Piedboeuf

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Piedboeuf (Schreibweise auch Piedbœuf) ist der Name einer belgischen Unternehmerfamilie, welche ursprünglich im Ort Jupille-sur-Meuse bei Lüttich ansässig und tätig war, darüber hinaus aber auch weitere bedeutende Unternehmen in Aachen und Düsseldorf gründete. Mit ihren verschiedenen Firmen war die Familie über viele Jahrzehnte und Generationen hinweg vor allem in der Dampfkessel-Produktion führend, hat sich aber auch einen Namen als Brauerei-Gründer und -Betreiber sowie als Kfz-Konstrukteur gemacht.

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Piedboeuf in Düsseldorf

Jean Pascal Piedboeuf, der zuvor erwähnte jüngste Sohn des Seniorchefs, wurde schon früh in die Leitung der Aachener Werke integriert, insbesondere nach dem Tod seines Bruders Jacques im Jahr 1851. Durch die Wirtschaftskrise 1849 und die ungünstige Anbindung Aachens an die rheinischen Wirtschaftszentren gewarnt, wagte er als einer der ersten Aachener Unternehmer wallonischen Ursprungs den Sprung nach Düsseldorf. Hier baute er mit belgischen Teilhabern und Facharbeitern eine veritable Unternehmensgruppe auf, bestehend aus einer 1857 errichteten Kesselfabrik, dem im Folgejahr 1858 gegründeten Eisenblech-Walzwerk Piedboeuf, Dawans & Co. sowie dem Röhrenwerk J. P. Piedboeuf & Co. in Düsseldorf-Eller. Jean Pascal Piedboeuf übernahm mit diesem Schritt für viele weitere wallonische Unternehmer, die sich später im Umfeld ansiedelten, eine Vorbildfunktion. Später, im Jahr 1863, kamen dann noch die aus Aachen ausgelagerten Kesselbetriebe nach. Deren Leitung übernahm zunächst sein Sohn Jean Louis, der diesen Betrieb nebst seinem eigenen auf den neuesten Stand der Technik brachte, sowie in der Folgezeit seine beiden anderen Söhne, Gustave und Eugène, und später noch sein Enkel Louis Piedboeuf.

Jean Pascals dritter Sohn Jean Louis folgte somit ebenfalls der Familientradition, studierte Berg- und Hüttenwesen an der Universität Lüttich und sammelte praktische Erfahrungen in den Familienbetrieben in Lüttich und Aachen. Schon bald darauf übernahm er zunächst schrittweise die väterlichen Betriebe in Düsseldorf und vernetzte diese mit benachbarten unabhängigen und aufeinander abgestimmten Betrieben. So profitierten seine Unternehmen vor allem von der intensiven Zusammenarbeit mit der 1872 gegründeten Düsseldorfer Röhren- und Eisenwalzwerke AG, vormals Poensgen. Nach seinem Tod im Jahr 1891 übernahm sein ältester Sohn Paul die väterliche Kesselfabrik sowie die J. P. Piedboeuf & Co. Röhrenwerke AG. Seinem jüngeren Sohn Louis wurde später die Leitung der Kesselbetriebe seiner Vettern Jacques Piedboeuf GmbH zugesprochen, wogegen es seinen jüngsten Sohn Adrien wie oben beschrieben wieder zurück nach Lüttich zog, wo er sich als erfolgreicher Automobil-Konstrukteur niederließ.

Im Jahr 1912 gliederte Paul Piedboeuf die J. P. Piedboeuf & Co. Röhrenwerke AG aus marktstrategischen Gründen zunächst in die Gelsenkirchener Bergwerks-AG ein, die wiederum 1924 selbst Teil der Vereinigte Stahlwerke AG (VSt) wurde. Im Rahmen einer Neugliederung der VSt im Jahr 1934 wurde das vormalige Unternehmen J. P. Piedboeuf & Co. mit anderen Betrieben zusammen zur „Düsseldorfer Röhrengruppe“ im VSt zusammengefasst, die wiederum schließlich 1948 von der neu gegründeten Rheinische Röhrenwerke AG übernommen wurde, welche selbst 1955 mit der Hüttenwerk Phoenix AG fusionierte und seitdem als Phoenix-Rheinrohr AG Vereinigte Hütten- und Röhrenwerke firmierte.

In einer durch Preisverfall und Überkapazitäten geprägten krisenhaften Situation in der Weimarer Republik war Paul Piedboeuf ferner gezwungen, im Jahr 1927 seine Kesselschmiede einschließlich der unter der Leitung seines Bruders Louis stehenden Kesselwerke seiner Vettern Jacques Piedboeuf GmbH mit der Petry-Dereux GmbH in Düren und der Gewerkschaft Orange in Gelsenkirchen zusammenzuschließen und als neues Unternehmen Vereinigte Kesselwerke AG (VKW) in Düsseldorf auf den Markt zu bringen.[2] Dieses Unternehmen errang in den Folgejahren, ebenso wie bereits die früheren Piedboeuf’schen Kesselbetriebe, erneut eine Spitzenstellung im deutschen Dampfkesselbau. Seinem Sohn Theodor, dem nachfolgenden Leiter der VKW, war es schließlich vorbehalten, diese ab 1963 bis 1974 stufenweise in die Babcock-BSH überzuleiten. Nach dessen Tod kam es allerdings im Jahre 1990 aus marktwirtschaftlichen Gründen schließlich zur endgültigen Stilllegung und Demontage der Vereinigten Kesselwerke. Domizil Haus Grünewald der Familie Piedboeuf

Der Düsseldorfer Zweig der Familie erwarb durch Jean Louis im Jahr 1880 die Villa Haus Grünewald mit großem englischen Landschaftsgarten in Solingen-Gräfrath, die bis 1997 im Familienbesitz blieb und stets als repräsentativer Treffpunkt für die weit verzweigte Familie diente.[3]


Text: Wikipedia

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Haus Grünewald in Solingen verortet

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