Nürnbergerstraße 12 (Leipzig)

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Giesecke & Devrient

Giesecke & Devrient (G&D) ist ein internationaler Technologiekonzern mit Sitz in München, der sich, ausgehend vom Banknoten-, Wertpapier- und Passdruck, auch zu einem Spezialisten für Chipkarten und Sicherheitslösungen entwickelt hat. Der Traditionskonzern wurde am 1. Juni 1852 von Hermann Giesecke (1831–1900) und Alphonse Devrient (1821–1878) in Leipzig als typographisches Kunst-Institut „Giesecke & Devrient“ gegründet und unterhält heute weltweit über 50 Tochtergesellschaften und Gemeinschaftsunternehmen. G&D beschäftigte im Geschäftsjahr 2013 11.660 Mitarbeiter, davon 7.517 im Ausland. Im selben Jahr erwirtschaftete das Unternehmen einen Gesamtumsatz von 1,75 Mrd. Euro. Bei seinen Produkten gehört das Unternehmen zu den weltweiten Markt- und Technologieführern.

G&D war zunächst auf den Banknoten- und Wertpapierdruck spezialisiert. Ab den 1960er Jahren stellte das Unternehmen auch Sicherheitspapiere, ab den 1970er Jahren Maschinen für die Banknotenbearbeitung und Chipkarten für Bankenanwendungen her. Außerdem war G&D maßgeblich an der SIM-Kartenentwicklung beteiligt. Später kam noch der Ausbau des Bereichs der ID-Karten dazu.

Reklamemarken & Siegelmarken

Verzeichnis der Reklamemarken und Siegelmarken welche die Firma ausgegeben hatte.

Fremdmarken

12. Deutsches Turnfest Leipzig 1913

Gewerbeausstellung Leipzig 1897

Geschichte

Eigentümer

Giesecke & Devrient befindet sich im Familienbesitz. Als Siegfried Otto am 17. August 1997 starb, erbten seine zwei Töchter Verena von Mitschke-Collande und Claudia Miller das Unternehmen zu gleichen Teilen. Claudia Miller, die seit langem in den USA lebte, verkaufte ihre Anteile dann aber 2006 an ihre Schwester. Verena von Mitschke-Collande (* 1949) ist seit vielen Jahren im Aufsichtsrat und im Beirat aktiv. Ihr Mann Hans-Christoph von Mitschke-Collande (* 1940) war bis 2005 Arbeitsdirektor des Unternehmens. Im Jahr 2012 wurde bekannt gegeben, dass ihre vier Kinder (Celia, Gabriel, Marian, Sylvius) zu gleich hohen Anteilen am Unternehmen beteiligt wurden. Wie hoch deren Anteile insgesamt sind blieb unerwähnt.

Gründung

Am 1. Juni 1852 gründeten Hermann Giesecke und Alphonse Devrient in Leipzig eine Buch-, Kupfer- und Steindruckerei unter dem Namen „Giesecke & Devrient“. Schnell entwickelte sich der Banknoten- und Wertpapierdruck zu einem erfolgreichen Geschäftsfeld und wurde bestimmend für das junge Unternehmen. Bereits 1858 zog die Druckerei mit einer eigenen Schriftgießerei in neu erbaute Geschäftsräume in der heutigen Nürnbergerstraße 12 in Leipzig. 1923 war G&D maßgeblich am Druck der Rentenmark beteiligt. Die Produktionsanlagen wurden 1943 durch einen alliierten Bombenangriff schwer beschädigt, die Produktion ausgelagert. Das Unternehmen wurde 1948 durch die Sowjetische Militäradministration enteignet und in einen Volkseigenen Betrieb (VEB) umgewandelt. Nach der deutschen Wiedervereinigung erwarb G&D 1991 das ehemalige Stammhaus in Leipzig und gliederte es als Standort für den Wertpapier- und Banknotendruck in den aus München geführten Konzern ein.

Wiederaufbau

Nach der Enteignung in Leipzig und dem Tod von Ludwig Devrient sen. verlegte Siegfried Otto 1948 den Sitz des Unternehmens nach München und baute es neu auf. Vom ersten Münchner Standort in Riem zog G&D in den 1950er Jahren nach Steinhausen. Der Hauptsitz von G&D befindet sich heute in der Prinzregentenstraße in München. Bereits 1958 richtete Siegfried Otto das Unternehmen durch die Gründung einer Tochtergesellschaft in Mexiko international aus. 1958 wurde G&D mit der Lieferung der Hälfte der Banknoten für die Deutsche Bundesbank beauftragt. Die andere Hälfte lieferte die staatseigene Bundesdruckerei. Eine strategische Entscheidung war 1964 der Erwerb der Papierfabrik Louisenthal, die es G&D ermöglichte, eigenes Banknoten- und Sicherheitspapier herzustellen. Heute ist das Tochterunternehmen einer der führenden Hersteller von Banknoten- und Sicherheitspapier mit Produktionsstätten in Gmund am Tegernsee und Königstein in der Sächsischen Schweiz. Siegfried Otto gründete 1970 die Gesellschaft für Automation und Organisation GmbH (GAO), in der über 30 Jahre lang die Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten von G&D gebündelt wurden. Die Modernisierung und Automatisierung der Banknotenbearbeitung und des Zahlungsverkehrs waren der Forschungsschwerpunkt der GAO. 1968 war G&D an der Entwicklung des eurocheques und der eurocheque-Karte beteiligt, was den bargeldlosen Zahlungsverkehr in Europa ermöglichte. Unter dem 1970 ernannten GAO-Geschäftsführer Helmut Gröttrup, der bereits 1968 in Österreich die erste Chipkarte zum Patent angemeldet hatte, wurde die Chipkartentechnologie wegweisend weiterentwickelt. 1986 wurden die ersten Chipkarten im Auftrag der Deutschen Bundespost von G&D hergestellt.(XII) 1989 brachte der Konzern das sogenannte SIM Plug in auf den Markt, das sich in den kommenden Jahren zum weltweiten Standard für SIM-Karten durchsetzen sollte.

Expansion

Mit der Übernahme 1964 und dem anschließenden Ausbau der Papierfabrik Louisenthal wurde Giesecke & Devrient zu einem der führenden Hersteller von Banknoten- und Sicherheitspapier, mit Produktionsstätten in Gmund am Tegernsee und seit 1991 auch im vorherigen DDR-Werk in Königstein (Sächsische Schweiz).[6]

1975 lieferte G&D die erste automationsfähige Banknote aus, deren Echtheit durch maschinenlesbare Merkmale überprüft werden konnte.[Lit. 14] In den folgenden Jahren wurde das Produktspektrum durch Maschinen zur Sortierung von umlaufenden Banknoten nach Echtheit und Zustand (Umlauffähigkeit) erweitert. Damit entwickelte sich G&D bereits in den 1970er Jahren zum Weltmarktführer für die Ausstattung von Zentralbanken. Seitdem hat G&D sein Portfolio weiter ausgebaut so dass heute fast jeder Prozessschritt sowohl im Cash Center als auch im Cash Cycle mit Systemen und Software von G&D unterstützt wird. Vom Banknoteninspektionssystem in der Banknotendruckerei über Banknotenbearbeitungssysteme in jeder Leistungsklasse für Werttransportunternehmen, Zentral- und Geschäftsbanken sowie Casinos, bis zu Banknotenvernichtungsanlagen für Zentralbanken.

Ab 1990 wurde die Expertise im Bereich Chipkarten ausgebaut. So entstand die erste Gesetzliche Krankenversichertenkarte (1993),[Lit. 15] die erste multifunktionale eurocheque-Karte mit Funktion einer elektronischen Geldbörse in Österreich (1995)[Lit. 16] und die weltweit erste SIM-basierte Mobile Banking-Lösung (1998).[Lit. 17] Mitte der 1990er Jahre hatte sich G&D als führender Lieferant von Masken, Karten und Terminals für die in Deutschland eingeführte GeldKarte etabliert. Zwei Jahre später wurde das neue Unternehmenssegment Sicherheitssysteme gegründet, das seinen Schwerpunkt auf Informations- und Netzwerksicherheit legte. Seit 1999 druckt G&D (neben der Bundesdruckerei und anderen) für die Europäische Zentralbank die neue europäische Währung Euro. Die von G&D gedruckten Eurobanknoten tragen das Druckereikennzeichen P für die erste Serie und X bzw. W für die Europaserie. Euro Noten mit einem X am Anfang der Seriennummer wurden bei G&D in München, mit einem W am Anfang bei G&D in Leipzig gedruckt.

2001 wurde die Tochtergesellschaft Giesecke & Devrient India Pvt. Ltd. in Mumbai gegründet. 2004 wurde der Firmensitz nach Gurgaon in die Nähe von Delhi verlegt. 2002 war G&D für Entwicklung, Design und Druck der neuen Banknotenserie für Afghanistan verantwortlich. In den folgenden Jahren entwickelte das Unternehmen vor allem Visa-Personalisierungssysteme, beispielsweise für Kasachstan, Serbien und Italien. Dem folgte die Herstellung von elektronischen Gesundheitskarten, beispielsweise für Taiwan. 2003 wurde eine Banknotendruckerei in Malaysia nahe Kuala Lumpur eröffnet. 2004 war G&D in der Bundesrepublik an der Herstellung der neuen Ausweisdokumente mit Speicherung biometrischer Daten auf einem Chip beteiligt. Zudem ist das Unternehmen am Projekt Elektronische Patientenkarte beteiligt. 2005 kam in Indien ein Entwicklungszentrum in Pune und 2012 ein Karten-Personalisierungszentrum in Chennai sowie ein weiterer Entwicklungsstandort in Gurgaon hinzu, so beschäftigt die Firma in Indien über 800 Mitarbeiter.[7]

Bis Juli 2008 lieferte G&D das Papier für den Druck der Banknoten des Simbabwe-Dollar. Die Lieferung wurde schließlich wegen des international wachsenden öffentlichen Drucks und der Kontroverse um die rechtliche und moralische Erlaubnis der Lieferungen eingestellt. Während die USA bereits 2001 Sanktionen gegen Simbabwe verhängt hatten, existierten in der Europäischen Union lediglich Sanktionen gegen einzelne Vertreter des Regimes von Robert Mugabe.[8][9][10][11]

Im Jahr 2013 wurde in Malaysia eine zweite Drucklinie eröffnet und damit die Kapazität der dortigen Banknotendruckerei verdoppelt.[12] G&D produziert dort Banknoten für den heimischen Bedarf und den Weltmarkt.

Im Jahr 2015 folgte die Schließung des Werkes für Banknotendruck in München. Zusätzlich wurde das Werk für Chipkartenpersonalisierung am gleichen Standort in die Nähe der Stadt Coburg verlagert. Das geschah, wie von der Geschäftsführung mitgeteilt wurde, aufgrund der angespannten finanziellen Lage des Unternehmens. Der damit einhergehende Abbau von Arbeitsplätzen wurde durch starke Streiks begleitet.

Auf der Bilanz-Pressekonferenz am 12. April 2016 verlautete G&D: G&D ist im Geschäftsjahr 2015 auf den Erfolgskurs zurückgekehrt und hat erstmals in der Unternehmensgeschichte die Marke von zwei Milliarden Euro Umsatz übertroffen. Damit erzielte der G&D-Konzern im vergangenen Jahr insgesamt ein sehr gutes Wachstum von 9,7 Prozent. Das operative Ergebnis EBIT stieg (ohne die Restrukturierungskosten 2014 anzusetzen) um rund 40 Millionen Euro auf knapp 102 Millionen Euro. Damit konnte G&D die Ertragsschwäche der vergangenen Jahre überwinden.


Text: Wikipedia

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