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Römhild

Römhild ist eine Kleinstadt im Landkreis Hildburghausen.

Reklamemarken und Siegelmarken

Geschichte

Vor- und Frühgeschichte

Römhild ist wahrscheinlich der älteste Ort des heutigen Bundeslandes Thüringen. Vermutlich erfolgte die erste Erwähnung im Jahre 150 n. Chr. durch den griechischen Mathematiker und Philosophen Claudius Ptolemäus als Keltisches oppidum Bikourgion.[2] Bereits seit etwa 2500 v. Chr. war die Region um Römhild dauerhaft von Menschen besiedelt. Etwa seit dem 5. Jahrhundert v. Chr. lassen sich dort keltische Einflüsse feststellen. Reste eines etwa 68 ha großen Oppidums befinden sich auf der nahe gelegenen Steinsburg.

Mittelalter

Die Erwähnung von „locus Rotmulte“ erfolgte im Jahre 800 als Besitz des Klosters Fulda. Der Name „villa Rotemulti“ (Mittelhochdeutsch) bedeutet rote Erde. Zu dieser Zeit gehörte Römhild zum fränkischen Gau Grabfeld. Gaugrafen waren die Grafen von Henneberg. Diese residierten auf der Hartenburg oberhalb der heutigen Stadt. Um das Jahr 1300 gründete Graf Heinrich IV. von Henneberg-Hartenberg die heutige Stadt etwa 1000 Meter südwestlich der alten Siedlung Altenrömhild. Der erste Nachweis der Stadtrechte stammt aus dem Jahr 1317. 1498 erhielt die Stadt die Marktrechte. Im Jahr 1488 wurden die Stadtbefestigungen fertiggestellt. 1465 bis 1491 bauten die Henneberger der Aschacher Linie die Glücksburg als Wasserburg als Folgebau der Hartenburg. Die Stiftskirche St. Marien und St. Johannis wurde in ihrer heutigen Gestalt 1470 errichtet.

Neuzeit

Schon die Kelten verarbeiteten den vorkommenden Ton zu Gebrauchsgegenständen. Das beweisen zahlreiche Keramikfunde aus der Keltenzeit. In Römhild begann das Töpferhandwerk vor etwa 500 Jahren zu erblühen. In der Stadt entstand eine Hochburg der Tonverarbeitung. Noch heute gehört das Töpfern in Römhild zum traditionellen Handwerk. Nach Zerstörungen und Bränden 1539–1546, 1555 und 1585–1633 wurde die Burg in der Stadt immer wieder aufgebaut, von 1676 bis 1680 erfolgte dann der Umbau zum Schloss. Von der spätmittelalterlichen Anlage ist nur ein Rundturm im Südwesten erhalten.[3]

Ab 1572 gehörte Römhild zu Sachsen-Coburg, ab 1640 zu Sachsen-Altenburg und ab 1672 zu Sachsen-Gotha.

Römhild war 1614–1681 von der Hexenverfolgung betroffen. Fünf Frauen gerieten in Hexenprozesse, vier wurden verbrannt, eine starb unter der Folter.[4] Sechs weitere Hexenprozesse gab es in den Ortsteilen Bedheim, Haina und Roth.

Von 1680 bis 1710 war Römhild Residenz des Fürstentums Sachsen-Römhild. Nach dem Tod von Herzog Heinrich, des einzigen Regenten des Fürstentums, kamen Stadt und Amt zu einem Drittel zu Sachsen-Coburg-Saalfeld und zu zwei Dritteln zu Sachsen-Meiningen, das 1826 auch das übrige Drittel übernahm.

Am 17. April 1891 zerstörte ein Stadtbrand 32 Wohnhäuser. Am 22. Oktober 1904 wurde die katholische Pfarrkirche Heilig Kreuz geweiht. Insbesondere durch das bayerische Personal der Bahnstrecke nach Rentwertshausen war eine kleine katholische Gemeinde entstanden. 1912 wurde das von Christian Heurich gespendete und von Max Böhme geplante Volksbad eröffnet.

In der Zeit des Nationalsozialismus wurden 1942 die noch nicht emigrierten Einwohner aus dem „Judenhaus“ Heurichstraße 8 in die NS-Vernichtungslager deportiert. An sie erinnert eine 1988 dort angebrachte Gedenktafel. Von 1939 bis 1941 waren bis zu 250 polnische Kriegsgefangene aus dem Lager Mühlberg in einem Barackenlager im Steinbruch des Basaltwerkes auf dem Großen Gleichberg untergebracht. Sie mussten unter anderem Zwangsarbeit im Steinbruch, in der Stadt, in der Landwirtschaft oder im Forst leisten. 1941 bis 1942 folgte für den Steinbruch ein Strafgefangenenkommando aus dem Stammlager Bad Sulza mit 120 Gefangenen. Nach einer zeitweisen Stilllegung des Steinbruchs waren dort von August 1943 bis März 1945 maximal etwa 400 „vertragsbrüchige fremdvölkische“ Zwangsarbeiter in einem Arbeitserziehungslager der Gestapo interniert. Die Häftlinge mussten im Basaltbruch oder im Basaltwerk am Römhilder Bahnhof arbeiten. Außerdem wurden sie beim Bau von Bunkern und Stellungen in Mendhausen eingesetzt sowie zeitweise im Handwerk und Gewerbe in Römhild und Umgebung. Mindestens 500 Häftlinge sind im Lager oder auf dem Evakuierungsmarsch im Jahr 1945 gestorben. Dazu zählen 25 bis 92 marschunfähige Häftlinge, die in einer Sandhöhle am Osthang des Großen Gleichbergs erschossen wurden. Anschließend wurde der Höhleneingang gesprengt, wodurch das Massengrab erst Ende Januar 1947 gefunden wurde.

Nach den offiziellen Todeslisten wurden bis Ende März 1945 auf dem unteren Waldfriedhof am Osthang des Großen Gleichberges 44, auf dem oberen Waldfriedhof 64 und auf dem städtischen Friedhof, wo ein Mahnmal auf einem Ehrenhain steht, 61 Häftlinge bestattet.[5]

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Stadt durch den Ausbau des Töpferhandwerkes und die Entstehung der größten Handtöpferei Europas (Töpferhof Gramann) bekannt. Dort fand zwischen 1975 und 1993 insgesamt siebenmal das Internationale Keramiksymposium statt. 2008 wurde dieses Symposium wiederbelebt.

Von 1948 bis 1961 wurde das bisherige Kriegerwaisenheim im Schloss Glücksburg als Jugendwerkhof "Rudolf Harbig" genutzt.

Am 31. Dezember 2012 schlossen sich die Stadt Römhild und die Gemeinden Haina, Mendhausen, Milz und Westenfeld aus der Verwaltungsgemeinschaft Gleichberge sowie die Gemeinde Gleichamberg zur neuen Stadt Römhild zusammen.


Text: Wikipedia

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