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Luftfahrtmuseum Finowfurt

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Das Luftfahrtmuseum Finowfurt gehört zu den Luftfahrtmuseen in Brandenburg. Auf der Teilfläche des ehemaligen Militärflugplatzes Eberswalde Finow, ca. 23 ha, werden etwa 25 Flugzeuge, Hubschrauber, Raketen, Schienenfahrzeuge, Cockpits, Navigationsinstrumente, Triebwerke und ca. 60 historische Fahrzeuge im Rahmen von acht thematisch gegliederten Ausstellungen präsentiert. Seit 1992 haben ca. 1,2 Millionen Gäste das Museum besucht. Träger des Luftfahrtmuseums ist seit der Gründung der Verein Luftfahrtmuseum Finowfurt e. V. Er ist Mitglied im Museumsverband Brandenburg, im Deutschen Luftwaffenring und in mehreren regionalen Verbänden.

==Konzept==

Ziel der Museumsarbeit ist es, die Geschichte der Luftfahrt, insbesondere für den Nord-Ost-Bereich Brandenburgs und besonders am Standort Eberswalde – Finow zu bearbeiten und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Mit Dauer- und Sonderausstellungen, Fachtagungen und Führungen werden die Ergebnisse der musealen Arbeit vorgestellt. Dabei soll der methodische Grundsatz „Geschichtliche Prozesse am Schicksal und der Tätigkeit von Menschen“ dargestellt werden. Die Arbeit im Museum wird von ehrenamtlichen Mitgliedern des Vereins und Amateurfachleuten getragen. Der Verein hat einen von vier Staffelbereichen eines zuletzt von sowjetischen Luftstreitkräften genutzten Flugplatzes in der Größe von ca. 23 ha käuflich erworben und ihn seit 1993 in seiner Struktur mit allen Gebäuden und infrastrukturellen Einrichtungen in seiner Originalität und Funktionalität erhalten. Diese Einheit von historischer Technik an einem Originalstandort ist sowohl als Filmlocation als auch als Ort für kulturelle Großveranstaltungen bekannt. Die Museumsstruktur umfasst ebenfalls eine Fachbibliothek und eine Werkstatt für Restaurierungs- und Reparaturarbeiten.

==Standort==

Das Luftfahrtmuseum nutzt den nordwestlichen Teil eines 1993 von den sowjetischen Luftstreitkräften aufgegebenen Militärflugplatzes. Auf einer Fläche von 23 ha wurden in den 1970er Jahren insgesamt zwölf Shelter und Munitionsbunker sowie ein größeres Staffelgebäude (4. Staffel) gebaut.[1] Diese Infrastruktur wurde ab 1990 vom Museumsverein in Nutzung genommen. Da sich auf fast allen ehemaligen sowjetischen Militärflugplätzen auf deutschem Boden nach 1993 eine Umnutzung und Konversion (gewerbliche Nutzung, Lagerhallen, Photovoltaikanlagen) vollzogen hat, besitzt der Staffelkomplex 4 auf dem Flugplatz Eberswalde Finow (Luftfahrtmuseum) ein Alleinstellungsmerkmal. Lediglich eine neue Zufahrtsstraße zum Straßennetz wurde 2004 gebaut. Im Umgebungsbereich an Betonbauten lassen sich 40-jährige Sukzessionsprozesse im Pflanzen- und Tierbereich beobachten (u. a. Fledermauspopulationen). Auf der Grundlage eines Pachtvertrages werden vom Museum sporadisch Teile einer 60 ha großen Liegenschaft genutzt, die bis 1993 als Versorgungsbasis für alle im Bereich Eberswalde stationierten sowjetischen Truppen diente. Auf diesem Gelände, das sich in unmittelbarer Nähe zur Westgrenze des Museums befindet, gab es eine Bäckerei und eine Schule für die Ausbildung von Bäckern der Roten Armee.[2] Am Eingang des Museums befindet sich seit 2013 eine Leninstatue, die ehemals auf dem Gelände einer Kaserne der Sowjetarmee in Eberswalde stand.

==Hintergründe der Museumsgründung==

Zu Zeiten der DDR gab es ca. 1500–2000 Amateur-Luftfahrthistoriker die sich in einer lockeren Organisationsstruktur (Kulturbundarbeit; Interessengemeinschaft „Otto Lilienthal“ der Interflug-Luftfahrtgesellschaft) regelmäßig trafen. Diesem Interesse stand die Tatsache gegenüber, dass es bis 1990 in der DDR kein auf das Thema Luftfahrt spezialisiertes Museum gab (lediglich Abteilungen im Verkehrsmuseum Dresden; dem Armeemuseum Potsdam und im regionalen Lilienthalmuseum Anklam). So kam es, dass nach 1990, begünstigt durch die Wende, neue Museumsgründungen gefördert wurden. Heute gibt es mit ca. 25 insbesondere privat geführte Museen, Sammlungen und militärhistorischen Einrichtungen auf dem Gebiet der ehemaligen DDR die wohl größte Dichte derartiger Einrichtungen in ganz Deutschland.[3] Das Luftfahrtmuseum Finowfurt gehört mit der Vereinsgründung im März 1991 zu den frühesten Initiativen. Gemeinsam mit der Führung der sowjetischen Einheiten auf dem Platz Finowfurt und einigen Politikern gelang es, erste Aktivitäten zur Museumsgründung ohne öffentliche finanzielle Unterstützung einzuleiten. Im Frühjahr 1992 war mit der Museumseröffnung der erste Schritt vollzogen. Auffanggesellschaften und kommunale Träger wurden für sogenannte Arbeitsmarktprojekte benötigt. Diese Situation nutzten die verantwortlichen Museumsgründer. Einige hundert arbeitslose Bürger aus dem Umfeld fanden insbesondere in der Zeit von 1991 bis 1998 auf dem Museumsgelände eine Beschäftigung.[4]

==Geschichte==

'''Zeitabschnitt von 1910 bis 1945'''

In der Pionierzeit der deutschen Fliegerei waren beispielsweise um 1912 Eberswalder Bürger in Johannisthal aktiv. Danach erlosch das Interesse der Politiker an diesem Bereich der technischen Entwicklung, abgesehen von einigen kleineren Episoden. Erst mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 intensivierte sich das Bemühen fliegerischen Nachwuchs auszubilden. Die Segelflugausbildung stand dabei im Mittelpunkt.[5] Erst sehr spät, im Vergleich mit anderen Flugplätzen in dieser Zeit ab 1940, wurden die Arbeiten für einen Einsatzflughafen abgeschlossen. Gleichzeitig entstand am Standort ein sogenanntes Luftzeugamt (LZA) durch personelle und strukturelle Umverlagerung vom LZA Jüterbog nach Finow (die Bezeichnung „Finow“ ist korrekt, da dieser Flugplatz damals zum Stadtgebiet Finow gehörte). Dieser Platz wurde bis zur Endphase des Zweiten Weltkrieges vor allem für die Ausbildung und die Qualifizierung der Piloten, die Versorgung der Ostfront mit Nachschub (LZA) und die frontnahe Umrüstung von Kampfflugzeugen genutzt. Gegen Ende des III. Reiches wurde die Belegung des Platzes mehrseitiger. Schlachtflieger- Jagdflieger – und Aufklärereinheiten wechselten sich in rascher Folge ab. Besondere Beachtung sollte das sogenannte KG 200 erhalten. Dessen erste Staffel in Verbindung mit der technischen Kapazität des Geschwaders war ab Mitte 1944 in Finow präsent. Trotz großer Geheimhaltungsanstrengungen gerade dieses Verbandes konnten vom Museum neue Einzelheiten zum Wirken dieser Einheit aufgezeigt werden.[6] Ein weiteres Kapitel ergibt sich mit der Stationierung unterschiedlicher Nachtjagdeinheiten und der Verbindung zu den damit verbundenen technischen Geräten, die vor allem von der Erprobungsstelle Werneuchen getestet wurden. Auch die sogenannten Sondereinsatzwaffen lassen sich ab 1945 bei den Kämpfen zwischen Oder und Berlin auf dem Flugplatz Finow nachweisen. Rudels „Kanonenstuka“ wie auch die mit Panzerfäusten nachgerüsteten Schulflugzeuge, die Bücker 181, und die sogenannte „Mistelgespanne“ waren zu kurzen Besuchen auf dem Platz.[4] Diese und andere Maßnahmen konnten das Ende dieses Terrorregimes nicht verhindern. Ende April 1945 räumten die letzten deutschen Truppen den Platz. Die hier kurz beschriebenen Abläufe werden in einer thematisch unterteilten Gesamtausstellung zum Thema „Militärflugplatz Finow im Zweiten Weltkrieg“ weiter vertieft. Besonderes Augenmerk wird dabei auf die Darstellung von Flugzeugabstürzen in dieser Region bis 1945 gelegt. Durch die intensiven Luftkämpfe besonders nach 1943 finden sich hier zahlreiche Absturzstellen von amerikanischen Bombern, sowjetischen Kampfflugzeugen, britischen Begleitjägern und deutschen Jagdflugzeugen. Diese zum Teil sehr komplizierte Bergungs- und Aufklärungsarbeit wird vom Museum mit hohem Aufwand betrieben. In vielen Fällen konnten die Schicksale der Piloten konkret und sicher nachgewiesen werden. Diese Arbeit hat dem Museum den Dank vieler betroffener Familien im In- und Ausland gebracht.[7] Für die Museumspädagogische Arbeit sind diese Ergebnisse besonders wichtig – erfüllen sie doch den selbst gewählten Grundsatz komplizierte Geschichtliche Abläufe durch persönliche Schicksale zu erklären.[8] Beispiele für diese Arbeit können im Hauptgebäude des Museums und im Shelter Nr. 3 in unmittelbarer Nähe besichtigt werden.

'''Zeitabschnitt von 1945 bis 1993'''

Dieser von den sowjetischen Luftstreitkräften genutzte Zeitraum der Flugplatznutzung ist gekennzeichnet von zahlreichen Wechseln der Einheiten und größeren Erweiterungsbauten. Zunächst waren 1945 Kampfeinheiten mit Schlachtflugzeugen IL-2 und amerikanischen Jagdflugzeugen vom Typ P-39 stationiert. Mit der ständigen Stationierung der 16. Luftarmee der sowjetischen Okkupationsarmee auf deutschem Boden wurden verstärkt Frontbombereinheiten in der Nähe von Berlin und so auch in Finow konzentriert. Zuvor gab es noch ein kurzes Zwischenspiel beim Einsatz erster Jagdflugzeuge mit Strahltriebwerken MiG-15, die auf dem Platz montiert wurden. In den 1960er Jahren wurden die damals modernsten Jagdflugzeuge, Jagdbomber und Aufklärer aus der „Familie“ der Jak-27 und Jak-28 auf diesem Platz stationiert bzw. über diesen Platz durch Überführungsflüge auf andere Plätze verteilt. Bei einem dieser Flüge stürzte am 6. April 1966 eine Jak-28P in den Stößensee im damaligen britischen Sektor Berlins. Diese damals im In- und Ausland stark beachtete Absturz- und Bergungsaktion wurde vom Museum intensiv untersucht und die Ergebnisse mit Zeitzeugen auch aus den Familien der abgestürzten Piloten in Russland ausgetauscht. In Sonderausstellungen durch spezielle Führungen und durch eine deutsch-russische Buchveröffentlichung kann das Wissen zu diesem und anderen Kapiteln des sogenannten Kalten Krieges vertieft werden.[9]

Nach Untersuchungen von L. Freund u. a. sind während des Kalten Krieges in Ostdeutschland auf sowjetischer Seite ca. 600 Piloten und Besatzungsmitglieder ums Leben gekommen.[10] Wir kennen heute nur in wenigen Fällen die Namen der Verunglückten und wissen noch weniger über die Umstände und die Schicksale der Menschen. Ähnlich wie bereits am Geschehen des Zweiten Weltkrieges herausgestellt konzentriert sich die Arbeit des Museums gerade auf diese individuellen persönlichen Aspekte und macht damit die Dimensionen dieser Arbeit überhaupt erst sichtbar und verständlich. Durch intensive Bauarbeiten wurden besonders Anfang der 1970er Jahre die Länge der Start- und Landebahn vergrößert und etwa 58 Flugzeugshelter aus Beton gebaut.[11] Dieser stark vergrößerte Platz wurde dann ab Mitte 1971 vom 787. Jagdfliegerregiment, zuerst ausgerüstet mit Jagdflugzeugen vom Typ MiG-21, belegt. Später flogen hier Staffeln mit MiG-23-Varianten. Besonders interessant war die bisher nur in Finow nachgewiesene Verlegung von zwei Staffeln des sowjetischen Abfangjägers MiG-25P und PD ab 1982. Diese Stationierung war die sowjetische Antwort auf die Verlegung amerikanischer Spezialaufklärungsflugzeuge vom Typ SR-71 Blackbird auf Plätze in Südengland. Durch eine spezielle Fachtagung 2013 zu diesem Thema und den persönlichen Erinnerungen eines MiG-25-Piloten zu seinen Einsätzen in Finow und deren Zusammenfassung in Buchform konnten neue Beiträge zu diesen äußerst gefährlichen Kapitel des Kalten Krieges geleistet werden.[12] Ab 1989 wurde das 787. Regiment mit einem des damals modernsten und leistungsfähigsten Jagdflugzeugs vom Typ MiG-29S ausgerüstet. Diese Jagdflugzeuge waren bis zum Abzug 1993 im Einsatz. Eine besondere Ausstellung befasst sich mit der Entwicklung und den Einsatzgrundsätzen gerade dieses Flugzeuges.[13]

'''Zeitabschnitt seit 1993'''

Bereits kurz nach der Wende wurde durch entsprechende Veröffentlichungen bekannt, dass die ab 1993 frei zuziehende Militärliegenschaft des Flugplatzes ein reges Interesse bei Investoren und einigen Unternehmern finden würde. Es kursierte damals der Ausspruch eines Abgeordneten, wonach angeblich am Flugplatz bereits „kreisende Haie“ gesichtet wurden. Damit sollte der Prozess der Privatisierung beschleunigt werden.[14] So kam es dann auch. Die Interessenten konnte man kommen und gehen sehen. Der Flugplatz war zeitweilig ein Spekulationsobjekt. Im Grunde haben bis heute nur zwei Initiativen aus der Anfangszeit 1991 überlebt – eine Flugschule auf der Ostseite und das Luftfahrtmuseum auf der Westseite des Platzes.[15] Dazwischen liegen heute riesige Photovoltaikfelder.[16] Diese hier nur kurz geschilderten Prozesse werden gegenwärtig aufgearbeitet und sollen in einer Sonderausstellung 2016 vorgestellt werden.


Text: [https://de.wikipedia.org/wiki/Luftfahrtmuseum_Finowfurt Wikipedia]

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