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Neman (russisch Неман), deutsch Ragnit (litauisch Ragainė, polnisch Ragneta), ist eine Kleinstadt in der russischen Oblast Kaliningrad (ehemaliges Ostpreußen).

Reklamemarken und Siegelmarken

Geschichte

Geschichte von Burg und Stadt seit dem Mittelalter

Ihren Ursprung hat die Stadt in der Burg Ragnit (prußisch ragas: Horn, Ecke, Landzunge, Spitze, Hinausragendes), einem Stützpunkt des Prußenstammes der Schalauen. Sie siedelten spätestens im 13. Jahrhundert beiderseits des Memelflusses. Um 1220 wurde die damals hölzerne Burg von einem russischen Heer erfolglos belagert, doch 1277 gelang es dem Deutschen Ritterorden unter dem Vogt von Samland Theoderich, die Burg zu zerstören. Die Ritter errichteten 1289 eine neue Holz-Erde-Burg, die sie „Landeshut“[2] nannten. Dieser Name konnte sich jedoch nicht durchsetzen, und so blieb es bei der ursprünglichen Bezeichnung. 1293 wurde auf einer Halbinsel der Memel eine weitere Feste errichtet, die Schalauerburg. Beide Burgen sicherte das Ordensland nach Norden hin und waren Stützpunkte für die Ende des 13. Jahrhunderts begonnenen Litauerkriege des Deutschen Ordens.

Während dieser kriegerischen Auseinandersetzungen wurde 1355 die Schalauerburg zerstört. Sie wurde zwar bereits ein Jahr später wieder aufgebaut, doch nachdem sie 1365 erneut geschleift wurde, verzichtete man auf einen nochmaligen Wiederaufbau. Dagegen wurde die ebenfalls abgebrannte Burg Ragnit in den Jahren 1397 bis 1409 unter Mitwirkung des rheinländischen Baumeisters Nikolaus Fellenstein, der auch am Bau der Marienburg beteiligt war, in Backstein zu einer der stärksten Festungen des Ritterordens aufgebaut. Im Schutze der Burg hatte sich inzwischen ein Marktflecken entwickelt, der dank der günstigen Verkehrslage an der Heerstraße nach Insterburg und dem Flussübergang nach Norden an Bedeutung gewann. Die Pläne des Ordens, die Siedlung zur Stadt zu erheben, kamen wegen der Niederlage gegen Polen in der Schlacht bei Tannenberg (1410) nicht zur Ausführung. Allerdings wurde der Ort Sitz einer Komturei, der auch die Burgen in Tilsit und Labiau unterstanden. Auch nach der Säkularisation des Ritterordens 1525 blieb Ragnit Sitz eines Amtshauptmannes. Im 17. Jahrhundert wurde der Ort zweimal zerstört, während des Zweiten Nordischen Krieges im Jahre 1656 durch Tataren, 1678 während des Schwedisch-Brandenburgischen Krieges durch schwedische Truppen. Ragnit um 1684

Durch die Große Pest (Preußen) und die folgende Hungersnot verlor Ragnit zwei Drittel seiner Bevölkerung. 1722 wurde Ragnit durch den preußischen König Friedrich Wilhelm I. zur Stadt erhoben.[3] Im Siebenjährigen Krieg zerstörte die Kaiserlich Russische Armee mit Kosaken und Kalmücken im Jahre 1757 die Stadt.[4]

Auch im Russlandfeldzug 1812 erlitt Ragnit schwere Brandschäden. Durch die Preußischen Reformen von 1815 wurde Ragnit Kreisstadt. 1922 musste sie diesen Status abgeben, als der Kreis Ragnit und der Kreis Tilsit zum Landkreis Tilsit-Ragnit vereinigt und das Landratsamt in die größere Nachbarstadt verlegt wurden. 1828 wurde die Burg Ragnit durch ein Feuer stark beschädigt.

Nach der Fertigstellung der Bahnstrecke Tilsit–Stallupönen (1894) und der Schmalspurbahn Ragnit–Insterburg der Insterburger Kleinbahnen (1913) siedelten sich schnell Industriebetriebe an. So entstanden Ziegeleien und eine Eisengießerei, außerdem entwickelte sich die Stadt zu einem Obstbauzentrum. Hatte Ragnit 1782 nur 1882 Einwohner, so war deren Zahl 1895 auf 4591 gestiegen. Am Anfang des 20. Jahrhunderts hatte Ragnit eine evangelische Kirche, ein evangelisches Schullehrerseminar, eine Präparandenanstalt, eine landwirtschaftlich Winterschule und war Sitz eines Amtsgerichts.[5]

Bis 1945 gerhörte Ragnit zum Landkreis Tilsit-Ragnit im Regierungsbezirk Gumbinnen der Provinz Ostpreußen des Deutschen Reichs.

Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges lebten in Ragnit 10.094 Einwohner, die Stadt beherbergte Zellstoff-, Holzwaren- und Maschinenbaufabriken. Nachdem Anfang August 1944 die Rote Armee das Nordufer der Memel erreicht hatte, wurde am 20. Oktober 1944 die Evakuierung der Stadt angeordnet. Die Einwohner verließen die Provinz erst im Januar 1945 über die Ostsee im Rahmen des Unternehmens Hannibal.[6] Ragnit wurde am 17. Januar 1945 kampflos von der Roten Armee eingenommen.

Die Stadt wurde nach der russischen Bezeichnung für den Fluss Memel in Neman umbenannt. Durch Umsiedlungsprojekte kamen Neusiedler vor allem aus Zentralrussland, der Region des heutigen Föderationskreises Wolga und aus Belarus.


Text: Wikipedia

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