Paulus-Kirche (Zehlendorf)

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Paulus-Kirche
Siegelmarke des Gemeinde-Kirchenrats Zehlendorf

Die evangelische Pauluskirche im Berliner Ortsteil Zehlendorf wurde 1903-1905 nach den Plänen von Hubert Stier errichtet und am 1. Oktober 1905 eingeweiht. Der Bau, dessen Grundriss asymmetrisch ist, wurde in den Formen märkischer Backsteingotik aus roten Ziegeln ausgeführt. Östlich der Kirche wurde auf demselben Grundstück das Pfarrhaus erbaut, dessen Baustil dem der Kirche entspricht. Die Gesamtanlage aus Kirche und Pfarrhaus steht unter Denkmalschutz.


Zur Geschichte

Seit 1843 führte das Konsistorium einen Schriftwechsel mit der Königlichen Regierung in Potsdam über einen Umbau der Dorfkirche Zehlendorf. Die Fundamente der Dorfkirche wurden in Hinblick auf eine kostengünstige Erweiterung untersucht, da ein Neubau zunächst abgelehnt wurde. Für die Regierung war jedoch weder ein Neu- noch Ausbau der Kirche dringlich, obwohl 1886 Zehlendorf über 1100 Einwohner hatte und die Dorfkirche nur etwa 300 Plätze hatte. 1894 bekam die Gemeinde ein Baugrundstück für eine neue Kirche geschenkt. Die Gemeinde war jedoch mit den Kosten für einen Kirchenneubau überfordert. Nachdem der Patronatsbaufond eine Kostenbeteiligung zugesagt hatte, wurde ein Architekturwettbewerb ausgeschrieben, an dem sich alle evangelischen Künstler Deutschlands beteiligen konnten. Dem Preisrichterkollegium gehörten die Geheimen Oberbauräte Johannes Otzen, Max Spitta und Ludwig von Tiedemann an. Gewinner war Hubert Stier, der damals an allen spektakulären Wettbewerben teilgenommen hatte. Im Ersten Weltkriegmusste die Paulusgemeinde zwei der drei Glocken der Kirche als kriegswichtiges Metall abliefern. 1924 konnte die Gemeinde neue Kirchturmglocken anschaffen. Im Zweiten Weltkrieg erlitt die Kirche Beschädigungen, die nur notdürftig beseitigt wurden. Risse im Mauerwerk wurden durch Eisenklammern an den Säulen unter der rückwärtigen Empore behoben. Im unbeschädigten Pfarrhaus fand am 7. Mai 1945 die konstituierende Versammlung zur Wiederbegründung der Landeskirche Berlin-Brandenburg statt. In den fünfziger Jahren wurde der Kircheninnenraum dem damaligen Zeitgeschmack entsprechend umgestaltet. Hatte die innere Ausstattung zur Einweihung der Pauluskirche uneingeschränkte Bewunderung erregt, sollten nun die Stilformen des 19. Jahrhunderts beseitigt werden. 1955 wurde die kleine Taufkapelle abgerissen, das darüber liegende Chorfenster auf die Höhe der beiden anderen heruntergezogen. 1956 wurden neue Chorfenster eingesetzt. Zum Reformationstag 1959 wurde die Pauluskirche wieder eröffnet. 1988 votiert der Kreiskirchenrat Zehlendorf für die Grunderneuerung der Pauluskirche. 1989 begann die Renovierung nach Plänen des Architekten Hardy Treger, 1992 war sie beendet.


Das Bauwerk

Kirche und Pfarrhaus bildeten eine architektonische Einheit. Zunächst wurde aber erst das Pfarrhaus zwischen September 1902 und September 1903 gebaut. Die Grundsteinlegung für die Kirche war erst im Oktober 1903. Die Gesamtbaukosten sollten 225.000 Mark betragen, wovon der Staat als Patron 80.000 Mark leistete. Stilistisch hat sich Stier an der Backsteingotik orientiert. Die Grundform bildet hier ein kreuzförmiger Grundriss mit geräumiger Vierung und polygonalem Chor. Entsprechend der Ecklage ist der quadratische Turm seitlich vorgelegt. Das Kirchenschiff hat ungleich breite Seitenschiffe. Das vom Hauptportal aus linke Seitenschiff, das eine Empore enthält, ist breiter und hat auch Sitzplätze, das östliche ist als Gang ausgebildet. Das Mauerwerk ist mit roten Ziegeln verblendet. Die Giebel werden durch Radfenster, Maßwerkblenden, Krabben und Fialen betont. Als Haupteingang dient ein spitzbogiges Trichterportal, bekrönt mit einem Wimperg. Der Turm hat einen oktogonalen Spitzhelm. Die großen mit Wimperg abgeschlossenen Schallarkaden werden von Türmchen flankiert.


Das Innere

Im Innern sind die Rippen und Schlusssteine der massiven Gewölbe in Ziegeln ausgeführt, die Wände sind geputzt, ebenso die Gewölbe. Die tragenden Säulen bestehen aus Granit. Hauptstück im Innern war ein reichverzierter Altar, den der Architekt selbst entworfen hatte, das größte Prunkstück war aber der große Kronleuchter mit 82 elektrischen Lampen, der fast die ganze Vierung einnahm. Die Orgel stellte Stier in den rechten Querschiffflügel, also links vom Chor. Dadurch kann von Besuchern des Gottesdienstes von der vordere Empore über dem Eingang Altar und Kanzel am besten wahrgenommen werden. Diese Platzierung der Orgel war ausschlaggebend für den ersten Preis des Wettbewerbs. Nach 1920 wurde die Orgel vom Querschiff auf die Empore über dem Eingang umgesetzt. Für die Umbauten in den fünfziger Jahren wurde Werner Gabler, der sich in Fragen der Bauakustik einen Namen gemacht hatte, leitender Architekt. Unter dem Vorwand technischer Notwendigkeiten wurde die Pauluskirche fast vollständig ausgeweidet. Der Innenputz und alle Malereien wurden abgeschlagen, die Kirchenbänke von ihren Verzierungen befreit, Kanzel und Altar entsorgt. An den Brüstungen der Emporen wurden Akustikplatten angebracht, die für einen guten Klang sorgen sollten. Ein steinerner Altartisch wurde in die Mitte des Chores gestellt, ein Taufbecken vor die Chorstufen. Im Anschluss daran wurden die während des Krieges eingeschmolzen Glocken ersetzt. 1970 wurde die große Walcker-Orgel eingebaut, die die Innenseite der Rosette verdeckte. 1990 war eine vollständige Außen- und Innensanierung fällig. Der Innenraum sollte seine ursprüngliche Gestalt möglichst zurückerhalten, es sollte aber die Verkleinerung der Gemeinde berücksichtigt werden. Architekt war Hardy Treger. Die Ziegelkonstruktion wurde gereinigt und der gesamte Innenraum einheitlich verputzt. In die Vierung wurde wieder ein zweistufiger Radleuchter gehängt. Unter den Seitenemporen wurden mit Glasschiebewänden Gruppenräume geschaffen. Zur vielfältigen Nutzung des Kirchenraumes wurden Altar, Taufe und Kanzel bewegbar gestaltet.


Die Orgel

Da es mit der bisherigen Walcker-Orgel große Probleme gab, soll eine neue Orgel entstehen. Durch die hervorragende Akustik ist die Pauluskirche besonders für Konzerte geeignet. Die Rosette auf der Südseite des Kirchenraums soll wieder zur Geltung kommen, was den Bau einer „Universalorgel“ ausschließt. Es werden deshalb bis 2013 zwei Orgeln mit jeweils eigenständigem Klangprofil errichtet. In französisch-symphonischer Tradition soll eine dreimanualige Orgel von Karl Schuke Berliner Orgelbauwerkstatt gebaut werden, die sich an Aristide Cavaillé-Coll orientiert. Ergänzt wird sie durch einen Neubau in barocker Tradition von Rowan West, die insbesondere für die Darstellung der Werke von Johann Sebastian Bach konzipiert ist. Die Orgelempore wird wieder Platz bieten für Aufführungen mit Chor und Orchester. Das ist für Aufführungen von Kantaten im Gottesdienst von Bedeutung.



Text: Wikipedia

oberes Bild: Wikipedia/Bodo Kubrak

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