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Schleusingen

Schleusingen ist eine thüringische Kleinstadt am südlichen Abhang des Thüringer Waldes im fränkisch geprägten Landkreis Hildburghausen.

Reklamemarken und Siegelmarken

Geschichte

Erstmals urkundlich erwähnt wurde Schleusingen im Jahre 1232 als villa Slusungen. Graf Poppo VII. von Henneberg ließ als Amtssitz und Befestigung in der Zeit von 1226 bis 1232 die Bertholdsburg erbauen. 1274 erfolgte die Teilung der Grafschaft Henneberg in drei Linien. Die Bertholdsburg wurde danach zur Residenz der Schleusinger Linie. Schleusingen erlebte im Jahr 1353 eine erste Brandkatastrophe, durch weitere Stadtbrände wurden 1679, 1765, 1773 und 1876 ganze Stadtteile zerstört.

Schleusingen erhielt 1412 das Stadtrecht doch erst 1533 das Marktrecht. Graf Wilhelm IV. gründete 1502 am Stadtrand ein Barfüßerkloster, das zur Sächsischen Franziskanerprovinz (Saxonia) gehörte.[2] Während der Unruhen im Bauernkrieg im Frühjahr 1525 wurden die Insassen, Dokumente und Wertgegenstände der benachbarten Klöster Veßra und Trostadt nach Schleusingen und auf die Bertholdsburg in Sicherheit gebracht. Im Jahre 1544 wurde die Reformation eingeführt. Die Ägidienkapelle der St.-Johannis-Kirche wurde 1566 Begräbnisstätte der Henneberger Grafen und von Elisabeth von Brandenburg. Das nach der Reformation 1545 aufgelassene Barfüßerkloster wurde in Landeseigentum überführt und ab 1560 als Schule genutzt. Diese wurde am 7. Juni 1577 als Gymnasium eingeweiht und besteht heute noch unter dem Namen Hennebergisches Gymnasium „Georg Ernst“. Bis 1583 war Schleusingen Sitz der Grafen von Henneburg. Nach dem Tod des Grafen Georg Ernst, mit dem sein Geschlecht im Mannesstamm erlosch, gelangte Schleusingen an die sächsischen Herzöge der Ernestiner und Albertiner Linie, zunächst noch unter gemeinsamer Verwaltung. Von 1500 bis 1806 gehörte Schleusingen zum Fränkischen Reichskreis.

Von 1621 bis 1622 befand sich in der Stadt eine Kippermünzstätte, in der unter dem Münzmeister Barthel Eisendraht Interimsmünzen (Kippermünzen) für Henneberg geschlagen wurden. Das waren Kreuzerstücke und sogenannte Kippertaler zu 40 Groschen.

Zu einer wirtschaftlichen Bedeutung kam Schleusingen durch Zuzug von Glasmachern aus dem hessischen Gläsnerbund und dem Spessart. Die reichen Holzvorräte im gebirgigen Hinterland des Thüringer Waldes bildeten bis in das 19. Jahrhundert die Grundlage zahlreicher Glashütten und bedeutender Thüringer Porzellanmanufakturen.[3] Während des Dreißigjährigen Krieges konnte der Stadtkommandant Ludwig Ernst Marschall beim Eintreffen der ersten kaiserlichen Truppen 1634 mit viel Verhandlungsgeschick die Stadt vor der Plünderung und Zerstörung durch die Kroaten des gefürchteten Generals Isolani retten. Diese nutzten jedoch Schleusingen als Winterquartier und zogen werraabwärts plündernd und brandschatzend bis in die Kuppenrhön.

Im Sächsischen Teilungsvertrag von 1660 fielen Stadt und Amt Schleusingen an Sachsen-Zeitz. Im Jahre 1709 wurde mit dem Bau eines Badehauses am Wilhelmsbrunnen begonnen. Nach dem Erlöschen der Linie Sachsen-Zeitz fiel Schleusingen an das Kurfürstentum Sachsen. Die St.-Johannis-Kirche wurde 1725 umgebaut. Die Stadtkirche entstand im Barockstil.

Ab 1815 gehörte Schleusingen zu Preußen und wurde 1816 zur Kreisstadt des Kreises Schleusingen erhoben. Die Kunststraßen nach Suhl, Hildburghausen, Burgstraße, Königstraße, Kloster Veßra und Ilmenau wurden 1817 gebaut. Die Jahre 1846 und 1847 waren schwere Hungerjahre. Bei der bürgerlichen Revolution 1848 kam es in Schleusingen zu einer großen Volksversammlung und Krawallen auf dem Markt. Eine Straße nach Eisfeld wurde 1849 gebaut. Von 1870 bis 1874 wurde das Gymnasium neu erbaut.

Im Jahr 1888 wurde die Bahnstrecke Schleusingen–Themar, 1904 die Rennsteigbahn nach Ilmenau und 1911 die Friedbergbahn nach Suhl gebaut. Seit dem späten 19. Jahrhundert entwickelte sich die Stadt zum Erholungsort. Im 19. Jahrhundert war die jüdische Gemeinde so angewachsen, dass sie 1881 an der Ecke Berthold-/Walchstraße eine neue Synagoge einweihte. Sie wurde beim Novemberpogrom 1938 von den Nazis zerstört, woran eine 1988 angebrachte Gedenktafel erinnert. Die 1932 noch vorhandenen circa 30 Gemeindemitglieder wurden in die Emigration getrieben oder 1942 in die Vernichtungslager deportiert. Auf dem Jüdischen Friedhof im Judengrund fand 1937 die letzte Beerdigung statt.

Während des Zweiten Weltkrieges mussten 1612 Frauen und Männer vorwiegend aus der Sowjetunion sowie Kriegsgefangene aus den von Deutschland besetzten Ländern Zwangsarbeit verrichten: in der Land- und Forstwirtschaft, im Zieh- und Stanzwerk, in der Firma Adam Heinz Glashütte Friedrichswerk, in der Firma L. F. Ansorg und in der Bahnmeisterei. An 44 verstorbene Häftlinge des „Arbeitserziehungslagers“ Römhild erinnert eine Gedenkanlage auf dem Friedhof an der Ilmenauer Straße.[4]

Schleusingen wurde 1945 zuerst durch US-amerikanische, später durch sowjetische Truppen besetzt. Der Landkreis Schleusingen wurde in das Land Thüringen eingegliedert und 1946 in Landkreis Suhl umbenannt. Die Stadt gehörte 1950 bis 1952 für zwei Jahre zum Landkreis Hildburghausen, kehrte danach aber wieder in den Kreis Suhl zurück. Das Amtsgericht Schleusingen wurde 1951 aufgelöst. Nach der Wende wurde Schleusingen 1994 in den Landkreis Hildburghausen eingegliedert.

Wiederholt versuchte die NPD im Ort Fuß zu fassen, stieß aber auf die Ablehnung der Bürger.[5] Höhepunkt war 2007, als ein NPD-Funktionär und Neonazi versuchte, in die Freiwillige Feuerwehr Schleusingen einzutreten. Daraufhin legte die Feuerwehr des Ortes eine Liste mit 42 Personen vor, die in diesem Fall austreten würden. Der Bürgermeister lehnte das Ansinnen des NPD-Funktionärs ab. Dieser Fall von Zivilcourage machte den Ort in ganz Deutschland bekannt.[6]

Die Kernstadt Schleusingen hatte im Jahr 2013 4122 Einwohner.


Text: Wikipedia

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