Nationale Automobil-Gesellschaft

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Die Neue Automobil-Gesellschaft AG, auch N.A.G. oder NAG genannt und 1915 in Nationale Automobil-Gesellschaft umfirmiert, war im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts ein großer und bekannter Automobil- und Nutzfahrzeug-Produzent in Berlin-Oberschöneweide, Ostendstraße 1–6. Nach wirtschaftlichen Schwierigkeiten fusionierte die NAG im Jahre 1930 mit Büssing zur Büssing-NAG Vereinigte Nutzkraftwagenwerke AG.

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Unternehmensgeschichte

In den Jahren um 1900 begann sich der AEG-Gründer Emil Rathenau für den Automobilbau und speziell für den sogenannten Klingenberg-Wagen zu interessieren, der ab 1900 von der Allgemeine Automobil-Gesellschaft Berlin (AAG) als eine Konstruktion von Georg Klingenberg (TH Berlin) gebaut wurde. Die AAG war 1899 entstanden und fungierte als Vertriebsgesellschaft für die Elektromobile der Elektrizitäts-Aktiengesellschaft, vormals Schuckert & Co. in Nürnberg.

Aufgrund des eigenen Automobilbaus konnte Emil Rathenau mit seinem Sohn, dem AEG-Direktor Walther Rathenau, im Jahr 1901 in der mechanischen Werkstatt des AEG-Kabelwerkes Oberspree (KWO) unter dem Namen Neue Automobil-Gesellschaft AG (N.A.G.) ein neues Unternehmen schaffen. Die Allgemeine Automobil-Gesellschaft Berlin (A.A.G.) wurde 1901 von der AEG übernommen und im Dezember 1901 auch als N.A.G. ins Handelsregister eingetragen. 1902 wurde die Automobilabteilung von Kühlstein-Wagenbau (Stadt Charlottenburg) mit deren technischem Direktor Joseph Vollmer übernommen.

Eine kritische Stimme über den 63-jährigen Emil Rathenau verlautete damals: „Rathenau ist auch nicht mehr der alte. Die Klarheit beginnt ihm zu entschwinden. Er schwärmt für das Auto und seine Zukunft, sieht alle Straßen mit Autos bedeckt und die Pferde von den Lastwagen und Pflügen abgespannt. Kurz, er ist konfus geworden.“

In der damaligen Landgemeinde Oberschöneweide wurde 1901 nach Plänen von Peter Behrens in der Ostendstraße 1–4 ein Fabrikgebäude gebaut, das heute unter Denkmalschutz steht.

In die N.A.G. wurden die Produktionsmaschinen und die 600 Facharbeiter von den gerade eben gekauften Berliner Unternehmen A.A.G. und Kühlstein-Werke eingebracht. Carl Grossi wurde Direktor, ab 1914 Heinz Junk für die 1200 Beschäftigten. Es entstanden Motoren, Luxus- und Lieferwagen und ab 1903 auch LKW sowie Omnibusse. Die Pläne erstellten Georg Klingenberg und Joseph Vollmer. Aus Kostengründen wurde die N.A.G. mit der AEG im Jahr 1908 verschmolzen, aber die einzelnen Namen blieben bestehen. Aus Patriotismus wurde die Firma 1915 von Neue Automobil-Gesellschaft AG in Nationale Automobil-Gesellschaft AG geändert.

Ab 1915 wurde eine Nationale Automobil-Gesellschaft AG als Vertriebsgesellschaft für die eigenen Nutzfahrzeuge gegründet.

Im Jahr 1919 wurde ein Kartell gegründet durch Sigmund Meyer (Ingenieur) gemeinsam mit Brennabor, Hansa-Lloyd und Hansa; die Gemeinschaft Deutscher Automobilfabriken (GDA), zu der später noch Helios und die Hannoversche Waggonfabrik (Hawa) stießen. Eine gewisse Typenabstimmung der Hersteller hielt aber nur bis zum Anfang der 1920er Jahre und die als Verkaufsgesellschaft gegründete GDA wurde 1929 wieder aufgelöst.

Im Jahr 1926 wurden Lizenzen zum Nachbau von N.A.G. Nutzfahrzeugen nach Ungarn vergeben. Zum ersten Mal traten bei der AEG-Tochter N.A.G. wirtschaftliche Schwierigkeiten auf. Mitte 1927 übernahm N.A.G. die Marke Protos, die Automobilabteilung der Siemens-Schuckert-Werke und verwendete den Markennamen NAG-Protos für Modelle auf Protos-Basis. Wenig später wurde Presto einverleibt, die kurz vorher Dux übernommen hatten. Der Markenname der auf den Presto-Modellen basierenden Modellen lautete NAG-Presto.

1930 hatte N.A.G. den Prozess für den Sattelschlepperbau verloren. Obwohl die N.A.G bei den großen LKW-Typen in den Stückzahlen direkt hinter Daimler-Benz stand, konnte die Nutzfahrzeug-Fabrik nicht gewinnbringend arbeiten. Der verlorene Prozess und die Unternehmens-Aufkäufe von Dux-Presto, Protos, hatten im Ergebnis keinen Gewinn mehr verbuchen können. Im Nutzfahrzeugbereich kam es durch den Vertrag vom 11. Oktober 1930 am 1. Januar 1931 zur Gründung der „Büssing-NAG“ (Vereinigte Nutzkraftwagen AG) mit Sitz in Braunschweig. Der LKW-Bau wurde in Berlin-Oberschöneweide 1931 eingestellt und dort nur noch PKW gebaut. Noch Ende 1932 übernahm die Büssing AG die komplette Abteilung der AEG-Nutzfahrzeug-Tochter NAG; diese bestand im Unternehmensnamen als „Büssing-NAG“ noch bis 1949 weiter. Die Dux-Presto-Werke wurden 1934 an die Auto Union verkauft. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das NAG-Werk Oberschöneweide, das im Sowjetischen Sektor von Berlin lag, demontiert und eine Reparatur-Werkstatt für die Rote Armee eingerichtet. Diese wurde später die größte ostdeutsche LKW-Werkstatt in der DDR.



Text: Wikipedia

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