. Juni 2001 wurde der Bahnbetrieb auf dem Bayerischen Bahnhof (zuletzt noch mit Regionalzügen nach Altenburg und Zwickau) vollständig eingestellt. Bis zum Baubeginn des City-Tunnels Leipzig vergingen allerdings noch zwei Jahre. Die bestehenden Anlagen sollten für die Baustellenversorgung genutzt werden, deshalb blieb das Stellwerk 3 an der Richard-Lehmann-Straße vorerst erhalten. Dazu kam es jedoch nicht, die Tunnelbaustelle wurde ausschließlich mit Lkw bedient.

Im Zuge des Baus des City-Tunnels zum Hauptbahnhof entstand am Bayerischen Bahnhof bis Dezember 2013 eine unterirdische Station. Der Bahnhof wurde in das neu gestaltete Netz der S-Bahn Mitteldeutschland integriert. Betrieblich handelt es sich allerdings nur noch um einen Haltepunkt. Ein weiterer Haltepunkt Leipzig MDR entstand an der Semmelweisstraße auf der Höhe des ehemaligen Bahnbetriebswerkes. Er liegt ebenfalls noch auf dem ehemaligen Bahnhofsgelände.

Um für den Bau des City-Tunnels Platz zu schaffen, wurde der 20 Meter hohe, 30 Meter breite und 6 Meter tiefe sowie 2800 Tonnen schwere Portikus am 10. April 2006 mit Hilfe spezieller Gleitlager um 30 Meter nach Osten verschoben. Das Fundament wurde dazu mit Beton ummantelt. Nach dessen Erhärtung wurden HEB-Stahlträger durch das Fundament eingebracht, auf denen das Bauwerk angehoben und verschoben wurde. Nach der Fertigstellung des Rohbaus der City-Tunnel-Station am Bayerischen Bahnhof wurde der Portikus am 30. Oktober 2009 wieder an seine alte Stelle zurück verschoben.

Die Inbetriebnahme des Tiefbahnhofs als Teil des City-Tunnels erfolgte am 15. Dezember 2013.



Text: Wikipedia

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