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Rottweil

Rottweil, die älteste Stadt Baden-Württembergs. Sie ist die Kreisstadt und größte Stadt des gleichnamigen Landkreises sowie ein Mittelzentrum für die umliegenden Gemeinden.

Rottweil war seit der Stauferzeit durchgehend eine Reichsstadt im Heiligen Römischen Reich, was sich im Stadtwappen widerspiegelt.

Reklamemarken und Siegelmarken

Stadtführer

Historische Informationen von Rottweil

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(c) Karte: CC-BY-SA OpenStreetMap.org contributors

Geschichte

Antike

Die römische Siedlung auf dem Stadtgebiet von Rottweil wurde im Jahre 73 n. Chr. von den Römern unter Kaiser Vespasian im Zuge des Baus der römischen Kinzigtalstraße gegründet, Rottweil gilt damit als die älteste Stadt Baden-Württembergs – auch wenn sie nicht seit der Römerzeit ständig als Stadt existiert hat. Der lateinische Name der Stadt war Arae Flaviae („Altäre der Flavier“). Der Name deutet darauf hin, dass hier ein Zentrum des Kaiserkultes entstehen sollte – der Name der damals herrschenden Familie, der Vespasian angehörte, war gens Flavia. Das römische Rottweil war Hauptort einer Civitas und hatte – offenbar als einzige römische Stadt im heutigen Baden-Württemberg – die Rechtsstellung eines Municipiums inne. Mit einer Fläche von rund 18 Hektar war Arae Flaviae in Hinblick auf seine Ausdehnung eine der größten römischen Städte in Südwestdeutschland bzw. im Dekumatland, repräsentative Bauten prägten das Stadtbild. Da es sich aber um eine „politische“ Gründung handelte und der Ort seit dem Vorschieben der Grenze unter Vespasians Sohn Domitian bereits um 90 n. Chr. an wenig attraktiver Stelle im Hinterland lag, scheint sich die Stadt in den folgenden knapp zwei Jahrhunderten nur noch wenig weiter entwickelt zu haben. Das Stadtgebiet war offenbar niemals vollständig bebaut, die Zahl der Einwohner blieb wohl relativ gering.

Erst im Jahre 1950 wurde das antike Arae Flaviae, dessen Name durch die so genannte Peutingertafel (Tabula Peutingeriana) und bei Claudius Ptolemäus überliefert ist, durch einen außergewöhnlichen Inschriftenfund sicher mit Rottweil identifiziert: Auf der hölzernen Tafel eines römischen Militärdiploms aus dem späten 2. Jahrhundert waren die Worte acto municipio Aris – zu Deutsch: „ausgestellt in der Stadt Arae“ – zu lesen.

Nachdem die Römer um 260 n. Chr. die Kontrolle über die Gegend an die Alemannen verloren hatten, ging die römische Stadt unter; offenbar existierte aber eine deutlich reduzierte Siedlung weiter – mit dem Verschwinden der römischen Bewohner verlor sich aber auch der lateinische Name des Ortes.

Mittelalter

Wegen der guten Verkehrslage entstand hier ein alemannischer Herzogshof, aus dem der Königshof „Rotuvilla“ wurde, der bereits im Jahre 771 n. Chr. erstmals in den Urkunden erscheint. Dieser Königshof erlangte unter den Karolingern große Bedeutung als Gerichtsort und Verwaltungszentrum. Das Hofgericht Rottweil zählte lange danach im Spätmittelalter zu den bedeutendsten Gerichten des deutschen Reiches. Am 19. Januar 1299 wird es erstmals genannt. Bis zum 7. September 1418 lag die Hofgerichtsstätte unter der Pürschgerichtslinde, welche an der Ecke Heerstraße/Lindenstraße steht, und wurde dann in den Tiergarten vor dem Hochbrücktor an die offene Königstraße verlegt. Der Hofgerichtsstuhl erinnert an das Kaiserliche Hofgericht, das an dieser Stelle seit 1418 tagte. An der Königstraße rechts neben dem Landgericht ist eine Kopie. Das Original von 1781 befindet sich im Stadtmuseum. Das Erbhofrichteramt lag bei den Grafen von Sulz.

Das hochmittelalterliche Rottweil wurde in der Stauferzeit auf einem Felssporn oberhalb des Neckars etwa zwei Kilometer westlich der ehemaligen Römerstadt neu angelegt. Die Staufer errichteten die Stadt an ihrem heutigen Standort nach dem Zähringer Muster (Gliederung durch das Straßenkreuz in vier Teile). Aus dieser Zeit stammt der spätmittelalterliche Stadtkern mit seinen erkergeschmückten Bürgerhäusern, den geschmiedeten Stechschildern, die im 16. Jahrhundert vorgeschrieben waren, und den zahlreichen Rottweiler Kirchen.

Vorgänger dieser Siedlung sind die Mittelstadt und die Altstadt, auf Teilen der Fundamente des römischen Rottweils. Es ist wahrscheinlich, dass bedeutende Ruinen des römischen Arae Flaviae bis ins Mittelalter hinein sichtbar blieben, worauf auch Gewann und Hofgut „Hochmauren“ im ehem. Siedlungsgebiet hinweisen.

Der heutige Name der Stadt „Rottweil“ ist zunächst überliefert als Rote Will (rote Villa, im Jahre 771 Rotuvila) und leitet sich nicht aus dem antiken Namen ab. Eine mögliche Erklärung des ersten Namensbestandteils neben der Farbbezeichnung sind die verfallenen römischen Gebäude (vgl. Rottenburg am Neckar oder Kastelruth), darauf deuten auch die Gewannbezeichnungen „Rote Steige“ und der Name des benachbarten Reichsstiftes Kloster Rottenmünster.

Reichsstadt

Gegen Ende des 11. Jahrhunderts war Rottweil ein Ort herzoglicher Herrschaft des Herzogtums Schwaben. Nach dem Aufstieg schwäbischer Herzöge aus der Stauferdynastie zur deutschen Königswürde stand die Stadt ab Beginn des 13. Jahrhunderts auch wieder in enger Beziehung zum Königtum.

Seit 1230 wurde Rottweil als Reichsstadt bezeichnet und war damit ein unmittelbares Territorium des Heiligen Römischen Reichs. Anfangs verwaltet durch einen königlichen Schultheiß kamen später Bürgermeister (1299) sowie ein Großer und ein Kleiner Rat (1311), als Interessenvertretung der Bürgerschaft, zur Leitung der Reichsstadt hinzu. Die Beisitzer des kaiserlichen Hofgerichts waren zugleich auch Mitglieder im Großen Rat. Als Grundlage dafür gab sich die Stadt eine eigene reichsstädtische Ratsverfassung, die ihr eine gewisse innere Unabhängigkeit gewährte.

Nach dem Niedergang der Stauferherrschaft ab 1250 und der Wahl des Habsburgers Rudolf zum römisch-deutschen König am Ende des Interregnums 1273 stand Rottweils Reichsunmittelbarkeit auf dem Spiel, als der neue König das Reichs-Schultheißenamt 1285 an Graf Albrecht von Hohenberg verpfändete. Jedoch gelang es dem Rat der Reichsstadt, das Schultheißenamt 1344 vorübergehend und 1383 dann endgültig vom Reich zu erwerben. Schon 1359 war Rottweil das Recht zur Ausübung der Blutgerichtsbarkeit verliehen worden. 1401 wurde die Reichsunmittelbarkeit – und somit der Status einer Reichsstadt – durch König Ruprecht bestätigt und hatte über die nächsten vierhundert Jahre Bestand, bis zur Übernahme Rottweils und seiner Landgebiete durch das Herzogtum Württemberg 1802[3].

Die Reichsstadt Rottweil konnte sich im Verlauf ihres Bestehens ein ansehnliches eigenes Landterritorium aufbauen. Es umfasste eine Fläche von ca. 220 km² und war damit nach Ulm und Hall das drittgrößte reichsstädtische Landgebiet im Schwäbischen Reichskreis[4].

Zugewandter Ort der Schweizerischen Eidgenossenschaft 1463 schloss sich Rottweil im Rahmen eines befristeten Bündnisses der Schweizerischen Eidgenossenschaft an. 1476 kämpften die Rottweiler in der Schlacht bei Murten auf deren Seite gegen Karl den Kühnen. Im Jahre 1512 erhielt die Stadt von Papst Julius II. eigens einen wertvollen «Juliusbanner» für die 1508–1510 im „Großen Pavier Feldzug“ geleisteten Dienste zur Vertreibung der Franzosen.[5] Das alte Bündnis erlosch und wurde 1519 im so genannten Ewigen Bund unbefristet verlängert.

Rottweil wurde somit zu einem zugewandten Ort der schweizerischen Eidgenossenschaft. Die Beziehungen zwischen der Eidgenossenschaft und Rottweil kühlten während der Reformation schnell ab. Wenn Rottweil durch Kriege bedrängt wurde, bat es jedoch die Eidgenossen um Mithilfe.[6]

In den Hexenverfolgungen in Rottweil von 1546 bis 1661 sind 287 Verfahren wegen Hexerei und Zauberei belegt. 266 Menschen wurden in den Hexenprozessen hingerichtet. Der Rat der Stadt Rottweil hat am 15. April 2015 einen Beschluss zur sozialethisch-moralischen Rehabilitierung der Opfer der Hexenprozesse gefasst.[7]

Während des Dreißigjährigen Krieges wurde Rottweil durch Marschall Guébriant belagert und am 19. November 1643 eingenommen. Guébriant verstarb dabei an den Folgen eines Falkonettschusses. Ebenso entstand dabei aufgrund eines Wunderereignisses im Dominikanerkloster die Wallfahrt zur Madonna von der Augenwende. Noch im selben Monat konnte Rottweil jedoch nach der Schlacht bei Tuttlingen durch die kaiserlichen Truppen unter Franz von Mercy befreit werden.

Rottweil als württembergische Oberamtsstadt Am 8. September 1802 erschienen zwei Abgesandte des württembergischen Herzogs vor dem Rat der Reichsstadt Rottweil und erhoben angesichts der bevorstehenden Mediatisierung der Reichsstädte Anspruch auf die Stadt. Sie drohten mit der Einnahme durch tausend bereitstehende Soldaten und verlangten die Übergabe der Stadt, der dazugehörigen Ortschaften und der Klöster an Württemberg. Rottweil ergab sich (bestätigt im Reichsdeputationshauptschluss von 1803) und wurde im Jahr der Gründung des Königreichs Württemberg 1806 im Zuge der neuen Verwaltungsgliederung Sitz des Oberamts Rottweil, das im Laufe seiner Geschichte mehrmals verändert wurde.

1868 erfolgte mit der Eröffnung des Bahnhofs Rottweil der Anschluss an das Netz der württembergischen Eisenbahn.

Beziehungen zur Schweiz nahm Rottweil 1913 wieder auf, indem es eine Städtepartnerschaft mit Brugg einging.

20. und 21. Jahrhundert

Das Oberamt Rottweil bekam 1934 die Bezeichnung Kreis Rottweil und wurde 1938 in den Landkreis Rottweil überführt. Ehemalige Synagoge von Rottweil 1861–1938

In der Zeit des Nationalsozialismus wurde am 1. April 1936 in den Räumlichkeiten des katholischen Lehrerseminars Rottweil die Nationalpolitische Erziehungsanstalt Rottweil (Napola Rottweil) im Gau Württemberg eingeweiht.[8] Zu den Jungmannen (= Schüler) zählten unter anderem Wolfram Fischer, Erich Hartmann und Gernot Huber; zu den Erziehern (= Lehrer) zählte unter anderem Karl Doerth.

Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge in der Cameralamtsgasse 6, ehemals Judengasse, die seit 1861 der Jüdischen Gemeinde als Gotteshaus diente, von SA-Männern verwüstet. Die noch nicht ausgewanderten jüdischen Familien wurden im späteren Verlauf zur Vernichtung deportiert. Eine Gedenktafel an dem Gebäude erinnert an diese Geschichte. Im Zweiten Weltkrieg bestand am Rand des heutigen Stadtteils Zepfenhan eine Abbaufläche für Ölschiefer, auf der Häftlinge des Arbeitslagers Schörzingen Zwangsarbeit verrichten mussten. Ruinenreste von Industrieanlagen südlich von Zepfenhan erinnern an diese Vergangenheit.[9]

Nach dem Zweiten Weltkrieg fiel die Stadt in die Französische Besatzungszone und kam somit 1947 zum neu gegründeten Land Württemberg-Hohenzollern, welches 1952 im Land Baden-Württemberg aufging.

2003 fanden in Rottweil die Heimattage Baden-Württemberg statt.


Text: Wikipedia

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