Liebenthal

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Lubomierz (deutsch Liebenthal; 1945–1947 polnisch Miłosna) ist eine Kleinstadt mit nahezu 2000 Einwohnern im Powiat Lwówecki in der Woiwodschaft Niederschlesien in Polen.

Reklamemarken und Siegelmarken

Verzeichnis der sortierten Reklamemarken und Siegelmarken mit einem Bezug zu Liebenthal.

Geschichte

Ihren Namen verdankt die Stadt den Rittern von Liebenthal, die 1251 erstmals nachgewiesen sind und in der Gegend Land besaßen. Die Witwe Jutta von Liebenthal gründete 1287 ein Benediktinerinnenkloster, worauf das von ihm abhängige Dorf ausgebaut wurde und 1291 von Bolko I. von Schweidnitz-Jauer das Magdeburg-Löwenberger Stadtrecht erhielt. Im selben Jahr wurde Liebenthal ummauert.[1]

Die neue Stadt erstreckte sich entlang der Handelsstraße Prag–Görlitz, an der ein langgezogener Straßenmarkt angelegt wurde. In ihrer Bedeutung entsprach die Stadt einem Marktort. Verschiedene Privilegien, wie das Brau- und Kelterrecht oder der Leinenhandel, sowie der jährliche Jahrmarkt erlaubten einen gewissen Aufschwung, der aber von häufigen Bränden gebremst wurde. Die Stadt blieb dem Kloster abgabenpflichtig, das auch die Gerichtsbarkeit innehatte und Einfluss auf die Stadtverwaltung nahm.[2] Die Klosterkirche war außerdem Sitz eines Archipresbyterats.

Liebenthal gehörte zum Herzogtum Schweidnitz-Jauer, das nach dem Tod des Herzogs Bolko II. 1368 erbrechtlich an die Krone Böhmen fiel, wobei Bolkos Witwe Agnes von Habsburg ein lebenslanger Nießbrauch zustand. 1408 bestätigte der böhmische König Wenzel IV. die Privilegien.[2] Nach den Verwüstungen der Hussitenkriege 1426 wurde eine Schützenbruderschaft gegründet. 1526 gelangte Liebenthal zusammen mit dem Herzogtum Schweidnitz an die Habsburger in deren Eigenschaft als Könige von Böhmen. 1544 wurde eine Schule gegründet. Ab der Mitte des 16. Jahrhunderts erfolgte ein wirtschaftlicher Aufschwung durch das örtliche Leinenwebereihandwerk, der bis zum Dreißigjährigen Krieg anhielt.[2]

Nach dem Ersten Schlesischen Krieg 1742 fiel Liebenthal an Preußen. 1816 wurde es dem Landkreis Löwenberg zugeordnet. 1829 erwarb die Stadtverwaltung für 50.000 Reichstaler das Dominium, bzw. Klostervorwerk Liebenthal.[1] Auch wenn die Einwohner Liebenthals fast zur Gänze katholisch waren, nahm die Bedeutung des Protestantismus mit preußischer Herrschaft zu. Im Zuge der Säkularisation wurde das Benediktinerinnenkloster 1810 aufgelöst, blieb aber als Zentralkloster der geschlossenen schlesischen Frauenklöster bestehen und wurde ab 1845 von Ursulinen geführt. Für die 150 Protestanten aus Liebenthal und Umgebung stiftete Friedrich Wilhelm IV. 1852 die evangelische Kirche. Bereits 1843 hatten die Ursulinen eine Mädchenschule mit Pensionat gegründet. 1863 folgte ein katholisches Lehrerseminar. Der Anschluss an die Eisenbahnlinie Greiffenberg–Löwenberg 1885 änderte wenig an der geringen wirtschaftlichen Bedeutung der Landstadt.[3]

Im Jahr 1945 gehörte die Stadt Liebenthal zum Landkreis Löwenberg im Regierungsbezirk Liegnitz der preußischen Provinz Niederschlesien des Deutschen Reichs.

Von direkten Einwirkungen des Zweiten Weltkriegs blieb Liebenthal verschont und wurde erst nach der deutschen Kapitulation am 8. Mai 1945 von der Roten Armee besetzt. Die Stadt wurde im Sommer 1945 von der sowjetischen Besatzungsmacht unter polnische Verwaltung gestellt und erhielt in Anlehnung an den deutschen Ortsnamen die polnische Bezeichnung Miłosna, was so viel wie „die Liebliche“ bedeutet. Erst 1947 kam der bis heute beibehaltene Ortsname Lubomierz in Gebrauch.[3] Nach der Vertreibung der deutschen Bevölkerung durch die örtliche polnische Verwaltungsbehörde aus Liebenthal konnte die frühere Einwohnerzahl nur langsam durch Ansiedlung polnischer Neubürger wieder erreicht werden. Diese kamen zum Teil aus den im Rahmen der „Westverschiebung Polens“ an die Sowjetunion gefallenen Gebieten östlich der Curzon-Linie. In den 1970er Jahren verfiel die Stadt zunehmend, so dass die Laubenhäuser der Nordostseite des Rings vor der Pfarrkirche abgerissen wurden.

Heute zählen die hohe Arbeitslosigkeit, die 2006 29,3 % im Powiat betrug, und die Abwanderung, die in den letzten Jahren aber gebremst werden konnte, zu den Problemen der Gemeinde, die aus der Lage abseits von großer Industrie und Verkehrsverbindungen – der Eisenbahnverkehr wurde eingestellt – resultieren. Andererseits gewinnt der Tourismus dank der landschaftlich schönen Lage vor dem Isergebirge und dem historischen Stadtbild, das für viele in Polen bekannte Filme und Serien (vor allem die Serie Sami swoi) als Kulisse diente, zunehmend an Bedeutung. Seit 1992 wird alljährlich das Polnische Komödienfestival (Ogólnopolski Festiwal Filmów Komediowych) veranstaltet.


Text: Wikipedia

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