Müggelturm: Unterschied zwischen den Versionen

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Man erreicht das Müggelturm-Areal von der ehemaligen Ausflugsgaststätte Marienlust im Süden an der Dahme über einen Weg mit anschließender Treppe und vom Teufelssee im Nordosten über eine zweite Treppe. Vom Müggelheimer Damm führt die Straße zum Müggelturm zum Turm hinauf, die aber für den Autoverkehr nur bis zu einem Parkplatz ein paar hundert Meter vor dem Plateau zugelassen ist.
 
Man erreicht das Müggelturm-Areal von der ehemaligen Ausflugsgaststätte Marienlust im Süden an der Dahme über einen Weg mit anschließender Treppe und vom Teufelssee im Nordosten über eine zweite Treppe. Vom Müggelheimer Damm führt die Straße zum Müggelturm zum Turm hinauf, die aber für den Autoverkehr nur bis zu einem Parkplatz ein paar hundert Meter vor dem Plateau zugelassen ist.
  
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==Geschichte==
  
'''Der alte Müggelturm'''
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===Der alte Müggelturm===
  
 
Carl Spindler, der Eigentümer der Köpenicker Wäscherei und Färberei [http://de.wikipedia.org/wiki/W._Spindler W. Spindler], nach der Spindlersfeld seinen Namen hat, ließ um 1880 auf dem kleinen Müggelberg einen 10 Meter hohen hölzernen Aussichtsturm errichten, der als Spindlerturm bezeichnet wurde. Wegen der geringen Größe konnte man aber nicht in die Ferne schauen und es kamen nur wenige Besucher. 1889 ließ Spindler den Turm im chinesischen Pagodenstil für 40.000 Mark erweitern. Der erweiterte Turm wurde am 1. April 1890 eröffnet und hatte eine Höhe von 27 Meter. Der quadratische Grundriss mit konischer Form mündete von 5 Meter Breite am Boden, über 4,20 Meter oberhalb des Restaurants auf 2,80 Meter Breite an der Aussichtsplattform. Er war ebenfalls aus Holz errichtet und mit Schindeln bedeckt. Sein Baumeister war Max Jacob; erster Gastwirt war Carl Streichhahn. Der vergrößerte Turm mit seinem Restaurant entwickelte sich schnell zu einem beliebten Ausflugsziel und bot auf der Aussichtsplattform einen Panoramablick bis zu 50 km Entfernung über die Wald- und Seenlandschaft der Region bis hin zur Stadtsilhouette von Berlin. Bereits im Eröffnungsjahr 1890 zählte man ca. 52.000 Besucher.
 
Carl Spindler, der Eigentümer der Köpenicker Wäscherei und Färberei [http://de.wikipedia.org/wiki/W._Spindler W. Spindler], nach der Spindlersfeld seinen Namen hat, ließ um 1880 auf dem kleinen Müggelberg einen 10 Meter hohen hölzernen Aussichtsturm errichten, der als Spindlerturm bezeichnet wurde. Wegen der geringen Größe konnte man aber nicht in die Ferne schauen und es kamen nur wenige Besucher. 1889 ließ Spindler den Turm im chinesischen Pagodenstil für 40.000 Mark erweitern. Der erweiterte Turm wurde am 1. April 1890 eröffnet und hatte eine Höhe von 27 Meter. Der quadratische Grundriss mit konischer Form mündete von 5 Meter Breite am Boden, über 4,20 Meter oberhalb des Restaurants auf 2,80 Meter Breite an der Aussichtsplattform. Er war ebenfalls aus Holz errichtet und mit Schindeln bedeckt. Sein Baumeister war Max Jacob; erster Gastwirt war Carl Streichhahn. Der vergrößerte Turm mit seinem Restaurant entwickelte sich schnell zu einem beliebten Ausflugsziel und bot auf der Aussichtsplattform einen Panoramablick bis zu 50 km Entfernung über die Wald- und Seenlandschaft der Region bis hin zur Stadtsilhouette von Berlin. Bereits im Eröffnungsjahr 1890 zählte man ca. 52.000 Besucher.
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[[File:220px-Berlin Müggelturm 2.jpg|thumb|300px|der heutige Turm]]
 
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'''Der heutige Müggelturm'''
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===Der heutige Müggelturm===
  
 
Noch im gleichen Jahr initiierte die Berliner Zeitung einen Architekturwettbewerb für einen Neubau, bei dem 32 Entwürfe eingingen. Die Entwürfe wurden im August 1958 im Köpenicker Rathaus und einen Monat später im BZ-Pavillon am Bahnhof Friedrichstraße für die Berliner Bevölkerung ausgestellt. Die Meinungen der Besucher zu den Entwürfen, die diese in ein ausliegendes Buch schreiben konnten, bestätigten die Auswahl des Wettbewerbskomitees. Der Entwurf eines Studentenkollektivs der Kunsthochschule Berlin-Weißensee unter Regie von Jörg Streitparth, Siegfried Wagner und Klaus Weißhaupt ging als Sieger aus dem Wettbewerb hervor und wurde in einer überarbeiteten Fassung gebaut. Ursprünglich sollte der Turm einen ovalen Grundriss haben, dies wurde aber aus ökonomischen Gründen auf die heutige rechteckige Form geändert.
 
Noch im gleichen Jahr initiierte die Berliner Zeitung einen Architekturwettbewerb für einen Neubau, bei dem 32 Entwürfe eingingen. Die Entwürfe wurden im August 1958 im Köpenicker Rathaus und einen Monat später im BZ-Pavillon am Bahnhof Friedrichstraße für die Berliner Bevölkerung ausgestellt. Die Meinungen der Besucher zu den Entwürfen, die diese in ein ausliegendes Buch schreiben konnten, bestätigten die Auswahl des Wettbewerbskomitees. Der Entwurf eines Studentenkollektivs der Kunsthochschule Berlin-Weißensee unter Regie von Jörg Streitparth, Siegfried Wagner und Klaus Weißhaupt ging als Sieger aus dem Wettbewerb hervor und wurde in einer überarbeiteten Fassung gebaut. Ursprünglich sollte der Turm einen ovalen Grundriss haben, dies wurde aber aus ökonomischen Gründen auf die heutige rechteckige Form geändert.
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Mangelnde Wartung führte in den 1990er Jahren zu dringendem Sanierungsbedarf. 1996 wurde zwar der Turm selbst mit EU-Fördermitteln (Programm Gemeinschaftsausgaben) für 1 Million DM grundlegend saniert, aber der Gastronomiebereich bleibt durch Feuchtigkeitseinbruch dringend sanierungsbedürftig. Der Zustand des Turms hat sich seit der Sanierung wieder verschlechtert, so dass man 2005 beim Aufstieg zur Aussichtsplattform kleineren Pfützen im Treppenhaus ausweichen muss. Auch die einst installierten Münzfernrohre sucht man vergeblich auf der Aussichtsetage. Der Turm ist während der Öffnungszeiten des Kiosks zwischen 10 und 17 Uhr im Winter bzw. zwischen 10 und 18 Uhr im Sommer geöffnet.
 
Mangelnde Wartung führte in den 1990er Jahren zu dringendem Sanierungsbedarf. 1996 wurde zwar der Turm selbst mit EU-Fördermitteln (Programm Gemeinschaftsausgaben) für 1 Million DM grundlegend saniert, aber der Gastronomiebereich bleibt durch Feuchtigkeitseinbruch dringend sanierungsbedürftig. Der Zustand des Turms hat sich seit der Sanierung wieder verschlechtert, so dass man 2005 beim Aufstieg zur Aussichtsplattform kleineren Pfützen im Treppenhaus ausweichen muss. Auch die einst installierten Münzfernrohre sucht man vergeblich auf der Aussichtsetage. Der Turm ist während der Öffnungszeiten des Kiosks zwischen 10 und 17 Uhr im Winter bzw. zwischen 10 und 18 Uhr im Sommer geöffnet.
  
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===Werdegang seit 1990 und neue Nutzungskonzepte===
  
'''Werdegang seit 1990 und neue Nutzungskonzepte'''
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'''Erster Privatisierungsversuch fehlgeschlagen'''
  
1991 verkaufte die Treuhandanstalt das Gelände an die bcb GmbH, seitdem wurden verschiedene Nutzungskonzepte vorgeschlagen. Von der Müggelturm-Tourismus & Service GmbH wurde 1994 ein Konzept vorgeschlagen, das aber wegen ungeklärter Eigentumsverhältnisse keinen Anklang bei Investoren fand.
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1991 verkaufte die Treuhandanstalt das Gelände an die bcb GmbH, danach wurden verschiedene Nutzungskonzepte vorgeschlagen. Die Müggelturm-Tourismus & Service GmbH hatte 1994 ein Konzept vorgelegt, das wegen damals ungeklärter Eigentumsverhältnisse keinen Anklang bei Investoren fand.[2] Im Jahr 1995 erwarb das Land Berlin das Gelände.[3] Die Verwaltung befand sich bis 2001 in der Hand des Bezirks Köpenick, seitdem kümmert sich der landeseigene Liegenschaftsfonds Berlin um die Immobilie. Seit Mai 1995 steht der 1959 entstandene Gebäudekomplex aus Müggelturm und Gastronomiebereich unter Denkmalschutz.[4] Das Berliner Landesdenkmalamt schrieb dazu: „Der Müggelturm ist eine populäre und weithin sichtbare Landmarke in den Müggelbergen. Er ist ein bekannter Akzent in einem unverwechselbaren Berliner Landschaftsbild.“
  
1995 wurde die Stadt Berlin Eigentümer des Geländes und der Bezirk Köpenick verwaltet es seitdem. Seit Mai 1995 stehen die Gebäude auf dem Kleinen Müggelberg unter Denkmalschutz. Das Berliner Landesdenkmalamt schrieb dazu: „Der Müggelturm ist eine populäre und weithin sichtbare Landmarke in den Müggelbergen. Er ist ein bekannter Akzent in einem unverwechselbaren Berliner Landschaftsbild“. Ein 1996 vom langjährigen Müggelturmpächter Wolfgang Gerber und dem Köpenicker Architekten Ulrich Peickert vorgeschlagener Entwurf, der ein Hotel beinhaltete, wurde abgelehnt, da er dem Flächennutzungsplan widersprach.
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'''Zweiter Privatisierungsversuch zur Umnutzung als Hotel'''
  
Im Jahr 2000 wurde der Flächennutzungsplan geändert, was aber nicht zu einer Einigung mit Investoren führte. Ein Vorschlag aus dem Jahr 2002 wurde vom Berliner Senat abgelehnt, da der Vorschlag des Investors, ein Berliner Finanzkaufmann, für 25 Millionen Euro eine Burganlage mit Hotel mit dem Turm im Mittelpunkt zu errichten, dem Senat zu massiv war.
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Ein 1996 vom langjährigen Müggelturmpächter Wolfgang Gerber und dem Köpenicker Architekten Ulrich Peickert vorgeschlagener Entwurf, der ein Hotel beinhaltete, fand keine Akzeptanz, da er dem Flächennutzungsplan widersprach. Obwohl daraufhin im Jahr 2000 der Flächennutzungsplan geändert wurde, kam es nicht zu einer Einigung mit den Investoren. Den Vorschlag aus dem Jahr 2002 eines Berliner Finanzkaufmann, für 25 Millionen Euro eine Burganlage mit Hotel mit dem Turm im Mittelpunkt zu errichten, lehnte der Berliner Senat ab, da er zu „massiv“ war.
  
Eine erste Ausschreibung des Berliner Liegenschaftsfonds lief von März bis Juni 2003, konnte aber keine tragfähigen Angebote von Investoren hervorbringen. Im Vorfeld der 2003er Ausschreibung beteiligten sich 25 angehende Architekten der TU Cottbus im Rahmen ihrer Diplomarbeiten mit Entwürfen, die die Investoren als Inspiration nutzen konnten. Als Konsequenz aus der gescheiterten Ausschreibung wurden die Bedingungen modifiziert und damit investorenfreundlicher gestaltet, da „die vom Land Berlin erwarteten Planungsanforderungen und die Vorgaben zu den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen die Vermarktung erheblich erschweren“ würden. Unter anderem wurde eingeräumt, den Gastronomiebereich abreißen und neu bauen zu dürfen. Im März 2004 wurde deshalb eine zweite Ausschreibung gestartet, welche eigentlich nur bis August 2004 laufen sollte, aber aufgrund fehlender Teilnahme bis Ende 2004 verlängert wurde.
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Eine erste Ausschreibung des Liegenschaftsfonds Berlin lief von März bis Juni 2003, brachte jedoch keine tragfähigen Angebote von Investoren.[5] Im Vorfeld der 2003er Ausschreibung beteiligten sich 25 angehende Architekten der BTU Cottbus im Rahmen ihrer Diplomarbeiten mit Entwürfen, die die Investoren als Inspiration nutzen konnten. Als Konsequenz aus der gescheiterten Ausschreibung wurden die Bedingungen modifiziert und damit investorenfreundlicher gestaltet, da „die vom Land Berlin erwarteten Planungsanforderungen und die Vorgaben zu den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen die Vermarktung erheblich erschweren“ würden. Unter anderem wäre es damit möglich, den Gastronomiebereich abreißen und neu bauen zu lassen. Eine zweite Ausschreibung startete im März 2004,[6] welche eigentlich nur bis August 2004 laufen sollte, aber aufgrund fehlender Teilnahme bis Ende 2004 verlängert wurde.
  
Aus dieser zweiten Ausschreibung erhielt im Januar 2005 die PM Gewerbe- und Verwaltungs GmbH vom Steuerausschuss des Berliner Liegenschaftsfonds den Zuschlag für ihr Angebot zum Müggelturm-Areal. Die Pläne sahen ein Hotel mit 100 Betten, ein Restaurant, einen Biergarten, drei Kegelbahnen sowie eine Sommertheater-Bühne auf dem 6.143 Quadratmeter großen Areal vor. Die Baukosten wurden auf 10 bis 11 Millionen Euro geschätzt. Zuvor hätte allerdings noch die komplette Wasser-, Strom- und Gasversorgung überprüft und erneuert werden müssen – die Mittel dafür wären von der EU bereitgestellt worden. An den Plänen waren auch wieder der Müggelturmpächter Wolfgang Gerber und der Köpenicker Architekt Ulrich Peickert beteiligt.
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Aus dieser zweiten Ausschreibung erhielt im Januar 2005 die PM Gewerbe- und Verwaltungs GmbH vom Steuerausschuss des Liegenschaftsfonds Berlin den Zuschlag für ihr Angebot zum Müggelturm-Areal. Die Pläne sahen ein Hotel mit 100 Betten, ein Restaurant, einen Biergarten, drei Kegelbahnen sowie eine Sommertheater-Bühne auf dem 6.143 Quadratmeter großen Areal vor. Die Baukosten wurden auf 10–11 Millionen Euro geschätzt. Zuvor hätte allerdings noch die komplette Wasser-, Strom- und Gasversorgung überprüft und erneuert werden müssen – die Mittel dafür wären von der EU bereitgestellt worden. An den Plänen waren auch wieder der Müggelturmpächter Wolfgang Gerber und der Köpenicker Architekt Ulrich Peickert beteiligt.
  
Am 29. Dezember 2005 erklärte allerdings der Chef des Berliner Liegenschaftsfonds, Holger Lippmann, dass die PM Gewerbe- und Verwaltungs GmbH kein Interesse mehr an dem Grundstück habe und die bis 31. Dezember 2005 bestehende Kaufoption nicht wahrnehmen werde. Im Dezember 2007 wurde das Grundstück nunmehr an einen Krefelder Investor veräußert. Bis Mitte 2011 wurden vom neuen Eigentümer weder größere Sanierungsmaßnahmen noch sonstige Investitionen vorgenommen. Der Ende 2010 eingereichte Bauantrag war mangels Vollständigkeit nicht genehmigungsfähig. Im Juni 2011 empfahl die Bezirksverordnetenversammlung Treptow-Köpenick einstimmig die Rückabwicklung des bisherigen Kaufvertrags und eine Neuvergabe des Müggelturmareals.
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Am 29. Dezember 2005 erklärte der Chef des Berliner Liegenschaftsfonds, Holger Lippmann, dass die PM Gewerbe- und Verwaltungs GmbH kein Interesse mehr an dem Grundstück habe und die bis 31. Dezember 2005 bestehende Kaufoption nicht wahrnehmen werde.
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'''Dritter Privatisierungsversuch wieder fehlgeschlagen
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Im Dezember 2007 erwarb der Krefelder Investor und Disko-Betreiber Marc Förste das Grundstück für 25.000 Euro.[7] Der Kaufvertrag war an die Bedingung geknüpft, dass Förste binnen drei Jahren einen Bauantrag vorlegt, ansonsten fiele das Grundstück zurück an das Land Berlin. Die von Marc Förste Ende 2010 eingereichten Unterlagen erwiesen sich jedoch als unvollständig und waren nicht genehmigungsfähig.[8] Außerdem hätten Sanierungsarbeiten zum Erhalt des Gebäudekomplexes begonnen werden müssen. Am 23. Juni 2011 empfahl die Bezirksverordnetenversammlung Treptow-Köpenick dem Bezirk einstimmig die Rückabwicklung des bisherigen Kaufvertrags und eine Neuvergabe des Müggelturmareals.[9] Bei einem Treffen zwischen Investor und Liegenschaftsfonds legte dieser jedoch einen neuen Bauantrag vor und bekräftigte, an dem Bauvorhaben festhalten zu wollen. Der Liegenschaftsfonds sagte daraufhin zu, auf die Rückabwicklung des Grundstücks vorerst verzichten zu wollen.[10] Ein bearbeitungsfähiger Bauantrag kam jedoch nicht zustande. Deshalb erklärte Ende Oktober 2011 der Liegenschaftsfonds Berlin formell den Rücktritt vom Kaufvertrag mit Marc Förste.[11] Zudem veröffentlichte die Presse bei der 50-Jahr-Feier des Turmes am 25. September 2011, dass ein neuer Investor Interesse an dem Gelände zeige.[12] Am 28. Januar 2012 wurde schließlich veröffentlicht, dass der Köpenicker Immobilien- und Projektentwickler Matthias Große einen Kaufvertrag mit dem Liegenschaftsfonds unterzeichnet habe – unter dem Vorbehalt der Rückabwicklung des mit Marc Förste geschlossenen Vertrages.[13] Zu diesem Zweck hatte der Liegenschaftsfonds Berlin Klage eingereicht. Marc Förste erklärte hingegen, Grund für die Verzögerungen seien die strengen Auflagen der Stadt sowie das Mitspracherecht verschiedener Interessengruppen.
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'''Wiederbelebung als Aussichts- und Veranstaltungsort'''
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Anfang Februar 2014 konnte die Akte Förste geschlossen werden. Wie der Liegenschaftsfonds bekanntgab, hatte Förste nach einem verlorenen Prozess die von ihm eingetragene Grundschuld löschen lassen, wodurch das Land Berlin wieder Eigentümer wurde. Damit war der Weg frei für den bereits 2012 mit Matthias Große, Lebenspartner der Eisschnellläuferin Claudia Pechstein, unterzeichneten Vorvertrag. Er ist seit Mai 2014 der bestätigte Eigentümer der Immobilie.[14]
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Der neue Investor, der schon einige Bauaktivitäten in Berlin erfolgreich durchgeführt hat, präsentierte bei einer Party am 1. Mai 2014 mit kostenlosem Zugang zum Gelände seine Pläne. Das Hauptziel formulierte er so: „Es ist höchste Zeit, dass etwas geschieht, ehe alles zusammenfällt. [...] Wir sind im Gespräch mit Firmen, die bei der Sanierung der acht Etagen <des Turmes> helfen und dafür dort werben dürfen.“ Mit mehreren Millionen Euro sollen neben der Turmrenovierung ein deutsch-italienisches Restaurant, ein Imbiss mit Currywurst- und Broilerverkauf, eine Sonnenterrasse mit Pool sowie Räume für größere Feste entstehen. Große plant auch regelmäßige Kulturveranstaltungen auf dem Müggelturmgelände. Termine werden jeweils kurzfristig bekannt gegeben.[15]
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Ende Juli 2014 fand auf dem Müggelturm-Gelände ein Benefiz-Konzert der Gruppe Bell, Book & Candle statt, dessen Erlös komplett der Sanierung des Köpenicker Wahrzeichens zugutekam.[16] Der Investor reichte noch im Jahr 2015 den Bauantrag beim Bezirksamt ein, die Genehmigung wurde nicht kurzfristig erteilt, weil Große noch die öffentliche Fläche auf der Kuppe hinzuerwerben will, sie soll zu einem barrierefreien Zugang umgestaltet werden. Außerdem fehlte zu dieser Zeit der Prüfbericht zum Brandschutz. Bei Vorliegen der Genehmigung sollte dann alles innerhalb eines Jahres fertig werden.[17] Alle Genehmigungen lagen Ende 2015 vor und so konnte die Erneuerung beginnen. Im Frühjahr 2017 öffnete die Baude am Fuß des Turmes. Hier können nun Besucher wieder einen kleinen Imbiss, Kaffee und Kuchen oder Eis erhalten. In den folgenden Monaten soll noch eine größere Gaststätte hinzukommen, in dessen Räumen auch Konzerte geplant sind. Auf der Terrasse plant Große zusätzlich ein Freiluftkino.[18] 
  
  

Version vom 20. April 2018, 22:03 Uhr

Müggelturm
der alte Müggelturm
Ansichtskarte ca. 1960

Der Müggelturm ist ein bekanntes Ausflugsziel im Südosten Berlins in Köpenick. Er steht südlich des Müggelsees in den Müggelbergen auf dem Kleinen Müggelberg in einer Höhe von 88 m ü. NN. Wenn heute vom Müggelturm gesprochen wird, ist in der Regel der heute dort stehende Turm gemeint; es gab aber vor diesem bereits einen anderen Turm, der 1958 abgebrannt ist. Der heutige Turm mit dem verfallenden Restaurant

Man erreicht das Müggelturm-Areal von der ehemaligen Ausflugsgaststätte Marienlust im Süden an der Dahme über einen Weg mit anschließender Treppe und vom Teufelssee im Nordosten über eine zweite Treppe. Vom Müggelheimer Damm führt die Straße zum Müggelturm zum Turm hinauf, die aber für den Autoverkehr nur bis zu einem Parkplatz ein paar hundert Meter vor dem Plateau zugelassen ist.

Geschichte

Der alte Müggelturm

Carl Spindler, der Eigentümer der Köpenicker Wäscherei und Färberei W. Spindler, nach der Spindlersfeld seinen Namen hat, ließ um 1880 auf dem kleinen Müggelberg einen 10 Meter hohen hölzernen Aussichtsturm errichten, der als Spindlerturm bezeichnet wurde. Wegen der geringen Größe konnte man aber nicht in die Ferne schauen und es kamen nur wenige Besucher. 1889 ließ Spindler den Turm im chinesischen Pagodenstil für 40.000 Mark erweitern. Der erweiterte Turm wurde am 1. April 1890 eröffnet und hatte eine Höhe von 27 Meter. Der quadratische Grundriss mit konischer Form mündete von 5 Meter Breite am Boden, über 4,20 Meter oberhalb des Restaurants auf 2,80 Meter Breite an der Aussichtsplattform. Er war ebenfalls aus Holz errichtet und mit Schindeln bedeckt. Sein Baumeister war Max Jacob; erster Gastwirt war Carl Streichhahn. Der vergrößerte Turm mit seinem Restaurant entwickelte sich schnell zu einem beliebten Ausflugsziel und bot auf der Aussichtsplattform einen Panoramablick bis zu 50 km Entfernung über die Wald- und Seenlandschaft der Region bis hin zur Stadtsilhouette von Berlin. Bereits im Eröffnungsjahr 1890 zählte man ca. 52.000 Besucher.

Noch ohne Turm bot sich Theodor Fontane um 1880 von der Höhe der Müggelberge folgendes Bild:

Auf Quadratmeilen hin nur Wasser und Wald. Nichts, was an die Hand der Kultur erinnerte. Nicht Weg, nicht Steg und keine andere Fahrstraße sichtbar, als das verwirrende Flußnetz, das sich durch die scheinbar endlosen Forstreviere zieht. Kein Hüttenrauch steigt auf, keine Herde weidet an den Ufern entlang, und nur eine Fischmöwe schwebt satt und langsam über dem Müggelsee.

1924 erwarb der Baumeister Walter Wichelhaus den Turm und nahm in den folgenden Jahren bauliche Veränderungen auf dem Kleinen Müggelberg vor. Er ließ einige Gebäude errichten, die ein neues Restaurant, eine Küche und eine Wohnung für sich selbst beinhalteten. Bei den Arbeiten zur Ausschachtung für die neuen Nebengebäude stieß man auf vorgeschichtliche Funde. 1926 wurde vor dem Turm eine neue Terrassenanlage mit angrenzendem Saal angelegt, in dem Wichelhaus zusammen mit dem Märkischen Museum eine Sammlung mit dem Titel „Geschichte des Müggellandes und der Müggelberge“ zu vorgeschichtlichen Funden in der Müggellandschaft ausstellte. In der Sammlung erfuhr der Besucher allgemein etwas über die Kultur der Menschen der Stein-, Bronze- und Eisenzeit sowie über die Sprewanen, einem wendischen Stamm, der in der Dahme-Spree-Gegend lebte. Ein bekanntes Exponat der Ausstellung war ein Backenzahn eines Mammuts. Ein weiterer Teil der Ausstellung war ein Nachweis, dass früher auf dem Kleinen Müggelberg eine große Halle stand, die wahrscheinlich den Sprewanen als Kultstätte diente.

1928 legte man die beiden Treppen zum Kleinen Müggelberg hinauf an. Die nordöstliche Treppe vom Teufelssee zählt 111 Stufen, die südliche 374 Stufen. Beide Treppen wurden 1953 erneuert.

1942 wurden die Ausstellungsstücke des Museums in die Gaststätte „Schmetterlingshorst“ ausgelagert. Dort waren sie zusammen mit der weltberühmten Faltersammlung des Gaststättenbesitzers Büttner zu betrachten. Beide Sammlungen gingen in den folgenden Kriegsjahren bei einem Bombenangriff verloren.

Im Jahr 1945, als sich die sowjetische Armee Berlin näherte, wurde der Turm zum militärischen Objekt erklärt und diente als Funkturm zum Zwecke der Nachrichtenübermittlung sowie für die Artillerie als Beobachtungsposten. Wie auch die benachbarte Bismarckwarte auf dem großen Müggelberg sollte der Müggelturm im April 1945 von deutschen Truppen vor der Ankunft der anrückenden Sowjetarmee gesprengt werden. Der Turm-Gastwirt Walter Wichelhaus verhinderte die Sprengung, indem er die Leitungsdrähte der Sprengladung zerschnitt.

Nach dem Krieg wurde wieder eine Gaststätte für Besucher eingerichtet und 1956 übernahm die HO Köpenick den Betrieb des Müggelturmareals. Im Januar 1957 wurde der Müggelturm wegen Baufälligkeit gesperrt und im Februar 1957 beschloss der Berliner Magistrat, dem Turm durch ein neues Fundament und den Einbau einer Stahlfachwerkkonstruktion neue Stabilität zu verleihen. Im Rahmen der Arbeiten sollte auch das Restaurant erweitert werden. Am Nachmittag des 19. Mai 1958 brannte der Turm durch ein Feuer vollständig ab, das vermutlich durch Schweißarbeiten während der Renovierungsarbeiten ausgelöst worden war.

der heutige Turm
Nebengebäude

Der heutige Müggelturm

Noch im gleichen Jahr initiierte die Berliner Zeitung einen Architekturwettbewerb für einen Neubau, bei dem 32 Entwürfe eingingen. Die Entwürfe wurden im August 1958 im Köpenicker Rathaus und einen Monat später im BZ-Pavillon am Bahnhof Friedrichstraße für die Berliner Bevölkerung ausgestellt. Die Meinungen der Besucher zu den Entwürfen, die diese in ein ausliegendes Buch schreiben konnten, bestätigten die Auswahl des Wettbewerbskomitees. Der Entwurf eines Studentenkollektivs der Kunsthochschule Berlin-Weißensee unter Regie von Jörg Streitparth, Siegfried Wagner und Klaus Weißhaupt ging als Sieger aus dem Wettbewerb hervor und wurde in einer überarbeiteten Fassung gebaut. Ursprünglich sollte der Turm einen ovalen Grundriss haben, dies wurde aber aus ökonomischen Gründen auf die heutige rechteckige Form geändert.

Am 6. Oktober 1959 war die Grundsteinlegung, am 20. August 1960 feierte man Richtfest und die Eröffnung fand am 31. Dezember 1961 in der Silvesternacht statt. Die Realisierung des neuen Müggelturms wurde durch das Engagement und die Spendenbereitschaft der Bevölkerung erheblich unterstützt. Im Rahmen des Nationalen Aufbauwerkes spendete die Bevölkerung 130.000 Mark und leistete 3.700 freiwillige Arbeitsstunden.

Der 29,61 Meter hohe, in Stahlbetonskelettbauweise errichtete Turm hat neun Geschosse mit Panoramafenstern und einer Plattform, die über eine Treppe mit 126 Stufen erreichbar ist. Der Gastronomiebereich beinhaltet ein Restaurant, eine Weinstube und Sonnenterrassen. Auch der neue Turm war ein Anziehungspunkt für die Berliner. Jährlich kamen durchschnittlich 240.000 Besucher. Besonders zu Feiertagen wie Pfingsten herrschte dichtes Gedränge im Turm und im Gastronomiebereich.

Entwurflich orientiert sich der Turm mit seinen Nebengebäuden an der Formensprache der Moderne und negiert damit bewusst die eklektizistische Haltung seines Vorgängerbaus. Der Müggelturm mit seinen angrenzenden Gebäuden stellt ein sehr frühes Beispiel moderner Architektur in der bis dahin stark vom Stil des sozialistischen Klassizismus geprägten Nachkriegsarchitektur in der DDR dar.

In einem Blumenfenster des Gastraums befindet sich der historisch für Berlin und das Deutsche Vermessungswesen wichtige Trigonometrische Punkt 1. Ordnung Müggelberg. Hier ist der Fundamentalpunkt des Koordinatennetzes des Berliner Kartenwerks (Soldner-Kataster) definiert mit einem Rechtswert von 40.000 und einem Hochwert von 10.000. Der Stein erinnert auch an den in Müggelheim geborenen Johann Jacob Baeyer (1794–1885). Baeyer gilt als Begründer der einheitlichen europäischen Gradmessung. Er nutzte den Höhenzug der Müggelberge neben Vermessungen der Stadt Berlin auch für Höhenmessungen der näheren Umgebung: unter anderem bestimmte er die Höhe der Köpenicker St.-Laurentius-Stadtkirche und der Gosener Berge. Da der Stein sowie seine spezielle Lage als Vermessungspunkt geschützt ist, darf er bei Umbauarbeiten nicht ohne Zustimmung der Berliner Senatsverwaltung für Stadtentwicklung bewegt werden.

Mangelnde Wartung führte in den 1990er Jahren zu dringendem Sanierungsbedarf. 1996 wurde zwar der Turm selbst mit EU-Fördermitteln (Programm Gemeinschaftsausgaben) für 1 Million DM grundlegend saniert, aber der Gastronomiebereich bleibt durch Feuchtigkeitseinbruch dringend sanierungsbedürftig. Der Zustand des Turms hat sich seit der Sanierung wieder verschlechtert, so dass man 2005 beim Aufstieg zur Aussichtsplattform kleineren Pfützen im Treppenhaus ausweichen muss. Auch die einst installierten Münzfernrohre sucht man vergeblich auf der Aussichtsetage. Der Turm ist während der Öffnungszeiten des Kiosks zwischen 10 und 17 Uhr im Winter bzw. zwischen 10 und 18 Uhr im Sommer geöffnet.

Werdegang seit 1990 und neue Nutzungskonzepte

Erster Privatisierungsversuch fehlgeschlagen

1991 verkaufte die Treuhandanstalt das Gelände an die bcb GmbH, danach wurden verschiedene Nutzungskonzepte vorgeschlagen. Die Müggelturm-Tourismus & Service GmbH hatte 1994 ein Konzept vorgelegt, das wegen damals ungeklärter Eigentumsverhältnisse keinen Anklang bei Investoren fand.[2] Im Jahr 1995 erwarb das Land Berlin das Gelände.[3] Die Verwaltung befand sich bis 2001 in der Hand des Bezirks Köpenick, seitdem kümmert sich der landeseigene Liegenschaftsfonds Berlin um die Immobilie. Seit Mai 1995 steht der 1959 entstandene Gebäudekomplex aus Müggelturm und Gastronomiebereich unter Denkmalschutz.[4] Das Berliner Landesdenkmalamt schrieb dazu: „Der Müggelturm ist eine populäre und weithin sichtbare Landmarke in den Müggelbergen. Er ist ein bekannter Akzent in einem unverwechselbaren Berliner Landschaftsbild.“

Zweiter Privatisierungsversuch zur Umnutzung als Hotel

Ein 1996 vom langjährigen Müggelturmpächter Wolfgang Gerber und dem Köpenicker Architekten Ulrich Peickert vorgeschlagener Entwurf, der ein Hotel beinhaltete, fand keine Akzeptanz, da er dem Flächennutzungsplan widersprach. Obwohl daraufhin im Jahr 2000 der Flächennutzungsplan geändert wurde, kam es nicht zu einer Einigung mit den Investoren. Den Vorschlag aus dem Jahr 2002 eines Berliner Finanzkaufmann, für 25 Millionen Euro eine Burganlage mit Hotel mit dem Turm im Mittelpunkt zu errichten, lehnte der Berliner Senat ab, da er zu „massiv“ war.

Eine erste Ausschreibung des Liegenschaftsfonds Berlin lief von März bis Juni 2003, brachte jedoch keine tragfähigen Angebote von Investoren.[5] Im Vorfeld der 2003er Ausschreibung beteiligten sich 25 angehende Architekten der BTU Cottbus im Rahmen ihrer Diplomarbeiten mit Entwürfen, die die Investoren als Inspiration nutzen konnten. Als Konsequenz aus der gescheiterten Ausschreibung wurden die Bedingungen modifiziert und damit investorenfreundlicher gestaltet, da „die vom Land Berlin erwarteten Planungsanforderungen und die Vorgaben zu den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen die Vermarktung erheblich erschweren“ würden. Unter anderem wäre es damit möglich, den Gastronomiebereich abreißen und neu bauen zu lassen. Eine zweite Ausschreibung startete im März 2004,[6] welche eigentlich nur bis August 2004 laufen sollte, aber aufgrund fehlender Teilnahme bis Ende 2004 verlängert wurde.

Aus dieser zweiten Ausschreibung erhielt im Januar 2005 die PM Gewerbe- und Verwaltungs GmbH vom Steuerausschuss des Liegenschaftsfonds Berlin den Zuschlag für ihr Angebot zum Müggelturm-Areal. Die Pläne sahen ein Hotel mit 100 Betten, ein Restaurant, einen Biergarten, drei Kegelbahnen sowie eine Sommertheater-Bühne auf dem 6.143 Quadratmeter großen Areal vor. Die Baukosten wurden auf 10–11 Millionen Euro geschätzt. Zuvor hätte allerdings noch die komplette Wasser-, Strom- und Gasversorgung überprüft und erneuert werden müssen – die Mittel dafür wären von der EU bereitgestellt worden. An den Plänen waren auch wieder der Müggelturmpächter Wolfgang Gerber und der Köpenicker Architekt Ulrich Peickert beteiligt.

Am 29. Dezember 2005 erklärte der Chef des Berliner Liegenschaftsfonds, Holger Lippmann, dass die PM Gewerbe- und Verwaltungs GmbH kein Interesse mehr an dem Grundstück habe und die bis 31. Dezember 2005 bestehende Kaufoption nicht wahrnehmen werde.

Dritter Privatisierungsversuch wieder fehlgeschlagen Im Dezember 2007 erwarb der Krefelder Investor und Disko-Betreiber Marc Förste das Grundstück für 25.000 Euro.[7] Der Kaufvertrag war an die Bedingung geknüpft, dass Förste binnen drei Jahren einen Bauantrag vorlegt, ansonsten fiele das Grundstück zurück an das Land Berlin. Die von Marc Förste Ende 2010 eingereichten Unterlagen erwiesen sich jedoch als unvollständig und waren nicht genehmigungsfähig.[8] Außerdem hätten Sanierungsarbeiten zum Erhalt des Gebäudekomplexes begonnen werden müssen. Am 23. Juni 2011 empfahl die Bezirksverordnetenversammlung Treptow-Köpenick dem Bezirk einstimmig die Rückabwicklung des bisherigen Kaufvertrags und eine Neuvergabe des Müggelturmareals.[9] Bei einem Treffen zwischen Investor und Liegenschaftsfonds legte dieser jedoch einen neuen Bauantrag vor und bekräftigte, an dem Bauvorhaben festhalten zu wollen. Der Liegenschaftsfonds sagte daraufhin zu, auf die Rückabwicklung des Grundstücks vorerst verzichten zu wollen.[10] Ein bearbeitungsfähiger Bauantrag kam jedoch nicht zustande. Deshalb erklärte Ende Oktober 2011 der Liegenschaftsfonds Berlin formell den Rücktritt vom Kaufvertrag mit Marc Förste.[11] Zudem veröffentlichte die Presse bei der 50-Jahr-Feier des Turmes am 25. September 2011, dass ein neuer Investor Interesse an dem Gelände zeige.[12] Am 28. Januar 2012 wurde schließlich veröffentlicht, dass der Köpenicker Immobilien- und Projektentwickler Matthias Große einen Kaufvertrag mit dem Liegenschaftsfonds unterzeichnet habe – unter dem Vorbehalt der Rückabwicklung des mit Marc Förste geschlossenen Vertrages.[13] Zu diesem Zweck hatte der Liegenschaftsfonds Berlin Klage eingereicht. Marc Förste erklärte hingegen, Grund für die Verzögerungen seien die strengen Auflagen der Stadt sowie das Mitspracherecht verschiedener Interessengruppen.

Wiederbelebung als Aussichts- und Veranstaltungsort

Anfang Februar 2014 konnte die Akte Förste geschlossen werden. Wie der Liegenschaftsfonds bekanntgab, hatte Förste nach einem verlorenen Prozess die von ihm eingetragene Grundschuld löschen lassen, wodurch das Land Berlin wieder Eigentümer wurde. Damit war der Weg frei für den bereits 2012 mit Matthias Große, Lebenspartner der Eisschnellläuferin Claudia Pechstein, unterzeichneten Vorvertrag. Er ist seit Mai 2014 der bestätigte Eigentümer der Immobilie.[14]

Der neue Investor, der schon einige Bauaktivitäten in Berlin erfolgreich durchgeführt hat, präsentierte bei einer Party am 1. Mai 2014 mit kostenlosem Zugang zum Gelände seine Pläne. Das Hauptziel formulierte er so: „Es ist höchste Zeit, dass etwas geschieht, ehe alles zusammenfällt. [...] Wir sind im Gespräch mit Firmen, die bei der Sanierung der acht Etagen <des Turmes> helfen und dafür dort werben dürfen.“ Mit mehreren Millionen Euro sollen neben der Turmrenovierung ein deutsch-italienisches Restaurant, ein Imbiss mit Currywurst- und Broilerverkauf, eine Sonnenterrasse mit Pool sowie Räume für größere Feste entstehen. Große plant auch regelmäßige Kulturveranstaltungen auf dem Müggelturmgelände. Termine werden jeweils kurzfristig bekannt gegeben.[15]

Ende Juli 2014 fand auf dem Müggelturm-Gelände ein Benefiz-Konzert der Gruppe Bell, Book & Candle statt, dessen Erlös komplett der Sanierung des Köpenicker Wahrzeichens zugutekam.[16] Der Investor reichte noch im Jahr 2015 den Bauantrag beim Bezirksamt ein, die Genehmigung wurde nicht kurzfristig erteilt, weil Große noch die öffentliche Fläche auf der Kuppe hinzuerwerben will, sie soll zu einem barrierefreien Zugang umgestaltet werden. Außerdem fehlte zu dieser Zeit der Prüfbericht zum Brandschutz. Bei Vorliegen der Genehmigung sollte dann alles innerhalb eines Jahres fertig werden.[17] Alle Genehmigungen lagen Ende 2015 vor und so konnte die Erneuerung beginnen. Im Frühjahr 2017 öffnete die Baude am Fuß des Turmes. Hier können nun Besucher wieder einen kleinen Imbiss, Kaffee und Kuchen oder Eis erhalten. In den folgenden Monaten soll noch eine größere Gaststätte hinzukommen, in dessen Räumen auch Konzerte geplant sind. Auf der Terrasse plant Große zusätzlich ein Freiluftkino.[18]



Text: Wikipedia

1. Bild: Wikipedia/Andreas Steinhoff

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