S. Oppenheimer & Co. (Hamburg)

Aus veikkos-archiv
Wechseln zu: Navigation, Suche

Die Sal. Oppenheim jr. & Cie. AG & Co. KGaA ist eine deutsche Bank mit Sitz in Köln. Seit März 2010 ist sie eine 100-prozentige Tochtergesellschaft der Deutschen Bank AG. Der Schwerpunkt der Geschäftstätigkeit der früheren Privatbank ist die Vermögensverwaltung.

Reklamemarken

Verzeichnis der Reklamemarken welche als Siegelmarken von der Bank ausgegeben wurden.

Geschichte

Gründung

Die Bank wurde 1789 vom damals 17-jährigen Salomon Oppenheim junior als Kommissions- und Wechselhaus in Bonn gegründet. Oppenheim handelte mit Waren, tauschte ausländische Sorten und vergab Kredite.

1798 setzten die französischen Revolutionstruppen in Köln erstmals Religionsfreiheit durch, daraufhin konnte Oppenheim nach Köln umziehen, damals einer der bedeutendsten Bankenplätze Deutschlands. Hier residierten insbesondere das Bankhaus J. H. Stein (1790) und der A. Schaaffhausen’scher Bankverein (seit 1791). 1828 starb Salomon Oppenheim jr., seine Witwe Therese führt die Geschäfte mit den beiden Söhnen Simon und Abraham weiter. Durch die Hochzeit von Abraham Oppenheim mit Charlotte Beyfus 1834 war die Familie Oppenheim privat wie geschäftlich eng mit der Bankiersfamilie Rothschild verbunden.

Bank im Rheinland

Oppenheim finanzierte seit den 1820er Jahren insbesondere die Rheinschifffahrt und später auch die Entwicklung des Eisenbahnwesens sowie die Industrialisierung des Rheinlands und des Ruhrgebiets.

1836 wurde eine Tochtergesellschaft in Amsterdam gegründet, die bis 1856 bestand. 1837 wurden erstmals entstehende Großunternehmen finanziert, unter anderem die Rheinische Eisenbahn mitbegründet. An der Gründung der Köln-Mindener Eisenbahn 1843 war das Bankhaus ebenfalls beteiligt. Durch diese Engagements wurde Köln zum Verkehrsknotenpunkt Westdeutschlands.

1838 gründete das Bankhaus gemeinsam mit dem Schaaffhausen’schen Bankverein und Herstatt die Colonia Versicherung. Dadurch begann die Entwicklung Kölns zum bedeutenden Versicherungsstandort. 1852 folgen die Kölnische Rück- und die Concordia Kölnische Lebensversicherung, 1853 die Kölnische Hagelversicherung. 1853 beteiligte sich Oppenheim an der Gründung der Darmstädter Bank und 1870 an der Gründung der Centralboden.

Nach dem Tode Therese Oppenheims 1842 wurde das Geschäft durch die beiden Söhne weitergeführt. Waren Salomon, Therese, Simon und Abraham Oppenheim noch jüdischen Glaubens, konvertierte Albert von Oppenheim, ein Sohn Simons, anlässlich seiner Hochzeit 1858 zum Katholizismus. Ein Jahr später trat der älteste Sohn Simons Eduard bei seiner Eheschließung zur evangelischen Kirche über. Abraham Oppenheim wurde 1868 in den preußischen Freiherrnstand erhoben und gehörte zum engeren Kreis um König Wilhelm I.

Kaiserreich

Nach dem Tode von Abraham und Simon übernahmen im Jahre 1880 deren Söhne Albert und Eduard die Bankgeschäfte. Nach Fehlinvestitionen in der Elektroindustrie kam es zur Krise bei Sal. Oppenheim. Die Bank 1904 wurde von einer Offenen Handelsgesellschaft in eine Kommanditgesellschaft gewandelt, an der sich die Disconto-Gesellschaft, damals die zweitgrößte Bank Deutschlands, bis 1919 beteiligte. Diese Firma wurde fortan von Simon Alfred von Oppenheim und dessen Cousin Emil geführt.

1912 wurde mit Ferdinand Rinkel erstmals ein Familienfremder in die Führung der Bank berufen; er wurde 1921 durch Otto Kaufmann abgelöst. Ab 1914 beteiligte sich das Bankhaus an neun deutschen Kriegsanleihen zur Finanzierung des Ersten Weltkriegs.

Zeit des Nationalsozialismus

Während des nationalsozialistischen Regimes wurden die Bankiers als „jüdische Mischlinge 2. Grades“ diskriminiert und verfolgt. 1938 wurde die Bank auf Druck des NS-Regimes umbenannt in Bank Pferdmenges & Co. Der nichtjüdische Robert Pferdmenges, seit 1931 Miteigentümer der Bank, genoss das Vertrauen der Nazis. Die Miteigentümer Waldemar und Friedrich Carl von Oppenheim blieben offiziell als Miteigentümer in der Bank und behielten zahlreiche Aufsichtsratsmandate in deutschen Konzernen, z.B. Strabag, Flick, Münchner Rück und Colonia Versicherung. Die Bank galt als "kriegswichtig". Pferdmenges war ein Freund des damaligen Kölner Oberbürgermeisters und späteren ersten Kanzlers der Bundesrepublik Deutschland, Konrad Adenauer. Ebenfalls 1936 übernahm die Bank das Bankhaus A. Levy & Co. aus jüdischem Besitz. Ab 1938 legte die Bank nach Zeitungskampagnen der Nationalsozialisten den als jüdisch geltenden Namen Oppenheim ab und firmierte in „Robert Pferdmenges & Co.“ um, ohne die Entscheidungs- und Kapitalstrukturen anzutasten. Damit sicherte Pferdmenges die Existenz der Bank. Mit dieser (1947 rückgängig gemachten) Namensänderung waren die Pressionen jedoch nicht vorbei.

1942 musste die Familie ihr Gestüt Schlenderhan zwangsweise an die SS verkaufen. Nach dem gescheiterten Attentat vom 20. Juli 1944 auf Adolf Hitler wurden die geschäftsführenden Gesellschafter Waldemar (1894-1952) und Friedrich Carl von Oppenheim (1900-1978) verhaftet. Waldemar von Oppenheim tauchte nach versehentlicher Freilassung im September 1944 in Köln unter und hielt sich bis Kriegsende versteckt. Sein Bruder wurde wegen „Wehrkraftzersetzung" vor dem Volksgerichtshof angeklagt, gleichzeitig kam die Gestapo seinen Hilfeleistungen für verfolgte Juden in den Niederlanden auf die Spur, seine Verurteilung wurde durch den Vormarsch der Amerikaner verhindert.

Nachkriegszeit

Ab 1945 führte die Bank zunächst unter dem Namen Pferdmenges & Co. die Geschäfte weiter, 1947 wurde der Name wieder zu Sal. Oppenheim jr. & Cie. geändert; als neue Miteigentümerin trat die ehemalige ungarische Bankiersfamilie von Ullmann in die Bank ein. Die Bank finanzierte u.a. die Neugründung der Auto Union in Westdeutschland, aus der die heutige VW-Tochter Audi entstammt.

1964 wurde Alfred Freiherr von Oppenheim Partner; er war Urururenkel des Gründers.

1968 übernahm Sal. Oppenheim das Bankhaus Heinrich Kirchholtes & Co. in Frankfurt am Main. Eine weitere Expansion erfolgte durch Tochtergesellschaften in Zürich, München, Paris und London.

Die Bank mischte in der Bundespolitik mit und spendete seit den 1950er Jahren zunächst geheim, später offen große Beträge an die CDU von Konrad Adenauer bis Angela Merkel, gelegentlich auch an die FDP.

Neuausrichtung

Matthias Graf von Krockow wurde 1986 persönlich haftender Gesellschafter. 1989 wurde die Beteiligung an der Colonia Versicherung verkauft und die Rechtsform der Bank in eine Kommanditgesellschaft auf Aktien (KGaA) umgewandelt. Um die freigewordenen Mittel gewinnbringend zu investieren, kam es erstmals zu einer Kooperation mit dem Bauunternehmer Josef Esch, mit dem zusammen in den folgenden zwei Jahrzehnten mehrere Dutzend Immobilienfonds aufgelegt wurden.

Im Zuge der deutschen Wiedervereinigung positionierte sich die Bank als Berater des Staates bei Privatisierungen. 1992 trat der frühere Bundesbankpräsident Karl Otto Pöhl als Teilhaber ein, er fungierte ab 1993 auch als Sprecher der Teilhaber.

Im gleichen Jahr gründete die Bank zusammen mit Josef Esch die Fondsgesellschaft Oppenheim-Esch-Holding.

Fünf Jahre später, 1998, wurde Graf von Krockow Sprecher der persönlich haftenden Gesellschafter. Im Jahr 2000 wurde Christopher von Oppenheim Partner, der Sohn Alfreds.

In den 1990er Jahren baute die Bank die Verwaltung großer Vermögen als neuen Geschäftsbereich aus. So wurden die schon bestehenden Niederlassungen in Genf, Zürich und Luxemburg durch weitere ergänzt, so in Baden-Baden, Stuttgart, München, Hamburg, Wien, Salzburg, Dublin und Lugano. Die Bank vermittelte Geldanlagen in Liechtenstein, Panama, auf den Cayman Islands, auf der englischen Kanalinsel Guernsey und den niederländischen Antillen. Für den damaligen Verteidigungsminister Rudolf Scharping richtete die Bank ein Konto ein, das besonders gewinnbringend verwaltet wurde.

Wachstum

2004 übernahm Oppenheim die aus der Berliner Handels-Gesellschaft und der Frankfurter Bank entstandene BHF-Bank Aktiengesellschaft vom niederländischen ING-Konzern, die seitdem unter dem Namen „BHF-BANK – Privat seit 1854“ firmiert. Mit der BHF-Übernahme stieg Sal. Oppenheim zur größten deutschen Privatbank vor M. M. Warburg & CO aus Hamburg und zur größten europäischen Bank in Familienbesitz auf. Ebenfalls 2004 beteiligte sich das Bankhaus mit 25,1 % an der Bonner IVG Immobilien AG.

Der langjährige Bankchef Alfred Freiherr von Oppenheim starb 2005. Im selben Jahr wurde Krockows Schwager Georg von Ullmann Vorsitzender des Aufsichtsrates.

Ende 2006 beschäftigte die Bank 3490 Mitarbeiter in 27 Niederlassungen und verwaltete ein Vermögen von 149 Milliarden Euro.

Luxemburg

Im März 2007 kündigte Oppenheim an, den Hauptsitz von Köln nach Luxemburg zu verlegen, „um die geplante Expansion nach Europa einfacher zu gestalten“. Der Umzug wurde zum 1. Juli 2007 vollzogen. Seit der Übernahme durch die Deutsche Bank im Jahre 2009 ist die Sal. Oppenheim jr. & Cie. Luxembourg S.A. eine hundertprozentige Tochter der Sal. Oppenheim jr. & Cie. AG & Co. KGaA in Köln.

Oppenheim-Esch-Krise

Seit Anfang der 1990er Jahre entwickelte sich Josef Esch zum wichtigsten Geschäftspartner bei Sal. Oppenheim. Die Zusammenarbeit ging soweit, dass Esch ein Büro in der Bank bezog und an den Gesellschafterversammlungen teilnahm, ohne Miteigentümer zu sein. Seine Fonds erbrachten der Bank im ersten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts die Hälfte des Bankgewinns. Allerdings waren diese Renditen mittels risikoreicher und intransparenter Immobiliengeschäfte teuer erkauft.

In die Kritik geriet die Bank durch Immobiliengeschäfte zulasten der Sparkasse KölnBonn bzw. der Stadt Köln sowie durch Kredite für den Kauf von Aktien des Arcandor-Konzerns.

Seit Anfang des Jahres 2010 ermittelt die Staatsanwaltschaft Köln gegen ehemalige Mitglieder der Geschäftsführung wegen Untreue. Im April und August 2010 erfolgten umfangreiche Razzien. Im Februar 2012 teilte die Kölner Staatsanwaltschaft mit, dass sie gegen die früheren persönlich haftenden Gesellschafter der Bank – Matthias Graf von Krockow, Dieter Pfundt, Christopher Freiherr von Oppenheim, Friedrich Carl Janssen - und Josef Esch Anklage wegen Untreue in besonders schwerem Fall erhoben habe.

Im November 2012 wurde das Strafverfahren eröffnet (Az.: 116 KLs 2/12), der Prozessauftakt erfolgte am 27. Februar 2013. Im Einzelnen geht es um zwei umstrittene Geschäfte mit Büroimmobilien in Köln und Frankfurt am Main, durch die Sal. Oppenheim um insgesamt rund 134 Millionen Euro geschädigt worden sein soll. Auf mehr als acht Millionen Euro beziffert die Anklage den Schaden, welcher der Bank durch überhöhte Investitionen in eine zu preiswert vermietete Villa in Köln entstanden sein soll. Ende April wurde ein weiteres anhängiges Strafverfahren (Az.: 112 KLs 4/13, Komplexe „ADG/Arcandor“) mit dem erstgenannten zusammengelegt. Das Verfahren gilt als einer der größten Wirtschaftsstrafprozesse der Nachkriegszeit.

In mindestens 15 Zivilverfahren klagen bekannte Anleger wie die Quelle-Erbin Madeleine Schickedanz, Heinz-Horst Deichmann, Wilhelm von Finck junior und Alfred Neven DuMont auf Schadensersatz. Außerdem führten zwei weitere Klagen ehemaliger Deutsche-Bank-Manager zu weiteren Verfahren. Bei einem dieser Verfahren billigte das Landgerichts Frankfurt dem geschädigten Anleger eine Rückzahlung durch das Bankhaus in Höhe von 2,1 Millionen Euro für gekaufte Fondsanteile zu.

Übernahme durch die Deutsche Bank

Am 28. Oktober 2009 wurde die Übernahme des Gesamtkonzerns durch die Deutsche Bank bekannt gegeben. Die Führung wurde komplett ausgewechselt. Damit endete nach 220 Jahren die Geschichte von Sal. Oppenheim als familiengeführte Privatbank. Das Unternehmen galt 2008 noch als die größte unabhängige Privatbankgruppe Europas.

Private-Equity-Sparte

Die Sal. Oppenheim jr. & Cie. S.C.A. gründete zusammen mit CAM Private Equity und VCM Capital Management zum 1. Januar 2009 die Private Equity Sparte Sal. Oppenheim Private Equity Partners S.A. (SOPEP). Sal. Oppenheim Private Equity Partners wurde ebenfalls von der Deutschen Bank übernommen und in die neu gegründete Einheit DB Private Equity eingegliedert.


Verortet: Unter Sachsenhausen 4, Köln, sowie in Hamburg



Text: Wikipedia

Liste der Autoren

Der Text ist unter der Lizenz „Creative Commons Attribution/Share Alike“ verfügbar; zusätzliche Bedingungen können anwendbar sein. Einzelheiten sind in den Nutzungsbedingungen von Wikipedia beschrieben.