Papenburg

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Papenburg ist eine Stadt, eine selbständige Gemeinde und ein Mittelzentrum an der Ems im Landkreis Emsland in Niedersachsen.

Stadtführer

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(c) Karte: CC-BY-SA OpenStreetMap.org contributors

Reklamemarken und Siegelmarken

Verzeichnis der sortierten Reklamemarken und Siegelmarken mit einem Bezug zu Papenburg.

Imkerei H. Heskamp

Sonstige

Geschichte

Dieser Abschnitt beschreibt die Entstehung Papenburgs als Kanalstadt ausgehend vom Untenende. Der heutige Stadtteil Aschendorf ist älter und darüber hinaus einer der ältesten Orte Niedersachsens.

Vorgeschichte

Um das Jahr 1250 ließ der Bischof von Münster die Wasserburg „Papenborch“ errichten, der Name der Stadt geht auf diese zurück.[6] Sie befand sich auf dem heutigen Gelände des Forums Alte Werft. Die Papenborch diente den Bischöfen von Münster als Reiseunterkunft auf ihrem Weg nach Ostfriesland. Damit hatte die Papenborch die Verpflichtung eines „offenen Hauses“ (apen hus), musste also jederzeit in der Lage sein, Gäste aufzunehmen. Daher war es nötig, die Burg ständig zu bewohnen und instand zu halten. Dies war nur möglich, indem die Papenborch als Lehen an einen Adeligen übergeben wurde.[7]

Bischof Johann von Münster belehnte am 16. Mai 1458 Hayo von Haren (genannt: von der Papenborch), Propst zu Leer, mit der Papenborch. Der darüber ausgestellte Lehnrevers enthält die älteste überprüfbare urkundliche Erwähnung Papenburgs.[8]

1460 überfielen Rolf und Engelbert von Langen die Burg und brachten sie in ihren Besitz. Sie wollten damit ihre Entschädigungsforderungen gegenüber der Stadt Münster deutlich machen, in deren Dienste sie standen. Bischof Johann von Münster beschlagnahmte daraufhin die Güter der von Langens und befreite mit seinen Truppen die Papenborch. Sie wurde anschließend wieder Hayo von Haren übertragen.[9]

Am 6. November 1484 beerbte Hayos Sohn, Alrick von der Papenburg, seinen Vater. Bischof Heinrich III von Münster belehnte ihn mit der Burg und dem halben Hof zu Lehe. Alrick verstarb bereits 1485 oder 1486, sodass die Papenburg in den Besitz seiner beiden Schwestern Adde und Awe überging. Ihre Männer, Ludeke Hake und Winrich von Brahe wurden am 29. November 1486 mit der Burg belehnt. Nach Hakes Tod ging das Lehen am 20. November 1489 in den alleinigen Besitz von Winrich von Brahe über. Zu dieser Zeit wagte der Bischof von Münster immer wieder Einfälle nach Ostfriesland. Die anschließenden Verteidigungskämpfe der Ostfriesen fanden häufig auf dem Gebiet der Papenburg statt. Daher kam es immer wieder zu Verlusten von Kühen und anderen Nutztieren.[10]

Schon vor dem Tod Winrich von Brahes ging die Burg 1509 in den Besitz seines Sohnes Winrich und seines Schwiegersohns Eggert von Nagel über. Von dem Zeitpunkt an war die Burg 59 Jahre im Besitz zweier Familien. Die Nagel verkauften ihren Anteil an der Papenburg an Klaus Hatte, der 1521 belehnt wurde. Sein Anteil ging nach seinem Tod 1534 an seine Witwe Wibbeke über. Sie vermachte den Besitz ihrem zweiten Ehemann Series von Langen (genannt: Kreyenribbe), der 1555 von Wilhelm von Münster belehnt wurde. Brahes Anteil ging nach seinem Tod an seine Schwester Heilke und seinen Schwager Eggert von Nagel. Diese vermachten ihren Anteil ihrem Schwiegersohn Christian von Plettenberg. Plettenberg vermachte nach seinem Tod den Anteil seinem Sohn Nagel von Plettenberg. Dieser kaufte 1568 den zweiten Teil der Burg von Series von Langen, sodass die Burg wieder im Besitz einer einzigen Person war.[11]

Plettenberg vermachte die Burg seinem Sohn Christian Viktor, der jedoch bereits 1614 verstarb. Statt seiner minderjährigen Tochter Sybille wurde zunächst der Vormund Arnold von Schwenke mit der Burg belehnt. Nachdem Sybille die Burg erhalten hatte, vermachte sie den Besitz ihrem zweiten Ehemann Friedrich Freiherr von Schwarzenberg im Jahr 1620. Aufgrund der Folgen des dreißigjährigen Krieges war die Burg in schlechtem Zustand. Nach einer damaligen Beschreibung bestand sie aus einem verfallenen Turm mit starken Mauern, der unterkellert und von einer doppelten Gräfte umgeben war. Schwarzenberg wollte die Burg verkaufen, da er die Instandhaltungskosten nicht mehr bewältigen konnte. Der Drost des Emslandes Dietrich von Velen bewarb sich um das Lehen.[12][13] Er wollte das Moor kolonialisieren und eine Fehnkolonie nach holländischem Vorbild zu errichten.[8] Dazu erstellte er einen Vorschlag, wie er das Gebiet um die Papenborch urbar machen könnte. In diesem Schriftstück werden Regelungen zur Entwässerung des Moores, Grenzen, Recht, Landaufteilung, Schutz, Abgaben und Zölle festgelegt. Er orientierte sich dabei stark an die Fehnkolonie Wildervank, die er mit Hilfe von Beratern auskundschaftete. Velen reichte den Vorschlag an Bischof Ferdinand von Münster. Am 2. Dezember 1630 kaufte der Drost das Lehngut für 1.500 Reichstaler.[14]

17. Jahrhundert

Gründungsjahre (1631–1657)

Bischof Ferdinand von Münster belehnte seinen Drosten Dietrich von Velen und dessen Nachkommen mit Burg und Gut Papenborch im April 1631 (die Quellen unterscheiden sich in der Angabe des Tages).[8][15] Dieses Jahr gilt im Allgemeinen als Gründungsjahr der späteren Stadt Papenburg. Zudem wurde von Velen die Civil- und Criminal-Jurisdiction erteilt. Er erhielt damit die Befugnisse eines Richters.[15]

Velen plante, Papenburg durch einen Kanal mit der Ems zu verbinden. Dazu musste von der Papenburger Grenze am Hampoel bis zur Ems Land von der Gemeinde Bokel erworben werden. Am 1. Mai 1631 wurde von Richter Georg Möwe in Aschendorf ein Vertrag zwischen von Velen und den Bauern der Bokel-Höfe geschlossen. In diesem Vertrag wurde festgelegt, dass auf dem Grund der Bauern ein Kanal zur Ems errichtet werden sollte. Der Kanal diente der Entwässerung des Moores und stellte gleichzeitig einen neuen Transportweg für Torfschiffe zur Ems bereit. Dafür verpflichtete sich der Drost, das Land der Bauern zu entwässern sowie die Unterhaltung des Tiefes und des Siels im Emsdeich zu gewährleisten. Außerdem war es den Bauern gestattet, den Kanal zu nutzen. Mit dem Bau des Kanals wurde Jan zum Poel (Poeljan) für ein Entgelt von 70 Talern beauftragt.[16]

Bereits 1633 musste der Kanalbau auf Grund des Dreißigjährigen Krieges unterbrochen werden. Als die Schweden unter König Gustav II. Adolf in Norddeutschland einfielen, flüchtete von Velen auf die Sparrenburg, wo er später festgenommen wurde. Erst 1638 wurde er von seinem Vetter Alexander von Velen befreit. Dietrich von Velen kümmerte sich sofort nach seiner Befreiung wieder um die Kolonialisierung des Moors rund um Papenburg. So konnte 1639 der Kanal fertiggestellt werden.[17] Außerdem siedelten sich 1639 die ersten drei Heuerleute an. Es waren Johann Lambers Veen, N. Hermann Hoff sowie Bernhard Schiffer. Zusammen mit sieben anderen Siedlern, die sich bis 1657 nachweisen lassen, gelten sie als Papenburgs Patriarchen.[18]

Das durch die Moorentwässerung gewonnene Land wurde in Plaatzen unterteilt und an die Kolonisten, mit einer Erbpacht ausgestattet, ausgegeben. Eine Plaatze war 462 Meter lang und 83,16 Meter breit. Entlang des Hauptkanals bauten die ersten Siedler ihre Häuser. Ihre Plaatzen waren an parallel zum Kanal verlaufende Straßen angeschlossen. In vielen Teilen Papenburgs ist dieser Aufbau noch heute vorhanden und prägend für das Stadtbild.[19]

Da die Grenzen Papenburgs nie endgültig geklärt wurden, kam es besonders mit den Ostfriesen häufig zu Grenzstreitigkeiten. Während man mit der Gemeinde Bokel am 25. April 1640 und mit Aschendorf am 11. Januar 1646 den Grenzverlauf vertraglich festlegte, konnte man sich mit den Ostfriesen bis ins 18. Jahrhundert nicht einigen.[20] Da die Papenburg genau auf der Grenze zwischen dem Emsland und Ostfriesland lag, erhoben sowohl die Ostfriesen als auch das Hochstift Münster Anspruch auf dieses Gebiet. Der Großteil der Burg und das umliegende Land befanden sich im Emsland. Dieses wurde um 1250 von Sophie von Ravensburg an Fürstbischof Otto II. von Münster für 40.000 Silbermark verkauft. Damit gehörte das Gebiet um die Papenburg rechtmäßig dem Bistum Münster.[21] 1651 führte man mit der Gemeinde Völlen Grenzvermessungen durch. Jedoch konnte dies die ständigen Grenzübergriffe nicht stoppen. Immer wieder kam es zur Zerstörung von Häusern und Verlaaten oder zur Besetzung von Mühlen. Erst unter der Herrschaft der Preußen in Ostfriesland (ab 1744)[22] schwächten sich die Streitigkeiten langsam ab.[23]

Bereits 1642 ließ von Velen ein neues Herrenhaus, das Haus Papenburg, errichten. Er baute dies einige Meter von der Papenburg entfernt, um weitere Grenzstreitigkeiten mit den Ostfriesen zu vermeiden. Das Haus Papenburg wurde 1648 fertiggestellt und kostete den Drosten 3000 Gulden. 1682 wurde es zusätzlich mit einer Gräfte umzogen. Das neue Herrenhaus bildete den Mittelpunkt der Siedlung. Um das Haus Papenburg wurden eine Ziegelei und ein Kalkofen errichtet. Außerdem wurde der Kanal vom Siel bis zur Papenburg erweitert.[24]

Am 7. Februar 1657 wurde Papenburg vom Fürstbischof von Münster, Christoph Bernhard von Galen, der Status einer Herrlichkeit zugesprochen. Somit erhielt der Drost die Abgaben für den Warenumsatz in Papenburg und alle Hoheitsrechte. Besonders günstig für die Anwerbung neuer Siedler war es, dass diese keine Steuern zu zahlen hatten. Außerdem durfte eine Windmühle in Papenburg errichtet werden. Zudem wurden die Grenzen der Herrlichkeit neu festgelegt. Der Drost verpflichtete sich dafür zur Lehnstreue und musste die Lehren der römisch-katholischen Kirche in Papenburg verbreiten. Velen ließ noch im selben Jahr auf dem Platz des Herrenhauses ein Gerichtsgebäude errichten. Am 10. September oder am 14. Dezember 1657 verstarb der Gründer Papenburgs Dietrich von Velen.[25]

Besiedlung Papenburgs unter Mathias von Velen (1657–1700) Dietrich von Velen wurde von seinem Sohn Mathias beerbt, der am 28. Oktober 1658 mit der Herrlichkeit Papenburg belehnt wurde. Aufgrund des Dreißigjährigen Krieges kamen kaum neue Kolonisten nach Papenburg. 1661 existierten lediglich 15 Wohnungen in der Fehnkolonie. Daher veranlasste von Velen am 22. Januar 1661 die Veröffentlichung eines Plakates im Emsland, in Ostfriesland und in der Provinz Groningen, auf dem mit günstigen Siedlungsbedingungen geworben wurde. Außerdem wurden darauf die Rechte und Pflichten der Kolonisten neu festgelegt, um die Siedlungsbedingungen weiter zu verbessern. Das Plakat gilt daher als eine Art Verfassungsurkunde der Stadt. Unter anderem wurde den Kolonisten versprochen, die Zeitpacht für die Plaatzen nach 5–20 Jahren in eine Erbpacht umzuwandeln. Die Werbung um neue Siedler erwies sich als erfolgreich. Besonders aus der emsländischen Nachbarschaft, aber auch aus Ostfriesland und Groningen, kamen neue Kolonisten nach Papenburg.[26]

1662 wurde mit dem Bau der Holländerwindmühle Meyers Mühle das Privileg genutzt, eine Windmühle in Papenburg zu errichten. Seit dem Jahr 1669 wurden die Kolonisten oder Heuerleute erstmals als Siedler bezeichnet. Dies deutet darauf hin, dass die Zeitpacht wie versprochen in eine Erbpacht umgewandelt wurde und die Plaatzen in den Besitz der Siedler übergingen. Währenddessen wurde der Bau des Hauptkanals weiter vorangetrieben. Er wurde entlang eines natürlichen Wasserlaufs, den Papenborger Rinnen, gegraben. Am Vosseberg hinderten große Sandmassen die Siedler am Weiterbau. Der Kanal wurde in anderer Richtung weitergebaut, sodass eine Wiek (Abbiegung) entstand. Das Gebiet entlang des neuen Kanals war 1688 besiedlungsfähig.[27]

1666 wütete die Pest in Papenburg. Aufgrund der vielen Todesfälle wurde im Herbst der erste Friedhof in Papenburg errichtet. Außerdem wurde 1674 ein Galgen aufgestellt. Der ehemalige Siedler und Kammerdiener von Velens, Heinrich Hölscher, vermachte Papenburg sein Haus und einen beträchtlichen Geldbetrag für den Bau einer Kirche. Sein Haus wurde als Pfarrhaus genutzt. Mit dem Bau der Kirche wurde 1674 begonnen; sie wurde drei Jahre später (1677) fertiggestellt. Am 7. Dezember 1680 wurde die Kirche von Fürstbischof Ferdinand II., mit dem heiligen Antonius als Schutzpatron, geweiht. Erster Pfarrer wurde Ludger Böhmer.[28]

1683/84 wurde mit dem Bau des ersten Verlaates oberhalb der St.-Antonius-Kirche begonnen. 1688 fand mit dem Augustmarkt das erste Volksfest in Papenburg statt.[29]

Nach dem Tod Mathias von Velens 1700 wurde sein Sohn Christoph Alexander am 17. Juli 1700 mit der Herrlichkeit Papenburg belehnt. Unter ihm begann die Schifffahrt in Papenburg. Erste, in Ostfriesland gekaufte Torfschiffe (Mutten) fuhren auf den Kanälen. Durch das Papenburger Siel konnten auch Schiffe über die Ems nach Ostfriesland fahren, um dort den gestochenen Torf zu verkaufen.

18. Jahrhundert

Am 13. Oktober 1719 wurde vom ostfriesischen Fürsten ein Handelsverbot für Torf aus Papenburg verhängt.[30] Die Jahre 1725 bis 1727 waren von Protesten gegen zu hohe Abgaben geprägt. Die Proteste gipfelten 1727 in einem Aufstand gegen den Drosten, der jedoch von bischöflichem Militär aus Münster niedergeschlagen wurde. Zur Strafe wurden die zu leistenden Abgaben und Pflichten am 23. Oktober 1727 unter Anton Bernhard von Velen in einem Vergleich erhöht.[31] Währenddessen nahm der Schiffbau in Papenburg weiter an Bedeutung zu. Bereits 1744 war jeder vierte Papenburger im Schiffbau tätig. Durch den Siebenjährigen Krieg 1756 bis 1763 wurde der Schiffbau weiter gestärkt, da die Ems eine wichtige Versorgungsstraße der Truppen war.[32]

Nach Fertigstellung des vergrößerten Drostensiels 1771 entwickelte sich Papenburg auch zu einem bedeutenden Seeschifffahrtsstandort. Papenburger Schiffe fuhren während des Amerikanischen Unabhängigkeitskrieges unter der Flagge des Hochstifts Münster und wurden von den englischen Kaperschiffen als neutral anerkannt, während holländische und in Ostfriesland beheimatete (also preußische) Schiffe vermehrt angegriffen wurden. Als 1794 die Niederlande von Napoleons Truppen erobert und dort die „Batavischen Republik“ ausgerufen wurde, ließen holländische Reeder und Kaufleute zum Schutz vor englischen Schiffen ihre Güter erneut auf die neutralen Papenburger Schiffe verfrachten oder ihre Schiffe als Papenburger Schiffe deklarieren. Auf den Rückfahrten aus Frankreich wurden neben Getreide und Salz vielfach in Eichenfässern gelagerte Bordeauxweine (Rotspon) mitgebracht und an die Hansestädte weiterverkauft.[33]

19. Jahrhundert

1806 baten Papenburger Schiffsreeder unter Führung des Patrimonialrichters Bernhard Gottfried Bueren den Herzog von Arenberg, die Herrlichkeit aus der herzoglichen Landeshoheit in die Unabhängigkeit zu entlassen. Diesem Wunsch wurde nicht entsprochen.

Infolge der Abmachungen beim Wiener Kongress fiel Papenburg 1815 an das Königreich Hannover.[34]

Am 17. Mai 1833 erhielt Papenburg eine neue Verfassung, die jedoch den Reformwünschen nicht entsprach, da sie dem Ort nur den Status eines Fleckens einräumte. Am 30. März 1853 kaufte die Gemeinde die grundherrlichen Rechte der Familie von Landsberg-Velen an Papenburg für 100.000 Reichstaler. Damit erlosch die Herrlichkeit Papenburg.[35]

1856 erhielt Papenburg Anschluss an die Hannoversche Westbahn von Osnabrück nach Emden.

Am 1. August 1860 genehmigte das Königliche Hannoversche Innenministerium die Annahme der Städteordnung von 1858. Damit wurde Papenburg zur Stadt.

20. Jahrhundert

Während der Weimarer Republik war das Emsland eine Hochburg der Deutschen Zentrumspartei.[36] Diese grenzte sich strikt von der NSDAP ab. Deren wenige Sympathisanten traten bis zur Reichstagswahl März 1933 öffentlich kaum in Erscheinung. Die Emsländer nahmen dieses Datum zunächst nicht als Zeitenwende wahr. Die Nationalsozialisten begannen allerdings unmittelbar nach den Wahlen mit der Durchsetzung ihrer Herrschaft. Am 31. März 1933 postierten sich SA-Angehörige während des sogenannten Judenboykotts vor jüdischen Geschäften, um Kaufwillige abzuschrecken.[37] Die hauptamtlichen Bürgermeister tauschte das Regime durch eigene NS-Gefolgsleute aus, zunächst im Juli 1933 in Lingen. Bis zum November 1933 zwang die NSDAP auch die Bürgermeister in Meppen, Haselünne, Papenburg und Aschendorf ihre Posten zu räumen.[38]

Am 20. Juni 1933 ordnete der preußische Innenminister Hermann Göring den Bau des KZ Börgermoor, KZ Esterwegen und KZ Neusustrum für insgesamt etwa 5000 Schutzhäftlinge an. Zur Leitung wurde am 28. Juni die „Verwaltungsdirektion der staatlichen Konzentrationslager“ in Papenburg eingerichtet. Im Juli wurde die Aufsicht der Lager der SS übertragen und als Oberlagerkommandant der SS-Standartenführer Brinkmann eingesetzt.[39] Fortan war Papenburg bis 1945 der Sitz der Zentralverwaltung der unter der Bezeichnung Emslandlager zusammengeführten 15 Gefangenen- und Konzentrationslager.

Zwischen 1945 und 1948 war das nördliche Emsland mitsamt Papenburg Teil der polnischen Besatzungszone,[40][41] das ein Sondergebiet innerhalb der britischen Besatzungszone war. Auch in Papenburg wurden viele Displaced Persons untergebracht. In der Siedlung „Splitting II“ existierte von Juni 1945 bis April 1946 sogar eine polnische Grundschule.[42]

Im Jahr 1952 erhielt die damalige Nachbargemeinde Aschendorf (Ems) das Stadtrecht. Die Stadt Aschendorf (Ems) wurde wiederum am 1. Januar 1973 zusammen mit den Gemeinden Bokel, Herbrum, Nenndorf und Tunxdorf in die Stadt Papenburg eingemeindet. Am 1. Juli 1974 kam ein Gebiet der Nachbargemeinde Westoverledingen mit damals etwa 100 Einwohnern hinzu.[43] Am 28. März 1990 beschloss der Niedersächsische Landtag im Gesetz zur Neugliederung der Stadt Aschendorf (sowie der Gemeinden Langförden, Vörden und Mulsum) eine Korrektur der Gemeindereform. Dieses Gesetz wurde vom Bundesverfassungsgericht am 12. Mai 1992 für nichtig und gegenstandslos erklärt.

Im Zug der Kreisreform von 1977 wurde der bisherige Landkreis Aschendorf-Hümmling und damit Papenburg in den neu gebildeten Landkreis Emsland eingegliedert. Am 1. Januar 1985 erhielt die Stadt Papenburg ihren heutigen Status als Selbständige Gemeinde.

Nachdem Pläne des Unternehmens Mercedes-Benz zum Bau einer Teststrecke in einem Moorgebiet südöstlich von Papenburg bekannt wurden, kam es 1991 durch Teststreckengegner zur Errichtung des Hüttendorfes Anatopia. Nach der Räumung 1995 begann der Bau der Teststrecke, die seit 1998 unter Automotive Testing Papenburg firmiert. Stadtpark während der Landes­gartenschau 2014

21. Jahrhundert

Von 2002 bis 2008 wurde das Baudock- und Werksgelände der Meyer Werft abermals erweitert und der Autobahnzubringer verlegt. Durch die offizielle Schaffung der Ortsteile Papenburg-Untenende und Papenburg-Obenende wurde die Stadt neu gegliedert. Das Gebiet, das Meyer-Werft-Gelände und Autobahnzubringer umfasst und bislang zu Bokel gehörte, ist fortan Teil des Untenendes.

Am 16. April 2014 eröffnete der niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil die 5. Niedersächsische Landesgartenschau in Papenburg. Die Landesgartenschau fand auf dem Gartenschaugelände des Papenburger Stadtparks sowie in den Blumenschauen rund um das „Forum Alte Werft“ statt. Das plattdeutsche Motto der Landesgartenschau ist bunt und bliede und bedeutet soviel wie bunt und fröhlich. Die Landesgartenschau dauerte vom 16. April bis zum 19. Oktober 2014.[44]


Text: Wikipedia

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