Stadtilm

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Stadtilm ist eine Kleinstadt im Ilm-Kreis in der Mitte von Thüringen.

Reklamemarken und Siegelmarken

Verzeichnis der sortierten Reklamemarken und Siegelmarken mit einem Bezug zu Stadtilm.

Geschichte

Ur- und Frühgeschichte Die ersten Belege menschlicher Siedlungen bei Stadtilm sind auf ca. 1200 bis 700 v. Chr. datiert: Auf dem nördlich von Stadtilm gelegenen Haunberg wurden Gefäßscherben aus der Spätbronzezeit gefunden. Um 2014/15 wurden Teile einer germanischen Siedlung des 2. bis 5. Jahrhunderts entdeckt, die sich um einen kleinen Quellsee erstreckte, der heute trockengefallen ist. In diesem ehemaligen See fanden sich zahlreiche Abfälle einer nahe gelegenen Werkstatt, vor allem Eisenwaren; dabei handelte es sich um Stücke von Wagen oder Karren wie Radreifen, Beschläge, Nägel und Ösen, aber auch um Bestandteile von Zaumzeug wie Zügelführungsringe, Trensen und Lederbesatz. Demnach war die Kupferstraße, die hier die Ilm überquerte, bereits in der Zeit der Hermunduren und Thüringer in Gebrauch. Dazu passt, dass sich dort zahlreiche Münzen, Keramik und Bronze römischer Provenienz fanden. Einheimische Produkte sind hingegen Zangenfibeln und eine Bügelknopffibeln.[2]

Entstehung, Ersterwähnungen, Stadtwerdung

Eine Erwähnung Stadtilms ist in einer gefälschten Urkunde Heinrichs V. für das Kloster Reinhardsbrunn zu finden, die das Datum vom 14. September 1114 trägt. Diese Urkunde, die wahrscheinlich in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts, spätestens in den 1220er Jahren ausgefertigt wurde, belegt, dass bereits zum Zeitpunkt der Fälschung ein Ort Stadtilm existiert haben muss.[3] Die erste Erwähnung der Bürgerschaft und damit der Stadt Stadtilm basiert auf einer Urkunde vom 13. Mai 1268. Es handelt sich dabei um eine Übereignungsurkunde, in der ein „civis ylmene“ (Bürger von Ylmene) erwähnt wird. Die Urkunde gilt als Beleg für den Status als Stadt, da die Bezeichnung „civis“ in dieser Zeit nur für Einwohner von Ortschaften mit Stadtrecht benutzt wurde. Die Ortschaft bestand aber nachweislich schon länger, da die Kirche bereits 1235 geweiht wurde.

Teilung zwischen Schwarzburg und Kevernburg (bis 1388) Im 13. Jahrhundert gehörte (Stadt)Ilm gleichzeitig zu zwei Herrschaftshäusern: Eine Hälfte (die obere Herrschaft) gehörte dem Haus Schwarzburg, die andere (die untere Herrschaft) dem Hause der Käfernburger. Die Grenze der beiden Staaten verlief genau durch das Gebiet der Ortschaft. Da zwischen beiden Häusern häufig Uneinigkeit bestand, versicherten 1293 die Häupter der beiden Grafschaften, Graf Günther VIII. von Käfernburg und Günther XI., Graf und Herr zu Schwarzburg, dass bei möglichen Auseinandersetzungen die Bürger der Stadt nicht in Mitleidenschaft gezogen werden sollten. Dieses Versprechen wurde 1302 wiederholt, es ist dann den Bürgern sogar gestattet worden, von einem Teil der Stadt in den anderen zu ziehen. Zudem soll (Stadt)Ilm niemals Platz für „eine Burg oder ein Bollwerk“ werden. 1388 endete die Teilung der Stadt, als das schwarzburg-wachsenburgische Geschlecht den käfernburgischen Teil der verwitweten Gräfin Sophie von Käfernburg abkaufte.

Schwarzburger, Zeit bis 1918

Im Schwarzburgischen Hauskrieg (1447–1451) wurde Stadtilm drei Wochen lang durch 18.000 (nach anderen Quellen 1.800) Mann des Kurfürsten Friedrich von Sachsen (der Sanftmütige) belagert. Diese Belagerung soll dadurch beendet worden sein, dass die Stadtilmer das letzte in der Stadt befindliche Schwein schlachteten, um ein letztes Fest zu feiern, bei dem auch Bratwürste gebraten wurden. Die ebenfalls am Ende ihrer Vorräte angelangten Belagerer sahen die Rauchwolken, rochen die Bratwürste und sahen Stadtilm noch für lange Zeit gut versorgt, so dass sie die Belagerung aufgaben.

Während des Deutschen Bauernkrieges gab es keine Kämpfe in Stadtilm, obwohl 5000 bis 8000 Aufständische vor der Stadt lagerten. Nachdem die Stadttore geöffnet worden waren, verköstigte das Zisterzienser-Kloster Ilm die rebellierenden Bauern. Einige der Bürger Stadtilms schlossen sich den Bauern an, vier von ihnen wurden nach der Niederschlagung des Aufstandes auf dem Arnstädter Marktplatz geköpft.

1571 teilte sich nach dem Tod Günthers XL. das schwarzburgische Haus zunächst in vier Teile. 1599 waren jedoch zwei der Söhne Günthers XL. kinderlos gestorben, so dass mit dem Stadtilmer Vertrag die Teilung des Schwarzburger Hauses in die zwei Linien Schwarzburg-Rudolstadt (dem Stadtilm angehörte) und Schwarzburg-Sondershausen vollzogen war.

Während des Dreißigjährigen Krieges von 1618 bis 1648 wurde Stadtilm mehrmals von Landsknechten geplündert und auch einmal von schwedischen Truppen eingenommen.

Mehrmals zerstörten große Brände Teile der Stadt. Beim Brand von 1675, der vermutlich im Gasthof „Roter Hirsch“ begann, verbrannten 23 Häuser sowie 26 Scheunen und Ställe. Am 1. August 1780 fielen neben allen öffentlichen Gebäuden 172 von 322 Wohnhäusern einem weiteren großen Stadtbrand zum Opfer (nach anderen Quellen 173 von 312 Häusern). Ursache soll übergekochtes und angebranntes Fett in der Hütte eines Tagelöhners gewesen sein. Da wegen des Brandes die Kirche nicht mehr benutzbar war, musste ein neuer Ort gefunden werden, in dem die kirchlichen Zeremonien stattfanden. Im ehemaligen Kloster Ilm, welches nun als Schloss genutzt wurde, befand sich eine – wahrscheinlich vom Brand unversehrte – Kapelle, die während der neun Jahre dauernden Rekonstruktion der Kirche diesem Zweck genügte.

1917 wurden die beiden großen Kirchenglocken aus dem Jahr 1783, sowie die 1775 und 1805 gegossenen Glocken der Oberilmer Kirche abgebaut, da das Metall dringend in der Rüstungsindustrie benötigt wurde. Aus dem Ersten Weltkrieg kamen 138 Bewohner Stadtilms sowie 15 Bewohner des heutigen Ortsteils Oberilm nicht zurück.

1918 bis 1933

Bis zum Ende des Ersten Weltkrieges 1918 gehörte Stadtilm zum Fürstentum Schwarzburg-Rudolstadt (Oberherrschaft). Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs dankte mit zwei Wochen Verspätung am 23. November 1918 Fürst Günther Victor, der in Personalunion auch das Fürstentum Schwarzburg-Sondershausen regierte, als letzter deutscher Monarch ab. Seit 1919 gehörte Stadtilm zum Freistaat Schwarzburg-Rudolstadt, der 1920 im neuen Land Thüringen aufging. Durch die Aufteilung Thüringens in Kreise gehörte Stadtilm seit diesem Zeitpunkt zum Kreis Arnstadt. 1922 wurde der bis dahin eigenständige Ort Oberilm als Ortsteil Stadtilms eingegliedert.

Im Dezember 1918 – kurz nach Ende des Krieges – wurde zum ersten Mal Stadtilmer Notgeld in Umlauf gebracht, zunächst nur 5- und 10-Pfennig-Scheine, später auch 50-Pfennig-Scheine. 1923, zum Höhepunkt der Inflation, entsprachen 10 Milliarden Mark Notgeld 1 Pfennig in Goldmark.

1933 bis 1945

Bereits am 5. Mai 1933, kurz nach der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler, erhielten er und Gauleiter Fritz Sauckel das Ehrenbürgerrecht der Stadt. Gleichzeitig wurden einige Straßen und Plätze umbenannt, so erhielt beispielsweise der Marktplatz den Namen Adolf-Hitler-Platz. Es gab jedoch auch widerständiges Verhalten Einzelner, das mit Hochverratsanklagen und Gefängnishaft geahndet wurde. Im Jahre 1933 wurde am Buchberg, unterhalb der ehemaligen Gaststätte Zur Wilhelmshöhe, ein Reichsarbeitsdienst-Lager (RAD) errichtet.

Am 26. August 1939 wurden die Reservisten der Wehrmacht wieder einberufen und im RAD am Buchberg einquartiert, um eine Nachschubkompanie aufzustellen. Bereits am 31. August 1939 – einen Tag vor Beginn des Zweiten Weltkrieges – wurde die Kompanie in Bewegung gesetzt, der Abtransport fand mittels Zug Richtung Arnstadt statt. 1940 wurde in Stadtilm erstmals Luftalarm ausgelöst, die alliierten Kräfte warfen ihre Bomben jedoch nur in benachbarten Ortschaften ab. Die 1924 als Ersatz für die im Ersten Weltkrieg demontierten neu gegossenen Glocken der Stadtilmer Stadtkirche wurden 1942 erneut demontiert. Auch sie dienten der Rüstungsindustrie als Rohstoff, nur der kleinsten Glocke blieb dieses Schicksal erspart.

Während des Zweiten Weltkrieges mussten mehr als 380 Ostarbeiter sowie Kriegsgefangene und Militärinternierte Zwangsarbeit leisten: in der Schuhfabrik Paul Hoffmann & Co. und in der Rheinmetall-Borsig AG. Auf dem Friedhof sind 15 unbekannte Häftlinge begraben, auch zwei Opfer eines Todesmarsches. Vier Tote sind auf dem Friedhof Oberilm bestattet.[4]

Im April 1945 wurde Thüringen Stück für Stück durch die US-amerikanischen Streitkräfte erobert. Um den 4. April befanden sich die Truppen bereits kurz vor Gotha. Häftlinge des KZs Buchenwald, welche zuvor Arbeiter im Lager S III (Jonastal) waren, wurden während eines Todesmarsches ab dem 6. April 1945 gruppenweise durch die Stadt geführt. Heute erinnert ein Denkmal in der Maxim-Gorki-Straße an die Opfer dieses Marsches.

Bereits im August 1943 richtete die Forschungsgruppe um Kurt Diebner ein Kernforschungslabor für das Uranprojekt in den Kellergewölben der damaligen Mittelschule ein. Dort wurden Experimente zur Urankernspaltung und Brennversuche mit Uran und Deuteriumoxiden durchgeführt. Dieses Labor bestand bis Anfang April 1945, als Diebner angesichts der nahenden Alliierten mit seinen Forschungsergebnissen Richtung Bayern floh.

Um den Vormarsch der Amerikaner aufzuhalten, wurde versucht, strategische Verkehrswege unpassierbar zu machen. Nachdem bereits die Mühlgrabenbrücke komplett und die Oberilmer Brücke teilweise durch Wehrmachtsangehörige zerstört worden waren, versuchten diese am 10. April den Viadukt der Bahnstrecke nach Arnstadt ebenfalls zu zerstören. Der erste Sprengversuch mit zwei Zwei-Zentner-Bomben richtete kaum Schaden am Bauwerk an, ein zweiter Sprengversuch durch eine auf dem Viadukt liegende Mine konnte durch Stadtilmer Bürger verhindert werden.

Am 11. April 1945 wurde bei der Detonation einer Fliegerbombe im Kirchgarten die Methfesselschule zerstört, auch die Stadtkirche wurde schwer beschädigt. Die Schule war zuvor Unterkunft für die Nachrichteneinheit 500 der SS gewesen.

Am Morgen des 12. April 1945 rückten erste amerikanische Truppen in die Stadt ein und trafen dort noch auf Widerstand des Volkssturmes, der jedoch nicht lange standhielt, so dass noch am selben Tag die Stadt den Amerikanern übergeben wurde.

1945 bis 1989

Gemäß den Zonenprotokollen aus dem Jahr 1944 wurde die Stadt am 4. Juli 1945 Teil der Sowjetischen Besatzungszone. Erste Veränderungen der neuen Gesellschaftsordnung wurden bald spürbar: Im September 1945 fand im Rahmen der Bodenreform die Enteignung mehrerer Güter statt, das Land wurde an Landarbeiter sowie an Flüchtlinge aus den deutschen Ostgebieten aufgeteilt. Auch die Betriebe wurden enteignet und in Volkseigene Betriebe überführt. Erster Betrieb im gesamten Kreis Arnstadt war die Saline in Oberilm, es folgten das Lederwerk und die Gelatinefabrik.

1949 ging die Sowjetische Besatzungszone in die neu gegründete Deutsche Demokratische Republik über. Bereits in den ersten Jahren ihres Bestehens wurde das Stadtbild entscheidend verändert. Es entstanden bis in die Mitte der 1960er Jahre vor allem im Rahmen des Nationalen Aufbauwerkes Plattenbausiedlungen, eine Schule und mehrere Kindergärten, Industriebetriebe, ein Schwimmbad, ein Landambulatorium, ein Kino und anderes. Bis in die 1980er Jahre wurden die Plattenbaugebiete in Oberilm und zwischen der Straße der Freundschaft (heute Weimarische Straße) und der Baumallee ausgebaut. 1975 wurde ein zweites Schulgebäude eingeweiht.

Am 1. Juli 1950 wurde die bis dahin eigenständige Gemeinde Oberilm eingegliedert.

Die in der gesamten DDR stattgefundenen Demonstrationen am 7. und 8. Oktober 1989 betrafen Stadtilm noch nicht, nur in der Kreisstadt Arnstadt wurde demonstriert. Am 10. Dezember 1989 fand die erste Schweigedemonstration statt, die vom Marktplatz aus durch mehrere Straßen der Innenstadt führte.

Seit 1990

Nach der Wende fanden am 6. Mai 1990 die ersten freien Kommunalwahlen statt, bei denen die CDU mit zwölf Sitzen und die SPD mit elf Sitzen die höchsten Wahlergebnisse erreichten. 1994 wurden der Landkreis Arnstadt, zu dem Stadtilm bis dahin gehörte, mit dem Landkreis Ilmenau zum Ilm-Kreis zusammengelegt. Das Hohe Kreuz, eine kleine bei Stadtilm gelegene Siedlung, entschied sich im selben Jahr mit 12:10 Stimmen, nicht Stadtilm, sondern der Gemeinde Niederwillingen beizutreten. 1996 schloss sich diese mit anderen Gemeinden zur Gemeinde Ilmtal zusammen. Zur Umsetzung der Gebietsreform Thüringen 2018 bis 2024 wurden Verhandlungen mit ebendieser über einen Zusammenschluss vorgenommen, welche in eine Eingliederung Ilmtals zum 6. Juli 2018 mündeten.[5][6][7]

Am 20. Dezember 2017 wurde nahe Traßdorf eine neue Anschlussstelle der A 71 eröffnet, die den Namen der Stadt trägt und die Bundesstraße 90 anbindet, welche südlich an der Stadt vorbeiführt. Danach sollte der Hund, die Straße nach Nahwinden, zurückgebaut werden.[8][9]


Text: Wikipedia

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