Steinerne Brücke

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Die Steinerne Brücke ist neben dem Regensburger Dom das bedeutendste Wahrzeichen der Stadt Regensburg und gilt als ein Meisterwerk mittelalterlicher Baukunst. Sie verbindet die durch die Donau getrennten Stadtteile Innenstadt und Stadtamhof. 2007 wurde sie für die Auszeichnung als Historisches Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst in Deutschland nominiert.

Reklamemarkenn

Verzeichnis der Reklamemarkenmit einem Bezug zur Brücke.

Geschichte

Errichtung der Brücke

Die Steinerne Brücke wurde innerhalb von nur elf Jahren, vermutlich von 1135 bis 1146, erbaut. Sie wurde vom Kreuzfahrerheer unter Ludwig VII. für die Donauüberquerung benutzt und war für mehr als 800 Jahre die einzige Donaubrücke in Regensburg. Die Steinerne Brücke diente als Vorbild für andere große Steinbrückenbauten des 12. und 13. Jahrhunderts über die Elbe in Dresden, die Moldau in Prag (Judithbrücke; die Vorgängerin der heutigen Karlsbrücke), die Themse in London und die Rhône in Avignon.


Konstruktion und bauliche Veränderungen

Die Steinerne Brücke ist eine Steinbogenbrücke mit 14 Bögen. Der erste Bogen und der erste Pfeiler an der Südseite wurden bei der Errichtung des Salzstadels 1616–20 komplett eingebaut, sind aber unter der Brückenauffahrt erhalten. Ursprünglich befand sich hier ein kleiner Hafen am Wiedfang. Der Bau der Pfeilergründung erfolgte innerhalb eines Fangdammes aus Eichenbohlen. Die Brückenpfeiler ruhen auf Schwellrosten aus Eichenstämmen auf dem Kiesbett der Donau. Zum Schutz vor Unterspülung sind sie von pfeilförmigen, künstlichen Inseln umgeben, sogenannten Pfeilerinseln oder Beschlächten, die 1687 verbreitert wurden. Diese Inseln stellen für das durchfließende Wasser eine beträchtliche Verengung dar, woraus ein Pegelunterschied von zirka 0,5 m zwischen Ober- und Unterwasser der Brücke resultiert. Dies verursacht eine starke Strömung unter den Brückenbögen und Wasserwirbel unterhalb der Brücke, den bekannten Regensburger Donaustrudel.

Die Brücke verfügte ursprünglich über drei Türme, von denen nur der Brückturm auf der Südseite erhalten geblieben ist. Der südliche und der mittlere Turm brannten während der Belagerung aus und wurden erst nach Ende des Krieges 1648 wieder hergestellt. 1784 wurde der mittlere Turm abgebrochen, nachdem er durch Eisstoß praktisch zerstört worden war. Der nördliche Turm wurde 1809 bei der Rückeroberung der von den Österreichern besetzten Stadt durch französische und bayrische Truppen beschädigt und ein Jahr später abgebrochen.

1633 wurde im Dreißigjährigen Krieg beim Anrücken der Schweden das vierte (heute das dritte noch sichtbare) Brückenjoch gesprengt und später durch eine hölzerne Zugbrücke ersetzt. Diese Lücke wurde erst 1790/91 wieder geschlossen. Der große Torbogen seitlich des südlichen Brückturms und die Brückenverbreitung davor wurden Anfang des 20. Jahrhunderts beim Bau der Straßenbahn erstellt. Der unmittelbar davor liegende zweite sowie der elfte Pfeiler der Brücke wurden am 23. April 1945 von deutschen Truppen gesprengt, um den Vormarsch der Amerikaner zu verzögern. Diese Schäden wurden erst 1967 endgültig beseitigt.

1732 wurde die Fahrbahn der Steinernen Brücke verbreitert, indem die ursprünglichen dicken Seitenbrüstungen durch dünnere Sandsteinplatten ersetzt wurden. 1877 wurden diese durch Granitplatten aus Flossenbürg ersetzt; gleichzeitig wurde die aus dem Jahre 1499 stammende hölzerne Verbindungsrampe zum Oberen Wöhrd durch eine Eisenkonstruktion ersetzt. 1950 erhielt die Brücke schließlich Brüstungen aus Betonplatten.

Das nördliche Ende des an die Brücke anschließenden Brückenbasars und Spital-Geländes stellte früher die Staatsgrenze zwischen dem Herzogtum (später Kurfürstentum) Bayern und der Freien Reichsstadt Regensburg dar.

Am Brückenscheitel befindet sich das Bruckmandl (Brückenmännchen), welches einst die städtischen Freiheitsrechte und die Emanzipation aus der Vormundschaft des Bischofs symbolisierte. Diese Figur stammte ursprünglich aus dem Jahre 1446, die aktuelle Ausführung wurde am 23. April 1854 aufgestellt. Eine Vorgängerfigur befindet sich im Historischen Museum Regensburg. In der Nacht zum 27. Dezember 2012 verlor die Figur auf ungeklärte Weise ihren rechten Arm, woraufhin die Stadt Regensburg Anzeige gegen Unbekannt erstattete. Im Rahmen des vierten Bauabschnitts der Brückensanierung soll voraussichtlich zwischen 2016 und 2017 der Arm wieder ergänzt werden.


Heutiger Zustand und Sanierung

Durch die starken Belastungen der letzten Jahrzehnte ist die Dauerhaftigkeit der Brücke stark herabgesetzt, weshalb sie für den motorisierten Verkehr gesperrt ist. Nachdem sie bereits seit einem Bürgerentscheid 1997 für den privaten PKW-Verkehr gesperrt war, erfolgte am Abend des 1. August 2008 die Sperrung auch für Busse und Taxis. Grund für diese Maßnahme war ein Gutachten, wonach die Brückenbrüstungen dem Aufprall eines Busses nicht standhalten würden.

Seit 2010 wird die Brücke saniert. Im Vorfeld wurde im Jahre 2009 umfangreich nach geeignetem Steinmaterial gesucht. Es sollte farblich und von der Struktur her zu dem Originalmaterial passen und außerdem eine ausreichende Festigkeit und Witterungsbeständigkeit aufweisen. Man wurde schließlich in einem aufgelassenen Steinbruch in der Nähe von Ihrlerstein fündig. Die Pläne zur Reaktivierung dieses Steinbruchs wurden allerdings wieder verworfen. Stattdessen wurden Steine verwendet, die früher bereits anderswo verbaut worden waren. Der Generalkonservator und Leiter des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege Egon Greipl kritisierte jedoch sowohl die zu geringe Menge als auch die teilweise schlechte Qualität des bereitgestellten Grünsandsteins.

Im Februar 2013 hat die Stadt Regensburg der mit dem ersten Bauabschnitt beauftragten Firma wegen wiederholter Bauzeitüberschreitungen gekündigt. Inzwischen räumt die Stadt eine erhebliche Verzögerung des Fertigstellungstermins ein. Die Sanierung der Brücke sollte ursprünglich Ende 2014 abgeschlossen sein; inzwischen geht die Stadt von einer Fertigstellung im Jahr 2017 aus.

Auch nach Abschluss der Sanierung soll die Brücke nicht mehr für den motorisierten Verkehr freigegeben werden. Aus diesem Grund wird in Regensburg schon seit Längerem kontrovers über alternative Bustrassen diskutiert, von denen zwei den Neubau einer Brücke stromaufwärts zwischen der Altstadt und dem Oberen Wöhrd (Westtrasse) bzw. zwischen dem Unteren Wöhrd und Stadtamhof (Osttrasse) vorsehen.


Stadtsage

Eine bekannte Sage über den Bau der Steinernen Brücke lautet: Der Brückenbaumeister schloss mit dem Dombaumeister eine Wette ab, wer zuerst sein Bauwerk fertiggestellt haben wird. Nachdem der Dombau wesentlich schneller vonstattenging, schloss der Brückenbaumeister einen Pakt mit dem Teufel, der ihm zur Seite stünde, wenn er die ersten drei Seelen bekäme, die über die Brücke gingen. Von nun an ging der Brückenbau sehr schnell voran, sodass die Brücke zuerst fertiggestellt wurde. Der Teufel forderte nun seinen Lohn, weshalb der Brückenbaumeister bei der Eröffnung erst einen Hahn, eine Henne und einen Hund über die Brücke jagen ließ. Aus Wut darüber versuchte der Teufel die Brücke zu zerstören, was ihm allerdings nicht gelang. Deshalb, so die Sage, hat die Brücke einen Buckel. Tatsächlich war die Brücke jedoch schon lange fertiggestellt, als 1273 mit dem Bau des Domes begonnen wurde.

Genaueres über diese und sehr ähnliche Sagen zu mittelalterlichen Brückenbauten siehe im Artikel zum Frankfurter Brickegickel.


Lieder

Das Volkslied Als wir jüngst in Regensburg waren, sind wir über den Strudel gefahren… bezieht sich nicht auf den Donaustrudel in Regensburg. Das Lied ist ursprünglich ein Scherzlied aus dem 18. Jahrhundert, das von einer Gruppe schwäbischer und bayerischer Kolonistinnen erzählt, die von Ulm über Regensburg donauabwärts Richtung Ungarn fuhren. Der Strudel, der in dem Lied besungen wird, liegt unterhalb des österreichischen Ortes Grein. Es existiert eine Textversion aus dem Jahr 1840, deren Titelzeile „Als wir einst von Regensburg kamen“ näher am Original und am historisch fassbaren Hintergrund der Ostkolonisation liegt als die heute gebräuchliche Liedtextversion.


Schifffahrt im Brückenbereich

Besonders wegen des durch die Brücke erzeugten Donaustrudels direkt unterhalb der Brücke mussten bis ins 20. Jahrhundert alle Schiffe mangels ausreichendem Antrieb stromaufwärts getreidelt werden. Von 1916 bis 1964 gab es dort eine elektrisch betriebene Schiffsdurchzugsanlage.

Auch die Abmessungen der Bogendurchlässe der Steinernen Brücke erfüllten nicht mehr die Anforderungen der modernen Binnenschifffahrt. Im Zuge des Ausbaus der europäischen Wasserstraße Rotterdam – Constanza wurde deshalb, auch zum Schutz des historischen Bauwerks, der Regensburger Europakanal errichtet.

Seit Fertigstellung dieses Schleusenkanals, in dessen Zusammenhang auch flussaufwärts am Pfaffenstein eine Staustufe errichtet wurde, endet der Schiffsverkehr auf dem Südarm der Donau nun an der Ostkante der Eisernen Brücke. Nur noch Sportboote und einige kleinere Ausflugsschiffe fahren durch die Steinerne Brücke. Die Passagierschiffe nutzen die Durchfahrt durch die Steinerne Brücke als Attraktion. Eine Weiterfahrt flussauf ist wegen der Staustufe im Südarm nicht möglich. Für Sportboote existiert eine eigene Schleuse an der Staustufe. Der Europakanal zweigt bei der Staustufe in der Nähe der Autobahnbrücke A 93 nach Nordosten vom Donaustrom ab, verläuft nördlich des Stadtteils Stadtamhof und trifft nach der Schleuse Regensburg auf den Fluss Regen. Nach einer Mündungsstrecke von 420 m trifft der Regen bei Stromkilometer 2378,82 auf den Nordarm des Donaustroms.


Umgebung

Unmittelbar neben der südlichen Brückenauffahrt befindet sich die Historische Wurstkuchl, die in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts an einen Stadtmauerrest des 14. Jahrhunderts angebaut wurde. Flussabwärts der Steinernen Brücke befindet sich am rechten (südlichen) Ufer das Donau-Schiffahrts-Museum Regensburg.



Text: Wikipedia

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