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Ohrdruf

Ohrdruf ist eine Kleinstadt im thüringischen Landkreis Gotha.

Reklamemarken und Siegelmarken

Geschichte

Beginn bis 1900

Um die Zeit von Christi Geburt gab es nahe dem heutigen Schloss eine Siedlung der elbgermanischen Hermunduren. Nach 530 n. Chr. wurde eine fränkische Wasserburg im Bereich des späteren Schlosses gebaut.

723 und 724 begann in Ohrdruf Bonifatius mit der Gründung der Zelle St. Michael seine Mission in Thüringen. Die Zelle gehörte um 800 der Reichs-Abtei Hersfeld an.

Im 10. Jahrhundert war Ohrdruf mit seinem Petristift Aufenthaltsort von Kaiser Otto I. Aus dem Besitz der Grafen von Käfernburg-Schwarzburg gelangte Ohrdruf 1342 an die Grafen von Gleichen, stand seit dem Spätmittelalter aber unter der Lehns- und Landesherrschaft der Wettiner. 1344 wurde das Chorherrenstift nach Gotha verlegt. 1348 wurden Ohrdruf die Stadtrechte verliehen. Seit 1356 wurde Ohrdruf von Ratsmeistern verwaltet. Von 1463 bis zur Reformation gab es ein Karmeliterkloster.

Der Tobiashammer bei Ohrdruf wurde 1482 als Kupferhammer gebaut. 1972 erfolgte die Stilllegung.[4]

1599 verlegten die Grafen von Gleichen ihren Wohnsitz nach Ohrdruf in das neu erbaute Schloss Ehrenstein. Gleichzeitig wurde die Stadt ummauert und ein Gymnasium eröffnet. Als das Geschlecht von Gleichen 1631 ausstarb, fielen die Stadt und sechs Dörfer, die meisten in der Umgebung, als Obergrafschaft Gleichen infolge eines Erbvertrags an die Linie Neuenstein der Fürsten von Hohenlohe. Sie unterhielten in Ohrdruf bis 1848 eine Kanzlei und ein Konsistorium. Die Landeshoheit blieb zunächst gemeinschaftlicher Besitz des Gesamthauses Sachsen-Weimar und gelangte 1657 in den alleinigen Besitz der Linie Sachsen-Gotha.

1611 und in den Jahren 1625/26 und 1635/36 im Dreißigjährigen Krieg überzog die Pest das Land und kostete über die Hälfte der Bevölkerung das Leben. Große Brände in den Jahren 1510, 1753 und 1808 vernichteten nicht nur wertvolle Gebäude, sondern auch wichtige Akten und Urkunden. 1808 brannten das alte Renaissance-Rathaus, die Fachwerkhäuser am Markt, die Michaeliskirche sowie das Wohnhaus des Organisten Johann Christoph Bach (des Bruders und Orgellehrers von Johann Sebastian Bach) nieder.

Die Bewohner lebten von Landwirtschaft, Wollweberei, Frachtfuhren, Holz- und Getreidehandel. Zwei Kupferhämmer stammten aus dem 15. und 17. Jahrhundert, ein Eisenwerk erzeugte Sicheln und Krauthobel, es gab zwei Papiermühlen und viele Peitschenstielmacher in einer eigenen Innung. Seit 1837 entstanden Fabriken für Matratzen, Porzellan, Spielwaren, Knöpfe, Lederwaren und Glasinstrumente. Besonders die Spielwarenindustrie brachte zahlreiche Innovationen hervor und belieferte neben dem Binnenmarkt auch viele Kunden in Übersee.

Seit 1876 verband eine Bahnlinie die Stadt mit Gotha und seit 1892 auch mit Gräfenroda. Die Linie wurde 2011 eingestellt.

1900 bis heute

Ab 1906 wurde der Truppenübungsplatz bei Ohrdruf erheblich ausgebaut, was zu einer Stärkung der Ohrdrufer Wirtschaft führte.

Der Erste Weltkrieg brachte auch für Ohrdruf viele schmerzliche Opfer mit sich.

Bis 1918 gehörte Ohrdruf zum Herzogtum Sachsen-Gotha – bis 1826 Herzogtum Sachsen-Gotha-Altenburg, anschließend Herzogtum Sachsen-Coburg und Gotha und von 1918 – nach dem Ende der Monarchie – bis 1922 zum Freistaat bzw. Gebiet Gotha. Nach Abtretung der Patrimonialgerichtsbarkeit durch die Hohenlohes 1848 wurde der Kanzleibezirk Ohrdruf der Obergrafschaft Gleichen aufgehoben und für dessen um Ohrdruf gelegene Orte das staatliche Justizamt Ohrdruf gebildet. Dessen Verwaltungsbefugnisse gingen 1858 im Zuge der im Herzogtum Gotha durchgeführten Verwaltungsreform an das neugegründete Landratsamt Ohrdruf über, das bis 1922 bestand. Das Landratsamt Ohrdruf war relativ groß und erreichte die Dimensionen eines heutigen Landkreises. Es erstreckte sich von Wechmar im Norden bis nach Zella-Mehlis und Manebach im Süden und von Tambach-Dietharz im Westen bis nach Gossel im Osten. Mit dem thüringischen Kreiseinteilungsgesetz von 1922 wurde der überwiegende Teil des Landratsamtsbezirks dem Landkreis Gotha, der östliche Teil dem Landkreis Arnstadt zugeordnet. Zella-Mehlis im Süden wurde kreisfrei. An das Amtsgebiet grenzten damals (im Uhrzeigersinn, beginnend im Norden): Preußen mit Mühlberg – Landratsamt Erfurt (ab 1932 Landratsamt Weißensee) – Schwarzburg-Sondershausen mit dem Amt Arnstadt – Schwarzburg-Rudolstadt mit Angelroda – Schwarzburg-Sondershausen mit der Enklave Geschwenda – Sachsen-Weimar-Eisenach mit dem Amt Ilmenau – Preußen mit dem Landkreis Schleusingen (Provinz Sachsen) – Hessen-Kassel (später Preußen mit der Provinz Hessen-Nassau) mit der Herrschaft Schmalkalden.

In der von der Weltwirtschaftskrise ab 1930/1931 schwer betroffenen Stadt war die republikfeindliche Linke relativ stark. Im Jahr 1930 stellten die Fraktionen der KPD und KAPD 5 von 13 Stadtverordneten, die NSDAP 4 und die Bürgerlichen 3 Abgeordnete. Aber schon 1931 stellte die NSDAP mit Willy Marschler den Bürgermeister von Ohrdruf und 1932 hatte mit 7 Abgeordneten die Mehrheit im Stadtrat. 1933 bewirkte das NSDAP-Regime (wie auch im übrigen Reich) die Gleichschaltung aller Lebensbereiche.[5]

Nach einem leichteren Luftangriff durch 10 amerikanische B-17-Bomber mit 22,5 Tonnen Bomben am 30. November 1944 warfen am 6. Februar 1945 mittags 35 amerikanische B-17 „Flying Fortress“ insgesamt 91 Tonnen Bombenlast (davon 200 High Explosives Sprengbomben) auf die Stadt, den umgebenden Wald und Felder. 69 Einwohner kamen ums Leben: 39 Frauen, 22 Kinder und 8 Männer. 1000 Bewohner wurden obdachlos.[6][7] 31 Häuser sowie das Kirchenschiff der Stadtkirche St. Michael wurden total zerstört, 64 Gebäude schwer beschädigt, an der Trinitatiskirche und am Schloss Ehrenstein entstanden Schäden. Die Opfer wurden nach einer Trauerfeier vor dem Rathaus in einem Massengrab auf dem Ohrdrufer Neuen Friedhof beerdigt.[8] U.S. Generäle Eisenhower, Bradley und Patton am 12. April 1945 im Zwangsarbeitslager Ohrdruf. Im Vordergrund verkohlte Leichen von Gefangenen

Im April 1945 besetzten Truppen der US Army die Stadt. Dabei entdeckten sie auch das Zwangsarbeitslager Ohrdruf, ein Außenlager des KZs Buchenwald.

Anfang Juli rückten Truppen der Roten Armee in Ohrdruf ein. Ohrdruf wurde damit Teil der Sowjetischen Besatzungszone und 1949 der DDR. In der Garnison Ohrdruf waren zur DDR-Zeit etwa 30.000 sowjetische Militärangehörige stationiert. Im Oktober 1991 verließ der letzte von ihnen den Ort.

Nach der politischen Wende 1989/90 hat die Stadt „eine imposante Entwicklung“ genommen.[9] In einem Gewerbegebiet haben über 30 Firmen mit mehr als 3000 Arbeitsplätzen ihren Betrieb aufgenommen. Die Sanierung der Altbausubstanz und der Infrastruktur, die Rekonstruktion des Schlosses Ehrenstein (mit Bürgersaal, Museum, Archiv) sowie neue Wohngebiete gelten als markante Ereignisse.


Text: Wikipedia

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