Lörrach

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Lörrach ist eine Kreisstadt im Südwesten Baden-Württembergs. Sie ist die größte Stadt des gleichnamigen Landkreises und seit dem 1. April 1956 Große Kreisstadt. In der näheren Umgebung liegen der Schwarzwald, das Rheintal sowie Weil am Rhein und die Schweizer Großstadt Basel. Bedeutendste Sehenswürdigkeit und Wahrzeichen der Stadt ist die auf einer Anhöhe gelegene Burg Rötteln.

Reklamemarken und Siegelmarken

Verzeichnis der sortierten Reklamemarken und Siegelmarken mit einem Bezug zu Lörrach.

A. Winther & Co.

Meyerhofer, Fries & Cie.

Philippe Suchard

Seifenfabrik Lörrach

Wybert

Entwurf: Hugo Frank

Sonstige

Stadtführer

Historische Informationen von Lörrach

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(c) Karte: CC-BY-SA OpenStreetMap.org contributors

Geschichte

Erste Besiedlung und urkundliche Erwähnung

Die ältesten Spuren menschlicher Besiedlung im Raum Lörrach reichen bis in die ältere Steinzeit zurück. Funde in den Höhlen des Isteiner Klotzes aus der mittleren Steinzeit (vor etwa 6000 Jahren) weisen auf Bergbauaktivitäten und Rentierjäger hin. Die Funde auf Lörracher Gemarkung beginnen mit der Jungsteinzeit, einer Periode, in der sich mit dem Übergang zur Sesshaftigkeit dorfähnliche Siedlungen gebildet haben. Auf dem Hühnerberg und Schädelberg existierten um 1000 v. Chr. Fliehburgen, welche im Falle des Schädelbergs als Höhensiedlung genutzt wurde.[6] Der Name des Schädelberges deutet dabei auf die zahlreichen Keltenrelikte hin, die auf dem Bergrücken zu finden sind.[19]

Nach der Ansiedlung von Kelten im 1. Jahrhundert v. Chr. war das Land von der Expansion des Römischen Reiches betroffen, die unter Kaiser Augustus mit der Besetzung des linken Rheinufers begann. Um etwa 70 n. Chr. wurde unter den Flaviern die Romanisierung über das rechtsrheinische Hoch- und Oberrheinland bis hin zum Limes fortgesetzt. Auffällig ist, dass im Gegensatz zum Raum Basel, zum südlichen Oberrheingebiet sowie zum Hochrheintal auf der Gemarkung Lörrach nur geringe Zeugnisse der römischen Zeit zu finden sind. Das vordere Wiesental sowie der Dinkelberg gehörten noch nicht zum Interessensbereich der römischen Eroberer. Spuren der Römerzeit findet man lediglich im heutigen Stetten und in Brombach. In Lörrach, wo der Romanisierungsprozess erst später einsetzte, findet man in landschaftlich bevorzugter Lage ein römisches Landgut, eine sogenannte Villa Rustica. Die ausgegrabenen und restaurierten Grundmauern der Villa Rustica in Brombach sind bis dato das einzig entdeckte Zeugnis römischer Bauten.

Die umliegenden Ortschaften Lörrachs wie beispielsweise Tumringen, Tüllingen oder das im Jahr 763 erstmals erwähnte Stetten sind zum Teil durch Schenkungsurkunden dokumentiert. Lörrach selbst fand vergleichsweise späte urkundliche Erwähnung. Eine Urkunde des Klosters St. Gallen vom 7. September 751 dokumentiert Lörrach erstmals.[20][21] Erst im 12. und 13. Jahrhundert gewann das Dorf Lörrach an Bedeutung. Erstmals wurde Lörrach im Jahr 1102 in einem Gründungsbericht des Klosters St. Alban erwähnt.

Fortan war Lörrachs Geschichte stark mit den Herren von Rötteln verbunden. Der Einfluss der Herren von Rötteln blieb nicht nur auf das Weltliche beschränkt. Im Jahr 1238 wurde Liutold I. von Rötteln zum Bischof von Basel ernannt. Die 1259 urkundlich erwähnte Burg Rötteln war der Stammsitz der Familie. Durch Erbschaften gelangten Burg und Herrschaft Rötteln im 14. Jahrhundert zunächst an die Markgrafen von Sausenberg und dann 1503 an die Markgrafen von Baden.

Stadtrecht, Reformation und Kriege

Am 26. Januar 1403 erteilt der deutsche König Ruprecht von der Pfalz dem Markgrafen Rudolf III. von Hachberg-Sausenberg dem Dorf Lörrach das Recht, einen Jahrmarkt und dazu einen Wochenmarkt am Mittwoch abzuhalten. Da Lörrach im Schnittpunkt wichtiger Handelsstraßen lag, war dieses Marktrecht von großer Bedeutung, welches 1452 von Kaiser Friedrich III. bestätigt wurde.[22]

Die von Johannes Oekolampad 1529 in Basel eingeführte Reformation nahm auch in Lörrach Einfluss. 1556 hielt ein evangelischer Pfarrer die erste Predigt in deutscher Sprache statt im sonst üblichen Latein.

Zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges litt Lörrach zum einen an den Kriegsfolgen, zum anderen forderte die mehrere Jahre andauernde Pest viele Opfer. 1633 marschierten spanische Truppen durch das Land und wurden zur schweren Landplage. Während der Schlacht bei Rheinfelden 1638 hatte Bernhard von Sachsen-Weimar sein Hauptquartier in Brombach und hielt Rötteln besetzt. Erst der Friede von Münster 1648 brachte Lörrach Frieden.

Friedrich Magnus von Baden-Durlach verlieh am 18. November 1682 Lörrach das Stadtrecht. Dieses wurde allerdings infolge ständiger Kriegswirren nicht wirksam und geriet in Vergessenheit. So wurde am 3. Juni 1756 das Lörracher Stadtrecht durch Markgraf Karl Friedrich erneuert.

Durch die Grenzlage Lörrachs zu Frankreich und wechselnde Bündnisse der Markgrafschaft wurde die Region um Lörrach in den nächsten 150 Jahren häufiger Schauplatz von Schlachten. Die Kriegsfolgen belasteten die Stadt und deren Entwicklung nachhaltig. 1702 fand westlich von Lörrach die Schlacht am Käferholz im Verlauf des Spanischen Erbfolgekrieges statt. Im Polnischen Erbfolgekrieg 1733 bis 1738 stießen im Jahr 1735 erneut französische Truppen bei Hüningen über den Rhein, verlangten von den Bewohnern des Wiesentals Proviant und erhoben eine Kriegssteuer für alle Gemeinden. Auch der von 1740 bis 1748 dauernde Österreichische Erbfolgekrieg verschonte Lörrach nicht. Zwar kam es zu keinen Zerstörungen, jedoch mussten die Gemeinden des Markgräflerlandes Österreicher und Franzosen mit Proviant versorgen. Erst der Zweite Aachener Frieden brachte für einige Jahrzehnte Frieden ins Land.

1796 wurde Lörrach Schauplatz im Ersten Koalitionskrieg. Die Lörracher Bevölkerung wurde durch Leistung von Kontributionen und Frondiensten belastet. Während des Zweiten Koalitionskrieges von 1799 bis 1802 wurde das untere Wiesental erneut von französischen Truppen überlaufen. Dafür profitierte Lörrach 1803 von der Erhebung des Landes Baden zum Kurfürstentum durch Napoléon und 1806 zum Großherzogtum. Während der zweiten Hälfte des 18. und der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts verkehrte der bedeutendste alemannische Mundartdichter, Johann Peter Hebel, in Lörrach. Hebel war von 1783 bis 1791 Lehrer an der ehemaligen Lateinschule in Lörrach, dem sogenannten Pädagogium.

Industrialisierung und Badische Revolution

Lörrachs Weg in die Industrialisierung war von vielen Firmengründungen in der benachbarten Schweiz geprägt. Entlang des Wiesentals und in Lörrach selbst siedelten sich viele textilverarbeitende Betriebe an. Durch die sich entfaltende Wirtschaft wurde der Bau von Arbeiterwohnhäusern notwendig. Das Stadtbild begann sich rasant zu verändern. In der Zeit um 1800 entstanden viele klassizistische Bauwerke in Lörrach, darunter die Synagoge, die Stadtkirche im Zentrum und die Fridolinskirche in Stetten.

Unter dem Eindruck der Badischen Revolution von 1848/49 ging das Land Baden zum kommunalen Dreiklassen-Wahlrecht über, das nach dem Steueraufkommen gestaffelt war. Enttäuscht von den Frankfurter Demokraten, unternahmen Friedrich Hecker und Gustav Struve am 13. April 1848 von Konstanz aus einen bewaffneten Aufstand, der als Heckerzug in die Geschichte eingegangen ist. Ihr Ziel war Schliengen, wo sich die damalige Endstation der Bahnlinie Mannheim-Basel befand. Am 20. April 1848 forderte Hecker die Stadt Lörrach auf, die revolutionäre Bewegung zu unterstützen. Der Gemeinderat weigerte sich jedoch. Heckers Truppen wurden im Gefecht auf der Scheideck bei Kandern geschlagen. Den zweiten Umsturzversuch unternahm Struve von Basel aus. Er zog nach Lörrach und proklamierte am 21. September 1848 im Lörracher Rathaus die Deutsche Republik. Allerdings wurde auch dieser Umsturzversuch durch Regierungstruppen beendet. So wurde Lörrach für vier Tage der Hauptort des Struve-Putsches, gewissermaßen der „Regierungssitz“.

1862 erhielt Lörrach mit der Eröffnung der Wiesentalbahn, eines Zweigs der Badischen Hauptbahn, Anschluss an das Eisenbahnnetz. 1867 wurde die katholische Kirche St. Bonifaz errichtet. Zu dieser Zeit hatte Lörrach rund 6.000 Einwohner.

20. Jahrhundert und Gegenwart

Die fortschreitende Industrialisierung ließ die Bevölkerungszahl Lörrachs weiter steigen. Im Jahr 1900 erreichte sie die Marke von 10.000 Einwohnern. Das Dorf Stetten wurde am 1. April 1908 eingemeindet und erhöhte damit die Einwohnerzahl Lörrachs auf 15.000. Die Gemarkungsfläche war von 752 Hektar auf 1213 Hektar angewachsen. Lörrachs wirtschaftlicher Aufschwung wurde durch den Ersten Weltkrieg beendet. Im Jahr 1915 hatte Lörrach durch feindliche Luftangriffe Tote zu beklagen. Auf dem Tüllinger Berg wurde eine Hindenburg-Linie zur Verteidigung der Stadt ausgebaut. 1916 wurde in der Realschule ein zusätzliches Lazarett eingerichtet. Während des Ersten Weltkriegs hatten Lörrach und die umliegenden Teilorte insgesamt 813 Gefallene zu beklagen.[25] Nach Ende des Weltkrieges schädigte die Rohstoffknappheit besonders die textilverarbeitenden Industrien und führte zu einer erhöhten Arbeitslosigkeit. Die soziale Lage verschärfte sich weiter und ab August 1922 begann im Zuge der Hyperinflation der rasche Verfall der Währung. In dieser Zeit wurden in einem Teil der in Lörrach ansässigen Betriebe die Löhne in Schweizer Franken ausbezahlt.[26] Lörrach um 1906

Zur Zeit der Weimarer Republik kam es verstärkt zu sozialen Unruhen in Lörrach mit dem Höhepunkt am 14. September 1923. Als Bilanz dieser Tage gab es drei Tote, viele Verletzte sowie mehrere Geisel-Misshandlungen.[27][28] Die wirtschaftliche Schieflage führte auch dazu, dass die Behörden und die Verwaltung außer Stande waren, vordringliche Bauvorhaben durchzuführen. Die engen Spielräume führten dazu, dass die Amtszeit des Bürgermeisters Dr. Heinrich Graser (1927–1933) als Mängelverwaltung bewertet wird.[29]

Die Ortsgruppe der NSDAP in Lörrach bestand seit 1922. Diese tat sich allerdings während der 20er Jahre der Weimarer Republik eher schwer, Fuß zu fassen, obwohl es auch in Lörrach mit der deutschnational-völkischen Zeitschrift Der Markgräfler des Mundartdichters Hermann Burte antiparlamentarische Propaganda gab. Nach der nationalsozialistischen „Machtergreifung“ wurde Reinhard Boos 1933 als Bürgermeister von Lörrach eingesetzt. Boos, der in Lörrach mit großem Engagement die NSDAP aufbaute und stärkte, war in der Folge vor Ort zum Teil federführend an der Zerschlagung der Gewerkschaften sowie der oppositionellen Parteien beteiligt. Ab 1938 wirkte Boos wiederum leitend an den Aktionen gegen die Lörracher Juden mit. Während der Novemberpogrome 1938 verschafften sich mehrere Männer Zutritt zur Synagoge und zerstörten diese. Das zerstörte Gotteshaus wurde anschließend abgerissen. Lörrach blieb, dank der geografischen Ferne zu den Kriegsfronten, während des Zweiten Weltkrieges vergleichsweise unbeschädigt. Am 24. April 1945 beendeten französische Truppen in Lörrach die Kriegshandlungen.

Die Nachkriegsjahre waren, bedingt durch die Ankunft der Flüchtlinge und Heimatvertriebenen, von einem überproportionalen Wachstum der Stadtbevölkerung gekennzeichnet. Die verhältnismäßig geringen Kriegsschäden im produzierenden Gewerbe im Raum Lörrach lockten zudem viele Arbeitssuchende an. Von rund 20.000 Einwohnern nach dem Krieg wuchs die Zahl auf über 30.000 bis ins Jahr 1960 an. Rund 7.500 davon waren Vertriebene und Flüchtlinge aus den deutschen Ostgebieten und der Sowjetischen Besatzungszone bzw. späteren DDR. In der stark wachsenden Stadt entstanden in den 1960er Jahren die Siedlung Salzert und in Brombach der Bühl. Ein 1964 erarbeiteter Generalverkehrsplan war die Grundlage für weitere Stadtplanungen und den Aufbau eines neuen Verkehrskonzeptes durch eine Stadtumfahrung. In den 1970er Jahren wurde ein Teil der Innenstadt zur Fußgängerzone restrukturiert. Im Zuge der Gemeindegebietsreform in Baden-Württemberg wurde am 1. Januar 1975 die Stadt Lörrach durch Vereinigung der Stadt Lörrach mit den Gemeinden Hauingen und Brombach neu gebildet. Bereits am 1. Januar 1974 wurde Haagen nach Lörrach eingemeindet.[30] Im Jahr 1976 weihte Oberbürgermeister Hugenschmidt das neue Rathaus ein. Das 17-stöckige, dunkelgrüne Hochhaus prägt als höchstes Hochhaus der Stadt seither die Silhouette.

Am 17. August 1980 verübte die neonazistische Terrororganisation Deutsche Aktionsgruppen einen Anschlag auf eine Asylbewerberunterkunft, bei dem eine Frau äthiopischer Herkunft schwer verletzt wurde.[31]

Der Bau der Wiesentalbrücke als Teilstück der A 98 und die Landesgartenschau im Jahr 1983 (→ Landesgartenschau 1983) waren zwei wichtige Projekte, welche die Stadt wesentlich weiter entwickelt haben. Die 1981 gegründete Berufsakademie Lörrach, 2009 in Duale Hochschule Lörrach umbenannt, hat gegenwärtig über 2000 Studenten. Mit Ablauf des 31. März 1984 wurde die Pädagogische Hochschule Lörrach durch eine Gesetzesänderung des Landtags von Baden-Württemberg geschlossen. Anfang der 1990er Jahre begannen umfangreiche Baumaßnahmen in der Lörracher Innenstadt, welche durch Stilllegung von Autostraßen die bisherige Fußgängerzone wesentlich erweitert haben.

Am 19. September 2010 kamen bei einem Amoklauf in der Innenstadt neben der Täterin drei Menschen ums Leben, 18 weitere wurden verletzt.

Zu den größten Bauprojekten seit Jahrzehnten gehört der geplante Bau eines Zentralklinikums am Nordrand des Stadtgebietes. Für die Erschließung des Baugebietes soll mit mehreren Maßnahmen die verkehrliche Anbindung optimiert werden. Neben der Trassenverlegung der Landesstraße L138 solle ein neuer S-Bahnhalt der S-Bahn Basel entstehen und der Anschluss an die Bundesstraße B317 verändert werden. Der derzeitige (Stand: März 2018) Zeitplan sieht vor, dass der Baubeginn 2020 stattfindet und die Eröffnung der Klinik für 2025 verfolgt wird. Für das Klinikum, dessen Standort für die Gemarkung Entenbad-Nord vorgesehen ist, soll etwa eine Fläche von 7 bis 8 Hektar erschlossen werden und rund 700 Betten. Die Baukosten inklusive der Medizin-Technik wird auf rund 239 Mio. Euro veranschlagt.


Text: Wikipedia

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