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Lustgarten-Bollwerk

XIII. Lustgarten-Bollwerk

Noch 1679 wurde nördlich des Lustgartens auf dem bisherigen Botanischen Garten diese Bastion angelegt. Der Botanische Garten wurde in vergrößerter Ausdehnung beim Dorf Schöneberg neu angelegt – der heutige Kleistpark.

Heute befindet sich das Pergamonmuseum an dieser Stelle.

Geschichte der Festung Berlin

Der Plan zum Festungsbau entstand unter dem unmittelbaren Eindruck des Dreißigjährigen Krieges 1618–1648. Der noch junge Kurfürst Friedrich Wilhelm (der spätere „Große Kurfürst“) hatte in den letzten Kriegsjahren die Herrschaft übernommen.

Dreißigjähriger Krieg

Mit Ausnahme der Schlacht bei Wittstock hatten in der Mark Brandenburg keine größeren Kampfhandlungen stattgefunden. Berlin war völlig ungeschützt gewesen und eigentlich nur deshalb recht glimpflich davongekommen, weil in der ohnehin bitterarmen Mark Brandenburg wenig Beute zu machen war. Brandenburg wurde aber mehrfach von den verschiedenen Kriegsparteien besetzt, verbündete sich mit der jeweils mächtigeren Seite (erst mit der katholischen Kaiserpartei, anschließend mit den protestantischen Schweden), musste erhebliche Kontributionen zahlen und wurde auch sonst geplündert. Wallenstein lagerte 1627 in Bernau nahe Berlin; Berlin selbst war 1631 von den Schweden besetzt worden. Die Residenzstadt hatte weder nennenswerte Truppen noch wirksame Verteidigungsanlagen. Selbst ohne Kämpfe war ein Drittel der Häuser Berlins beschädigt, die Bevölkerungszahl hatte sich halbiert.

Militärischer Nutzen

Bereits beim Baubeginn war die Festung militärisch überholt: Die Artillerie wurde ständig weiterentwickelt, die Geschütze erzielten eine immer größere Reichweite. Ein Angreifer konnte jetzt aus gebührendem Abstand von der Festung über die Wälle hinweg jeden Punkt der Stadt beschießen, ohne dass ihn Gewehrfeuer oder andere leichte Waffen erreichen konnten.

Die Verteidiger hätten zwar auf den Bastionen ähnlich moderne Kanonen aufstellen können, jedoch hätten sie die Artilleriestellungen des Belagerers punktgenau treffen müssen; das war im Endbereich der Reichweite aber unmöglich und wäre nur gelegentlich reiner Zufall gewesen. Der Angreifer dagegen hätte nur irgendwo im Stadtgebiet einige Brandgranaten einschlagen lassen müssen, um die Stadt nach und nach völlig zu verwüsten. Die Wallanlagen schützten also perfekt gegen eine direkte Erstürmung, boten aber einer brennbaren, verwundbaren Stadt keinerlei Schutz mehr. Lediglich für militärische Zitadellen wie bei Spandau ergaben sie noch einen Sinn.

Verwendung

Während die Festung bestand, war das Gebiet der Mark Brandenburg nur von einem kurzen schwedischen Feldzug betroffen, der sicherheitshalber Abstand von Berlin hielt.

Bau

Die Planungen und Vorbereitungen begannen 1650 unter dem niederländischen Baumeister Memhardt (Memhard). Die Festungsanlage entsprach dem damals in den Niederlanden üblichen Bastionärsystem nach italienischem Vorbild.

Die „Festung“ bestand im Prinzip aus Sandwällen, die mit Gräsern bepflanzt bzw. bewachsen wurden. Vor dem Wall entstand dadurch ein Graben, aus dem der Sand nach oben geschafft wurde. Der Graben wurde geflutet, der Bereich davor war ungeschützt der Waffenwirkung von den Wällen und Bastionen ausgesetzt.

Im Unterschied zu den bisherigen Türmen der mittelalterlichen Stadtmauer waren die Bastionen jetzt so groß, dass darauf mehrere Kanonen aufgestellt und in alle Richtungen gedreht werden konnten. Jeder Abschnitt der Wälle zwischen den Bastionen konnte von den Bastionen aus direkt beschossen, die Wand jeder Bastion von dem benachbarten Wall und der Nachbarbastion aus durch gezieltes Feuer gegen eine Erstürmung gesichert werden.

Zu weiteren Einzelheiten siehe auch Fachbegriffe Festungsbau.

Zunächst mussten die Flächen vor der Stadtmauer geräumt werden. Sämtliche Vorstädte waren bereits um 1640 niedergelegt worden, um freies Schussfeld wegen eines vermeintlichen Angriffs der Schweden zu schaffen.

Die Festungsanlagen auf der östlichen (Berliner) Seite wurden 1658–1662 zügig fertiggestellt. Auf der westlichen (Cöllner) Seite zogen sich die Arbeiten aufgrund des sumpfigen Untergrundes am Werder länger hin und galten erst 1683 mit dem Bau des Leipziger Tores als abgeschlossen. Letztlich wurden sie hier aber nie vollendet, weil die Anlagen nicht mehr die projektierte Höhe erhielten.

Im Jahr 1680 wurde begonnen, die mittelalterliche Stadtmauer abzubrechen; der Festungsbau wurde 1683 endgültig eingestellt.

Um 1740 fing man an, die aufgeschütteten Wälle wieder einzuebnen. Die restlose Beseitigung aller Anlagen war erst am Ende des 19. Jahrhunderts abgeschlossen.

Lage

Außerhalb der mittelalterlichen Stadtmauer unter Einschluss des 1662 zur Stadt erhobenen Werder und der alten Vorstadt „Neu-Cölln am Wasser“ (Bastionen VI und VII).

Bebauung und Straßen gegenüber den Festungsanlagen füllten den Raum und zeichnen den Verlauf später wie eine Matrize nach; eine durch ein Tor führende Straße blieb in ihrer Lage erhalten. Nach der sich lange hinziehenden Beseitigung von Wällen und Gräben wurde in das nunmehr existierende Straßennetz hineingebaut; daher sind weite Bereiche bis heute erkennbar.

Die Festung erhielt fünf Tore und dreizehn Bastionen.

Graben

Der Festungsgraben führte Mitte des 19. Jahrhunderts noch im Süden und gesamten Osten Wasser (eigentlich mehr Abwasser). Der Verlauf wurde begradigt, der Querschnitt verkleinert. Erst 1883 war er schließlich restlos zugeschüttet, auf der Ostseite („Königsgraben“) wurde durch Bahnbaumeister Ernst Dircksen die Stadtbahn auf diesem zusammenhängenden Grundstück gebaut – ihr leicht mäandernder Verlauf zeichnet die alten Bastionen VIII bis XIII bis heute nach. Die Mohrenkolonnaden (heute am Bundesjustizministerium) verdeckten den unansehnlichen Anblick in der Mohrenstraße, die Spittelkolonnaden (heute am Dönhoffplatz aufgestellt) am Spittelmarkt. Der Lindentunnel wurde im 1833 zunächst zugeschütteten Festungsgraben zwischen der I. und der II. Bastion angelegt. Er diente zur Kaiserzeit als Straßenbahntunnel. Ein Teilstück des Grabens war bis etwa 2005 zwischen Oper und Prinzessinnenpalais archäologisch freigelegt (heute vom Gartenlokal des Operncafé überdeckt). Allerdings handelt es sich dort wohl mehr um den begradigten Verlauf nach Räumung der alten Anlagen, der nur noch der Kanalisation diente.


Text: Wikipedia

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