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Sömmerda

Sömmerda ist die Kreisstadt des gleichnamigen Landkreises in Thüringen.

Reklamemarken und Siegelmarken

Geschichte

Anfänge bis 1945 Sömmerda wurde 876 erstmals urkundlich erwähnt. Um Verwechslungen mit nahe gelegenen Orten wie Mittelsömmern, Wenigensömmern oder Gangloffsömmern zu vermeiden, wurde die Stadt früher oftmals auch als Groß-Sömmerda bzw. Großensömmern bezeichnet. 918 überschrieb Konrad I. die Stadt dem Kloster Fulda. 1342 kam der Ort in den Besitz der Grafschaft Schwarzburg, die ihn 1418 an die Stadt Erfurt verkaufte, zu dessen Besitz es als Exklave bis 1802 gehörte, als es an Preußen kam. Etwa 1350 erhielt der Ort vermutlich das Stadtrecht, was aber nicht eindeutig belegt werden kann. Das 1395 erbaute Erfurter Tor und sechs Stadtmauertürme stellen die ältesten noch erhaltenen Bauwerke der Stadt dar. Die mittelalterliche Kleinstadt erstreckte sich in einem Streifen entlang der Unstrut mit zwei Siedlungskernen: der nördliche lag um den Marktplatz und der südliche um den Petriplatz. Die Stadtbefestigung bezog beide mit ein.

Während des Dreißigjährigen Krieges (1618–1648) sank die Einwohnerzahl der Stadt auf Grund von militärischen Aktivitäten, Plünderungen und Epidemien stark. Während des Mittelalters und der frühen Neuzeit gehörte Sömmerda politisch zu Erfurt und damit zu Kurmainz. Nach der Niederlage der preußischen Armee in der Schlacht bei Jena und Auerstedt stand die Stadt unter napoleonischer Herrschaft (Fürstentum Erfurt), bevor sie 1813/14 wieder zurück an das Königreich Preußen kam, zu dem sie seit 1802 gehörte. Nach dem Wiener Kongress 1814/15 begann man in Preußen mit der Schaffung von Landkreisen, wodurch die Stadt Sömmerda zum Landkreis Weißensee kam, dem sie dann bis 1952 angehörte.

Der in Sömmerda geborene Erfinder des Zündnadelgewehrs Johann Nicolaus Dreyse (ab 1864 von Dreyse) gründete 1817 zusammen mit dem Fabrikanten Kronbiegel die Metallwarenfabrik Dreyse & Collenbusch, die den Beginn der Industrialisierung in der Stadt markiert. 1840 kam es im Auftrag Dreyses zum Bau einer Gewehrfabrik und 1858 erfolgte die Gründung einer Handstrichziegelei, die sich zum Ende des 19. Jahrhunderts zu einer der größten und modernsten Ziegeleien des Deutschen Reiches entwickelte. Die in Kölleda ansässige Saal-Unstrut-Eisenbahn-Gesellschaft (SUE) eröffnete im August 1874 die Bahnstrecke Straußfurt–Großheringen („Pfefferminzbahn“) und Sömmerda erhielt damit den Anschluss an das Eisenbahnnetz. Die Elektrifizierung folgte ab 1900. 1876 gründete Carl Böttner am Stadtring von Sömmerda eine Brauerei. Auf dem Gelände befand sich bis Anfang der 1970er Jahre noch eine Kartoffelflockenfabrik.

Die Munitions- und Waffenfabrik AG, Sömmerda, vorm. v. Dreyse wurde 1901 von der Rheinischen Metallwaaren- und Maschinenfabrik AG (Rheinmetall) in Düsseldorf übernommen. Mit dem großen Bedarf des Deutschen Heeres während des Ersten Weltkriegs stieg die Belegschaft auf 10.000 Beschäftigte an. Der Friedensvertrag von Versailles machte eine Umstellung auf zivile Produkte notwendig. Das Rheinmetall-Werk Sömmerda stellte nun feinmechanische Geräte wie Schreib- und Rechenmaschinen her. Am 24. März 1920 gingen im Rahmen des Kapp-Putschs Reichswehreinheiten gegen Arbeiter vor, die die Republik verteidigen wollten. Einige von ihnen – darunter der Tierarzt Kurt Neubert – wurden gefoltert und erschossen. Während der NS-Diktatur erfuhr der 1936 mit Borsig zu Rheinmetall-Borsig fusionierte Rüstungshersteller durch die Aufrüstung der Wehrmacht einen erneuten Aufschwung. Während des Zweiten Weltkrieges wurden in Sömmerda bis zu 14.600 Menschen beschäftigt, davon rund 6.000 Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene, die in zahlreichen Außenlagern des KZ Buchenwald in und um Sömmerda untergebracht wurden. Die Stadt blieb im Zweiten Weltkrieg unversehrt.

Ab 1945

Am 11. April 1945 wurde Sömmerda von US-amerikanischen Truppen besetzt. Am 1. Juli 1945 folgte die Rote Armee und ganz Thüringen wurde Teil der Sowjetischen Besatzungszone.

Nach der Gründung der DDR am 7. Oktober 1949 wuchs in Sömmerda über die folgenden Jahrzehnte die Beschäftigtenzahl der seit 1919 auch Büromaschinen herstellenden Werke stetig, infolgedessen stieg auch die Einwohnerzahl der Stadt stark an. 1952 wurde die Stadt Sitz des neugebildeten Kreises Sömmerda, der zum Bezirk Erfurt gehörte. Vorher hatte die Stadt zum Landkreis Weißensee gehört.

Sömmerda war einer der Schwerpunkte des Aufstands vom 17. Juni 1953 im Bezirk Erfurt. Aus Streiks in den Großbetrieben (besonders VEB Rheinmetall) entwickelten sich Demonstrationen auf dem Marktplatz mit 10.000 Teilnehmern. Die Bürger verlangten den Rücktritt der Regierung, freie Wahlen, die Beseitigung der innerdeutschen Grenze und sangen das Deutschlandlied. Die Ausrufung des Ausnahmezustands durch die sowjetische Besatzungsmacht beendete das Aufbegehren. 27 Aufständische, darunter das Streikkomitee, wurden verhaftet und hohe SED-Funktionäre abgesetzt, da sie sich der Situation nicht gewachsen gezeigt hätten. Hauptforderung der Streikenden im VEB Rheinmetall am 18. Juni war dann die Freilassung der Verhafteten. 300 Bauern verlangten auf einer Versammlung in Sömmerda am 17. Juni die Senkung des Abgabesolls, Rückgabe enteigneter Betriebe und freie Wahlen.[4][5][6]

1989 lag die Einwohnerzahl bei über 24.000. Nach der Wende wurden das Büromaschinenwerk und die Ziegelproduktion stillgelegt. Aus dem zu DDR-Zeiten gegründeten Elektrotechnik-Kombinat Robotron entwickelte sich das heute bestehende Computerfertigungswerk von Fujitsu Technology Solutions (bis 2008 unter dem Namen Fujitsu Siemens Computers).

2005 gewann Sömmerda die Silbermedaille beim Bundeswettbewerb „Unsere Stadt blüht auf“.


Text: Wikipedia

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