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Die vormalige Stadt Mylau ist seit dem 1. Januar 2016 ein Ortsteil der Großen Kreisstadt Reichenbach in Sachsen.

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Geschichte

Zu Beginn des 12. Jahrhunderts bezeichnete der Name „milin“ ein nordvogtländisches Herrschaftsgebiet. Die auf einem Bergsporn errichtete Burg Mylau wurde wahrscheinlich um 1180 im Zuge der deutschen Ostkolonisation unter Kaiser Barbarossa als Herrschaftssitz im Tal der Göltzsch errichtet. Sie sicherte die vorwiegend von fränkischen Siedlern getragene Erschließung des bisher von Slawen dünn besiedelten Umlandes. Die auf der Burg sitzenden Herren von Milin wurden erstmals 1214 genannt. Um 1271 bezeichnete „Milin“ den Bachlauf des Milinbachs (heute als Raumbach bekannt) und um 1323 den Castrum (Burg) genannten Mittelpunkt der Herrschaft Mylau. Im 15. Jahrhundert wird der Name auch für das 1431 bezeugte Dorf Obermylau und 1454 für das Städtchen (Nieder-)Mylau am Fuße der Burg genutzt. Kaiser Karl IV. erzwang 1367 im Ergebnis des Vogtländischen Krieges den Verkauf der Burg an die böhmische Krone. Bei einem Besuch der Burg verlieh er der darunter liegenden, im 13. Jahrhundert entstandenen, Siedlung Mylau ebenfalls 1367 das Stadtrecht. Auf der Burg richtete er ein königlich-böhmisches Amt ein, zu dem neben Mylau noch die Städte Reichenbach, Netzschkau und Lengenfeld samt umliegender Dörfer gehörten. Im Jahr 1422 verpfändete Karls Sohn Sigismund die Burg Mylau als Dank für die in den Hussitenkriegen geleisteten Dienste an die Kurfürsten von Sachsen. 1482 gelangte die Herrschaft Mylau im Vertrag zu Brüx an Kursachsen.[1] Mit Ausnahme der Jahre zwischen 1547 und 1569 (burggräfliches Vogtland) blieb die Burg Mylau bei Sachsen.

Die Grundherrschaft über die kleine Stadt Mylau lag bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts beim Rittergut Mylau,[2] zu dem auch das Vorwerk Obermylau gehörte.[3] Nachdem Carol Bose im Jahr 1636 die Patrimonialgerichtsbarkeit über Mylau erhalten hatte, entwickelte sich der bis dahin unbedeutende Ort zu einem Weberstädtchen. Die Stadt wuchs von 24 Häusern im Jahr 1650 auf 92 im Jahr 1699 und 163 im Jahr 1748. Seit 1654 bestand eine Weberinnung im Ort. Die Ansiedlung von Handwebereien waren im 19. Jahrhundert die Voraussetzung für die nicht unerhebliche Entwicklung der Textilindustrie. Im Jahr 1849 hatte Mylau mit 72 % der Bevölkerung den höchsten Anteil an Handwebern bezüglich der Gesamtbevölkerung von allen Städten im Vogtland. Nachdem die Burg Mylau im Jahr 1772 als Adelssitz aufgegeben worden war, gelangte sie in bürgerlichen Besitz. Von 1808 bis 1828 betrieb dort der Spinnereibesitzer Christian Gotthelf Brückner die erste Fabrik des nördlichen Vogtlandes. Nach jahrelangem Leerstand fand die Kattun- und Wolldruckerei Baust von 1868 bis 1894 ihr Domizil in der Burg, wozu sie mehrmals umgebaut wurde. Die Aufstellung des ersten mechanischen Webstuhls im Jahr 1863 bedeutete einen enormen Aufschwung der Mylauer Textilindustrie. Im Jahr 1889 waren in der Stadt 1734 Webstühle in Betrieb.

Mylau gehörte wie Obermylau ursprünglich zur Herrschaft Mylau, die im 16. Jahrhundert an das kursächsische Amt Plauen kam. Die Stadt unterstand bis 1856 dem kursächsischen bzw. königlich-sächsischen Amt Plauen.[4] 1856 wurde sie dem Gerichtsamt Reichenbach und 1875 der Amtshauptmannschaft Plauen angegliedert.[5] Schneidenbach, Kraftwerk Schotenmühle (2017)

Nach dem Stadtbrand von 1855 erhielt Mylau einen Marktplatz, im Jahr 1889 einen Stadtpark und 1895 ein Freibad. Da sich auf der kleinen Stadtflur wenig Möglichkeit zur Ansiedlung von Industriebetrieben bot, erwarb die Stadt Mylau im Jahr 1892 das Rittergut Mylau mit der Burg Mylau und den dazugehörigen Ländereien von 332 Hektar. 1894 entstand auf deren Besitzungen im Göltzschtal südlich der Stadt an der Schotenmühle bei Schneidenbach ein Wasserkraftwerk zur Energiegewinnung. Es war bis 1976 in Betrieb.[6][7] Obwohl mit der Eröffnung der Göltzschtalbrücke (zwischen 1846 und 1851 erbaut) bereits seit Mitte des 19. Jahrhunderts Bahngleise über Mylauer Flur führten, erhielt die Stadt erst mit der Eröffnung der Bahnstrecke Reichenbach–Göltzschtalbrücke im Jahr 1895 Eisenbahnanschluss in Richtung Reichenbach, seit 1905 auch über die Bahnstrecke Lengenfeld–Göltzschtalbrücke nach Lengenfeld. Teile der Mylauer Burg wurden seit 1893 als Museum und seit 1895/96 als Rathaus genutzt.

Durch die zweite Kreisreform in der DDR kam die Stadt Mylau im Jahr 1952 zum Kreis Reichenbach im Bezirk Chemnitz (1953 in Bezirk Karl-Marx-Stadt umbenannt), der ab 1990 als sächsischer Landkreis Reichenbach fortgeführt wurde und 1996 im Vogtlandkreis aufging. Im Jahr 1995 zog das Rathaus der Stadt Mylau von der Burg in das Stadthaus um. Am 1. Januar 1996 erfolgte die Eingemeindung von Obermylau in die Stadt Mylau.[8] Durch die Fusion der Städte Mylau und Reichenbach im Vogtland zur neuen Stadt Reichenbach im Vogtland sind Mylau und Obermylau seit dem 1. Januar 2016 Ortsteile der Großen Kreisstadt Reichenbach im Vogtland.[9][1]


Text: Wikipedia

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