Hauptmenü öffnen

veikkos-archiv β

Schwientochlowitz

Świętochłowice (deutsch: Schwientochlowitz) ist eine Stadt in der Woiwodschaft Schlesien in Polen. Mit rund 55.000 Einwohnern bildet sie einen eigenen Stadtkreis, mit Stand 2014 ist sie mit 3.886 Einwohnern/km² die am dichtesten besiedelte kreisfreie Stadt in Polen. Świętochłowice liegt am Fluss Rawa.

Reklamemarken und Siegelmarken

Geschichte

Die Geschichte von Schwientochlowitz reicht bis ins 12. Jahrhundert zurück. Zu dieser Zeit entstand die erste Ansiedlung im heutigen Stadtgebiet, daneben kam es etwas später zur Gründung eines zweiten, größeren Dorfs. Der Name der Dörfer Swentochlowicze wurde am 25. Mai 1313 erstmals erwähnt. 1332 ist von zwei Orten binum Swentochlouice[2] die Rede – der ältere, kleinere wurde später mit dem Zusatz Klein-, der jüngere mit dem Zusatz Groß- versehen und beide existierten als getrennte Dörfer. Auch die Entwicklung der beiden Ortschaften verlief unterschiedlich, so entstand die ältere als ein ungeordnetes, kleines Haufendorf. Der größere Ort wurde planmäßig als Straßendorf angelegt, wohl unter dem Einfluss der deutschen Ostkolonisation, wobei in diese östlichsten Gebiete Schlesiens nur wenige neue Siedler kamen. Dieser Ort erhielt gegen Wende des 13. zum 14. Jahrhundert das Magdeburger Stadtrecht. Trotzdem waren alle diese Orte damals nicht mehr als kleine Dörfer mit sehr hohem slawischem Bevölkerungsanteil. So zählte man im 15. Jahrhundert in Schwientochlowitz nur zwölf Hausbesitzer. Sie gehörten außerdem bis ins 19. Jahrhundert zur Magdalenenpfarrei in Beuthen und zur dortigen Standesherrschaft.

Industrialisierung

Erst mit dem Einsetzen der Industrialisierung begann sich Schwientochlowitz rasant zu entwickeln. 1790 wurden Nieder-, Mittel- und Ober-Schwientochlowitz endgültig in einem Ort vereinigt. 1828 erwarb Carl Lazarus Graf Henckel von Donnersmarck Schwientochlowitz für seine Familie, die über großen Industriebesitz in Oberschlesien verfügte. Früher hatte das Gut der Familie von Kamienitzky und Schwientochlowitz und zu Beginn des 19. Jahrhunderts u. a. dem Gutsbesitzer Johann Adam von Porembsky und Kornitz (1785–1857) gehört. Mit dem neuen Besitzer allerdings veränderte sich das Aussehen des Ortes grundlegend. Nun kam es zu einer schnellen Entwicklung der Industrie, vor allem des Bergbaus und des Hüttenwesens. Schwientochlowitz entwickelte sich von einer Dorfgemeinde zu einem Industrieort. Carl Lazarus kaufte bereits 1827 Mehrheitsanteile an der Grube Mathilde und errichtete 1828 die Eisenhütte Bethlen-Falva (heute Huta Florian). 1831 wurde der Steinkohleabbau mit der Grube Faust vorangetrieben. 1838 folgte die Eintrachtgrube, wo später eine Fabrik für Bergbaumaschinen und Geräte eingerichtet wurde. Das Vermögen der Donnersmarcks überließ 1848 Carl Lazarus freiwillig seinem Sohn Guido. Er war Mitbegründer der ersten oberschlesischen Aktiengesellschaft 1853, der Schlesischen Aktiengesellschaft für Bergwerke und Zinkhütten in Lipine.

Mit dem industriellen Wachstum wurden auch neuer Wohnraum und neue Institutionen nötig. In den 1880er Jahren wurde eine Schule erbaut, 1884 ein Krankenhaus, 1889–1891 folgte die Peter- und Paulskirche. Die Stadt Schwientochlowitz, aber auch ihre späteren Stadtteile entwickelten sich zu einem bedeutenden Industrieraum.

Teil Polens, Krieg und Stätte für Lager

Nach der Volksabstimmung in Oberschlesien am 20. März 1921, bei der die Schwientochlowitzer mit 51,9 % der Stimmen für den Verbleib bei Deutschland gestimmt hatten, wurde Schwientochlowitz wie ganz Ostoberschlesien trotzdem 1922 der Zweiten Polnischen Republik zugeteilt. Die Stadt schied aus dem Landkreis Beuthen aus und wurde als Świętochłowice mit eigenem Landkreis Teil der autonomen Woiwodschaft Schlesien.

Zu dieser Zeit gehörten mit den späteren Stadtteilen Lipiny (Lipine) und Chropaczów (Schlesiengrube) 14 Gemeinden und 7 Güter dem neuen Landkreis an. 1929 kam noch der jetzige Stadtteil Zgoda (Eintrachthütte) hinzu. In der Zwischenkriegszeit wurde die industrielle Entwicklung weiter vorangetrieben und die alten Bergwerke und Hütten arbeiteten nun für den neuen polnischen Staat. Beim Überfall auf Polen 1939 wurde die Stadt von deutschen Truppen besetzt und war seitdem völkerrechtswidrig Teil des „Großdeutschen Reiches“ im Landkreis Kattowitz. Die Stadterhebung wurde zum 1. Januar 1940 beschlossen, zu der es jedoch wegen des Krieges nicht mehr kam. Teile der Bevölkerung mussten an Kriegshandlungen in ganz Europa teilnehmen und außerdem wurde hier 1943 ein Nebenlager des Konzentrationslagers Auschwitz, das KZ Eintrachthütte errichtet.

Die Stadt wurde 1945 von der Roten Armee besetzt und gehört seitdem als Świętochłowice zu Polen. Die deutsche Bevölkerung wurde vertrieben. In das Lager Zgoda wurden auch Teile der noch verbliebenen deutschen Zivilbevölkerung eingeliefert. Zahlreiche deutsche und auch polnische Oberschlesier starben in dem von der Roten Armee weiter verwendeten Arbeitslager Zgoda unter dem Kommandanten Salomon Morel.

Nachkriegszeit und Gegenwart

Am 1. Januar 1947 wurden Świętochłowice offiziell Stadtrechte verliehen, seit dem 17. März 1951 ist es kreisfreie Stadt. Damals wurden auch die Gemeinden Lipiny und Chropaczów eingemeindet. In den folgenden Jahrzehnten besaß die Stadt 20 größere Industriebetriebe, mit drei Kohlengruben, mehreren Eisen und Zinkhütten, aber auch der Maschinenbau und die Chemieindustrie waren bedeutend. Das Stadtgebiet von Świętochłowice ist heute, an der Bevölkerung gemessen, sehr klein. Mit 4238 Einwohnern pro km² gehört die Stadt zu den am dichtesten besiedelten Städten in Polen. Zu weiteren Problemen gehört auch die hohe Arbeitslosigkeit aufgrund der Schließung zahlreicher Bergwerke und Hüttenbetriebe im Zuge des Strukturwandels: Im Jahre 2000 betrug die Arbeitslosenquote 20,9 %[3] und stieg weiter auf 27,8 % im Februar 2004 an.[4] Seitdem ist sie zwar auf 21,2 % gesunken (Stand: Dezember 2006), ist aber damit die höchste Arbeitslosenquote der Woiwodschaft Schlesien (Durchschnitt 12,8 %).[5]


Text: Wikipedia

Liste der Autoren


Der Text ist unter der Lizenz „Creative Commons Attribution/Share Alike“ verfügbar; zusätzliche Bedingungen können anwendbar sein. Einzelheiten sind in den Nutzungsbedingungen von Wikipedia beschrieben.