Malchin

Aus veikkos-archiv
Wechseln zu: Navigation, Suche

Malchin ist eine Kleinstadt in Mecklenburg-Vorpommern im Nordwesten des Landkreises Mecklenburgische Seenplatte. Sie gehört historisch zum Landesteil Mecklenburg.

Stadtführer

Die Karte wird geladen …

(c) Karte: CC-BY-SA OpenStreetMap.org contributors

Reklamemarken und Siegelmarken

Verzeichnis der sortierten Reklamemarken und Siegelmarken mit einem Bezug zu Malchin.

Friedrich-Franz-Eisenbahn

Sonstige

Geschichte

Name

Die slawische Fischersiedlung könnte einst den altpolabischen Namen Malochyni (abgeleitet von Maloch = klein) getragen haben. 1215 hieß der Ort Malekin, dann ab 1247 Malechin oder daneben auch Malchyn und 1257 bereits auch Malchin.

Mittelalter

1215 wurde das Dorf Malekin urkundlich erwähnt. Ab 1220 wurde durch Nikolaus von Werle die Stadt planmäßig mit rasterförmigem Straßennetz angelegt. Im Mittelpunkt des Rasters befanden sich der Markt und die Kirche. Das Stadtrecht (civitas) wurde Malchin am 7. April 1236 durch Fürst Nikolaus I. verliehen. In der Gründungsurkunde heißt es, dass die Stadt „in der reichsten und schönsten Gegend des Landes an der Peene gelegen“ sei. Von der Stadtbefestigung aus dieser Zeit stehen nur noch das Kalensche Vortor und das Vortor des Steintores sowie Mauerreste und der Fangelturm, ein hoher, rechteckiger Wehrturm.

Die Stadtkirche St. Maria und St. Johannes entstand um diese Zeit als spätromanischer Erstbau. 1397 wurde durch den großen Stadtbrand die Stadt mit der Kirche eingeäschert. Eine neue dreischiffige gotische Backsteinkirche als Basilika entstand.

Malchin wurde Landstadt in Mecklenburg und war als solche eine der Städte im Wendischen Kreis, die bis 1918 auf mecklenburgischen Landtagen der 1523 vereinten Landstände vertreten waren. Jahrhundertelang lag die Stadt an der Grenze des Herzogtums Mecklenburg-Schwerin zu Pommern.

17. bis 19. Jahrhundert

Nach dem Neubrandenburger Hausvertrag gehörte die Stadt zu den unter der gemeinschaftlichen Regierung verbliebenen Städten. Im Zuge der Zweiten Mecklenburgischen Hauptlandesteilung nach dem Fahrenholzer Teilungsvertrag von 1621 kam Malchin zum (Teil-) Herzogtum Mecklenburg-Güstrow.

1639 lagerten während des Dreißigjährigen Krieges die kaiserlichen, kursächsischen und kurbrandenburgischen Heerhaufen mit ca. 80.000 Mann in und bei Malchin. Sechzehnmal wurde die Stadt geplündert. Hunger, Pest, Verwüstung, Raub und Totschlag und somit unvorstellbare Not waren die Folge.

Nach dem Hamburger Vergleich, nach Aussterben der Güstrower Linie und nachfolgenden langjährigen Verhandlungen, wurde Malchin dem Landesteil Mecklenburg-Schwerin zugeordnet.

In zahlreichen Kriegen wurde die Stadt in Mitleidenschaft gezogen, so etwa im Nordischen Krieg, der von 1700 bis 1721 währte, als 1713 dänische und russische Truppen die Stadt umlagerten. Im Siebenjährigen Krieg wurde die Stadt am Neujahrstag 1762 vom heute Bataillenberg genannten Hügel durch die Preußen beschossen, um die Schweden zu vertreiben. Während der Franzosenzeit zogen am 2. November 1806 15.000 Mann der französischen Truppen mit Marschall Joachim Murat in die Stadt; auch sie plünderten.

1838 baute man eine neue Mühlenbrücke über die Ostpeene vor dem damaligen Mühlentor. 1833 entstand ein Stadtkrankenhaus auf dem Strietfeld (altes Hospital) mit einer Erweiterung von 1859. 1842 wurde das Rathaus neu am alten Standort errichtet; es wurde 1900 völlig umgestaltet.

Landtage in Malchin und Sternberg

Schon seit der Landesteilung Mecklenburgs von 1621 (Güstrower Reversalen und Erbvertrag) in die beiden Herzogtümer Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Güstrow tagte der Landtag des mecklenburgischen Ständestaats nach 1628 bis 1916 abwechselnd in Sternberg – also im Mecklenburgischen, und in Malchin – also im Wendischen Kreis.

Durch den so genannten Hamburger Vergleich vom 8. März 1701 wurde Mecklenburg in zwei beschränkt autonome (Teil-) Herzogtümer geteilt, ab 1815 (Teil-) Großherzogtümer – Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz –, die einen gemeinsamen Staat bildeten, seit 1755 dieselbe Verfassung hatten und – wie schon zuvor – einem gemeinsamen Landtag unterstanden. Diese landständische Verfassung in Mecklenburg galt bis 1918.

Die Versammlung der Stände waren

einerseits Land-, Konvokations- und Deputationstage, die der Landesherr – der Herzog – einberief,

andererseits Landeskonvente bzw. ritterschaftliche oder städtische Konvente, die von den Ständen selbst einberufen wurden.

Der jährlich im Herbst einberufene Landtag war das wichtigste Gremium des Landes. Selten fanden darüber hinaus außerordentliche Landtage statt und ebenso selten an anderen Orten (u. a. Schwerin). Die Landtage tagten in den jeweiligen Rathäusern von Sternberg und Malchin.

Gründerzeit

In der Gründerzeit entstanden viele Einrichtungen in Malchin. 1860 gründete Carl Julius Voss eine Wollfärberei in der Mühlenstraße. Die Firma hatte 1900 20 bis 30 Mitarbeiter. 1862 wurde der Hafen eingeweiht. Eine Dampfschifffahrtslinie Stettin – Demmin – Malchin wurde betrieben.

1864 entstand die Eisenbahnlinie Güstrow–Malchin–Neubrandenburg. 1864 wurde der Bahnhof Malchin mit seiner – so schrieb man – schönen Empfangshalle eingeweiht. Von 1864 bis 1870 war Malchin Sitz der Verwaltung für die Großherzogliche-Friedrich-Franz-Eisenbahn. Diese befand sich in einem bahnhofsnahen, repräsentativen Gebäude, das ab 1921 das Finanzamt nutzte. Das Bahnhofshotel entwickelte sich seit etwa 1880 aus einer vorhandenen Kegelbahn.

1868 wurde das Innentor und 1872 das Vortor des gotischen Wargentiner Tores von 1331 aus Backstein abgerissen. 1879 entstand das Großherzogliche Amtsgerichts-Gebäude. Das Stadtgericht tagte zuvor im Rathaus. 1881 wurde die Stadtmühle an der Peene gebaut. 1882 gründete sich „die Fabrik“, eine Zuckerfabrik in der Fabrikstraße. 1886 wurde das Kaiserliche Postamt an der Poststraße neben dem Kalenschen Tor eingeweiht. An der Peene und der alten Stadtmauer entstand ab 1890 die Brunswig-Promenade, die nach dem Kommerzienrat Brunswig benannt wurde. Das neue Stadtkrankenhaus an der Basedower Straße nahm 1893 seinen Betrieb auf. Ab 1898 entstand das Fenster- und Blechwarenwerk von Carl Reincke, ein Betrieb, der 1937 etwa 70 Mitarbeiter beschäftigte, seine Standorte in der Poststraße 6, bald darauf in der Halbtonnenstraße 7 und ab 1910 in der Wiesenstraße 6 hatte und erst 1994 aufgegeben wurde.

1902 wurden der Wasserturm und die Maschinenhäuser vor dem Steintor gebaut, und 1903 konnte die zentrale Wasserversorgung in Betrieb gehen. Daneben wurde auch die Straßenkanalisation ausgebaut.

Jüdische Gemeinde

Die ersten nachweisbaren Schutzjuden der Stadt waren Joseph Joseph und Jacob Benjamin, die ihren Schutzbrief am 8. Mai 1749 erhielten. 1764 besaß die kleine jüdische Gemeinde ein Gebäude nur für Gottesdienste in der Judenstraße, der heutigen Strelitzer Straße, wo 1837 ein neues Gebäude errichtet wurde, das einige Meter von der Straße zurückgesetzt war. Laut einer Malchiner Chronik zierte es ein kleines Türmchen. Der jüdische Friedhof von Malchin wurde vermutlich erst im 19. Jahrhundert angelegt. Bereits ab 1841 ist ein offizieller Gemeindevorsteher überliefert, in diesem Fall Matthias Marcus, der berühmte Nachfahren hatte, besonders Siegfried Marcus, später den Karikaturisten Otto Marcus (1863–1952).[4] Anders als in den meisten Mecklenburger Landgemeinden begann in Malchin die Gemeinde durch Abwanderung und Emigration bereits ab Mitte der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu schrumpfen. Die meisten Mitglieder hatte Malchin um 1824 mit insgesamt 124 jüdischen Einwohnern, deren Zahl schon um 1835 auf etwa 100 sank. Mit Beginn des 20. Jahrhunderts gab es hier nur noch etwa 20 jüdische Einwohner. Trotz des Verkaufs der Synagoge 1923 stand die Gemeinde vor dem Ruin, woraufhin die Gemeinde 1925 aufgelöst wurde. Von 1933 bis 1938 lebte hier noch ein Maler Emil Fischer, der dann in sog. Schutzhaft genommen wurde.[5]

20. Jahrhundert

1926 wurden die beiden Ämter Stavenhagen und Dargun zum Amt Malchin zusammengelegt, in dem ab 1931 die NSDAP den stellvertretenden Amtshauptmann Engell stellte, der später Ministerpräsident wurde. Ab 1933 gab es den Kreis Malchin. Das Landratsamtsgebäude wurde im Bauhausstil von dem Architekten Nicolai aus Rostock geplant und ab 1929 genutzt. In der Stadt Malchin gab es eine stabile Mehrheit für die NSDAP bereits vor 1933.[6] Für die KPD wirkte im nahen Gielow Bernhardt Quandt, der spätere SED-Ministerpräsident von Mecklenburg. Am 2. Februar 1933 sprach er gegen die Machtübernahme an die NSDAP.

Während des Zweiten Weltkriegs mussten hunderte Kriegsgefangene sowie Frauen und Männer aus den von Deutschland besetzten Ländern in Malchin und Umgebung Zwangsarbeit verrichten, wobei viele starben. Nach dem Einmarsch der Roten Armee am 30. April 1945 wurden etwa 3⁄4 des alten Häuserbestandes der Innenstadt durch Brandstiftung zerstört, etwa 500 Menschen starben durch Suizid.[7][8]

Vor 1953 war in Malchin die Junge Gemeinde sehr aktiv zum Missfallen der SED: „Vor allem Jugendliche nahmen in der Kirchgemeinde Malchin an den Veranstaltungen zur Friedensdekade Anteil. Die Junge Gemeinde veranstaltete unter anderem einen Abend zum Thema ‚Friedliche Konfliktlösung‘. .. An den siebzehn Andachten der Friedensdekade nahmen täglich etwa fünfzehn bis zwanzig, meist junge Christen teil.“[9]

Malchin war zwischen 1952 und 1994 Kreisstadt des gleichnamigen Kreises, der bis 1990 zum DDR-Bezirk Neubrandenburg gehörte. Am 5. Dezember 1989 forderten nach einem Friedensgebet 500 Personen vor dem Kreisamt des MfS die Übergabe des Gebäudes.[10]

Malchin wurde 1994 dem vergrößerten Landkreis Demmin zugeordnet. 2005 verlor die Stadt ihre Amtsfreiheit und ist seitdem Sitz des Amtes Malchin am Kummerower See und in diesem Amt geschäftsführende Gemeinde. Seit der Kreisgebietsreform im Jahr 2011 liegt Malchin im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte.

Innenstadt und Rathaus wurden im Rahmen der Städtebauförderung seit 1991 grundlegend saniert. Gegenüber vom Markt entstand auf der Grundlage eines städtebaulichen Wettbewerbs eine neue Bebauung mit Läden, Büros und Wohnungen.


Text: Wikipedia

Liste der Autoren

Der Text ist unter der Lizenz „Creative Commons Attribution/Share Alike“ verfügbar; zusätzliche Bedingungen können anwendbar sein. Einzelheiten sind in den Nutzungsbedingungen von Wikipedia beschrieben.