Pfeiffer & Diller

Aus veikkos-archiv
Wechseln zu: Navigation, Suche

Das bedeutendste Industrieunternehmen in Horchheim war die Zichorien-Kaffeesurrogat- und Kaffee-Essenz-Fabrik Pfeiffer & Diller G. m. b. H., die von 1875 bis 1952 ihren Sitz auf dem Gelände der ehemaligen Horchheimer Obermühle hatte.

Reklamemarken

Verzeichnis der Reklamemarken von Pfeiffer & Dillers.

Geschichte

Die Fabrik wurde 1843 ursprünglich von Johann Valentin Jungbluth gegründet und befand sich zunächst in der Mariämünster-Mühle in der Speyerer Vorstadt in Worms. Die erste Jungbluth'sche Zichorien-Fabrik in der Mariämünster-Mühle brannte bereits im Juni 1845 vollständig nieder. Beim Rösten und Mahlen von Zichorienwurzeln kann es nämlich leicht zur Selbstentzündung der Zichorien kommen. Jungbluth verlagerte seinen Betrieb daraufhin in das ehemalige Bergkloster in der Wormser Andreasvorstadt.

Im Juni 1856 gab es dort erneut ein Feuer, dem ein ganzer Gebäudeflügel des Betriebs zum Opfer fiel. In der Fabrik wurden u. a. Kaffee-Surrogate aus Zichorien und Eicheln und verschiedene Kaffee-Mischungen hergestellt. Im Oktober 1872 wurde das Unternehmen für 37.000 Gulden von den Kölner Fabrikanten Julius Diller († 5. Dezember 1894) und August Pfeiffer († 30. April 1897) übernommen.[210] Im Januar 1873 entstand ein Feuer im Mühlenraum der Fabrik, der dabei völlig ausbrannte.

Im Jahr 1874 verkauften die Eigentümer das Betriebsgelände im ehemaligen Bergkloster an den Lederfabrikanten Nikolaus Reinhart, der dort die Villa Bergkloster errichtete. Mit dem Erlös erwarben die Herren Pfeiffer und Diller die Obermühle in Horchheim und richteten dort ihre Zichorien-Fabrik ein. Der Fabrik-Betrieb in Horchheim begann dann im Jahr 1875. Es wurden Zichorien-Ersatzkaffeemischungen und seit 1884 eine Kaffeezusatz-Essenz hergestellt. Diese sogenannte "Diller-Essenz" wurde ein sehr bekanntes und wegen seiner Ergiebigkeit geschätztes Markenprodukt. Die Essenz bestand vorwiegend aus karamellisiertem Rübenzucker und wurde zum Strecken und zur Geschmacksverbesserung von Bohnenkaffee und Malzkaffee verwendet. Auf dem Fabrikgelände entstanden eine Rösterei, Essenzkochereien, Lager- und Verpackungsgebäude und an der Oberen Hauptstraße ein Bürogebäude. Am Hang oberhalb des Betriebs ließ sich Diller 1902–1906 von dem bekannten Baumeister Heinrich Metzendorf eine repräsentative Fabrikanten-Villa errichten.

Seit den 1890er Jahren wurden die Produkte von Pfeiffer & Diller durch aufwändige Blechdosen, Reklamemarken, Sammelbilder und Plakate beworben. Werbefigur und registriertes Warenzeichen war der "Kaffeeonkel" mit Hausmütze, ein Symbol altväterlicher Sparsamkeit und Gemütlichkeit. Nach der Blütezeit der Vorkriegsjahre kam es im Ersten Weltkrieg ab 1916 zu einer Verknappung und Zwangsbewirtschaftung der Rohstoffe für Kaffee-Surrogate und Kaffee-Essenzen. Das führte zur Stilllegung vieler Betriebe. Die Geschäftsanteile der Firma Pfeiffer & Diller wurden in diesem Zusammenhang 1916 von der Heinrich Franck Söhne G. m. b. H in Ludwigsburg übernommen.

Nach dem Krieg wuchs der Absatz bald wieder auf das Vorkriegsniveau. Die Produkte wurden nicht nur in Deutschland, sondern auch ins Ausland und nach Übersee vertrieben.[224] 1930 waren 150 Mitarbeiter im Betrieb beschäftigt. Die Fürsorge für die Belegschaft galt als vorbildlich,[225] es gab sogar eine eigene Betriebs-Krankenkasse. Im Aufschwung der 1930er Jahre wurde auch die Werbung modernisiert: 1937 entstand ein Kino-Werbefilm "Der Kaffeeonkel kommt".

Im Jahre 1943 wurde Pfeiffer & Diller mit der Emil Seelig A. G. (Heilbronn), einer weiteren Franck-Tochtergesellschaft, zur Firma "Seelig und Diller A.-G." (Heilbronn) fusioniert.[227] Bei der Bombardierung von Horchheim am 21. Februar 1945 wurden wichtige Gebäude der Fabrik zerstört. 1947 konnte mit 35 Beschäftigten nur noch 25 % der Vorkriegsproduktion erreicht werden. Die Fabrik schloss 1952 endgültig ihre Tore.


Text: Wikipedia

Liste der Autoren

Der Text ist unter der Lizenz „Creative Commons Attribution/Share Alike“ verfügbar; zusätzliche Bedingungen können anwendbar sein. Einzelheiten sind in den Nutzungsbedingungen von Wikipedia beschrieben.