St. Aposteln

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Parade der Deutzer Kürrassiere vor St. Aposteln, am 21. April 1900

St. Aposteln ist eine von zwölf großen romanischen Basiliken der Stadt Köln. Die dreischiffige Kirche liegt in der Innenstadt am Neumarkt.

Sie zeichnet sich durch eine aufwändig gestaltete Dreikonchenanlage aus, in die zwei flankierende Osttürme integriert sind. Ihnen gegenüber steht der Westturm, der mit seinen etwa 67 Metern der dritthöchste Turm der romanischen Kölner Kirchen ist. Anders als bei Groß St. Martin wird der kleeblattförmige Chorbau nur von einem kurzen achteckigen Vierungsturm überragt, der von einer Laterne gekrönt wird. Das Querschiff des Langhauses ist über ein kurzes, tonnengewölbtes Joch mit dem Westturm verbunden.


Vorgängerbau

Der heutige Kirchenbau ist nicht der erste Bau an dieser Stelle. Wie bei anderen romanischen Kirchen in Köln soll es auch bei St. Aposteln an der Stelle der heutigen Basilika einen ersten Kirchenbau schon gegen Ende des 9. Jahrhunderts gegeben haben, was aber nicht verbürgt ist. Sicher ist, dass hier im 10. Jahrhundert ein Stift gegründet wurde. Dessen historisch gesicherte erste Apostelkirche war wohl ein relativ einfacher Bau.

Das änderte sich zu Anfang des 11. Jahrhunderts: Entweder unter Erzbischof Heribert, der von 999–1021 regierte, oder anschließend unter Erzbischof Pilgrim (Regierungszeit 1021–1036) – die Meinungen der Historiker gehen hier auseinander – wurde ein großer salischer Neubau errichtet, der ungeachtet der nicht ganz sicheren Zuschreibung einfach „Pilgrimbau“ genannt wird.

Mit Sicherheit war dieser Bau nach Westen gerichtet, er hatte also seinen Chor mit dem Hauptaltar im Westen, an der Stelle des heutigen Hauptturms. Das ist in christlichen Kirchen unüblich: Die meisten Kirchen sind geostet, haben also ihren Altarraum, den Chor, im Osten – dort wo die Sonne aufgeht. Die Kölner Apostelnkirche des 11. Jahrhunderts bezog sich mit dieser westlichen Ausrichtung wie auch andere Kölner Kirchen auf ein großes Vorbild, nämlich auf die Peterskirche in Rom, die auch bis heute gewestet ist.

Von diesem salischen Pilgrimbau, der auch die Grundmaße der heutigen Kirche bestimmt, sind noch erhalten: große Teile der Außenmauern des Langhauses, des westlichen Querschiffes und Teile der Mittelschiffwände. Allerdings wurde die dünne Außenhaut, die Sichtwand dieser Mauern, mehrfach erneuert, so dass nur der Kernbereich dieser Mauern noch aus dem 11. Jahrhundert stammt.

Das Grundprinzip dieser Epoche ist ein festes Maßsystem – ausgehend vom Vierungsquadrat –, dann eine einheitliche Durchgestaltung des ganzen Baukörpers und die polare Gegenüberstellung von östlichen und westlichen Bauteilen, also eines Westchores und eines Ostchores. „Die strenge Bindung an ein festes Maßsystem, die einheitliche Durchgestaltung eines ganzen Baukörpers und das Prinzip der Gruppierung liegender und vertikaler, vieltürmiger Bauteile […] bleibt bis zum 13. Jahrhundert, bis zum Aufgreifen der französischen Gotik für die deutsche romanische Architektur bezeichnend“.


Salischer Neubau

Im Vergleich zu dem Vorgängerbau ist das salische Lang- und Querhaus von Aposteln in seiner Größe gesteigert. Diese beiden Bauteile erhielten später um 1230 statt der flachen Holzdecken Steingewölbe

Im 11. Jahrhundert gehörte Aposteln noch nicht zum eigentlichen Stadtgebiet. Die damals noch intakte römische Stadtbefestigung ging haarscharf an St. Aposteln vorbei. Erst 1106 wurde eine neue Stadtmauer gebaut und schließlich ab 1180 bis weit ins 13. Jahrhundert hinein eine weitere, die ein wesentlich größeres Areal umfasste und von deren zwölf Stadttoren noch einige stehen. Gleichzeitig mit der neuen Stadtmauer wurde ab 1180 der Neumarkt, als zusätzlicher Handelsplatz zu den bereits bestehenden Plätzen in der Nähe des Hafens am Rhein, errichtet.

St. Aposteln änderte sich im ausgehenden 12. Jahrhundert sowohl in seiner Baugestalt als auch in seiner Ausrichtung: Es hatte sich ein Wechsel in der religiösen Liturgie ergeben, der einen Westchor nicht mehr erforderte, sondern sich nach Osten orientierte. Hinzu kam, dass mit dem neuerbauten Neumarkt direkt vor der Kirche eine große Freifläche entstanden war, die es geraten sein ließ, den Ostteil zur neuen Schaufläche, zum dominierenden Zentrum der Kirche zu machen.

Ob die Umbauarbeiten an St. Aposteln ab 1150 von vorneherein den West- und den Ostteil umfassen sollten, ist ungewiss. Jedenfalls harmonieren beide Partien, und zwar für eine Sicht von Osten, also vom Neumarkt aus. Man nimmt deshalb an, dass möglicherweise beide Umbauprojekte trotz der zeitlichen Distanz von 50 Jahren auf die Planung des gleichen Baumeisters zurückgehen.

In St. Aposteln wurde um 1150 herum zunächst ein neuer Westchor errichtet. Man schüttete die Krypta des alten salischen Westchores zu und errichtete auf ihr einen 67 m hohen Westturm. Diesem Umbau scheint ein Brand vorausgegangen zu sein. Es ist aber unsicher, ob dadurch die Umbauabsicht erst ausgelöst worden war. Denn ganz Köln wurde in dieser Zeit von Bauleidenschaft ergriffen und es erscheint unwahrscheinlich, dass man dabei Aposteln übergangen hätte, wenn es zu keinem Brand gekommen wäre.


Westbau

Der neue Westturm wird von zwei halbrunden Treppentürmen begleitet und es ist nicht zu übersehen, dass mit einer solchen Kombination das alte karolingische Motiv eines Westwerkes anklingt. Aposteln lässt aber in seinem ab 1150 gebauten neuen Westchor nur noch die Idee eines Westwerkes anklingen, ist aber keines mehr. Im 12. und 13. Jahrhundert wurden bestehende älteren Westwerke häufig umgebaut und stärker mit dem Hauptraum verbunden.


Drei-Konchen-Chor

Rund 50 Jahre später um das Jahr 1200 herum, wieder nach einem Brand (1192), wurde nun mit dem Bauteil begonnen, dem Aposteln seine Bedeutung verdankt, dem ausgereiftesten und imposantesten Drei-Konchen-Chor Kölns und damit der Kunstgeschichte überhaupt und zugleich einem der faszinierendsten Architektur-Schaubilder. Wegen der Nachkriegsbebauung lässt sich diese Feststellung heute nicht mehr ohne weiteres in einem Blick vom Neumarkt aus nachvollziehen.

Im Gegensatz zu einem Grundriss als lateinischem Kreuz, bei dem ein gerades Langhaus im Kopfbereich von einem ebenfalls geraden Querhaus rechtwinklig durchkreuzt wird, wie bei St. Aposteln im Westen, werden beim Drei-Konchen-Chor drei gleich große Apsiden an den Seiten eines (einbeschriebenen) Quadrates so zueinander gesetzt, dass sich im Grundriss die Form eines Kleeblattes ergibt, weshalb diese Lösung auch „Kleeblattchor“ genannt wird. Dadurch ergibt sich hier im Osten an der Stelle des Chores ein Zentralbau, also ein Bau mit einem eigenen Zentrum und gleichwertigen Seitenteilen.


Neuere Geschichte

1802 wurde im Zuge der Säkularisation in der Franzosenzeit das Aposteln-Stift aufgehoben. Es lebt noch in der nahen Straße Apostelnkloster fort. Nach der Kirche ist auch das drittälteste Kölner Gymnasium, ursprünglich 1860 in dieser Straße gegründet, als Gymnasium an der Apostelkirche benannt. Die Kirche verfiel allmählich, musste 1822 wegen Baufälligkeit polizeilich geschlossen werden und wurde kurz darauf restauriert. Umfangreiche Renovierungen fanden in den Jahren 1871–1891 statt. Nach den Kriegszerstörungen von 1942 bis 1944 wurde eine erste notdürftige Restaurierung 1957 abgeschlossen, bevor man 1961 an die sorgfältige Wiederherstellung der Ostpartie ging, die 1975 beendet wurde. Die zugeschüttete West-Krypta war schon 1955–1957 wieder hergerichtet worden. Die Kirche erhielt im Zuge des Wiederaufbaus einige zeitgenössische Ausstattungsdetails, z. B. auf der Südseite eine Aula mit einem durchlaufenden Fensterband von Ludwig Gies. Im Trikonchos entstanden 1988–1993 Gewölbemalereien von Hermann Gottfried. Seit 1965 trägt die Basilika den päpstlichen Ehrentitel einer Basilica minor. Seit 1981 wird der Erhalt der Kirche vom Förderverein Romanische Kirchen Köln unterstützt. Seit 1. Januar 2010 ist die Kirche Pfarrkirche der um die aufgelösten Pfarrgemeinden Dom St. Peter und St. Maria, St. Andreas, St. Kolumba, St. Maria in der Kupfergasse vergrößerten Kirchengemeinde St. Aposteln.


Architektur - Außenbau

Am Außenbau staffeln sich die verschiedenen Türme in der Höhe und finden ihren Höhepunkt im Vierungsturm in der Mitte.

Für den Blick von weitem, vom anderen Ende des Neumarktes aus, erscheint der Westturm mit zur Turmgruppe hinzuzugehören, und zwar wegen seiner Höhe fast so, als sei er das Zentrum des ganzen Komplexes.

Dadurch entsteht eine besonders raffinierte Staffelung von Türmen, die nicht wie bei Groß St. Martin in einer geradlinigen Höhensteigerung in einem alles dominierenden Vierungsturm zusammenläuft, sondern in einer dreidimensionalen Hintereinanderstaffelung über die Seitentürme zum Vierungsturm und von da zum höchsten Punkt, zum Westturm hinter dieser Gruppe.


Die spätromanische Zweischaligkeit

Jedenfalls stellt der Chorinnenraum von St. Aposteln übereinstimmender fachlicher Meinung nach die ausgewogenste Version der spätromanischen Zweischaligkeit der Mauer dar. Das Grundproblem für die Baumeister in diesem Punkt war damals, eine Entsprechung herzustellen zwischen der Außen- und der Innengliederung der Wände, vor allem deshalb, weil der äußere Radius der Apsis natürlich größer ist als der innere und man die innere Bogenstellung nach den Fenstern richten musste, die die Mauer durchbrachen.

In St. Aposteln ist dieser Widerspruch harmonisch gelöst. Die beiden Geschosse sind gleichwertig und befinden sich im Vergleich zur Gesamthöhe der Konchen in einem ausgewogenen Verhältnis. Die Zahl der Nischen ist auf drei reduziert.

Die Säulen der inneren Wandschale sind in einer sehr geschickten Weise in einen Pfeiler eingebunden, die drei Apsiden sind durch sogenannte Zwischenjoche mit der Vierung verbunden, die in einer Zwillingsgalerie an allen Seiten die Zweischaligkeit variiert, so dass der ganze Zentralraum die souveräne Breitengliederung des Außenbaues wiederholt.



Text: Wikipedia

Bild: Wikipedia

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