Osterode am Harz

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Osterode am Harz ist eine Mittelstadt und selbständige Gemeinde im Südosten des Landes Niedersachsen.

Reklamemarken und Siegelmarken

Verzeichnis der sortierten Reklamemarken und Siegelmarken mit einem Bezug zu Osterode.

Anton Piller

Gottfried Wilhelm Leibniz

Pestalozzi-Fröbel-Haus

Sonstige

Geschichte

Ausgrabungen brachten auf der Pipinsburg eine durch Wallanlagen gesicherte Siedlung der La-Tène-Zeit zutage. Bei Düna wurden Reste des Herrensitzes Düna als Teil einer Siedlung gefunden, die mit Unterbrechungen vom 3./4. Jahrhundert bis zum 13./14. Jahrhundert bestand.

Wann die heutige Siedlung Osterode gegründet wurde, ist nicht überliefert. Die Ortsnamenendung auf -rode deutet auf eine Gründung während der Rodungsphasen am Übergang von Früh- zum Hochmittelalter hin. Der Name wird als „östlich gelegene Rodungsstelle“ oder „östlicher Teil einer Rodungsstelle“ interpretiert, wobei nicht eindeutig ist, auf welchen westlich gelegenen Ort sich diese Richtungsangabe bezog. Ein manchmal diskutierter Bezug auf eine angebliche germanische Gottheit Ostara wird in der Literatur allgemein abgelehnt.[5]

Die erste bekannte schriftliche Erwähnung von Osterode wird unterschiedlich bewertet: In der Chronik des Petersklosters in Erfurt wird 1152 erwähnt, dass die opulentissima villa Osterroth in einer Fehde zwischen Heinrich dem Löwen und dem Markgrafen Albrecht dem Bären zerstört worden sei.[6] Eine andere Erwähnung von Osterrode ist in einer angeblich von Kaiser Lothar am 7. Oktober 1136 verfassten Urkunde enthalten, bei der es sich jedoch um eine Fälschung aus dem Ende des 12. Jahrhunderts handelt.[7] Manche andere als erste schriftliche Belege genannte Daten beziehen sich auf Osterode am Fallstein.

Die nordöstlich der Altstadt auf einem Bergsporn gelegene Osteroder Burg (heute Ruine) ist vermutlich zum Schutz dieser Marktsiedlung sowie der alten Harzstraße errichtet worden. 1234 wird erstmals von einer Stadtmauer berichtet, bereits 1238 wird ein Rat, eine Bürgerschaft und eine Neustadt erwähnt und aus dem Jahr 1261 ist ein Stadtsiegel überliefert. Der Altstadt gewährte Herzog Otto das Kind im Jahre 1239 ihre im Einzelnen nicht genannten Rechte, befreite die Einwohner vom Zoll in Braunschweig, hob das Einfuhrverbot für Bier aus Goslar und die Erhebung von Ungeld auf.[8] Das Stadtrecht der Kaiserstadt Goslar erhielt die Marktsiedlung jedoch erst 1293. In einem weiteren, jedoch undatierten Brief, teilte der Herzog seine Absicht mit, die Neustadt Osterodes neu gründen zu wollen. Diese ist im heutigen Stadtbild deutlich als Plansiedlung zu erkennen und besaß einen eigenen Markt. Vor allem Anwohner der ehemaligen, wüst gefallenen Dörfer Besingen und Motlingerode werden in der Neustadt gesiedelt haben, dies geht aus der starken Bewirtschaftung der Fluren der Wüstungen hervor, an welcher sich die Bewohner der Neustadt zum hohen Teil beteiligt haben. In der näheren Umgebung von Osterode befindet sich auch die mittelalterliche Wüstung Gheylshagen. Unbebaute Flächen zeugen bis in die heutige Zeit von der früheren Grenze zwischen Alt- und Neustadt, die bald darauf in den Befestigungsring der Stadt einbezogen wurde. So buchtet die Mauerlinie im Südosten aus und umfasst das seit etwa 1230 bestehende Jungfrauenstift St. Jacobi. Im Jahr 2019 wurden bei Ausgrabungen im Bereich des mittelalterlichen Johannistores die Grundmauern eines früheren Stadttores freigelegt.[9]

Bei der Teilung des Welfenhauses 1289 gelangte Osterode an die Linie Braunschweig-Grubenhagen bis zu deren Aussterben 1596. Die Fürsten residierten auf der alten Osteroder Burg, die Anfang des 16. Jahrhunderts aufgegeben wurde. Ernst III. ließ das 1561 aufgehobene Kloster St. Jacobi zum Schloss umbauen.

Die Stadt war ein wichtiger Handelsort, der auch der Hanse beitrat. Zu ihrem Wohlstand trugen auch der in der Umgebung betriebene Bergbau und die Eisenverhüttung bei. In Osterode befand sich auch eine Münzstätte, die u. a. durch die sogenannten Mückentaler bezeugt ist. 1420 wurde die einstige Klosterschule als stadteigene Lateinschule übernommen.

Rückschläge brachten Stadtbrände unter anderem 1545, Zerstörung im Dreißigjährigen und später im Siebenjährigen Krieg, eine Pestepidemie 1625 bis 1627 sowie mehrere Hochwasser der Söse. Dennoch entwickelte sich Osterode bis ins 19. Jahrhundert zu einem bedeutenden Handelsplatz der Tuchmacher und Gewerbetreibenden. 1807–1813 gehörte die Stadt zum Departement des Harzes. Von 1867 bis 1885 befand sich das Amt Osterode, zusammen mit den weiteren Ämtern Gieboldehausen und Herzberg, sowie den Städten Osterode, Duderstadt und Herzberg, im Kreis Osterode, der mitunter auch als „Steuerkreis“ bezeichnet wurde. Verwaltet von einem Kreishauptmann, konnte jedoch der Kreis kaum eigene Kompetenzen etablieren und befand sich stets im Streit mit den noch parallel existierenden Verwaltungsbezirken. Grund für das Zusammenlegen der Ämter und Ortschaften war eine preußische Verwaltungsreform, welche das annektierte Königreich Hannover als eine Provinz in das Königreich Preußen eingliedern sollte und vor allem auf steuerliche und militärische Zwecke ausgerichtet war.

Ende des 19. Jahrhunderts entstanden Baumwoll- und Tuchfabriken, 1928–1932 brachte der Bau der Sösetalsperre Schutz vor den Hochwassern.

Der Historiker Walter Struve, dessen Vorfahren aus der Stadt stammten, forschte und veröffentlichte über Osterode als typisches Beispiel einer deutschen Kleinstadt während Weimarer Republik und Nationalsozialismus.[10]

Im Zweiten Weltkrieg war Osterode Standort einiger kriegswichtiger Rüstungsbetriebe, deren Produktion sich zum großen Teil auf Zwangsarbeit stützte. Ab 1944 wurde unter dem Decknamen Dachs IV die Errichtung eines unterirdischen Hydrierwerkes für die Herstellung von Treib- und Schmierstoffen in den nahe gelegenen Gipssteinbrüchen angestrengt. Im Herbst 1944 begannen die Ausbrucharbeiten im Gipsbruch der Firma Schimpf in Osterode-Petershütte, um Platz für die Aufnahme von „Dachs IV“, einer unterirdischen Erdölraffinerie des Hamburger Mineralölkonzerns Rhenania-Ossag AG, zu schaffen. Nach dem Monatsbericht der Bauleitung vom Dezember 1944 waren 430 ausländische Arbeitskräfte und 72 KZ-Häftlinge auf der Baustelle eingesetzt. Das zugehörige Außenlager, welches dem KZ Mittelbau-Dora unterstand, dürfte allerdings erst Ende November 1944 eingerichtet worden sein. Ende Februar 1945 war die Zahl der Arbeitskräfte auf 665 Bauhäftlinge gestiegen. Das Projekt wurde nicht zum Abschluss gebracht, das Außenkommando am 27. März 1945 aufgelöst.[11] Ferner gab es ab Herbst 1944 ein weiteres KZ-Außenkommando des KZ Buchenwald. Die Insassen waren bei Heber Maschinen- und Apparatefabrik (HEMAF) mit der Herstellung von Rüstungsgütern für die Luftwaffe befasst. Die ersten Häftlinge bezogen das Lager Ende September 1944. Am 1. Oktober zählte das Außenkommando 66 Insassen. Am 4. Oktober 1944 stellte Heber erneut einen „Antrag auf Gestellung von 260 Häftlingen“, über den scheinbar kurzfristig entschieden wurde. Ende Oktober 1944 stieg die Zahl der Lagerinsassen durch weitere Buchenwald-Transporte, insbesondere den vom 12. Oktober mit 192 Häftlingen, auf 284. Das ursprünglich zu Buchenwald zählende Lager wurde Ende Oktober 1944 dem KZ Mittelbau unterstellt, baute jedoch weder zum Hauptlager Dora noch zu dem nur wenige Kilometer entfernten Außenlager „Dachs IV“ in Osterode-Petershütte engere Verbindungen auf.[12] Im Gerichtsgefängnis Osterode saßen während des Zweiten Weltkriegs insgesamt rund 1000 Personen ein. In den Optischen Werken Osterode, später unter Sigbert-Kassel firmierend, waren 200 Zwangsarbeiter unter Befehl des Arbeitsamts Northeim im Einsatz. Ferner waren in Osterode folgende zivile Zwangsarbeiter im Einsatz:

Anton Piller: 450 Personen

Nordwerke: 50 Personen

R. Kellermann: 430 Personen

Greve Uhl: 180 Personen

Städtisches Polenlager: 220 Personen

Waldlager Bremketal: 290 Personen

Firma Lorenz, Turnhalle: 310 Personen[13]

Im April 1945 kam es in der Umgebung von Osterode zu Gefechten zwischen der US-Armee sowie der Wehrmacht. Um den Vormarsch der Alliierten zu verzögern, wurde die Sprengung der drei Sösebrücken angeordnet. Bei der Sprengung der Johannistorbrücke kam es zu schweren Verwüstungen, einige Gebäude in der näheren Umgebung wurden zerstört. Insgesamt wurden in Osterode im Zweiten Weltkrieg zwölf Häuser zerstört.[14] Nach 1945 haben sich neue Industriezweige angesiedelt, die zur Zeit des Nationalsozialismus rüstungsrelevanten Industriefirmen konnten den Produktionsaufschwung in die Nachkriegszeit retten. Die Stadt hat bis heute ihren Altstadtkern behalten.

In den frühen Wirtschaftswunderjahren wurden nach Plänen des Architekten Hans Jaeckel und Wilhelm Wietfeld von 1954 bis 1956 zunächst das damalige Kreiskrankenhaus errichtet, welches bis 2002 in Betrieb war, sowie 1955 bis 1957 nach Plänen Jaeckels dann auch das Schwesternhaus vor Ort. Auch die 1961 bis 1962 errichtete Kreisberufsschule entstand nach Jaeckels Entwürfen.[15]


Text: Wikipedia

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