Schlüchtern

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Schlüchtern ist eine deutsche Stadt im Main-Kinzig-Kreis im Südosten Hessens.

Reklamemarken und Siegelmarken

Verzeichnis der sortierten Reklamemarken und Siegelmarken mit einem Bezug zu Schlüchtern.

Ulrich von Hutten

Schlüchterner Seifenfabrik

Victor Wolf

Sonstige

Geschichte

Vor- und Frühgeschichte/Antike

Die Vermutung, dass eine keltische Siedlung im Raum Schlüchtern existierte, kam auf, als bei Bodenaushebungen für neue Gebäude verschiedene Ausgrabungen entdeckt wurden. Zu diesen Funden gehören unter anderem Skelette, Mauerreste, die auf einen Schutzwall einer früheren Siedlung schließen lassen, Reliefs einiger Grabmonumente und verschiedene Scherben. Die Funde wurden in die Humboldt-Universität zu Berlin gebracht, in der sie untersucht werden.

Nicht nur in Schlüchtern, auch in anderen Städten im Bergwinkelraum gab es schon sehr früh erste Besiedlungsspuren. Vor allem in den Mittelgebirgen Spessart, Vogelsberg und Rhön, die den Bergwinkel umschließen, konnte frühe Ansiedlung durch Funde von Grabstätten nachgewiesen werden. In einigen Städten dieses Raums wie Dirlammen und Hosenfeld wurden viele sogenannter Hügelgräber gefunden, welche hauptsächlich aus der Bronzezeit stammen. Auch in Fulda ist die Besiedlung des Domhügels im ersten Jahrhundert n. Chr. durch Germanen bewiesen. Diese Funde lassen darauf schließen, dass die bereits frühe Ansiedlung der Germanen und Kelten im Bergwinkel keine Seltenheit war. Auch im etwa eine Stunde entfernten Lahnau wurde ein sogenannter „Sensationsfund“ getätigt. Beim Bau eines einst geplanten 3,6 Hektar großen Gewerbegebietes wurden Scherben gefunden, die auf die Römerzeit zurückzuführen sind.[2]

Vor der Zeitenwende siedelten sich mehrere keltisch-germanische Bevölkerungsgruppen hauptsächlich im heutigen Nord- und Mittelhessen an. Darauf weisen Hinterlassenschaften menschlichen Geschehens im Erdboden hin. Um dieses Gebiet fand man Werkzeuge, Schmuckgegenstände, Siedlungsreste und Gräber, die auf keltisch-germanisches Handwerk hindeuten.

Aus diesen Ethnien entwickelten sich später die germanischen Chatten, die Vorfahren der heutigen Hessen.

Mittelalter

Nach Auffassung des Sprachwissenschaftlers und Historikers Ernst Erich Metzner geht der Name Schlüchtern auf den Ereignis- bzw. Walstatt-Namen „Sluhti“ bzw. „Sluht-warim“ (sinngemäß in etwa „Bewohner/Anwohner/Hüter der Schlacht bzw. des Schlachtfeldes“) zurück.[3] Es gibt Hinweise auf eine schon um 750 bestehende Klostersiedlung, also wenige Jahre nach Gründung des Klosters Fulda durch Bonifatius 744. Die älteste erhaltene schriftliche Erwähnung enthält eine Urkunde aus dem Jahr 993. Mittelpunkt des Ortes war das Kloster Schlüchtern. Westlich der Altstadt liegt ein dreigeschossiges Gebäude mit Buckel-Eckquadern, vermutlich letztes Zeugnis einer an dieser Stelle gelegenen Wasserburg. Das Gebäude wurde in der Frühen Neuzeit mehrfach verändert. Ursprünglich außerhalb der Stadtmauer gelegen, wurde es später in diese einbezogen.

Der Ort war ursprünglich Reichsbesitz, der an das Kloster vergeben war. Später war er ein Lehen des Bistums Würzburg an die Grafen von Rieneck, die ihn 1316 an Hanau abtraten. Grundherr war der Abt des Klosters Schlüchtern. Die Stadt war der Vorort des gleichnamigen Amtes Schlüchtern, des nordöstlichsten Amtes der Herrschaft und – seit 1429 – Grafschaft Hanau, seit 1458: Grafschaft Hanau-Münzenberg. Schlüchtern lag an der in Mittelalter und Früher Neuzeit wichtigen Handelsstraße „Via Regia“, von Frankfurt am Main nach Leipzig. Das Kloster Schlüchtern war im Spätmittelalter zunehmend unter den Einfluss der Herren und späteren Grafen von Hanau gekommen. 1457 begab es sich endgültig in die Schutzherrschaft Hanaus.

Zur Pfarrkirche von Schlüchtern, die in der Diözese Würzburg lag und unter dem Patrozinium von Maria stand, gehörten 1167 die Kirchen von Elm, Kressenbach und Hintersteinau. Hier wie im weiteren Umkreis stand das Patronatsrecht dem Kloster Schlüchtern zu.[4] Historische Namensformen

In erhaltenen Urkunden wurde Schlüchtern unter den folgenden Namen erwähnt (in Klammern das Jahr der Erwähnung):[5]

Sluohderin (993)

Sluohcterin (993) – nach neueren Forschungen berichtigte Schreibweise

Sluohterin (999)

Sluderin (1003)

Solitariensis (1099)

Schluchter (1509)

Frühe Neuzeit Die Grafschaft Hanau-Münzenberg schloss sich in der Reformation zunächst der lutherischen Konfession an. Eine entscheidende Rolle spielte hier, dass der seit 1534 regierende Abt des Klosters Schlüchtern, Petrus Lotichius, dem Humanismus und der Reformation zugewandt war. Ab 1540 wandelte er das Kloster in eine Bildungsstätte für kirchlichen Nachwuchs um. Daraus entwickelte sich in der Folge eine Lateinschule, die wiederum der Vorgänger des heutigen Ulrich-von-Hutten-Gymnasiums ist. Philipp Melanchthon beriet ihn hinsichtlich der Schule und besuchte ihn auch. In einem ersten Schritt entsandte er sieben seiner besten Schüler 1544 zum Studium der Theologie an die Philipps-Universität Marburg. Damit standen ihm gut ausgebildete, der lutherischen Lehre verpflichtete Pfarrer für die Gemeinden in und um Schlüchtern zur Verfügung. Die Reformation brachte das Kloster aber auch in eine prekäre Situation gegenüber dem zuständigen Bischof von Würzburg. Das nutzte die Landesherrschaft, das war damals die Vormundschaft für den noch minderjährigen Grafen Philipp III. von Hanau-Münzenberg, die selbst die Reformation unterstützte. Sie gewährte dem Kloster Schutz gegen Würzburg und dehnte dabei zugleich ihre Landesherrschaft in und um Schlüchtern aus.

Graf Philipp Ludwig II. verfolgte ab 1597 eine entschieden reformierte Kirchenpolitik und machte von seinem Recht als Landesherr Gebrauch, die Konfession seiner Untertanen zu bestimmen, dem Jus reformandi. Er setzte diese Version der Reformation als verbindlich für die Grafschaft Hanau-Münzenberg durch.

Zur Pfarrei Schlüchtern eingepfarrt waren Niederzell und die Klosterhöfe Drasenberg, Gomfritz (früher Gumberts), Reith und Röhrigs.

Im Bereich der Stadtgemarkung befanden sich die Hutzelmühle vor dem Krämertor, die Hildebrandmühle, die Klostermühle im Hofbereich des Klosters, die Klöbersmühle am Untertor sowie die Riedscheider Mühle am südlichen Ortsausgang. Sie lagen alle an von der Kinzig abgeleiteten Mühlgräben.

Mit dem Tod des letzten Hanauer Grafen, Johann Reinhard III., fiel Schlüchtern 1736 mit der ganzen Grafschaft Hanau-Münzenberg an die Landgrafschaft Hessen-Kassel, aus der 1803 das Kurfürstentum Hessen entstand.

Neuzeit

Während der napoleonischen Zeit stand Schlüchtern ab 1806 unter französischer Militärverwaltung, gehörte 1807–1810 zum Fürstentum Hanau und dann von 1810 bis 1813 zum Großherzogtum Frankfurt, Departement Hanau. Anschließend fiel es wieder an das Kurfürstentum Hessen zurück. Nach der Verwaltungsreform des Kurfürstentums Hessen von 1821, die Kurhessen in vier Provinzen und 22 Kreise einteilte, wurde Schlüchtern Verwaltungssitz des gleichnamigen Kreises Schlüchtern. 1866 wurde das Kurfürstentum nach dem Preußisch-Österreichischen Krieg von Preußen annektiert.

Die nach den Nürnberger Gesetzen als jüdisch eingestuften Eigentümer der Schlüchterner und Steinauer Seifenfabriken wurden im Nationalsozialismus ihrer Fabriken und ihrer Heimat beraubt.[6]

Nach dem Zweiten Weltkrieg kam es zum Land Hessen. Schlüchtern wechselte entsprechend die Verwaltungen, denen es zugehörte.

Am 10. Juni 1949 wurde im Schlüchterner Schlösschen die Arbeitsgruppe „Europäisches Gesundheitswesen“ als Sektion innerhalb einer „Europäischen Akademie“ gegründet. Die Akademie verfolgte die „Schaffung der Grundlagen für eine Vereinigung der Völker Europas auf föderativer Basis“; Generalsekretär war der Jurist Maximilian Karl Graf zu Trauttmansdorff, ihr Präsident Karl Geiler[7].

Seit 1966 ist Schlüchtern ein anerkannter Luftkurort. Mit der Gebietsreform in Hessen wurde der Landkreis Schlüchtern zum 1. Juli 1974 Teil des neu entstandenen Main-Kinzig-Kreises. Schlüchtern verlor damit die Funktion als Sitz einer eigenständigen Kreisverwaltung.


Text: Wikipedia

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