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Pößneck

Pößneck ist die größte Stadt im Saale-Orla-Kreis im Freistaat Thüringen.

Reklamemarken und Siegelmarken

Verzeichnis der sortierten Reklamemarken und Siegelmarken mit einem Bezug zu Pößneck.

Druckerei Elsnerdruck

Schokoladenwerk Berggold

Sonstige

Geschichte

Die erste Erwähnung fand Pößneck 1252 in einer Saalfelder Klosterurkunde. Als Stadt wurde es zum ersten Mal 1324 bezeichnet. In diesem Jahr wurde Pößneck von Friedrich, dem wettinischen Landgraf von Thüringen und Markgraf von Meißen, dem Grafen von Schwarzburg als Lehen übergeben. Vor 1348 wurde ein Karmeliterkloster gegründet. 1424 fiel Pößneck wieder an das Haus Wettin zurück. Durch Stadtschreiber wurde 1474 eine umfangreiche Sammlung von Schöffensprüchen angelegt, sie gestattet Einblicke in die Gerichtspraxis und Rechtsprechung der Wettiner im 15. Jahrhundert. 1485 wurde Pößneck durch die Leipziger Teilung der wettinischen Lande der ernestinischen Linie zugeschlagen. 1525 beteiligten sich die Bürger am Bauernkrieg. Seit 1572 gehörte die Stadt zu Sachsen-Coburg, seit 1640 zu Sachsen-Altenburg, seit 1672 zu Sachsen-Gotha und seit 1682 zu Sachsen-Saalfeld. 1826 kam Pößneck zum Herzogtum Sachsen-Meiningen, bei dem es bis zur Gründung des Landes Thüringen am 1. Mai 1920 verblieb.

Zwischen 1795 und 1823 machte Goethe auf seinen Reisen in die böhmischen Bäder Karlsbad und Marienbad 18 mal in Pößneck Station.

Als wirtschaftliche Grundlage der Stadt galt nach dem bereits im Mittelalter bedeutenden Gerberhandwerk die Textilfabrikation. Im Pestjahr 1625 verstarben alle 60 Tuchmachermeister, ein enormer wirtschaftlichen Schaden, neben den Zerstörungen und Bedrückungen des Dreißigjährigen Krieges. Die nachfolgenden Tuchmachermeister hielten bis zur französischen Besatzungszeit an den althergebrachten Handwerksbestimmungen und Webtechniken fest. Zur Förderung der Textilproduktion wurde von der Regierung 1818 ein Wollmarkt in Pößneck genehmigt. Zwei junge Pößnecker Webermeister, Zoeth und Elsholz, hatten während ihrer Wanderjahre im sächsischen Großenhain modernste Webstühle und Verfahren kennengelernt und begannen 1825, verbesserte Webstühle in ihren Werkstätten zu verwenden. Die Entrüstung der anderen Weber war enorm und endete in einem Gewaltakt mit Maschinenstürmerei, man befürchtete den Ausbruch eines Weberaufstandes. Ein Hauptproblem des Pößnecker Webergewerbes bildete der durch die Kleinstaaterei bedingte lokale Absatz seiner Waren, durch Schutzzölle wurden Absatzmärkte in Norddeutschland und Übersee verhindert. Die Pößnecker Textilkaufleute Mittelhäuser und Schmidt übernahmen mit der Gründung des Deutschen Zollvereins den Export der Pößnecker Textilwaren, Hauptabsatzgebiete wurden die Schweiz, Österreich-Ungarn und die skandinavischen Länder. Die Pößnecker Weber spezialisierten sich auf die Fertigung von hochwertigem Flanelltuch, nach dem Produktionsvolumen folgten gefärbte und bedruckte Stoffe. Der Textildruck war 1734 durch eine landesherrliche Genehmigung für eine private Tuchfärberei den Färberzünften der Stadt faktisch entrissen worden, die Zunftmeister protestierten und klagten vergeblich. Ab 1862 begann in Pößneck durch die Einführung der Gewerbefreiheit der industrielle Aufschwung. Die einst mächtige Tuchmacherinnung wurde 1863 aufgelöst. Tuchmacher und Gerber gründeten Fabriken und führten meist auf Kredit finanzierte Dampfmaschinen als moderne Antriebskraft ein. Pößneck entwickelte sich bald zur bedeutendsten Industriestadt im Herzogtum Sachsen-Meiningen. Im Kriegsjahr 1871 wurden in Pößneck 14 große Textilfabriken gezählt, die Arbeitsangebote hatte die Verdopplung der Stadtbevölkerung und einen Bauboom in den Vorstädten zur Folge. Diese Entwicklung wurde durch den Bau der Eisenbahnstrecken durch die Stadt 1871 (Strecke Gera – Saalfeld) und 1889 (Strecke Pößneck–Orlamünde(-Jena)) zusätzlich gefördert. Der immense wirtschaftliche Aufschwung führte auch zu erheblichen Umweltproblemen (siehe auch: Gewässerbelastung von Orla und Kotschau während der Industrialisierung).

Im Jahr 1891 fand in Pößneck der Gründungskongress der Deutschen Textilarbeitergewerkschaft statt. Die Blütezeit der Pößnecker Textilfabriken ging erst mit der massenhaften Verbreitung der Baumwolltextilien, die preiswerter angeboten wurden, zu Ende. 1924 streikten die Pößnecker Textilarbeiter um den Achtstundentag.

Die Entstehung der Pößnecker Porzellanmanufaktur geht auf einen vermögenden Hofbeamten Conta zurück, er ließ Tafeln und figürliches Zierporzellan als Luxuswaren produzieren und setzte hohe Ansprüche an die Qualität der Ware. Contas Fabrik wuchs rasch und hatte in der Blütezeit 400 Mitarbeiter, man belieferte Mitte des 19. Jahrhunderts auch die sachsen-meiningischen Spielwarenhersteller mit Miniaturporzellan und Puppenköpfen. 1853 trat die Eberleinsche Porzellanmanufaktur erstmals in Erscheinung, die aus einer Werkstatt hervorgegangene Manufaktur war auf Vasen und Puppenköpfe spezialisiert. Beide Porzellanmanufakturen benötigten Kartonagen und hölzerne Verpackungskisten sowie Holzwolle, daher entstanden entsprechende Zulieferbetriebe.

Der namhafte Süßwarenhersteller Berggold geht auf ein vom Pößnecker Süßwarenhändler Robert Berger gegründetes Unternehmen zurück, das zunächst Zuckerwaren und Bonbons herstellte. Der Hauptumsatz des Unternehmens wurde mit Kakao und Schokolade erzielt, auch mit der Herstellung von Zitronat und Orangeat konnte das Unternehmen schon im 19. Jahrhundert eine weitere Produktionslinie eröffnen. 1888 wurde es Hoflieferant des Herzogshauses Sachsen-Meiningen.

Während des Zweiten Weltkriegs waren ausländische Arbeitskräfte aus den besetzten Ländern im Zwangsarbeitslager L der REIMAHG bei der Ortschaft Schweinitz am Orlatalhang untergebracht, die in Kahla und auf dem Kamsdorf-Könitzer Erzfeld für die Rüstungsproduktion Zwangsarbeit verrichten mussten. Außerdem arbeiteten 127 Zwangsarbeitskräfte bei den Firmen Bergner & Weißer, Maihak und Schroth. Auf dem Ehrenfriedhof an der Rudolf-Diesel-Straße (ein NS-Opfer unter den Zeugen Jehovas) wird an 33 Opfer der Zwangsarbeit aus der Sowjetunion sowie an elf KZ-Häftlinge aus Buchenwald erinnert, die beim Todesmarsch im April 1945 von SS-Mannschaften ermordet wurden. An der Einmündung der Jenaer Straße in die Neustädter Straße erinnert ein 1985 errichteter Todesmarsch-Gedenkstein an alle 67 Opfer aus dem Pößnecker Raum. Ein weiterer Gedenkstein auf dem oberen Friedhof wurde für fünf umgekommene Militärinternierte aus Italien errichtet.[3]

Vom 8. bis 10. April 1945 war Pößneck das Ziel von US-amerikanischen Luftangriffen (USAAF), bei denen 58 Menschen starben.[4]

Der 1891 in Pößneck gegründete Vogel-Verlag mit seiner Großdruckerei wurde nach dem Zweiten Weltkrieg verstaatlicht und wurde Parteibetrieb der SED. Als VOB Grafischer Großbetrieb Karl-Marx-Werk wurde der Betrieb zum größten Buchhersteller der DDR.

Im Jahre 1952 wurde Pößneck Kreisstadt des neu gegründeten Kreises Pößneck und blieb es bis zur Eingliederung in den neu gebildeten Saale-Orla-Kreis im Jahre 1994. 1958 kam im Stadtteil Schlettwein ein jüngerbronzezeitlicher Depotfund mit drei Bronzetassen zutage, aber erst 1964 wurde der urgeschichtliche Fund von G. Möbius erkannt.[5]

Am Abend des 22. Oktober 1969 versammelten sich auf dem Pößnecker Marktplatz über 200 Jugendliche, um gegen die von der SED-Kreisleitung angeordnete Polizeiaktion zu demonstrieren, bei der zuvor in mehreren Orten des Kreises Pößneck langhaarige Jugendliche aufgegriffen und anschließend unter Zwang wegen zu langer Haare zu Frisören gebracht worden waren. In der Folge kam es zu heftigen Diskussionen in der Bevölkerung mit SED-Funktionären, da man die im Artikel 19 der DDR-Verfassung ausgewiesenen Bürgerrechte verletzt sah.[6]

Am 16. September 1979 flohen die Familien Strelzyk und Wetzel aus Pößneck mit einem selbstgenähten Heißluftballon nachts über die innerdeutsche Grenze, siehe Ballonflucht.

Im Jahre 1983 wurden in der Stadt Teile der Außenaufnahmen des bekannten DDR-Kinderfilms Moritz in der Litfaßsäule gedreht. Im Jahre 2000 war Pößneck Veranstaltungsort der ersten Thüringer Landesgartenschau. In jenem Jahr fusionierten die Stadtwerke Jena und Pößneck zu den Stadtwerken Energie Jena-Pößneck.

In der jüngeren Vergangenheit machte Pößneck immer wieder Schlagzeilen durch rechtsextremistische Aktivitäten in der Stadt. So kaufte der Rechtsextremist Jürgen Rieger 2003 das Schützenhaus in Pößneck für 360.000 Euro im Namen der Wilhelm Tietjen Stiftung, um dort eine Tagungsstätte einzurichten. Im April 2005 fand der Landesparteitag der NPD in Pößneck statt. Michael Regener, Sänger der Neonazi-Band Landser, gab dort sein Abschiedskonzert vor dem Verbüßen einer mehrjährigen Haftstrafe. Der Rechtsextremist Sascha Jörg Schüler wohnte 2005 einige Monate in Pößneck. Die rechtsextremen Umtriebe führten zu Protesten in der Bevölkerung. Auch durch den Widerstand und die Aufklärung eines Aktionsbündnisses entschied sich die Stadt schließlich, das Schützenhaus zurückzukaufen. Dieser Kauf wurde am 16. Juni 2011 für 180.000 Euro durch den Stadtrat bestätigt.[7] Das Schützenhaus wurde 2012 an die städtische Tochtergesellschaft Stadtmarketing Pößneck GmbH übertragen. Bis Ende 2016 sollte es saniert werden und dann wieder als Veranstaltungsobjekt zur Verfügung stehen.[8] Im Februar 2017 wurde es schließlich eröffnet und steht seitdem als Veranstaltungszentrum zur Verfügung.

Am 23. September 2008 erhielt die Stadt den von der Bundesregierung verliehenen Titel Ort der Vielfalt.

Das neue Pößnecker Stadtbad wurde im Oktober 2013 eröffnet. Das Hauptgebäude des Staatlichen Gymnasiums „Am Weißen Turm“ nahm nach einer mehrjährigen Sanierung den Schulbetrieb 2014 wieder auf. Im Juni 2015 war Pößneck Ausrichter des Thüringentages. 123.000 Menschen feierten unter dem Motto „Viele Seiten: Pößneck“ drei Tage in der Stadt. Im gleichen Jahr öffnete das neue „Museum642 – Pößnecker Stadtgeschichte“, welches 2017 den Thüringer Denkmalschutzpreis erhielt. Von Juni bis September 2018 fand die thüringenweite Ausstellung „Erlebnis Industriekultur – Innovatives Thüringen seit 1800“ in der Pößnecker Shedhalle statt, in welcher mehr als 500 Schauobjekte bewundert werden konnten. Pößneck bewarb sich gemeinsam mit den Städten Neustadt an der Orla und Triptis als Ausrichter für die Thüringer Landesgartenschau 2028.[9]


Text: Wikipedia

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