Meyer-Optik Görlitz

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Reklamemarke Satz der Optischen Anstalt

Meyer-Optik war die Markenbezeichnung eines früheren optischen Unternehmens aus Görlitz. Meyer-Optik war vor dem Zweiten Weltkrieg als auch später als VEB Feinoptisches Werk Görlitz und als Teil des Kombinat VEB Pentacon Dresden ein bedeutender Hersteller von Kameraobjektiven.


Geschichte

Gründungsjahre (1896-1919)

Der Optiker Hugo Meyer (* 21. Mai 1863, † 1. März 1905) gründete am 1. April 1896 zusammen mit dem Kaufmann Heinrich Schätze die Optisch-Mechanische Industrie-Anstalt Hugo Meyer & Co. (Gesellschaftsregister des königlichen Amtsgerichtes zu Görlitz Nummer 477). Ihre Werkstatt richteten sie in der Löbauer Str. 7 ein - einem Gebäude, in dem mehrere Görlitzer Kamerahersteller ansässig waren.

Ein früher Erfolg war das von Meyer 1900 patentierte Aristostigmat-Objektiv bzw. die darauf aufbauenden Satz-Objektive. 1901 mussten größere Räume bezogen werden. 1904 wurde ein „Atelier-Schnellarbeiter“ auf den Markt gebracht. Meyer leitete das Unternehmen bis zu seinem Tod 1905. Seine Witwe Elise Meyer und seine Söhne führten die Firma weiter. Es folgten ein sechslinsiger verkitteter Anastigmat (1908), und 1911 der Weitwinkel-Aristostigmat. Im gleichen Jahr wurde die Optische Anstalt Schulze und Billerbeck erworben, die die damals bekannten Euryoplan-Objektive und Objektivsätze herstellte. Ab 1918 wurden auch Projektionsobjektive hergestellt.


Weg zum Anbieter von System-Objektiven (1920-1945)

Eine wichtige geschäftliche Entscheidung fiel 1920, als sich das Unternehmen für eine Zusammenarbeit mit Paul Rudolph entschied. Rudolph trug im ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhundert zur Entwicklung einiger der wichtigsten Objektive (Protar, Planar, Tessar) von Zeiss bei. Rudolph stellte Meyer sein Patent für die Plasmat-Objektive zur Verfügung, zu denen das damals lichtstärkste Objektiv der Welt gehörte. Auch wurde ein Plasmat-Satzobjektiv angeboten.

Im wirtschaftlich schwierigen Jahr 1923 wurde ein neues Werk bezogen. Meyer etablierte sich zunehmend als Erstausrüster wichtiger Kameraunternehmen, unter anderem für die Ihagee Exakta. Meyer bot in den 1930er Jahren ein sehr umfassendes Sortiment an hochwertigen Wechselobjektiven an. Im Vergleich mit den entsprechenden Zeiss-Objektiven wurden diese Objektive in der Regel etwas günstiger angeboten. Das Sortiment reichte vom 40 mm-Weitwinkel-Objektiv (Doppel-Anastigmat), über die lichtstarken Primoplan-Objektive (58-75 mm) bis zum 250 mm-Telemegor.

1936 wurde der Name des Unternehmens in "Optische und Feinmechanische Werke Hugo Meyer & Co." geändert. Es wurden damals etwa 100.000 Kameraobjektive pro Jahr produziert. 1942 stellte Meyer-Optik die zivile Produktion kriegsbedingt ein. Schwerpunkt der Rüstungsproduktion waren optische Komponenten für Zielfernrohre. Die Produktion war in den letzten Kriegsjahren nach Grünhainichen im Erzgebirge ausgelagert. Noch 1945 wurde die Produktion zurückverlegt. Zunächst wurden aber Produkte wie Lupen oder Türbeschläge zur Deckung des unmittelbaren Bedarfs hergestellt.


VEB Optisch-Feinmechanische Werke Görlitz

Durch den Volksentscheid in Sachsen am 30. Juni 1946 wurde das Unternehmen als Teil der sächsischen Rüstungsindustrie enteignet. Es unterstand ab dem 1. Juli 1946 der Industrieverwaltung landeseigene Betriebe in Sachsen und führte unter treuhänderischer Verwaltung den Namen VEB Optisch-Feinmechanische Werke Görlitz. Die Betriebsanlagen wurden komplett demontiert. Trotzdem konnte 1946 ein Umsatz von 225.000 Reichsmark erreicht werden.

Als erster Schritt zur Einführung der zentralen Planwirtschaft wurde das Unternehmen der VVB Feinmechanik und Optik zugeordnet. 1948 bestätigte die oberste Sowjetische Militäradministration in Deutschland die Enteignung, die damit rechtskräftig wurde. Am 1. Oktober 1948 erfolgte die Umbenennung in VEB Feinoptisches Werk Görlitz. 1951 wurde das Primar-Kamera-Werk (zuvor Fa. Curt Bentzin) und 1954 der unter kommunaler Verwaltung stehende VEB Schiethering eingegliedert.

Der Vorkriegs-Doppel-Anastigmat wurde 1949 zum Helioplan 1:4,5/40 weiterentwickelt. Der Betrieb eröffnete 1952 einen Betriebskindergarten. Im gleichen Jahr wurde die Antireflexbeschichtung mit Magnesiumfluorid eingeführt. Hauptsächlich produziert wurden einfache Trioplan-Triplets, meist für Sucherkameras der Dresdner Kamerahersteller Welta, Balda, Beier und Altissa. Zunehmend entstand auch Bedarf für Exakta Varex-, Contax- und Praktica-Kameras mit M42-Objektivgewinde. Das Programm an Wechselobjektiven bestand für diese Kameras aus dem Trioplan 1:2,8/100, dem auf dem Plasmat beruhenden Primoplan 1:1,9/58 und dem langbrennweitigen Telemegor in den Varianten 1:5,5/180 und 1:5,5/400. Viele Objektive von Meyer-Optik wurden regelmäßig mit dem höchsten Qualitätsprädikaten für DDR-Produkte ausgezeichnet. In den Jahren 1960/61 kam es zu einem Umbruch in den bisherigen Modellreihen, der durch markenrechtliche Probleme sowie die Entwicklung mehrerer neuer Produkte ausgelöst wurde.

In gewissem Umfang blieb Meyer-Optik technologisch innovativ. So wurde 1956 erfolgreich ein deutsches Patent für eine Entfernungs-Schnelleinstellung für fotografische Objektive (Nummer 1089258), 1961 für ein fünf-linsiges Teleobjektiv (Nummer 1251971) und 1964 für ein befriedigend korrigiertes Objektiv aus vier Kunststofflinsen (Nummer 12524843) eingereicht.


Teil der Kombinate VEB Pentacon und VEB Carl Zeiss

Der VEB Feinoptisches Werk Görlitz wurde zusammen mit dem Pentacon-Stammbetrieb in Dresden und dem Ihagee Kamerawerk AG i. V. 1968 in das Kombinat VEB PENTACON Dresden eingegliedert. Die Objektive trugen bis 1971 den Aufdruck "Meyer-Optik". Das Kombinat VEB Carl Zeiss Jena übernahm 1985 mit Pentacon auch die ehemaligen Meyer-Betriebsstätten. In dieser Konstruktion existierte ein industrieller Kern von Meyer bis 1990.

Im Rahmen der wirtschaftlilchen Zentralisierung verlor Meyer nach und nach Teile der technologischen Kompetenz. Es wurden zwar weiter hochwertige, aber zunehmend nur noch wenig innovative Standardobjektive hergestellt. Insbesondere wurden Produkte eingestellt, die in direkter Konkurrenz zu Alternativen aus dem Haus Carl Zeiss standen. Die für die Herstellung von Zoomobjektiven erforderlichen Präzisions-Werkzeugmaschinen konnten bis 1989 weder aus COMECON-Staaten bezogen noch im westlichen Ausland beschafft werden.


Neuanfang und Ende von Meyer-Optik (1990–1991)

Im April 1990 wurde die Herauslösung des Görlitzer Werkes aus dem Jenaer Zeiss-Kombinat und die Umwandlung in eine GmbH beschlossen. Die Umwandlung erfolgte am 1. Juli 1990. Die neu entstandene Feinoptisches Werk Görlitz GmbH lieferte wieder mit MEYER-OPTIK und Made in Germany beschriftete Objektive aus. Ein Beispiel ist das Meyer-Optik 1:2,8/135 mm Objektiv mit M42 oder Praktica B-Anschluss.

Es konnte jedoch insgesamt in der kurzen, dem Unternehmen gegebenen Zeit keine konkurrenzfähige Produktion aufgebaut werden. Am 3. Oktober 1990 und damit unmittelbar vor der Photokina gab die Treuhandanstalt das Ende der neu erstandenen Meyer-Optik zum 30. Juni 1991 bekannt.



Text: Wikipedia

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