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Neheim ist ein Stadtteil von Arnsberg im Hochsauerlandkreis.

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Geschichte

Mittelalter und frühe Neuzeit

Neheim wurde 1202 erstmals urkundlich erwähnt. In einer Urkunde des Grafen Gottfried II von Arnsberg wurde ein Hermannus de Nihem mit seinen Söhnen Hermann und Wilhelm als Zeugen benannt.[6] Im 13. Jahrhundert wurde der Ort befestigt. Am 25. Juli 1358 wurden dem Ort von Graf Gottfried IV. von Arnsberg die Stadtrechte verliehen. Neben anderen Ritterfamilien gehörte die Familie von Neheim zur Besatzung der Burg Neheim.

Spätestens im Jahr 1607 formierte sich aus der damaligen Bürgerwehr die Schützenbruderschaft; sie ist heute die älteste Personenvereinigung Neheims. Im Jahre 1807 wurde die Stadt durch einen Brand stark beschädigt. Der Wiederaufbau erfolgte nicht mehr willkürlich, sondern nach einem „Bebauungsplan“ mit geraden Straßen.

Entwicklung zur Leuchtenstadt

Als besonders nachteilig für die Stadt stellte sich heraus, dass die im 18. Jahrhundert relativ bedeutende Textilherstellung den industriellen Massenwaren in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts nicht mehr gewachsen war. Die Folge war eine tiefgreifende Agrarisierung und Verarmung der Stadtbevölkerung. Dies änderte sich seit den 1830er Jahren durch die Ansiedlung erster metallverarbeitender Fabriken.

Im Laufe der Zeit spezialisierten sich die teils einheimischen und teils zugewanderten Unternehmer immer stärker auf die Produktion von (Petroleum-)Leuchten und den dazu nötigen Bauteilen. Vor allem nach dem Anschluss an die Eisenbahn (Obere Ruhrtalbahn) in den 1870er Jahren boomte diese Branche. Ausweislich der Reichsstatistik von 1905 war Neheim der Ort mit der dichtesten Konzentration an Stätten der Leuchtenproduktion; die Zahl der in dieser Branche Beschäftigten wurde nur in Berlin übertroffen. Aber unter anderem die Konkurrenz der elektrischen Beleuchtung beendete diese Phase. Die Unternehmer reagierten teilweise bereits vor dem Ersten Weltkrieg mit der Umstellung auf die neue Technik.

Die ersten Jahrzehnte der Industrialisierung haben die Stadt nur wenig verändert. Zwar kam es bereits zu Zuwanderungen aus dem Sauerland und den angrenzenden Industriegebieten, aber ein Großteil der Belegschaften waren Einheimische, vielfach mit Hausbesitz oder gar einer kleinen Nebenerwerbslandwirtschaft. Dies begann sich seit den 1870er Jahren und insbesondere im letzten Jahrzehnt vor der Jahrhundertwende zu ändern. In diesen Jahrzehnten kam es wie im benachbarten Hüsten vor allem durch Zuwanderung zu einer überdurchschnittlichen Bevölkerungsvermehrung. Zwischen 1870 und 1905 stieg die Bevölkerung jährlich durchschnittlich um 4,13 Prozent an. Damit wuchs die Bevölkerungszahl von 2.947 auf 10.074 Einwohner an. Die Stadt blieb damit statistisch gesehen eine Kleinstadt, war aber, dicht gefolgt von Arnsberg, die größte Gemeinde im kölnischen Sauerland.

Durch die Bevölkerungsentwicklung dehnte sich die Stadt seit den 1870er Jahren über die Grenzen des Plans von 1807 aus. Neue Stadtviertel entstanden. Da Neheim und Hüsten einen gemeinsamen Bahnhof aufwiesen, wuchsen beide Orte allmählich zusammen. Insbesondere um die Jahrhundertwende war die Stadt wohlhabend genug, um 1902 ein neues Rathaus und 1911 eine neue Kirche (wegen ihrer Dimension ähnlich wie St. Johannes-Baptist in Attendorn „Sauerländer Dom“ genannt) zu bauen. Außerdem machte die Stadtentwicklung eine geordnete Ver- und Entsorgung mit Wasser, Gas und schließlich ab 1896 auch mit elektrischem Strom nötig. Hinzu kamen neue Schulen und andere städtische Einrichtungen.

Mit der Zuwanderung und dem Bevölkerungswachstum änderte sich auch der Charakter der Einwohnerschaft. Gewerblich-agrarische Existenzen spielten nur noch eine untergeordnete Rolle, während die Zahl der besitzlosen Industriearbeiter deutlich anstieg. Dabei zeigten sich in Neheim auch die negativen Seiten der Industrialisierung. Die Zahl der Kost- und Schlafgänger war hoch und zeitweise war Kinderarbeit insbesondere in der heimgewerblichen Montage von Leuchtenteilen nicht selten.

Trotz der erfolgreichen Umstellung der Produktion auf elektrische Leuchten war die exportabhängige Industrie in Neheim lange vor der vielbeklagten „Globalisierung“ von der weltwirtschaftlichen Entwicklung abhängig und von Konkurrenz bedroht. Bereits in den 1920er Jahren etwa klagten die Neheimer Unternehmer über die steigende japanische Produktion. Daran hat sich auch nach dem Zweiten Weltkrieg kaum etwas geändert.

Erlebte die Neheimer Metall- und Leuchtenindustrie in den „Wirtschaftswunderjahren“ noch einmal einen Aufschwung, hatte es die Konsumgüterindustrie in den 1970er und 1980er Jahren schwer, sich den neuen weltwirtschaftlichen Bedingungen anzupassen. Zahlreiche Leuchtenfirmen mussten schließen, und andere traditionsreiche Unternehmen wanderten in die Gewerbegebiete in den Nachbargemeinden ab. Diese Entwicklung machte auch die Firma Kaiser-Leuchten durch. Gleichwohl blieb Neheim auch weiterhin ein bedeutender Produktionsstandort. Dazu zählen etwa so bekannte Unternehmen wie BJB, Umarex und Schroth-Gurte.

Politische Geschichte bis 1933

Bestimmend für das politische Verhalten in Neheim und Hüsten waren seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zum einen die überwiegend katholische Konfession und zum anderen die soziale Lage der Industriearbeiter. Der erste Faktor führte dazu, dass auch die katholischen Arbeiter seit dem Kulturkampf fast ausschließlich die Zentrumspartei wählten. Die soziale Dimension spielte dabei insofern eine Rolle, als es teilweise einen konfessionellen und politischen Gegensatz zum Wirtschaftsbürgertum gab. Unter diesem waren relativ viele Protestanten und Wähler konservativer oder liberaler Parteien.

Die Zentrumspartei hatte spätestens seit den 1890er Jahren einen betont sozialpolitischen Charakter. Die Arbeiter blieben fest verbunden mit dem katholischen Milieu und erschwerten es der sozialdemokratischen Arbeiterbewegung, in den Orten Fuß zu fassen. In Neheim hatte es zwar bereits 1903 einen sozialistischen Wahlverein gegeben, aber die Partei konnte sich erst 1911 fest etablieren.

Zur Interessenartikulation der Bevölkerungsmehrheit gehörten nicht zuletzt Arbeitskämpfe und Gewerkschaften.

In Neheim dauerte es bis zum Ende der 1890er Jahre, ehe sich eine Arbeiterbewegung zu formieren begann. Für diese Verspätung spielte auch eine Rolle, dass sich erst in dieser Zeit eine christliche Gewerkschaftsbewegung entwickelte. Erst damit entstand eine auch für den einflussreichen Klerus und das katholische Milieu insgesamt akzeptable Organisationsform. Vor diesem Hintergrund entstand in Neheim 1899 der christlich orientierte „Sauerländer Gewerkverein“ der Metallarbeiter. Ein verlorener Streik zwang die Organisation, sich dem Christlichen Metallarbeiterverband anzuschließen. Gleichwohl gingen die Mitgliederzahlen auf ein Minimum zurück. Etwa um 1910 kam es zu einem Wiederaufschwung der Gewerkschaftsorganisation. Innerhalb weniger Jahre waren mehr als eintausend Arbeiter organisiert, und die Gewerkschaft war neben der Schützenbruderschaft die zahlenmäßig stärkste Organisation in der Stadt. Bis zum Ende der Weimarer Republik war die Stadt eine Hochburg der christlichen Gewerkschaftsbewegung.

Seit dem Zweiten Weltkrieg

Neheim-Hüsten entstand am 1. April 1941 durch Zusammenlegung der Stadt Neheim und der Freiheit Hüsten.[7] Seit der Eingemeindung am 1. Januar 1975 ist der Ort ein Teil von Arnsberg.[8] Seit 1983 sind Neheim und Hüsten eigenständige Stadtteile von Arnsberg.

Als am 17. Mai 1943 nach einem Bombenangriff die Staumauer der Möhnetalsperre brach, kam es zu einer Flutwelle von bis zu 12 Metern Höhe im Möhnetal.[9] Von der Flutwelle wurden auch die Gebäude von Neheim in Flussnähe getroffen. Es kam zu massiven Zerstörungen an Gebäuden und zu Opfern unter der Zivilbevölkerung. Besonders zahlreich waren die Toten des Zwangsarbeiterlagers Möhnewiesen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg war Neheim-Hüsten eine Hochburg eines betont sozial orientierten Flügels in der neu gegründeten CDU. Allerdings wurde am 1. März 1946 ausgerechnet in Neheim-Hüsten (Karolinenhospital Hüsten) Konrad Adenauer zum Vorsitzenden des Zonenausschusses der Christlich-Demokratischen Union gewählt. Dieser stand bekanntlich eher dem bürgerlichen Flügel der Union nahe. Davon zeugt auch das von Adenauer maßgeblich mitgestaltete „Programm von Neheim-Hüsten“.


Text: Wikipedia

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