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Soltau ist eine niedersächsische Mittelstadt im Landkreis Heidekreis.

Reklamemarken und Siegelmarken

Geschichte

Mittelalter

Die Landschaft in der Lüneburger Heide war bereits seit Beginn der Jungsteinzeit vor etwa 4000 Jahren besiedelt, darauf deuten zahlreiche archäologische Funde hin. Im Raum Soltau lagen zunächst lediglich einzelne Höfe. Vermutlich um 830 wurde die Parochie Soltau gegründet und die erste hölzerne Kirche Sante Johannis Baptista gebaut.[3]

Zum ersten Mal urkundlich erwähnt wurde Soltau im Jahr 936 als „Curtis Salta“ (Hof an der Salzaue). König Otto der Große schenkte das Erbgut aus der Karolingerzeit dem Stift Quedlinburg. In einem Zeitraum von fast 600 Jahren wurde aus dem Hof „Curtis Salta“ das Dorf „Soltouwe“. Es befand sich im Gebiet zwischen Johanniskirche und Waldmühle. Alte Bezeichnungen waren Salzowe (im 10. Jahrhundert), Saltowe (1068 und 1197) und Soltowe (1304). Der Name Soltau wurde erstmals 1791 verwendet und entstand aus den Wortstämmen Solt (Salz) und -au (Fluss/Bach).[4]

Erste Befestigungen am Zusammenfluss von Soltau und Böhme, der heutigen Innenstadt, lassen sich auf die Zeit Kaiser Friedrichs I. Barbarossa zurückführen (1152), die aber später verbaut wurden. Bei Bauarbeiten am Wehr der Ratsmühle wurden Palisadenstrukturen entdeckt, die sich aufs Jahr 1241 zurückdatieren lassen.[5] 1304 wurde die Vogtei Soltau an das Domkapitel zu Verden verkauft. Zwischen 1383 und 1388 wurde das Dorf auf Anordnung des Herzogs zum Schutz vor Raubrittern an den Zusammenfluss der Flüsse Böhme und Soltau in die Nähe von Hagen und Burg, die heute die Innenstadt darstellen, verlegt. Im Anschluss wurde im Friedensvertrag des Lüneburger Erbfolgekrieges der Abbruch der Burg beschlossen, gleichzeitig erhielt Soltau am 15. Juli 1388 als Ausgleich das Stadtrecht. Im Jahr 1400 wurde der Gildebrief ausgestellt, welcher zum Handel berechtigt. 1440 wurde ein weiterer Gildebrief speziell an die Schmiede, Schneider, Schuster, Laken- und Tuchmacher verliehen.

Die Folgen des Erbfolgekrieges waren in Soltau deutlich zu spüren und verhinderten ein schnelles Wachstum der jungen Stadt, die Verhältnisse waren elend und führten viele bäuerliche Betriebe in den Ruin. Dazu kam, dass Soltau weit entfernt von den Herrschaftssitzen lag, sodass es kaum direkte Unterstützung gab und kein Zugehörigkeitsgefühl zu einer Herrschaft entstehen konnte. 1479 kam Soltau an das Herzogtum Braunschweig-Lüneburg, eine Amtsvogtei wurde eingerichtet. Im Jahr 1511 wurde die Stadt durch einen Brand vollständig zerstört.

Die letzte bekannte Ritterschlacht überhaupt fand im Juni 1519 auf dem Wiehe Holt in der Nähe von Soltau statt und ist als Schlacht bei Soltau bekannt, welche den Höhepunkt der Hildesheimer Stiftsfehde darstellte. Nach alten Überlieferungen soll es nur einer List des Soltauer Bürgers Harm Tyding, der den anrückenden Braunschweigern die Lagerung eines großen Lüneburger Heeres vortäuschte und sie zu einem Umweg verleitete, zu verdanken sein, dass die Stadt nicht erneut zerstört wurde.[6]

Neuzeit

1533 wurde das Rathaus in einer ehemaligen Kapelle in der Marktstraße eingerichtet. Bei einem Fachwerkhaus in der Burg (Hausnummer 3) wurden 2019–21 nach dendrochronologischen Untersuchungen einzelne Balken auf die Jahre 1334–1552 (Fälldatum) datiert. Es ist damit sogar älter als das Bürgermeisterhaus im Hagen aus dem Jahr 1599, das als ältestes erhaltenes Haus Soltaus gilt.[7]

1567 zerstörte ein weiterer Großbrand große Teile der Stadt. Die Pest wütete 1626 und ließ die Einwohnerzahl dramatisch sinken.

Im Dreißigjährigen Krieg wurde Soltau ein weiteres Mal komplett zerstört. Alles was blieb, war eine große Ruine in der Landschaft, nur ein einziges Gebäude aus der damaligen Zeit ist erhalten geblieben. Die Auswirkungen des Krieges waren verheerend; es dauerte lange, bis Soltau sich von den Folgen erholte. Die Spuren des Krieges und die Besetzung durch schwedische Truppen, die 1632 begann, dokumentiert noch heute der „Ellinger Grenzstein“.

Zum ersten Mal Garnisonsstadt wurde Soltau im Jahr 1712, in diesem Jahr wurde auch die erste Tuchfabrik errichtet. Napoleonische Truppen besetzten die Stadt 1803 und machten sie 1810 zur französischen Grenzstadt zum Königreich Westphalen. Soltau gehörte zum Kanton Harburg im Departement der Nieder-Elbe. 1813 beendeten Lützower Jäger und Kosaken die zehnjährige Besatzungszeit („Franzosenzeit“). Im Jahr 1826 entstand das heutige Alte Rathaus an der Poststraße.

Ab 1873 führte die erste Bahnstrecke, welche Bremen und Berlin als Amerikalinie verband, durch Soltau, später folgten noch die Strecken der Heidebahn, die seit 1901 Hamburg und Hannover verbindet und 1912 die Strecken der Osthannoversche Eisenbahnen AG nach Celle und Lüneburg. 1885 wurde Soltau zur Kreisstadt ernannt.

1888 wurde der Bau der ev.-luth. Zionskirche (SELK) im Ortsteil Neutetendorf, heute Soltau, vollendet und geweiht. An Heiligabend 1906 zerstörte ein Brand die (1464 erstmals urkundlich erwähnte) St.-Johannis-Kirche; diese wurde wieder aufgebaut und steht noch heute. 1911 wurde die Lutherkirche als zweite evangelische Kirche der Landeskirche Hannovers eingeweiht, 1915 folgte die katholische St.-Marien-Kirche. Eine königliche Offizier-Reitschule wurde 1913 gegründet.

Das Lager Soltau, das größte deutsche Kriegsgefangenenlager des Ersten Weltkrieges, wurde 1914 errichtet. 1919 wurde ein 2.000 Kubikmeter fassender Gasbehälter errichtet. Bis zu seinem Abriss im Jahre 1971 galt er als ein Wahrzeichen Soltaus.

Ab 1934 beherbergte das Lager Wolterdingen mehrere Einheiten der Wehrmacht und nach Ende des Zweiten Weltkrieges bis etwa 1960 Flüchtlinge und heimkehrende Zwangsarbeiter. Zeitweise verlief die Front durch Soltau. Am 17. April 1945 besetzten britische Truppen nach starkem Artilleriebeschuss Soltau. Zuvor hatten Wehrmachttruppen erbittert versucht, an der Aller ihren Vormarsch zu stoppen.[8] Die Angriffe trafen um ein Vielfaches mehr Zivilisten als Soldaten; die Stadt wurde im April 1945 teilweise zerstört.

In Soltau kam es kurz vor der Befreiung der Stadt durch alliierte Truppen im April 1945 zu einem Verbrechen an entflohenen KZ-Häftlingen. Diese hatten sich aus einem zerbombten Güterzug in Soltau befreien können. In den folgenden Tagen wurden über 100 von ihnen durch Angehörige der Wehrmacht, SS, der örtlichen Hitlerjugend sowie von einigen Soltauer Bürgern gejagt, eingefangen und anschließend an Ort und Stelle oder an Sammelplätzen im Stadtgebiet erschlagen bzw. erschossen. Unter Lebensgefahr unterstützten einige wenige Bürger Geflohene mit Nahrungsmitteln und Kleidung. Gerichtsverfahren gegen Beteiligte in der Nachkriegszeit endeten mit Freisprüchen aus Mangel an Beweisen. Zur Erinnerung an diese in Soltau ermordeten Menschen wurde 2007 nahe der Tötungsstelle ein Mahnmal aus acht Musterstelen des Berliner Holocaust-Mahnmals errichtet.

Gegenwart

Der Wiederaufbau der Stadt und die Bereitstellung zahlreicher neuer Baugebiete hatten in den 1950er und 1960er Jahren Priorität und führten zu einem Bauboom in der Stadt.

Am 1. März 1974 wurden die Gemeinden Ahlften, Brock, Deimern, Dittmern, Harber, Hötzingen, Leitzingen, Marbostel bei Soltau, Meinern, Mittelstendorf, Moide, Oeningen, Tetendorf, Wiedingen, Wolterdingen und Woltem eingegliedert.[9] Im Jahr 1977 wurden die Landkreise Soltau und Fallingbostel zum Landkreis Soltau-Fallingbostel zusammengelegt; Soltau verlor den Kreissitz.

In den 1980er Jahren wurde ein umfangreicher Plan zur Stadterneuerung entwickelt und umgesetzt. Die Umwandlung der Marktstraße in eine Fußgängerzone und die Neugestaltung des Hagens gehörten ebenso dazu wie der Bau des Neuen Rathauses. Heide-Park, Freiheitsstatue mit Colossos

Der Heide-Park wurde im Jahr 1978 eröffnet, heute ist er der größte Freizeitpark Norddeutschlands, in dem unter anderem im Jahr 2001 „Colossos“, die damals größte und steilste Holzachterbahn der Welt, und im Jahr 2003 „Scream“, der höchste Freifallturm der Welt, eingeweiht wurden. Weitere Touristenattraktionen kamen in der Folge mit dem Spielzeugmuseum im Jahr 1984 und der Soltau-Therme 1990 hinzu.

Nach dem Abzug der britischen Streitkräfte 1993 wurde das britische Kasernengelände als erstes in Deutschland in private Nutzung umgewandelt, heute steht dort unter anderem das 2003 eröffnete Veranstaltungszentrum Alte Reithalle.

Im März 2007 wurde ein Konzept für die Modernisierung der Innenstadt vorgestellt. Der in den 1970er Jahren gebaute und seit 2004 ungenutzte „Schaper-Markt“, eine Fußgängerbrücke (im Volksmund „Fenner-Kringel“), ein Parkhaus und die Bühne im Hagen wurden 2008 abgerissen, sodass ein neues Gebäude mit einer Gesamtverkaufsfläche von etwa 4000 m² entstehen konnte. Das neue Geschäftsgebäude wurde im März 2009 eröffnet.

Ende August 2012 eröffnete nach langjährigen Diskussionen und Planungen in Soltau-Harber das Designer Outlet Soltau auf einer Gesamtfläche von 13.500 m². 2015 ergänzte die Filzwelt in der Innenstadt die touristischen Attraktionen Soltaus.


Text: Wikipedia

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