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Leisnig

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Leisnig ist eine Stadt an der Freiberger Mulde im Landkreis Mittelsachsen im Freistaat Sachsen.

Reklamemarken und Siegelmarken

Verzeichnis der sortierten Reklamemarken und Siegelmarken mit einem Bezug zu Leisnig.

Geschichte

Die Ursprünge der Stadt Leisnig stehen in engem Zusammenhang zur im 10. Jahrhundert errichteten Burg Mildenstein. Die Burg gehört zu den ältesten Anlagen in Sachsen. Die erste urkundliche Erwähnung des zugehörigen Burgwards erfolgte 1046 als „Lisnich“.[3]

Im Schutz der Burg entwickelten sich mehrere Siedlungskerne. Unterhalb der Burg entstand im Umfeld der heutigen Pankratiuskirche die Siedlung Tragnitz als Suburbium. Die erste Erwähnung erfolgte 1215.[4] Zwei Kilometer flussabwärts der Freiberger Mulde von der Burg Mildenstein entwickelte sich nach 1100 an der Handelsstraße von Leipzig über Grimma nach Böhmen eine Kaufmannssiedlung. Diese Siedlung wurde ebenfalls 1215 als „oppidum novum Liznik“ (neue Stadt Leisnig) bezeichnet.[5] Charakteristisches Merkmal dieser Siedlung war das Vorhandensein einer Nikolaikirche, die dem Heiligen Nikolaus, dem Schutzheiligen der reisenden Händler geweiht war. Sowohl die Kirche von Tragnitz als auch von Altleisnig gehörten zur Parochie der Matthäikirche vor der Burg Mildenstein. Altleisnig war noch bis zum 16. Jahrhundert mit städteähnlichen Vorrechten ausgestattet, welche die Siedlung über die Dörfer der Umgebung heraushob.

Aber bereits 1286 wurde Altleisnig als „vetus civitas Lisnich“ (Altstadt Leisnig) bezeichnet, da sich im Anschluss an die Burg Mildenstein auf dem Bergsporn über der Mulde seit dem frühen 13. Jahrhundert ein burgbezogener Marktort entwickelte, der 1286 als „nova civitas ante castrum“ (Neustadt vor der Burg) genannt wurde. Die Verlegung der Stadt aus der Muldenaue (Altleisnig) auf den Bergsporn erfolgte um 1278/80.[3] Ausschlaggebend dürfte die größere Schutzlage nahe der Burg gewesen sein. Die frühe Marktsiedlung wurde um eine planmäßig von den Leisniger Burggrafen angelegte Siedlung erweitert, deren Kern der heutige Leisniger Marktplatz ist. Um 1280 wurde die Stadt nach Süden und Westen mit einer Stadtmauer befestigt, nach Norden hin bot der Steilhang zur Freiberger Mulde einen natürlichen Schutz.[6] Karlheinz Blaschke gibt für Zeit um 1300 für Leisnig eine Zahl von etwa 1000 Einwohnern an.[7]

Die Stadt erfüllte insbesondere die Funktion als Getreidemarkt für das umliegende von Landwirtschaft geprägte Gebiet. Daneben erlangte auch der Fernhandel eine gewisse Bedeutung. Leisnig lag an den überregional bedeutsamen Straßenzügen von Leipzig über den Deutscheinsiedler Sattel nach Böhmen sowie von Borna nach Freiberg. Im Schutz der Burg Mildenstein konnten diese Handelswege an mehreren Stellen die Mulde queren: In Altleisnig bestand eine Furt, unterhalb der Burg existierten in Fischendorf und bei der Niedermühle zwei frühe Muldenbrücken.[8] Der Zoll- und Umschlagplatz Leisnig erlangte 1481 das Stapelrecht.[9]

Wenige Jahrzehnte zuvor brannte die Stadt 1444 komplett ab. Beim Wiederaufbau entstand zwischen 1460 und 1484 der großzügige Bau der Stadtkirche Sankt-Matthäi anstelle eines romanischen Vorgängerbaus. Zwischen 1495 und 1535 forderten mehrere Pestepidemien in Leisnig und Umgebung zahlreiche Todesopfer. In diese Zeit fiel 1519 die Einführung der Reformation. Eine weitere drohende Einäscherung der Stadt konnte 1547 durch Peter Apian verhindert werden. Apian machte dafür seinen Einfluss als Hofmathematiker bei dem vor der Schlacht bei Mühlberg in Leisnig weilenden Kaiser Karl V. geltend. 1552 zählte Leisnig 226 besessene Bürger, 20 Grundbesitzer ohne Haus und 162 Inwohner.[3] Damit wohnten in der Stadt etwa 1400 Einwohner.[7]

Während des Dreißigjährigen Krieges wurde die Stadt am 20. März 1637 von schwedischen Truppen vollständig niedergebrannt.[10]

Der Wiederaufbau erfolgte vergleichsweise rasch. Der Neubau der Stadtkirche Sankt-Matthäi erfolgte zwischen 1638 und 1646, doch der Turm stand länger als Ruine und wurde erst zwischen 1676 und 1695 neu errichtet.[11] 1697 zählte die Stadt wieder 367 bewohnte und nur noch 25 unbewohnte Häuser mit insgesamt 1520 erwachsenen Einwohnern.[12] Doch bereits am 5. Oktober 1700 wurde die Stadt erneut von einem Stadtbrand heimgesucht, bei dem binnen sechs Stunden 308 Gebäude niederbrannten. Nur die Kirche, die Schule, das Pfarrhaus, das Kornhaus und drei kleinere Anwesen blieben verschont.[13]

Mit der Einquartierung des Königlich-Stanislausschen Infanterie-Regimentes begann 1707 die Geschichte der Stadt als Garnisonsstadt, die bis 1993 andauern sollte.[14] Für die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt war zu jener Zeit die Herstellung und der Handel mit Tuch und Leinwand prägend. 1697 zählte Leisnig 340 ansässige Bürger, darunter befanden sich 142 Tuchmacher und 42 Leinweber.[15] 1753 waren in der Stadt 121 Tuchmachermeister und 61 Zeug- und Leinwebermeister ansässig. Drittstärkste Handwerkergruppe waren die 53 Schuhmachermeister.[16] Eine Schuhmacherinnung bestand in Leisnig bereits seit 1325. An das traditionsreiche Handwerk erinnert heute der 1996 gefertigte Leisniger Riesenstiefel. Die seit jeher betriebene Landwirtschaft wurde ab 1787 mit dem planmäßigen Obstanbau ergänzt.

Zum Laurentiusmarkt am 10. August 1803 brach der letzte große Stadtbrand aus. Den Flammen fiel nahezu die gesamte Oberstadt mit 195 Wohnhäusern, 4 öffentlichen Gebäuden und 43 Scheunen zum Opfer.[17] Im Rahmen des anschließenden Wiederaufbaus wurde die Stadtmauer niedergelegt. Baulich markant war die Entscheidung, das bislang in der Mitte des Marktes befindliche Rathaus am Rande des Platzes auf der Brandruine des Gasthofes „Zum Goldenen Engel“ zu errichten. Der Rathausneubau wurde 1809 fertiggestellt. Der Großteil der heute noch vorhandenen Bausubstanz der Stadt stammt aus der Wiederaufbauphase nach dem Brand von 1803. Während der Freiheitskriege forderte 1813 eine Typhusepidemie 171 Todesopfer.

Das Jahr 1819 markierte mit der Aufstellung der ersten Spinnmaschine in der Niedermühle Tragnitz den Beginn der Industrialisierung in Leisnig. Die traditionell ansässigen Leinweber und Tuchmacher bildeten den Ausgangspunkt für einige Betriebe der Textilindustrie. Der Tuchfabrikant Heinrich Herrmann Böttger, Vater des Chemikers Wilhelm Böttger, installierte 1857 in seiner Fabrik an der Fischendorfer Brücke die erste Leisniger Dampfmaschine. Weitere ansässige Gewerbe bildeten den Grundstock für einige metallverarbeitende Fabriken sowie Fabriken zur Herstellung von Möbeln, Schuhen und Zigaretten.[15]

Zwischen 1834 und 1871 erhöhte sich die Einwohnerzahl um knapp 2000 Personen von 4795 auf 6751.[3] Die Stadt wuchs langsam über den Bereich der ehemals ummauerten Altstadt in Richtung Süden hinaus. 1844 wurde in der Chemnitzer Vorstadt (Areal im Umfeld der heutigen Chemnitzer Straße) das erste Haus errichtet. Im Rahmen des Baus der Bahnstrecke Borsdorf–Coswig als zweite Eisenbahnlinie zwischen Leipzig und Dresden erhielt Leisnig 1867 den Anschluss an das Eisenbahnnetz. Der im Muldental südöstlich der Altstadt gelegene Bahnhof markierte einen neuen Fixpunkt der Stadtentwicklung. Im Umfeld des Bahnhofes (Bahnhofsvorstadt) siedelten sich in den folgenden Jahrzehnten weitere Fabriken an. Die Einwohnerzahl stieg bis 1910 nochmals auf 8001 Einwohner an.[3]

Neben dem Bahnhof entstanden im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts im Zuge der Stadterweiterung weitere markante öffentliche Gebäude. Die Leisniger Garnison erhielt im Südwesten der Stadt an der Colditzer Straße mit der 1887/88 erbauten „König-Albert-Kaserne“ ein neues Quartier. Das Militärareal wurde 1913/14 um die in unmittelbarer Nachbarschaft errichtete „König-Friedrich-August-Kaserne“ erweitert. An der Ecke Poststraße/Hochstraße entstand 1891 der markante rote Ziegelbau des kaiserlichen Postamtes. Das Bevölkerungswachstum machte zudem den Neubau geeigneter Schulgebäude notwendig, die ebenfalls vor dem alten Stadtgraben errichtet wurden. 1873 entstand am Lindenplatz die Bürgerschule (heute Sigismund-Reschke-Grundschule). Unweit der Bürgerschule wurde 1887 die Realschule (heute Peter-Apian-Oberschule Leisnig) als höhere Lehranstalt erbaut.

Im Jahre 1946 feierte die Stadt mit der 900-Jahr-Feier das erste Stadtjubiläum nach dem Zweiten Weltkrieg in der sowjetischen Besatzungszone.

Nach 1990 gehörte Leisnig zum Landkreis Döbeln und damit zum Regierungsbezirk Leipzig, 2008 wechselte der Landkreis als Teil von Mittelsachsen in den Direktionsbezirk Chemnitz. Am 1. Januar 2012 schloss sich Leisnig mit der Gemeinde Bockelwitz zusammen.


Text: Wikipedia

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