Staatsarchiv Bremen

Aus veikkos-archiv
Wechseln zu: Navigation, Suche

Das Staatsarchiv Bremen (kurz StAB, vollständiger Name Staatsarchiv der Freien Hansestadt Bremen) bewahrt und erschließt als staatliches Archiv das archivwürdige Schriftgut des Landes Bremen und der Stadt Bremen. Die Geschichte seiner Vorgängereinrichtungen geht bis ins Mittelalter zurück. Es ist damit eine der ältesten bremischen Einrichtungen.

Siegelmarken

Geschichte

Die Anfänge

Der Ursprung des Bremer Staatsarchivs liegt im 13. Jahrhundert (erste Erwähnung in einer Chronik für das Jahr 1221) beziehungsweise im 12. Jahrhundert (ältestes erhaltenes für die Stadt ausgestelltes Privileg aus dem Jahr 1159, der Bürgerweidebrief). Es bildete sich in Abgrenzung von der erzbischöflichen Verwaltung eine erste städtische Schriftgutverwahrung parallel zur Entstehung der bürgerlichen Selbstverwaltung der Stadt, der mit der Ausstellung des Barbarossadiploms 1186 erste kaiserliche Freiheitsrechte verliehen worden waren. Die sich ansammelnden städtischen Urkunden, Verträge, Privilegien und Besitztitel wurden ab 1221 in der Tresekammer (von lateinisch thesaurus, deutsch ‚Schatz‘) im Nordturm der Liebfrauenkirche aufbewahrt, zusammen mit Wertsachen und Geldern der Stadt. Zugang zur Trese hatten nur Ratsherren, die Schlüssel wurden von den zwei ältesten Bürgermeistern verwahrt. Das bremische Urkundenarchiv verblieb bis zum Jahr 1909 in der Tresekammer.

Insbesondere ab dem 15. Jahrhundert, entstand ein umfangreiches Akten- und Amtsbüchersystem mit Schriftstücken aus der Ratskanzlei, der Stadtschreiberei und der Justizregistratur des Bremer Rates, die in der Rhederkammer und der Wittheitsstube im Rathaus und in anderen städtischen Gebäuden wie dem Akzisehaus aufbewahrt wurden. Nicht selten wurden wichtige Unterlagen aber auch von den Mitgliedern des Rates zuhause aufbewahrt. Diese unübersichtlichen Verhältnisse führten dazu, dass regelmäßig eine Kommission eingesetzt werden musste, um verschollene Staatsakten wieder zu finden. So wurden aus dem privaten Nachlass von Rats- Syndicus Johann Wachmann im Jahr 1685 allein 38 Konvolute gesichert, aus dem von Bürgermeister Georg Gröning im Jahr 1828 immerhin 13 Konvolute.


Beginn des „modernen“ Archivs

1572 führte Bürgermeister Diedrich Hoyer eine erste Registrierung der Urkunden und Akten ein. Eine grundlegende Neuordnung des Archivwesens begann aber erst 1727 mit der Ernennung von Hermann Post zum ersten Berufsarchivar der Stadt. Er erweiterte das Register von Hoyer, bündelte die Dokumente im Rathaus und trennte die Regierungs- und Verwaltungsakten von den Schriftsätzen der Justizregistraturen. 1742 nahm er darüber hinaus eine Klassifizierung und Verzeichnung der Trese vor. Posts durchdachtes und erweiterungsfähiges Ordnungssystem blieb in Wesentlichen bis weit ins 19. Jahrhundert erhalten.

Problematisch war jedoch weiterhin die „Aktenbildung" – das heißt, die Weitergabe der Akten zwecks Archivierung an das Archiv. Es kam immer wieder vor, dass Schriftstücke nach dem Tod von Ratsherren oder Bürgermeistern verloren gingen. Der Archivar und spätere Bürgermeister Liborius Diederich Post berichtete hierzu, dass „[…] manches Faszikel, die hiesigen Staatsverhältnisse betreffend, in Privathände geriet, Krämern und Hökern zuteil wurde oder unter den Familienschriften sich solange verlor, bis selbige einmal von einem Freunde vaterländischer Nachrichten wieder gesammelt wurden.“  In diesem Sinne rettete Archivar Heinrich Gerhard Post Anfang des 19. Jahrhunderts die gesamte Originalkorrespondenz der bremischen Gesandtschaft in Wien aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges (Erhaltung Bremens Selbstständigkeit, Abwehr des Elsflether Zolls) aus den Händen eines Krämers, der die Schriftstücke als Verpackungsmaterial für Seide nutzte.

Eine Besserung dieser Situation trat ab 1832 unter Archivar Heinrich Smidt (einem Sohn von Bürgermeister Johann Smidt) und unter dessen Nachfolgern ein. Befördert wurde diese Entwicklung durch den Umzug des Archivs 1826 vom Rathaus in ein Magazin des nach Ende der napoleonischen Besatzung Bremens neu errichteten Stadthauses am Domshof. Dennoch blieb das Archiv auch am neuen Standort mit Registratur-, Ordnungs- und Verzeichnungsarbeiten überlastet, so dass eine historisch-wissenschaftliche Aufarbeitung der Bestände kaum möglich war. Ein weiteres Problem stellten die so genannten „Sonderbestände“ dar, wie die hannoverschen oder französischen Akten, die in bremischen Besitz übergegangen waren. Das von Post initiierte System war der Menge und Vielfalt dieser verschiedenen Dokumente schließlich nicht mehr gewachsen. Erst ab 1875, unter Wilhelm von Bippen – dem ersten Fachhistoriker im Amt des Archivars –, begann im eigentlichen Sinne die wissenschaftliche Aufarbeitung der Bestände, sowie eine Neuorganisation des Aktenwesens mit einer Trennung in Registratur (Senatsregistratur) und Archiv (Ratsarchiv). Von Bippen setzte darüber hinaus die von Diedrich Ehmck begonnene Veröffentlichungsreihe der Bremischen Urkundenbücher fort und stellte fünf Bände des Werks fertig.


Das 20. Jahrhundert

Anlässlich des Abrisses des Stadthauses und dem Bau des Neuen Rathauses, zog das Staatsarchiv 1909 in ein von Albin Zill neu erbautes Gebäude an der Tiefer um – hier wurden alle Bestände, inklusive der Trese, erstmals vereint und so aufgestellt, dass eine Nutzung in größerem Umfang möglich wurde. In der Zeit zwischen den Weltkriegen vollzog Archivleiter Hermann Entholt den Übergang vom Pertinenzprinzip zum Provenienzprinzip, also die Zusammenfassung des Schriftgutes nach seiner Herkunft statt nach seinem Sachverhalt.

Während der Zeit des Nationalsozialismus wurde das Staatsarchiv mit dem Verlust der Selbstständigkeit des Landes Bremen zwischenzeitlich zu einer kommunalen Einrichtung mit der Bezeichnung Archiv der Hansestadt Bremen – im Archivbetrieb selbst gab es jedoch keine wesentlichen Änderungen im Vergleich zur Zeit der Weimarer Republik. Im Zweiten Weltkrieg wurde ein Großteil der Archivbestände ausgelagert, 1941 zunächst nach Königsberg und 1942 in Bergwerke bei Helmstedt und bei Bernburg an der Saale. So entstand bei der Zerstörung des Gebäudes an der Tiefer bei einem Bombenangriff am 24. Februar 1945 kein wesentlicher Aktenverlust. Große Verluste entstanden erst nach Kriegsende, als die Bestände im Bergwerk Grasleben bei Helmstedt geplündert wurden und die in Bernburg eingelagerten Dokumente vollständig von sowjetischen Truppen beschlagnahmt wurden. Letztere wurden 1946 nach Leningrad und dann nach Moskau gebracht – sie umfassten 380 Kisten Archivmaterial aus Bremen sowie weitere 1000 Kisten aus Lübeck und Hamburg. Somit ging als Kriegsfolge etwa ein Drittel der Urkunden und Handschriften verloren, darunter die ältesten Schriftstücke des Archivs, wie die Gründungsurkunde des Paulsklosters aus dem Jahr 1139.

Nach dem Krieg war das Staatsarchiv von 1945 bis 1968 provisorisch in der Rutenberg-Villa (heute Ortsamt Mitte / Östliche Vorstadt) Am Dobben und in einem angrenzenden Hochbunker untergebracht. 1957 erfolgte eine neue Gliederung aller Dokumente in 16 Bestandsgruppen, 1958 wurde die Archivierung in der Aktenordnung für die Behörden der Freien Hansestadt Bremen und der Stadtgemeinde Bremen gesetzlich geregelt.

Im Mai 1968 bezog das Staatsarchiv einen von Alfred Meister entworfenen Neubau am Präsident-Kennedy-Platz (Anschrift Am Staatsarchiv 1) in unmittelbarer Nachbarschaft zum Amerikanischen Generalkonsulat. Der Bau, der auch heute noch das Staatsarchiv beherbergt, besteht aus einem Magazinturm mit acht Stockwerken und zwei Kellergeschossen mit einer Archivkapazität für 10 Kilometer Akten und einem angeschlossenen zweistöckigen Atriumgebäude für Verwaltung, Werkstätten, Benutzung (Bibliothek, Lesesaal) und öffentliche Veranstaltungen (Vorträge). Das Bauwerk steht seit 2008 unter Denkmalschutz. Die Magazinkapazitäten sind seit Anfang der 90er Jahre weitgehend erschöpft, daher nutzt das Staatsarchiv seit 1994 den Hochbunker Am Dobben als Außenmagazin, in dem vor allem selten benutzte Großbestände verwahrt werden. Ein Magazinneubau hinter dem Haupthaus Am Staatsarchiv ist in der Planung.

In den letzten Jahrzehnten erschloss das Staatsarchiv neue Sammlungsgebiete und Medien, wie Plakate, Flugblätter, Bild-, Film- und Tonträger. Außerdem wurde die Sammlung der Gesellschaft für Familienforschung Die Maus aufgenommen. Seit 1975 ist das Staatsarchiv als zugeordnete Dienststelle dem Senator für Kunst (vormals Senator für Wissenschaft und Kunst, derzeit Senator für Kultur) unterstellt. Ein Teil der verlorenen Bestände kehrte in mehreren Schritten nach Bremen zurück: 1952 gingen 189 Kisten aus Moskau zunächst an das Deutsche Zentralarchiv der DDR in Potsdam und 1987 wieder in die Hansestadt. In den 1990er Jahren wurden weitere Archivbestände aus Russland und Armenien zurückgegeben, 1998 unter anderem das wertvolle Linzer Diplom, mit dem Bremen die Reichsstandschaft erlangte. Auch wenn über 90 % der Bestände zurückgekehrt sind, werden gegenwärtig noch Archivalien vermisst, darunter Barbarossadiplom, Staatsverträge, kirchliche Urkunden sowie die kompletten ehemaligen Bestände der Karten-, Münz- und Medaillensammlungen.



Text: Wikipedia

Liste der Autoren

Der Text ist unter der Lizenz „Creative Commons Attribution/Share Alike“ verfügbar; zusätzliche Bedingungen können anwendbar sein. Einzelheiten sind in den Nutzungsbedingungen von Wikipedia beschrieben.