Schülke & Mayr

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Reklamemarke Schülke & Mayr

Die Schülke & Mayr GmbH – seit 2007 nur noch als schülke bezeichnet – ist ein von den Hamburger Kaufleuten Rudolf Schülke und Julius H. Mayr 1889 in Hamburg-Winterhude gegründetes chemisches Unternehmen. Seit 1963 hat die Firma ihren Sitz in Norderstedt und gehört seit 1996 zur französischen Air Liquide-Gruppe.

Geschichte

Am 15. April 1889 gründeten der Schiffskapitän Rudolf Schülke († 1924) und der Amsterdamer Kaufmann Julius Mayr-Bertheau (geb. Mayr, † 1921) die Firma Schülke & Mayr OHG und erwarben im gleich Jahr nach eingehender Prüfung auf Tauglichkeit durch den Bakteriologen Robert Koch für 50.000 Goldmark das Weltpatent für die Herstellung von Lysol.

Dieses wasserlösliche Desinfektionsmittel Lysol legte den Grundstein für die Expansion der Firma und wird als eine wichtige Grundlage für ein Überleben der europäischen Imperialisten in den afrikanischen, asiatischen und südamerikanischen Kolonialgebieten betrachtet. 1890 wurde am Victoriasee in der damaligen Kolonie Deutsch-Ostafrika (ab 1964 Vereinigte Republik Tansania) von Schülke & Mayr eine Station zur Erprobung von Lysol und anderer medizinischer Erzeugnisse angelegt. Schülke & Mayr führte ebenfalls vor Ort für das Jahr 1892 die private Afrikanische-Seeen-Post mit eigener Briefmarkenserie zwecks Boten-Transporte von Daressalam zum Victoriasee, nach Tabora, Bukoba und Mwanza.

Durch den Einsatz von Lysol gelang die Bekämpfung der Choleraepidemie von 1892 in Hamburg, wofür dem Unternehmen 1893 von dem Nothstands-Comite der Freien und Hansestadt Hamburg die Bestätigung hilfreichen Bürgertums in Form einer Ehrenurkunde überreicht wurde.

In eine Aktiengesellschaft wurde Schülke & Mayr 1911 gewandelt. 1913 wurde das erste Markendesinfektionsmittel für den Endverbrauchermarkt mit dem Markennamen Sagrotan eingeführt. 1920 hatte der New Yorker Distributeur von pharmazeutischen Produkten und Lizenzproduzent von Sagrotan Lehn & Fink Inc 100 Prozent der Aktien übernommen. 1924 folgte der Einstieg in den Bereich der Konservierung mit dem ersten Markenbiozid für die Industrie mit dem Markennamen Grotan. Sagrotan ist ein Akronym und setzt sich zusammen aus SAanus (lat. gesund), den ersten drei Buchstaben "GRO"und dem "T" von dem Nachnamen des damaligen Schülke & Mayr-Geschäftsführers Arnold GROeThuysen und der beliebigen Endung "AN".

In der Zeit des Nationalsozialismus wurde das Unternehmen treuhänderisch von Kurt Bussmann aus der Hamburger Sozietät Wassermann/Fischer/Bussmann geführt. Im Zeitraum von 1933 bis 1940 stieg die Desinfektionsmittelpulverproduktion von 290.000 auf 725.000 Kg und der Gefolgschaftszuwachs von 88 auf 192 Personen. Das Amt für Schönheit der Arbeit zeichnete am Ersten Mai 1941 Schülke & Mayr als Nationalsozialistischen Musterbetrieb mit der Goldenen Fahne aus. Während des Zweiten Weltkrieges wurden Riesenmengen Desinfektionsmittel für Lazaette benötigt, und somit wurden Ausweichbetriebe an weniger gefährdeten Orten errichtet. Die Zweigwerke lagen in Brand, einem kleinen Ort im Fichtelgebirge und in Wesel im Rheinland. Die Schülke & Mayer Produktionsstätten in Winterhude blieben im Zweiten Weltkrieg unversehrt, während die Chemischen Farben Fabriken Beit & Co. welche unmittelbar an das Grundstück am Goldbekkanal grenzten durch die Operation Gomorrha zu 80 Prozent zerstört wurden.

1952 wurde Schülke & Mayr in eine GmbH gewandelt und bezog - nach Grundsteinlegung am 15. Juni 1961 von dem damaligen Geschäftsführer Albert Obladen - im Jahr 1963 mit seinerzeits 320 Mitarbeitern seinen neuen Hauptsitz in Norderstedt-Glashütte bei Hamburg. 1966 wurde das Unternehmen von dem amerikanischen Arzneimittelkonzern Sterling Drug geschluckt, welches 1988 - und somit auch Schülke & Mayer - von der Eastman Kodak Company übernommen wurde.

Anteilseigner von Schülke & Mayr seit 1994 war die Londoner Reckitt & Colman plc. 1990 wurde das Wund- und Schleimhautantiseptikum octenisept auf Basis des Wirkstoffes Octenidin eingeführt.

Seit 1996 ist Schülke & Mayr Teil der französischen Air Liquide-Gruppe. 1997 wurde der Markenname Sagrotan ausgegliedert und wiederum an Reckitt & Colman, heute Reckitt Benckiser verkauft. Nach Neugestaltung der eigenen Corporate Identity nennt sich Schülke & Mayr seit 2007 nur noch schülke. Im Handelsregister ist das Unternehmen weiterhin als Schülke & Mayr GmbH eingetragen. Im September 2009 hat schülke ein neues Logistikzentrum am Standort Norderstedt eröffnet. Das Unternehmen verfügt derzeit über zwölf Standorte, davon drei außerhalb der Europäischen Union in Singapur, Malaysia und USA (Stand 2011).


Geschäftsfelder

Produziert werden heute hauptsächlich Desinfektionsmittel für Oberflächen, Instrumente und die Haut. octenisept ist ein Produkt, welches seit seiner Markteinführung 1990 von schülke hergestellt und vertrieben wird. Des Weiteren stellt das Unternehmen Spezialadditive z.B. für die Konservierung von Schmierstoffen, Farben oder Kosmetika her und bietet Forschungs- und Dienstleistungen an.


Schülke & Mayr Altlastensanierung in Hamburg-Winterhude

Die ehemaligen Produktionsstätten von Schülke & Mayr in Winterhude am Goldbekkanal wurden 1961 an die Freie und Hansestadt Hamburg unter dem damaligen Bürgermeister Paul Nevermann verkauft. Seit 1981 befindet sich auf Firmenareal das Stadtteilkulturzentrum Goldbekhaus. Ab 1984 wurde aufgrund von Geruchsbelästigungen und darauf erfolgten Bodenproben festgestellt, dass der Boden dort Phenole, Kresole und Xylenole in Konzentrationen von bis zu 63.000 mg/kg Trockensubstanz und im Grundwasser bis zu 10.000 µg/l enthielt. In einem modifizierten Soilcrete-Verfahren – zu Lasten der Stadt – wurde 1988 für circa 15 Millionen Euro das kontaminierte Erdreich bis auf eine Tiefe von 19 Metern saniert.


Lysol

Reklamemarke für Lysol

Lysol (aus dem Griechischen ‚Lyo‘ für Auflösen und Latein ‚Oleum‘ für Öl) ist der Markenname des weltweit ersten Desinfektionsmittels,[1]das heute von dem britischen Konzern Reckitt Benckiser vertrieben wird. Der Name wird sowohl für das ursprüngliche Reinigungskonzentrat benutzt wie auch für Raumspray und Reinigungstücher, die mit dem Mittel versetzt sind.

Der Hauptbestandteil von Lysol ist Benzalkoniumchlorid. Als Reinigungsemulsion ist es hoch konzentriert und muss vor der Verwendung in warmem Wasser verdünnt werden. Lysol als Fünf-Prozent-Konzentrat wirkt bakterizid, oberhalb von fünf Prozent Konzentration insektizid. Bei einer Konzentration von lediglich zwei Prozent wird es allgemein für die Desinfektion von Räumen, Möbeln, Kleidung, Spielzeug und Toiletten sowie in der Veterinärmedizin eingesetzt. Hohe Belastungen des Abwassers durch Lysol werden vor allem durch die Verwendung des Mittels in Krankenhäusern und Wäschereien verursacht. Bis heute ist dieses Mittel weltweit als Haushaltsreiniger verbreitet.


Geschichte

Lysol wurde von Gustav Raupenstrauch entwickelt, der damals als Abteilungsleiter bei der chemischen Versuchsstation und der Lebensmitteluntersuchungsanstalt in Wiesbaden arbeitete. Er verwendete dafür rohe Karbolsäure, einem Gemisch aus Phenol und isomeren Methylphenolen, die aus Steinkohlen- und Buchenholzteer gewonnen werden. In Verbindung mit Kali-Schmierseife konnte er das wasserlösliche Mittel herstellen, das noch im gleichen Jahr patentiert wurde. 1890 wechselte er zu der neu gegründeten Firma Schülke & Mayr in Hamburg, die sich auf die Produktion von Lysol konzentrierte. Auch wurde es als Antiseptikum eingeführt und zur Prophylaxe bei Infektionskrankheiten. Wichtige Anwendungen waren von Beginn an in der Chirurgie und in der Geburtshilfe. Mit dem zehn Jahre später entwickelten Sagrotan gab es einen Markenstreit, bei dem sich Schülke und Mayr vor Gericht durchsetzen konnten.

Wenig später erwarb das US-amerikanische Unternehmen Lehn & Fink Inc. aus New York eine Produktionslizenz und produzierte ab 1912 selbst für den US-amerikanischen Markt. Unter der Bezeichnung „Lysol“ vermarktete die Firma ab den späten 1920er Jahren ein Produkt zur Frauenhygiene. Das Mittel wurde mittels Vaginalspülung auch zur Empfängnisverhütung verwendet. Von den 1930er bis in die 1960er Jahre soll diese Methode die populärste Geburtskontrolle gewesen sein. Die US-amerikanische Werbung attestierte hohe Sicherheit und Wirksamkeit durch Referenzen europäischer Ärzte.

In Europa wurde Lysol als erstes erfolgreich gegen die Choleraepidemie von 1892 und dann gegen die sogenannte „Spanische Grippe“, die von 1918 bis 1920 in weiten Teilen Europas wütete, eingesetzt.

1967 wurde Lehn & Fink von Sterling Drug aufgekauft. Sterling Drug, die inzwischen in Sterling-Winthrop umfirmiert hatten, wurden 1994 von Reckitt Benckiser übernommen. Die als Handelsmarke eingeführten Produkte behielten über all die Jahre ihren Namen.



Text Schülke & Mayr: Wikipedia

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Text Lysol: Wikipedia

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